Edge Of Sanity
First Chapter – Der erste Teil der Re-Release Serie
Special
„Purgatory Afterglow“ – das Magnus Opus von EDGE OF SANITY
Nach der großspurigen Ankündigung, dass „Purgatory Afterglow“ an „Unorthodox“ anknüpfen würde, war das im Oktober 1994 veröffentlichte „Purgatory Afterglow“ doch überraschend anders. Swanö hatte gerade im September von MARDUK „Opus Nocturne“ und KATATONIA „For Funerals To Come…“ produziert.
Die Situation innerhalb von EDGE OF SANITY muss zu dem Zeitpunkt mindestens sehr angespannt gewesen sein. Bereits seit „The Spectral Sorrows“ komponierten die beiden Seiten innerhalb der Band nicht mehr gemeinsam. Auf „Purgatory Afterglow“ treten die Unterschiede, die Kontraste und inzwischen völlig konträren Ansätze noch starker zum Vorschein. Alles geht einen deutlichen Schritt weiter. Das Streben nach unorthodoxer Kunst, die stilistische Vielfalt, das verstärkte Einbringen von Melodie und Progression einerseits, und auf der anderen Seite das Festhalten am klassisch krachenden Death Metal und das Kokettieren mit Black Metal wie Hardcore. Gegensätze, die immer weniger Kompromisse erlaubten. Das sollte eigentlich alles nicht zusammenpassen und in einem völlig zerfahrenen Werk münden.
Dass das Unterfangen letztendlich doch in beeindruckender Weise gelang, bezeugt noch einmal das besondere Können, die hohe Kreativität wie auch die besondere Magie von EDGE OF SANITY. Hier passt perfekt zusammen, was fast undenkbar scheint. In dieser Spannung, kontrastreichen Dynamik und Vielseitigkeit hatten EDGE OF SANITY einen Sound erreicht, der damals einzigartig war. Die Liebe zum Detail, die perfekte Balance zwischen den Extremen führte zu erstklassigen Songs und übertraf auch alle vorherigen Werke der Schweden. Und überraschenderweise funktioniert auch der Songfluss, macht „Purgatory Afterglow“ am Stück gehört Sinn und bleibt spannend.
Schon der vielschichtig progressive, epische Opener „Twilight“, eine Swanö-Nummer, stellte alles Bisherige in den Schatten und ist auch von Dan selbst, vielleicht abgesehen von „Crimson“, seither unerreicht. Text und Musik zaubern eine mystische Atmosphäre, wie man sie bis dahin im Death Metal nicht kannte. Nach einem sphärischen Keyboard-Intro kommt die klare, melancholische Stimme und sorgt gleich für Gänsehaut, die bis zum Ende des Songs aufrechterhalten bleibt. Hypnotische Harmony-Leads und Mitsing-Hooks, dazu kernige Growls und dicke Grooves. Das ist nur der Anfang eines Hitfeuerwerks.
Das brutale „Of Darksome Origin“ bietet einen Mix aus Göteborg Death und Black Metal mit Blast Beats, Tremolo Picking, mächtiger Chorus und harsche Screams. „Blood-Colored“ ist eine eingängige Endzeit-Hymne mit melodischen Riffs, Klargesang in den Strophen und Growls im Refrain. Instrumental zehren AMON AMARTH später viel davon. Geknüppelt wird wieder im rasend dramatischen wie hochmelodischen „Silent“. Ihren bekanntesten Hit bieten EDGE OF SANITY mit dem Ohrwurm „Black Tears“, jüngeren Hörern sicher eher als Coverversion von HEAVEN SHALL BURN bekannt. Poppiger Gothic Rock/Metal, der Einfluss von THE SISTERS OF MERCY ist unüberhörbar, trifft auf Melodic-Leads der Marke RUNNING WILD. Weitere Höhepunkte sind das flotte wie aggressive und dennoch melodische „Elegy“ sowie das schwere, doomig-drückende „Velvet Dreams“
Selbst die eher aggressiven, brutalen Brecher haben eine besondere Eingängigkeit in der stets vorherrschenden Melodieführung, die dafür sorgt, dass die Stücke sich schnell im Gehörgang festsetzen. Mit ihrer Progressivität und dem Überschreiten von Genre-Grenzen waren EDGE OF SANITY ihrer Zeit voraus, das unterstreicht der Re-Release des eigenständigen, äußerst originellen „Purgatory Afterglow“ noch einmal deutlich. Hier hatten die Schweden ihren vielseitigen Stil bis zur Perfektion entwickelt. Die Janusköpfigkeit, die musikalischen Differenzen führten innerhalb der Band zu immer tieferen Rissen. Auch aufgrund gerade der besonders griffigen Melodien ist gerade das Album für Neueinsteiger empfehlenswert.
10/10 Punkte
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Band | |
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Stile | Black Metal, Death Metal, Göteborg Death Metal, Gothic Metal, Melodic Death Metal, Old School Death Metal, Progressive Metal, Progressive Rock |
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