Enslaved
Der Diskografie-Check
Special
Axioma Ethica Odini (2010)
Text: Michael Klaas
Beim Lesen zeitgenössischer Kritiken freuten sich viele, dass ENSLAVED mit „Axioma Ethica Odini“ wieder metallischer geklungen haben und den etwas rockigeren, experimentellen Sound der Vorgängerwerke „Ruun“ und „Vertebrae“ wieder mit deutlich mehr Härte unterfüttert haben. Im Grunde kann man das so stehen lassen. „Axioma Ethica Odini“ ist der jüngere, ruppigere Bruder der beiden Vorgängerwerke und als solcher heavier und rifforienterter (man höre „The Beacon“!) unterwegs bei gleichbleibendem Fokus auf Experimentierfreude und Atmosphäre.
Die Norweger sind wieder härter unterwegs
Man muss dazu sagen, dass das Album hier und da auch repetitive Passagen enthält, die nicht immer ganz zünden. Die etwas langweilig bratenden Riffs im Opener „Ethica Odini“ hätten mit etwas mehr Leben gefüllt werden können. Aber das ist wirklich Korinthenkackerei, denn abseits dieser kleineren Abstriche laufen die Norweger wieder einmal zur Hochform auf.
Will sagen: Die mittlerweile bewährten, experimentellen Qualitätsmerkmale halten auch hier weiterhin, was sie versprechen, haben dank des erhöhten Metal-Anteils nun aber einen etwas technischeren Charakter. Sie zielen weiterhin erfolgreich auf Atmosphäre ab, was sich wunderbar mit der Gesangsleistung ergänzt. Apropos: Das gesangliche Zweigespann Grutle Kjellson/Herbrand Larsen läuft vor allem in „Waruun“ und „Night Sight“ zu stimmungsvollen Höchstleistungen auf. Songschreiberisch haben diese beiden Tracks zusammen mit dem vergleichsweise geradeaus gespielten „Raidho“, „Giants“ und „Singular“ die Nase vorn, während das Synthie-Interlude „Axioma“ eine nette Dreingabe ist.
Klasse mit kleinen Abstrichen
Kurzum: ENSLAVED rücken ihren modernisierten Sound mit „Axioma Ethica Odini“ wieder etwas mehr in Richtung Metal und passen ihr Songwriting entsprechend an. Mit den erwähnten, kleinen Abstrichen kann die Platte als weiterer, essentieller Bestandteil der mittelspäten ENSLAVED angesehen, -gehört und gesammelt werden.
Sammlungswürdig: Wer die Wahl zwischen dem hier und „Ruun“/“Vertebrae“ hat, sollte letzteren den Vortritt lassen. Ansonsten: Definitiv!
Highlights: Raidho, Waruun, The Beacon, Giants, Singular, Night Sight
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Band | |
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Stile | Black Metal, Pagan / Viking Metal, Progressive Rock/Metal |
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Schöner Überblick über das Werk dieser wirklich außergewöhnlichen Band. Allerdings sehe ich die Vertebrae nicht als must have. Diese Idee mit dem organischeren Sound war für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Die Blodhemn sehe ich auch nicht als ganz so schlimm an, der Sound ist allerdings wirklich dated. Mit E bin ich auch nicht so recht warm geworden.
Hi. Ich fände eine Retroperspektive schwierig wenn ich die Diskogaphie nicht mit jedem Erscheinen zu seiner jeweiligen Zeit miterlebt hätte. Meine Meinung zu den Empfehlungen ist ziemlich gegenläufig.
Mein erstes Album war 1993 die Split CD mit Emperor „Hordanes Land“. Für mich waren beide Bands extrem Innovativ und dem Black Metal habe ich beide nicht zugeschrieben. Das Songwriting und Gitarrenspiel ist seit 1993 progressiver als ne Gorgoroth Knallbüchse. Enslaved haben aber von der Black Metal profitiert.
Für mich sind „Vinkingdingsda Veldi“ und „Frost“ eher Nullnummern und keine guten Alben, eher ne Stilfindung. Bis schließlich mit „Eld“ und „Blodhemn“ Eigenständigkeit gefunden wurde. Neben „Hordanes Land“ sind dies mein Top 3 der Band. Daneben finde ich kein weiteres Album besonders gut. Das aktuelle Trotzdem ist eine meiner Favoritenbands, allerdings neben ca. 100 anderer Favoriten.
Ab 2000 ging es erst ins Experimentelle statt ins Progressive. Das hat mit Ivars Studium zu tun. Zu dieser Zeit war er viel zu Hause und mit Aufnahmen und Experimenten beschäftigt. Auf lange Touren waren sie auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt endet meine besonderes Interesse für diese Band. Die Innovationskraft war für mich weg. Ich hatte andere Erwartungen an diese Band. Wahrscheinlich symphonischen Folklore Metal. Für mich begann ab 2000 mit Enslaved eine neue Band zu entstehen aber unter gleichem Namen. Das noch nie eine lange Pause eingelegt haben und weiter konsequent und kontinuierlich Aufnehmen und Live spielen ist beachtlich. Da kann man schon stolz sein. Insgesamt eine beindruckende und sympathische Band. Die Leute sind nett, sympathisch und menschlich. Das aktuelle 2020er Album ist wieder ne Nummer härter. Sie haben sich also noch nicht so weich wie Pink Floyd buttern lassen. In 20 Jahren klingen Enslaved bestimmt wie Rush mit krächzenden Backgroundchören.
Ich empfehle alle Alben von Hordanes Land 1993 bis Blodhemn 1998 für den blackmetalistischen Viking Metal Hannes. Und die anderen gefühlten 20 Alben ab 2000 für jemanden der härtere Progessivere Klänge kennen lernen möchte aber keine Ohrwurmsongs erwartet. Außer das krächsige „Isa“. Das bleibt auch nach 16 Jahren im Ohr stecken.