Enslaved
Der Diskografie-Check
Special
RIITIIR (2012)
Text: Alex Klug
The best of both worlds: Eigentlich ist es schon schwer zu glauben, wie jung und frisch ENSLAVED 2012 klingen – ohne gleichzeitig anbiedernd und scheiße zu sein. Der Shift vom reinen Black Metal zum extremeren Prog ist längst vollzogen, „RIITIIR“ bietet Platz für gediegene, teils nicht einmal unpoppige Melodiearbeit – und viel Vertrautes.
Musikalisch geht’s dabei gar nicht so viel anders zu als in der jüngeren Vergangenheit, das Riffing wurzelt etwas mehr in Doom und Hard Rock denn im Black Metal vergangener Tage (Ausnahme: „Storm Of Memories“). Die jedoch auch Alt-ENSLAVED-Fans nicht unbekannte repetitive Komponente lässt sich auch hier klar auszumachen, verlagert sich zeitweise jedoch in bisher noch nicht beackerte Krautrock-Gefilde. Das sorgt zwar gerade in der zweiten Hälfte vielleicht einmal für die eine oder andere Länge – macht aber eben auch nur einen Bruchteil der instrumentalen Leistung aus.
Die eigentliche samtig-weiche Rotwein-Note verdankt „RIITIIR“ nämlich Keyboarder Herbrand Larsen, der gesanglich die wohl beste Performance seine Karriere hinlegt – von AHABs postig-doomigen „The Giant“ einmal abgesehen, auf dem er früher im Jahr beteiligt ist.
Aber: Keine falsche Angst vor altersmildem Geschwurbel! Denn schon das überlebensgroße „Roots Of The Mountain“ zeigt, dass zu einem guten Wein immer auch eine ordentliche Portion Nüsse gehören. Und so sorgt der Wechselgesang zwischen Larsen und gutturalem Hauptsänger Kjellson, dem scheinbar selbige den Rachen aufgekratzt haben, dafür, dass „RIITIIR“ als einer der deutlicheren Grenzgänger der ENSLAVED-Diskografie nie die Balance verliert.
Sammlungswürdig: Aber ja doch!
Highlights: Roots Of The Mountain, Thoughts Like Hammers
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Band | |
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Stile | Black Metal, Pagan / Viking Metal, Progressive Rock/Metal |
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Schöner Überblick über das Werk dieser wirklich außergewöhnlichen Band. Allerdings sehe ich die Vertebrae nicht als must have. Diese Idee mit dem organischeren Sound war für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Die Blodhemn sehe ich auch nicht als ganz so schlimm an, der Sound ist allerdings wirklich dated. Mit E bin ich auch nicht so recht warm geworden.
Hi. Ich fände eine Retroperspektive schwierig wenn ich die Diskogaphie nicht mit jedem Erscheinen zu seiner jeweiligen Zeit miterlebt hätte. Meine Meinung zu den Empfehlungen ist ziemlich gegenläufig.
Mein erstes Album war 1993 die Split CD mit Emperor „Hordanes Land“. Für mich waren beide Bands extrem Innovativ und dem Black Metal habe ich beide nicht zugeschrieben. Das Songwriting und Gitarrenspiel ist seit 1993 progressiver als ne Gorgoroth Knallbüchse. Enslaved haben aber von der Black Metal profitiert.
Für mich sind „Vinkingdingsda Veldi“ und „Frost“ eher Nullnummern und keine guten Alben, eher ne Stilfindung. Bis schließlich mit „Eld“ und „Blodhemn“ Eigenständigkeit gefunden wurde. Neben „Hordanes Land“ sind dies mein Top 3 der Band. Daneben finde ich kein weiteres Album besonders gut. Das aktuelle Trotzdem ist eine meiner Favoritenbands, allerdings neben ca. 100 anderer Favoriten.
Ab 2000 ging es erst ins Experimentelle statt ins Progressive. Das hat mit Ivars Studium zu tun. Zu dieser Zeit war er viel zu Hause und mit Aufnahmen und Experimenten beschäftigt. Auf lange Touren waren sie auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt endet meine besonderes Interesse für diese Band. Die Innovationskraft war für mich weg. Ich hatte andere Erwartungen an diese Band. Wahrscheinlich symphonischen Folklore Metal. Für mich begann ab 2000 mit Enslaved eine neue Band zu entstehen aber unter gleichem Namen. Das noch nie eine lange Pause eingelegt haben und weiter konsequent und kontinuierlich Aufnehmen und Live spielen ist beachtlich. Da kann man schon stolz sein. Insgesamt eine beindruckende und sympathische Band. Die Leute sind nett, sympathisch und menschlich. Das aktuelle 2020er Album ist wieder ne Nummer härter. Sie haben sich also noch nicht so weich wie Pink Floyd buttern lassen. In 20 Jahren klingen Enslaved bestimmt wie Rush mit krächzenden Backgroundchören.
Ich empfehle alle Alben von Hordanes Land 1993 bis Blodhemn 1998 für den blackmetalistischen Viking Metal Hannes. Und die anderen gefühlten 20 Alben ab 2000 für jemanden der härtere Progessivere Klänge kennen lernen möchte aber keine Ohrwurmsongs erwartet. Außer das krächsige „Isa“. Das bleibt auch nach 16 Jahren im Ohr stecken.