Emergency Gate
World Infected Tourblog Teil 1 (Mons, Moskau)
Special
Ein Bayer in Shanghai. Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Zumindest behaupten EMERGENCY GATE steif und fest, dass sie im April und Mai 2014 auf Asien-Tour sind. Und damit hinterher keiner sagen kann „Screenshot or it didn’t happen“, berichtet Keyboardino Daniel in Wort und Bild von der World Infected Tour, die im belgischen Mons beginnt und die Band über Moskau, Shanghai und zahlreiche andere Städte bis ins australische Brisbane führen wird.
„Op uw gezondheid / A votre santé“ (Mons)
Foto: Olivier Bourgi
Unsere Tour, die uns unter anderem durch drei asiatische Länder führen wird, startet unerwartet asiatisch im belgischen Mons auf dem „Power and Prog Festival“, das in einem riesigen, umgebauten Flugzeughangar stattfindet. Ziemlich abgefahren aber erstaunlich gute Akustik in der ganzen Halle. Die beiden Bühnen befinden sich direkt gegenüber und die Leute müssen sich zwischen den Bands eigentlich nur noch umdrehen. Gutes Konzept, das den Leuten genug Energie zum moshen und Bier trinken lässt.
Unser erstes Festival seit einem halben Jahr und gleichzeitig der Tourstart, ist ein ziemlicher Brecher. Nach dem Konzert schnappen wir uns unsere Freunde von Masterplan und machen uns auf den Weg zu einem kleinen Hotel in Monheim (dort wohnt Matthias, unser Sänger), das sich wenig pathetisch „Zum Vater Rhein“ nennt und mit faszinierendem Blick auf den Rhein wirbt. Leider kommen wir dort erst um 1:30 an, müssen noch packen und müssen drei Stunden danach auch schon wieder los. Also quasi „Rheinfall“ mit der Idylle.
Müde, verkatert und voller Elan fahren wir nach der halben Mütze Schlaf zum Düsseldorfer Flughafen um von dort nach Moskau zu fliegen.
„Budem zdorovi“ (Moskau)
Alle Fotos: Yanosh Gabisoniya
Moskau. Endlich sehen wir mal die Stadt. Letztes Jahr auf dem Weg nach China saßen wir nur ohne Visa acht Stunden im Transit-Bereich von irgendeinem der tausend Moskauer Flughäfen herum (die Dose Bier für umgerechnet ca. 80 Cent rettete uns damals dann aber doch den Arsch).
Moskau ist ein ziemlicher Moloch, aber auch irgendwie wunderschön und wild. Wir werden am Flughafen mit einem Bus abgeholt und russian-style-hupend und scheiss-auf-blinken-spur-wechselnd zur Moscow Hall gefahren. Der Club ist zwar in Fußweite vom Roten Platz sieht aber eher aus als wäre er schon einmal komplett in den Boden gebombt worden. Die Moscow Hall entpuppt sich dann aber doch recht schnell als angenehmer und freundlicher Schuppen für den sich die Moskauer Gäste auch schon anderthalb Stunden vor dem Konzert anstellen. Eine sehr nette Moskauer Vorband (die wir leider weder aussprechen noch schreiben können), Masterplan und wir heizen den Russen ordentlich ein und lassen den Abend, für Russland außergewöhnlich seichte, in unserem Hotel (das wirklich ordentlich was hermacht) ausklingen.
Mein Freund Yanosh der am Abend vorher als Konzertfotograf dabei war holt uns am nächsten Tag nach dem Frühstück ab und macht mit uns eine Tour um den Roten Platz, den Kreml und die prunkvollen Kaufhäuser und Einkaufsstraßen Moskaus. Der Dreck den wir auf dem Weg vom Flughafen zum Club am Vortag gesehen haben wurde wohl hier eingesammelt und auf den Straßen ausserhalb der Innenstadt verteilt. Zum Glück war unser Konzert am Ostersonntag und so konnten wir nicht nur Kvass (ein russischer Brottrunk der nur ein bisschen Alkohol hat und deshalb auch ganz gerne an Kinder verteilt wird) und Bier trinken sondern auch etliche Tanz und Musikgruppen auf den Straßen Moskaus treffen. Russische Chöre (die unserem Aufruf doch bitte „You Suffer“ von Napalm Death zu singen nicht folgten), Glockenspieler (die nicht sich an den Glocken sondern riesige Eisenteile vor ihnen spielten) und als goldene Zwiebeln verkleidete tanzende Mädchen (die uns eher vor russischer Schönheit als durch Zwiebelgeruch die Tränen in die Augen trieben) um nur einige zu nennen. Auf dem Weg zurück ins Hotel treffen wir noch einen recht kauzigen alten Mann der ein Totenkopfäffchen in einem Pyjama auf der Schulter dreht. Also irgendwie alles gesehen was geht.
Wir machen uns auf den Weg zu einem anderen der tausend Moskauer Flughäfen und steigen in die Air China Maschine, die uns zu unserem ersten wirklich asiatischen Stopp in Peking bringen soll. Die Maschine ist gefühlte 50 Jahre alt, hat Gurte die sich nicht festziehen lassen und überall Aschenbecher. Anscheinend gibt es viele Russen und Chinesen, die ein ähnliches Gefühl haben wie wir, denn die Maschine ist halb leer und wir ninjan uns heimlich die erste Sitzreihe, um unser Bier mit ausgestreckten Füßen zu trinken.