Enslaved
Der Diskografie-Check

Special

Cover Artwork Enslaved Hordanes Land EP 1993 Re-Release 2018

Text: Johannes Werner

Nach den etwas rumpeligen Demos “Nema” und “Yggdrasill” ist es bemerkenswert, mit welchem Potential und welcher Eigenständigkeit ENSLAVED sich 1993 auf “Hordanes Land” – auch als Split mit den seelenverwandten EMPEROR erschienen – zu Wort meldeten. Dass Gitarrist und Hauptsongwriter Ivar Bjørnson zum Zeitpunkt der Aufnahmen schlappe 15 Jahre alt war, ist zu keiner Sekunde hörbar. Vielmehr nehmen ENSLAVED trotz deutlicher Wurzeln im Black Metal einige Elemente vorweg, die wesentliche Charakteristika ihres Signature-Sounds werden sollen: Sinfonische bis verträumte Keyboards, komplexe Songstrukturen, die oft in Überlänge münden und der progressive Blick über den Tellerrand. Letzterer ist zwar im Vergleich zum aktuellen Output der Band lediglich zu erahnen, sollte sich aber als wegweisend entpuppen. ENSLAVED hielten so neben den genannten Split-Partnern aus der Telemark eine Pionierstellung in dieser Verzahnung von Elementen, die kurze Zeit später erst salonfähig wurde.

Es ist ganz natürlich, dass “Hordanes Land” noch nicht die große Klasse der späteren Werke erreichen kann. Man hört den jugendlichen Enthusiasmus und die damit oft einhergehende Naivität, die die Black-Metal-Bands der frühen Neunziger oft so reizvoll gemacht hat. Nicht jeder Tempo- und Themenwechsel (insbesondere im ersten Song “Slaget I Skogen Bortenfor (Epilog / Slaget)” ist elegant, die Keyboards klingen inzwischen nach uralten Fantasy-RPGs. Die beachtliche Leistung, die die blutjungen ENSLAVED auf “Hordanes Land” demonstrieren, trübt das jedoch nicht.

Sammlungswürdig: Für Komplettis

Highlights: Falsche Frage. Man überspielt sich “Hordanes Land” gemeinsam mit der EMPEROR-Seite auf Tape und pfeift es sich bei einer winterlichen Nachtwanderung via Walkman durch die Ohren. Und zwar am Stück.

Galerie mit 22 Bildern: Enslaved - Summer Breeze Open Air 2024

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Quelle: Unsere Plattensammlungen
16.10.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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2 Kommentare zu Enslaved - Der Diskografie-Check

  1. route666 sagt:

    Schöner Überblick über das Werk dieser wirklich außergewöhnlichen Band. Allerdings sehe ich die Vertebrae nicht als must have. Diese Idee mit dem organischeren Sound war für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Die Blodhemn sehe ich auch nicht als ganz so schlimm an, der Sound ist allerdings wirklich dated. Mit E bin ich auch nicht so recht warm geworden.

  2. Knirps sagt:

    Hi. Ich fände eine Retroperspektive schwierig wenn ich die Diskogaphie nicht mit jedem Erscheinen zu seiner jeweiligen Zeit miterlebt hätte. Meine Meinung zu den Empfehlungen ist ziemlich gegenläufig.
    Mein erstes Album war 1993 die Split CD mit Emperor „Hordanes Land“. Für mich waren beide Bands extrem Innovativ und dem Black Metal habe ich beide nicht zugeschrieben. Das Songwriting und Gitarrenspiel ist seit 1993 progressiver als ne Gorgoroth Knallbüchse. Enslaved haben aber von der Black Metal profitiert.
    Für mich sind „Vinkingdingsda Veldi“ und „Frost“ eher Nullnummern und keine guten Alben, eher ne Stilfindung. Bis schließlich mit „Eld“ und „Blodhemn“ Eigenständigkeit gefunden wurde. Neben „Hordanes Land“ sind dies mein Top 3 der Band. Daneben finde ich kein weiteres Album besonders gut. Das aktuelle Trotzdem ist eine meiner Favoritenbands, allerdings neben ca. 100 anderer Favoriten.
    Ab 2000 ging es erst ins Experimentelle statt ins Progressive. Das hat mit Ivars Studium zu tun. Zu dieser Zeit war er viel zu Hause und mit Aufnahmen und Experimenten beschäftigt. Auf lange Touren waren sie auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt endet meine besonderes Interesse für diese Band. Die Innovationskraft war für mich weg. Ich hatte andere Erwartungen an diese Band. Wahrscheinlich symphonischen Folklore Metal. Für mich begann ab 2000 mit Enslaved eine neue Band zu entstehen aber unter gleichem Namen. Das noch nie eine lange Pause eingelegt haben und weiter konsequent und kontinuierlich Aufnehmen und Live spielen ist beachtlich. Da kann man schon stolz sein. Insgesamt eine beindruckende und sympathische Band. Die Leute sind nett, sympathisch und menschlich. Das aktuelle 2020er Album ist wieder ne Nummer härter. Sie haben sich also noch nicht so weich wie Pink Floyd buttern lassen. In 20 Jahren klingen Enslaved bestimmt wie Rush mit krächzenden Backgroundchören.

    Ich empfehle alle Alben von Hordanes Land 1993 bis Blodhemn 1998 für den blackmetalistischen Viking Metal Hannes. Und die anderen gefühlten 20 Alben ab 2000 für jemanden der härtere Progessivere Klänge kennen lernen möchte aber keine Ohrwurmsongs erwartet. Außer das krächsige „Isa“. Das bleibt auch nach 16 Jahren im Ohr stecken.