Emergency Gate
Listening Session zu "ReWake"
Special
Fast drei Jahre sind ins Land gezogen, seit EMERGENCY GATE mit ihrem Debutalbum „Nightly Ray“ ausreichend Aufmerksamkeit erregten, um bei keinem geringeren Label als TEC/Universal unter Vertrag genommen zu werden. Eine Tour mit MERCENARY folgte und die Geschichte wäre wohl ähnlich beeindruckend weiter gegangen, wenn Umstrukturierungen bei Universal Anfang 2007 nicht zur Auflösung des Vertrags geführt hätten. Als ob dies nicht schon genug wäre, verließ auch Gründungsmitglied Fabian „Cem“ Kießling aus privaten Gründen die Band. Für viele Bands wären Schicksalsschläge dieser Art wohl der Todesstoß, aber Gitarrist Vlad Doose und Bassist Mario Lochert ließen sich nicht beirren, begannen mit der Arbeit an neuen Songs und können dem Schicksal nun ins Gesicht lachen. Das Jahr 2009 wird das Wiedererwachen von EMERGENCY GATE erleben, denn die Münchner melden sich mit neuem Sound und neuer Besetzung zurück.
Auf sieben Mann ist die Band inzwischen angewachsen, wobei besonders Matthias Kupka (ex-SUIDAKRA) hervorzuheben ist, mit dem ein außerordentlich beeindruckender Sänger gewonnen wurde. Ebenso beeindruckend ist die Rückkehr der Band an sich, denn schon Monate vor der Veröffentlichung von „ReWake“ stand fest, dass EMERGENCY GATE Anfang 2009 mit KREATOR auf Tour gehen werden. Ein ähnlich spektakulärer Auftakt also wie bei ihrem ersten Album. Zu Recht, wie sich bei der Listening Session in den Münchner Dreamscape Studios Anfang November 2008 herausstellte.
Stilistisch hat man sich in Richtung Melodic-Death-Metal orientiert, aber nicht fixiert. Den Spaß daran, Elemente aus verschiedenen Stilen zu kombinieren, hört man den Songs an, und dass sie sich nicht davor scheuen, die Musik zu machen, die ihnen selbst gefällt, hätten Vlad und Mario bei der Listening Session im Grunde gar nicht betonen müssen. Die stilistischen Ausbrüche machen es jedoch schwer, die Songs beim ersten Hören vollständig zu erfassen, so dass die folgenden Ausführungen nur ein unzureichendes Bild von „ReWake“ vermitteln können.
„Double Suicide“
Die Frage „Are You Ready?“, mit der Matthias Kupka in den Song einsteigt, ist eindeutig rhetorischer Natur. EMERGENCY GATE lassen dem Hörer nicht einmal genug Zeit, zu einer Antwort anzusetzen, bevor sie ihn auch schon auf die Überholspur reißen. Bereits der erste Song überrascht durch seine Komplexität und ist mit einem Mal Hören schlichtweg nicht zu fassen. Als einziges Stück des Albums aus der Feder von Udo Simon, bleibt es zunächst durch das variable Riffing im Kopf.
„Slave“
Deutlich geradliniger kommt der zweite Song daher. Getragen von Chris Widmanns schnellem Drumming wird ein klarer treibender Rhythmus aufgebaut, der durch einen ruhigeren Mittelteil aufgebrochen wird.
„…Of Stars And The Drifting“
erinnert, größtenteils bedingt durch den rauhen an Ville Laihiala erinnernden Gesang, an SENTENCED. Dem gegenüber stehen Growling-Passagen, die es schwer machen zu glauben, dass hier nur ein Sänger am Werk ist. Unsere zwei Gastgeber beharren jedoch auf dieser Behauptung, und so bleibt abzuwarten, wie gut Matthias Kupka die auf „ReWake“ an den Tag gelegte gesangliche Bandbreite live umsetzen kann.
„Next In Line“
schließt nahtlos an „…Of Stars And The Drifting“ an und verbreitet eine düstere Stimmung. Gitarre und Drums erzeugen einen prägnanten, stampfenden Rhythmus, untermalt von melodischen, an Streicher erinnernde Klänge.
„Unbeing“
Als ob es bis hierher nicht schon genug Überraschungen gegeben hätte, warten EMERGENCY GATE nun mit einem ruhigen Instrumental auf. Aus einer spontanen Studiosession heraus entstanden, offenbart „Unbeing“ eine weitere unerwartete Facette der Band.
„Gold & Glass“
Wer vermutet, dass EMERGENCY GATE bei „Unbeing“ schlichtweg die Luft ausgegangen ist, der irrt! Schon mit „Gold & Glass“ geht es so energiegeladen weiter wie zuvor. Da dieser Song viele Elemente verbindet, die sich auch in den anderen Songs finden, vermittelt er einen guten Eindruck, wie EMERGENCY GATE 2009 klingen. Dementsprechend sei dem geneigten Leser die MySpace-Seite der Band empfohlen, auf der man sich mit „Gold & Glass“ Appetit machen kann.
„The Purpose“
Ganz großes Kino – die vom Synthesizer aufgebaute Stimmung wäre fast schon dramatisch zu nennen, wenn nicht der eher poppige Gesang und Rhythmus dies auflockern würden.
„Trust In Me“
1-2-3-4-GO! sagts und rennt mit den Instrumenten davon, oder eher dem nächsten Song, der als Ballade sozusagen die Pflichtkür eines Metal-Albums darstellt, entgegen.
„Remains“
Langsam tropfen die Keyboardtöne in den Raum und verbinden sich erst mit dem einsetzenden Gesang zu einer durchgehenden Melodie. Zunächst schleppend baut der Song eine intensive Stimmung auf, die nach etwas mehr als vier Minuten in der Textzeile „Am I just another lie?“ ihren Höhepunkt findet. War der Gesang bis dahin ruhig emotional, wird die Frage und besonders das letzte Wort heraus geschrien. Spätestens hier möchte man mit einem „Wir sind unwürdig“ vor Matthias Kupka auf die Knie fallen, der die Stimmung dieses (und auch der anderen) Songs auf unglaublich beeindruckende Weise vermittelt. Die so aufgebaute Dramatik bestimmt das letzte Drittel der Ballade, die – wie sie begann – langsam mit dem Keyboard ausklingt.
Nachdem die Pflicht mit Bravour gemeistert wurde, treibt
„Elementor“
den in Lethargie verfallenen Hörer wieder an. Besonders auffällig ist eine Passage, in der Ausschnitte von Nachrichten im Vordergrund stehen, unterstrichen durch ein geniales Gitarrensolo.
„Life V2.0“
Mit Song Nummer elf wird ein letztes Mal auf den Putz gehauen… und der schnelle staccatoartige Rhythmus lässt es ganz schön splittern. Die Strophen zeichnen sich durch prägnantes Riffing und Drumming gepaart mit keifendem Gesang aus, die im Wechselspiel zu Keyboardpassagen stehen, die eine Spur neben dem Grundtakt liegen und dadurch den Eindruck vermitteln, dem restlichen Song voraus zu eilen. Energie pur bevor es mit
„Lullaby“
heißt: Augen zu, zurück lehnen und entspannen! Warmer, geradezu sanfter Gesang, dezent unterlegt vom ebenso ruhig, gefühlvollen Gitarrenspiel. Ein Schlaflied par excellence, mit dem EMERGENCY GATE ihre Hörer zur Ruhe betten.
EMERGENCY GATE haben mit „ReWake“ ein wahres Überraschungspaket zusammengeschnürt, das einer musikalischen Matrjoschka gleich kommt: Mit jedem Song, der aus den Boxen schallt, offenbart sich eine neue Schicht. Kaum glaubt man alles gehört zu haben, keine Überraschungen mehr erleben zu können, zeigen sich die Münchner von einer neuen unerwarteten Seite. Sie zeigen zudem, dass man für abwechslungsreichen und eigenständigen Metal nicht nach Skandinavien schauen muss, sondern einfach mal vor der eigenen Haustür Augen und besonders Ohren offen halten sollte.
Einziger Wermutstropfen: „ReWake“ wird man nicht unter dem Weihnachtsbaum finden können, da das Album erst am 23. Januar 2009 in Europa veröffentlicht wird. Am gleichen Tag beginnt die „Chaos Over Europe“-Tour, bei der EMERGENCY GATE neben CALIBAN und ELUVEITIE KREATOR begleiten werden und der beste Grund sind, pünktlich zum Konzertbeginn zu erscheinen. Die Südfraktion sollte sich zusätzlich den 17. Januar 2009 vormerken: Im AJZ Ebersberg finden Pre-Release-Party, Warm-Up-Show für die kommende Tour und Abschiedskonzert für Fabian „Cem“ Kießling, der an diesem Tag sein letztes Konzert mit EMERGENCY GATE spielen wird, in einem statt.
Galerie mit 28 Bildern: Emergency Gate - Rockharz Open Air 2013Mehr zu Emergency Gate
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Stile | Melodic Death Metal |
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