Einherjer
Das meint die Redaktion zu "Av Oss, For Oss"

Special

Einherjer

Unser Kollege Markus hat „Av Oss, For Oss“ von EINHERJER als monumentales Album bezeichnet und schwärmt von großartigen Epen, heldenhaftem Pathos, mitreißender Melodik und filigraner Progressivität. Da stellen wir uns natürlich die Frage: Sehen das alle so oder gibt es Bewertungsausreißer?

 

EINHERJER steuern mit „Av Oss, For Oss“ weiterhin auf dem Kurs, den sie bereits mit „Norrøn“ eingeschlagen haben: Album Nummer zwei seit ihrem Comeback ist rockig, stampfend und hymnisch. Wer die Band in der Zwischenzeit live gesehen hat, wird das allerdings auch nie in Frage gestellt haben, denn das sind die Merkmale, die der Band am besten zu Gesicht stehen – neben der in Frode Glesnes‘ Vocals präsentierten Grimmigkeit. Dafür stehen nicht nur die erste Singleauskopplung „Nidstong“ und „Nord Och Ner“, sondern auch der locker geriffte Opener „Hammer I Kors“. Schön. Die auf „Norrøn“ noch im Überfluss vorhandene Progressivität gibt es nach wie vor, nur ist sie diesmal in den hinteren Albumteil gerückt: Jedenfalls vollzieht der abschließende Titeltrack einige Wendungen und ist mit seinen knapp elf Minuten Länge schlicht monumental.

Weshalb das Album aber nicht durchgehend überzeugt, sind unspektakulärere Songs vom Schlage „Trelldom“ und „Nornene“, die einige Längen aufweisen. Und das Lied „Hedensk Oppstandelse“ changiert ziellos zwischen Dramatik und Fröhlichkeit – das mag so gewollt sein, klingt aber streckenweise sehr krude. Das alles zusammengenommen, ist „Av Oss, For Oss“ ein Album mit durchaus großen Momenten und Höhepunkten, aber eben auch ein Album mit Längen. Kein Klassikeralbum also, das EINHERJER hier abgeliefert haben, aber der positive Eindruck überwiegt trotzdem.

(7/10 | Eckart Maronde)


Einherjer

 

Was die Herren von EINHERJER wie keine andere Band auszeichnet, ist diese dreiste Erhabenheit. In jedem Ton schwingt Kraft und Souveränität mit, die die eigene Brust (nicht die Busen, die Brust!) sofort anschwellen lassen. „Av Oss, For Oss“ hat mich schon beim Opener im Sack – die Brandung deutet die Ankunft eines Bootes an, langsam, drohend und keinen Widerspruch duldend stampfen die Wikinger direkt bei mir in die Bude und bauen sich ernst vor mir auf. Die folgenden Riffs sind durchweg zielgerichtet und schmerzhaft wie Peitschenhiebe, der Gesang von Frode und Aksel ist schlicht erbarmungslos. Vor Drummer Gerhard Storesund könnte ich einfach nur auf die Knie fallen, wie er in „Nidstong“ klammheimlich den Chef markiert und den Song dominiert, mit ihm spielt, ihn in die Luft wirft und wieder auffängt. Hammer!

Anfang und Ende zu finden ist schwer, schon alleine für den Mittelteil von „Hedensk Oppstandelse“, gipfelnd in packendem, aber nicht plumpem Männergesang, lohnt es sich, „Av Oss For Oss“ mindestens einmal zu hören. Wer bei heutigen Humppa-Truppen richtig hinhört, wird merken, dass sie häufig gerade am Bassspiel scheitern. EINHERJER zeigen, wie es richtig geht – nachzuhören in „Nord Og Ner“. Pagan/Viking-Metal-Bands lassen häufig den Bass außen vor, EINHERJER verdeutlichen in „Nornene“ was passiert, wenn man dies eben nicht tut, sondern ihn als wirkungsvolles Mittel und zusätzlichen Melodiegeber zu Rate zieht. Und hätte man so manche Momente von „Trelldom“ dem volltrunkenen OZZY OSBOURNE als Playback vorgesetzt, dann hätte er den Unterschied zu BLACK SABBATH nicht gemerkt und brav seine Lyrics „drübergeozzyt“. Die traditionellen Einflüsse machen EINHERJER ebenfalls zu einer herausragenden Band des Viking Metals.

Spätestens wenn EINHERJER dann zum finalen 10-Minuten-Epos ausholen, verspüre ich das Bedürfnis, mitten im Wohnzimmer ein Lagerfeuer zu entfachen und vorher noch mit dem Vorschlaghammer die Wände einzuschlagen, damit ich weiter in die Ferne gucken kann. Beim Genuss von EINHERJERs Neuer überkommt mich starkes Fernweh, Tatendrang und das dringende Bedürfnis, Freiheit intensiv zu spüren. Für mich ist „Av Oss, For Oss“ das bislang beste Viking-Metal-Album des Jahres. Ich kann keine einzige Schwäche ausmachen.

(10/10 Punkte | Nadine Schmidt)


Einherjer

 

Jawoll – diesmal sind sie auch wirklich zurück! EINHERJERs Comeback-Album „Norrøn“ war ein grandioses Stück progressiv angehauchten Viking Metals, keine Frage, aber es war nicht so richtig das, wofür ich EINHERJER vor der Auflösung geliebt habe. Das waren einfach strukturierte, aber im Songwriting dennoch komplexe, hart-rockende und eingängige Viking-Metal-Hymnen. Diese Einfachheit war auf „Norrøn“ durch jene progressive Note abgelöst worden, schien zwar hier und dort durch, war aber nirgendwo so richtig dominant. Auf „Av Oss, For Oss“ hat sich das wieder geändert, man könnte sagen: Das Album ist eine ‚Best of EINHERJER‘, von der „Aurora Borealis“-Demo über das grandiose Debüt „Dragons Of The North“ (auf dem fast ein wenig der Fokus des Riffings liegt) bis hin zu „Norrøn“ sind (fast) alle Abschnitte der Bandgeschichte abgedeckt (zumindest alle erwähnenswerten … die gewöhnungsbedürftigen Alben „Odin Owns Ye All“ und „Norwegian Native Art lassen wir mal außen vor), ohne dass „Av Oss, For Oss“ nach einem Stückwerk klänge.

Ganz im Gegenteil ist es großartig, wie EINHERJER es schaffen, einfaches Riffing, eingängige Melodien, Wikingerpathos und jenen Funken Progressivität miteinander zu vereinen, ohne  Kollege Markus hat es in seiner Review schon treffend gesagt  auch nur eine einzige Sekunde lang in Klischees abzudriften. Es gab in diesem Jahr sicherlich einige gute Viking-Metal-Alben  KING OF ASGARD zum Beispiel , aber EINHERJER legen auf alles eine Schippe drauf, was dieses Jahr in diesem Genre zu hören war. Sollten ENSLAVED mit ihrem kommenden Album nicht etwas ähnlich Grandioses nachlegen, und sollten HELHEIM weiter auf ein neues Album warten lassen, dürften EINHERJER den Titel „Speerspitze des Viking Metal“ ziemlich sicher in der Tasche haben.

(9/10 Punkte | Stephan Möller)

Galerie mit 13 Bildern: Einherjer - Summer Breeze Open Air 2024
30.10.2014

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