Enslaved
Der Diskografie-Check

Special

Enslaved - E Cover Artwork

E (2019)

Text: Marc Thorbrügge

Nachdem ENSLAVED über zehn Jahre kultiviert haben, was mit “Isa” gepflanzt wurde, probieren sie mit “E” neue Ideen aus. Dies bedeutet jedoch keine unbekümmerte Beliebigkeit, sondern ein überaus durchdachtes Experiment. Mehr noch als früher lassen sich ENSLAVED vom Progressive Rock der 1970er inspirieren, was sich nicht nur in den generellen Songstrukturen, sondern auch in der Gitarrenarbeit und dem Keyboard-Einsatz widerspiegelt.

Dabei machen die Norweger aber nicht den Fehler, ihr Erbe komplett über Bord zu werfen. “E” steht zumindest mit einem Zeh im Black Metal und beinhaltet immer noch die nordische Majestät des Viking Metal. Doch damit hört es nicht auf. Doom, Post-Rock und sogar ein Saxophon finden sich auf “E” ein.

Trotzdem klingt alles wie aus einem Guss und eingängig. Ungeachtet der komplexen Songstrukturen finden die Songs leicht ihren Weg ins Gedächtnis, ohne dabei aufdringlich um Gunst zu betteln. Unterm Strich ist “E” trotz aller unterschiedlicher Einflüsse kein Sammelsurium, sondern ein in sich schlüssiges Werk, mit dem ENSLAVED sich zwar nicht komplett neu erfinden, aber neue Wege für sich entdecken. Dies mag nicht jedem gefallen, zeigt aber, dass die Band ihre Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt hat.

Sammlungswürdig: Für Fortgeschrittene.

Highlights: „Sacred Horse“, „Hiindsiight“

Galerie mit 22 Bildern: Enslaved - Summer Breeze Open Air 2024

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Quelle: Unsere Plattensammlungen
16.10.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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2 Kommentare zu Enslaved - Der Diskografie-Check

  1. route666 sagt:

    Schöner Überblick über das Werk dieser wirklich außergewöhnlichen Band. Allerdings sehe ich die Vertebrae nicht als must have. Diese Idee mit dem organischeren Sound war für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Die Blodhemn sehe ich auch nicht als ganz so schlimm an, der Sound ist allerdings wirklich dated. Mit E bin ich auch nicht so recht warm geworden.

  2. Knirps sagt:

    Hi. Ich fände eine Retroperspektive schwierig wenn ich die Diskogaphie nicht mit jedem Erscheinen zu seiner jeweiligen Zeit miterlebt hätte. Meine Meinung zu den Empfehlungen ist ziemlich gegenläufig.
    Mein erstes Album war 1993 die Split CD mit Emperor „Hordanes Land“. Für mich waren beide Bands extrem Innovativ und dem Black Metal habe ich beide nicht zugeschrieben. Das Songwriting und Gitarrenspiel ist seit 1993 progressiver als ne Gorgoroth Knallbüchse. Enslaved haben aber von der Black Metal profitiert.
    Für mich sind „Vinkingdingsda Veldi“ und „Frost“ eher Nullnummern und keine guten Alben, eher ne Stilfindung. Bis schließlich mit „Eld“ und „Blodhemn“ Eigenständigkeit gefunden wurde. Neben „Hordanes Land“ sind dies mein Top 3 der Band. Daneben finde ich kein weiteres Album besonders gut. Das aktuelle Trotzdem ist eine meiner Favoritenbands, allerdings neben ca. 100 anderer Favoriten.
    Ab 2000 ging es erst ins Experimentelle statt ins Progressive. Das hat mit Ivars Studium zu tun. Zu dieser Zeit war er viel zu Hause und mit Aufnahmen und Experimenten beschäftigt. Auf lange Touren waren sie auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt endet meine besonderes Interesse für diese Band. Die Innovationskraft war für mich weg. Ich hatte andere Erwartungen an diese Band. Wahrscheinlich symphonischen Folklore Metal. Für mich begann ab 2000 mit Enslaved eine neue Band zu entstehen aber unter gleichem Namen. Das noch nie eine lange Pause eingelegt haben und weiter konsequent und kontinuierlich Aufnehmen und Live spielen ist beachtlich. Da kann man schon stolz sein. Insgesamt eine beindruckende und sympathische Band. Die Leute sind nett, sympathisch und menschlich. Das aktuelle 2020er Album ist wieder ne Nummer härter. Sie haben sich also noch nicht so weich wie Pink Floyd buttern lassen. In 20 Jahren klingen Enslaved bestimmt wie Rush mit krächzenden Backgroundchören.

    Ich empfehle alle Alben von Hordanes Land 1993 bis Blodhemn 1998 für den blackmetalistischen Viking Metal Hannes. Und die anderen gefühlten 20 Alben ab 2000 für jemanden der härtere Progessivere Klänge kennen lernen möchte aber keine Ohrwurmsongs erwartet. Außer das krächsige „Isa“. Das bleibt auch nach 16 Jahren im Ohr stecken.