Enslaved
Der Diskografie-Check
Special
Utgard (2020)
Text: Eckart Maronde
„Utgard“ ist in der nordischen Mythologie ein Gebiet außerhalb der neun Welten und ein Wohnort von Riesen und Trollen. ENSLAVED haben also ein vergleichsweise konkretes Thema als Klammer für die Songs auf ihrem neuen, mittlerweile fünfzehnten Studioalbum gewählt. Und es tut gut, ein paar konkrete Assoziationen und Bilder im Kopf zu haben. Denn „Utgard“ ist ein vergleichsweise sperriges Album geworden, mit dem man vielleicht nicht sofort warm wird.
„Utgard“ – konkrete Assoziationen und Sperrigkeit
Wenn also der Opener „Fires In The Dark“ mit einem sonoren Wikingerchor beginnt, ist dies lediglich der Auftakt zu einem Album, das vergleichsweise progressiv ist und zwischen heimeligen und abweisenden Passagen, zwischen Melodie und Chaos pendelt. Dafür steht stellvertretend „Homebound“, bei dem diese beiden Pole ziemlich unvermittelt gegenüberstehen, nur um im Refrain dann doch eine Synthese zu finden. Eher gewöhnungsbedürftig ist „Urjotun“, das mit einem Synthie-Loop beginnt und schließlich im Spacerock ausläuft. Das ist ungewohnt und sperrig, funktioniert aber trotzdem. Dazwischen stehen Songs, welche die Black-Metal-Wurzeln nicht verleugnen, harsch und gleichzeitig ein wenig episch sind. Gerade am Ende finden sich aber auch Stücke, bei denen der Härtegrad ziemlich zurückgeschraubt wird.
Hinzugekommen ist aber mit Schlagzeuger Iver Sandøy eine weitere Gesangsstimme, die dem Sound von ENSLAVED eine neue Facette hinzufügt – er kann ziemlich frei und mit Inbrunst singen und tut dem Sound des Quintetts aus Bergen durchaus gut. Und so ist „Utgard“ vielseitig und letztlich überzeugend, wenngleich nicht das beste Album der Bergener Band; es ordnet sich aber locker in der oberen Hälfte der überwiegend hochklassigen Diskographie ein.
Sammlungswürdig: Nach den Klassikern: letztlich ja
Highlights: Jettegryta, Homebound, Urjotun
Galerie mit 22 Bildern: Enslaved - Summer Breeze Open Air 2024Mehr zu Enslaved
Band | |
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Stile | Black Metal, Pagan / Viking Metal, Progressive Rock/Metal |
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Schöner Überblick über das Werk dieser wirklich außergewöhnlichen Band. Allerdings sehe ich die Vertebrae nicht als must have. Diese Idee mit dem organischeren Sound war für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Die Blodhemn sehe ich auch nicht als ganz so schlimm an, der Sound ist allerdings wirklich dated. Mit E bin ich auch nicht so recht warm geworden.
Hi. Ich fände eine Retroperspektive schwierig wenn ich die Diskogaphie nicht mit jedem Erscheinen zu seiner jeweiligen Zeit miterlebt hätte. Meine Meinung zu den Empfehlungen ist ziemlich gegenläufig.
Mein erstes Album war 1993 die Split CD mit Emperor „Hordanes Land“. Für mich waren beide Bands extrem Innovativ und dem Black Metal habe ich beide nicht zugeschrieben. Das Songwriting und Gitarrenspiel ist seit 1993 progressiver als ne Gorgoroth Knallbüchse. Enslaved haben aber von der Black Metal profitiert.
Für mich sind „Vinkingdingsda Veldi“ und „Frost“ eher Nullnummern und keine guten Alben, eher ne Stilfindung. Bis schließlich mit „Eld“ und „Blodhemn“ Eigenständigkeit gefunden wurde. Neben „Hordanes Land“ sind dies mein Top 3 der Band. Daneben finde ich kein weiteres Album besonders gut. Das aktuelle Trotzdem ist eine meiner Favoritenbands, allerdings neben ca. 100 anderer Favoriten.
Ab 2000 ging es erst ins Experimentelle statt ins Progressive. Das hat mit Ivars Studium zu tun. Zu dieser Zeit war er viel zu Hause und mit Aufnahmen und Experimenten beschäftigt. Auf lange Touren waren sie auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt endet meine besonderes Interesse für diese Band. Die Innovationskraft war für mich weg. Ich hatte andere Erwartungen an diese Band. Wahrscheinlich symphonischen Folklore Metal. Für mich begann ab 2000 mit Enslaved eine neue Band zu entstehen aber unter gleichem Namen. Das noch nie eine lange Pause eingelegt haben und weiter konsequent und kontinuierlich Aufnehmen und Live spielen ist beachtlich. Da kann man schon stolz sein. Insgesamt eine beindruckende und sympathische Band. Die Leute sind nett, sympathisch und menschlich. Das aktuelle 2020er Album ist wieder ne Nummer härter. Sie haben sich also noch nicht so weich wie Pink Floyd buttern lassen. In 20 Jahren klingen Enslaved bestimmt wie Rush mit krächzenden Backgroundchören.
Ich empfehle alle Alben von Hordanes Land 1993 bis Blodhemn 1998 für den blackmetalistischen Viking Metal Hannes. Und die anderen gefühlten 20 Alben ab 2000 für jemanden der härtere Progessivere Klänge kennen lernen möchte aber keine Ohrwurmsongs erwartet. Außer das krächsige „Isa“. Das bleibt auch nach 16 Jahren im Ohr stecken.