Enslaved
Der Diskografie-Check

Special

Ruun (2006)

Text: Sven Lattemann

Mitte 2006 erscheint das neunte Album von ENSLAVED. Die Norweger schleifen weiter an ihrem ureigenen Progressive Viking Metal: In direkter Folge zu dem Vorgänger „Isa“ fühlt sich „Ruun“ wie eine konsequente Fortführung ohne großen Bruch an.

„Ruun“ – Das Team spielt sich ein

„Ruun“ wirkt runder, vielleicht auch ein wenig geschlossener als „Isa“, ist dafür aber auch etwas weniger impulsiv. Die rockigen Anteile erobern zunehmend das Terrain, so richtig losgehauen wird auf „Ruun“ gar nicht mehr – da geht es maximal ein wenig zackig auf „Fusion Of Sense And Earth“ voran.

Das mit „Isa“ formierte Gesangsduo Kjellson/ Larsen gewinnt hörbar an Routine und harmoniert zunehmend ausgewogen. Ein besonderes Highlight bildet der in der Mitte des Albums angesiedelte Titeltrack „Ruun“, der mit seinem Wechsel aus Klargesang und Growling, den Tempowechseln und dem spannenden Songaufbau ein absolutes Highlight der Schaffenskraft ENSLAVEDs darstellt.

Dass die Black Metal-Wurzeln dabei weitestgehend gekappt werden und nur noch gelegentlich durchschimmern: Reine Haarspalterei. ENSLAVED haben Mitte der 2000er-Jahre ihren eigenen Sound gefunden, der in so epischen, von Keyboardklängen getragenen Titel wie „Essence“ oder “Heir To The Cosmic Seed” definiert wird.

ENSLAVED treibt es weiter zu neuen Ufern

Mit “Ruun” setzen ENSLAVED ihre Expedition in progressive Gefilde fort – eine rastlose Suche, die auch mit diesem Album nicht vollendet wird. “Ruun” ist und bleibt aber ein monolithischer Meilenstein in der Diskographie der Band, der über die gesamte Spielzeit fesselt – einfach auch, weil er das Verhältnis von gelungenem Experiment zu bewährter ENSLAVED-Basis wunderbar ausgewogen hält.

Sammlungswürdig: Klaro. Kennst Du “Ruun”? Musst Du kennen!

Highlights: Entroper, Ruun, Essence

Galerie mit 22 Bildern: Enslaved - Summer Breeze Open Air 2024

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Quelle: Unsere Plattensammlungen
16.10.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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2 Kommentare zu Enslaved - Der Diskografie-Check

  1. route666 sagt:

    Schöner Überblick über das Werk dieser wirklich außergewöhnlichen Band. Allerdings sehe ich die Vertebrae nicht als must have. Diese Idee mit dem organischeren Sound war für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Die Blodhemn sehe ich auch nicht als ganz so schlimm an, der Sound ist allerdings wirklich dated. Mit E bin ich auch nicht so recht warm geworden.

  2. Knirps sagt:

    Hi. Ich fände eine Retroperspektive schwierig wenn ich die Diskogaphie nicht mit jedem Erscheinen zu seiner jeweiligen Zeit miterlebt hätte. Meine Meinung zu den Empfehlungen ist ziemlich gegenläufig.
    Mein erstes Album war 1993 die Split CD mit Emperor „Hordanes Land“. Für mich waren beide Bands extrem Innovativ und dem Black Metal habe ich beide nicht zugeschrieben. Das Songwriting und Gitarrenspiel ist seit 1993 progressiver als ne Gorgoroth Knallbüchse. Enslaved haben aber von der Black Metal profitiert.
    Für mich sind „Vinkingdingsda Veldi“ und „Frost“ eher Nullnummern und keine guten Alben, eher ne Stilfindung. Bis schließlich mit „Eld“ und „Blodhemn“ Eigenständigkeit gefunden wurde. Neben „Hordanes Land“ sind dies mein Top 3 der Band. Daneben finde ich kein weiteres Album besonders gut. Das aktuelle Trotzdem ist eine meiner Favoritenbands, allerdings neben ca. 100 anderer Favoriten.
    Ab 2000 ging es erst ins Experimentelle statt ins Progressive. Das hat mit Ivars Studium zu tun. Zu dieser Zeit war er viel zu Hause und mit Aufnahmen und Experimenten beschäftigt. Auf lange Touren waren sie auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt endet meine besonderes Interesse für diese Band. Die Innovationskraft war für mich weg. Ich hatte andere Erwartungen an diese Band. Wahrscheinlich symphonischen Folklore Metal. Für mich begann ab 2000 mit Enslaved eine neue Band zu entstehen aber unter gleichem Namen. Das noch nie eine lange Pause eingelegt haben und weiter konsequent und kontinuierlich Aufnehmen und Live spielen ist beachtlich. Da kann man schon stolz sein. Insgesamt eine beindruckende und sympathische Band. Die Leute sind nett, sympathisch und menschlich. Das aktuelle 2020er Album ist wieder ne Nummer härter. Sie haben sich also noch nicht so weich wie Pink Floyd buttern lassen. In 20 Jahren klingen Enslaved bestimmt wie Rush mit krächzenden Backgroundchören.

    Ich empfehle alle Alben von Hordanes Land 1993 bis Blodhemn 1998 für den blackmetalistischen Viking Metal Hannes. Und die anderen gefühlten 20 Alben ab 2000 für jemanden der härtere Progessivere Klänge kennen lernen möchte aber keine Ohrwurmsongs erwartet. Außer das krächsige „Isa“. Das bleibt auch nach 16 Jahren im Ohr stecken.