metal.de-Redaktion
Durch die Lappen gegangen
Special
DYSCARNATE – With All Their Might
Besser spät als nie. Fast drei Monate ist die Platte schon draußen, nun auch bei metal.de.
DYSCARNATE sind für Krach-Affictionados mit Hang zu brutalem, groovigem Auf-die-Fresse Metal kein unbeschriebenes Blatt mehr, haben doch die beiden Vorgänger „Enduring the Massacre“ (2010) und „And So It Came To Pass“ (2012) bei Unique Leader bereits einige aufhorchen lassen, auch wenn vielen das noch zu stumpf auf die Dauer war.
Manchmal wurden sie gar als die britischen DYING FETUS beschrieben, da die Jungs ebenfalls als Trio unterwegs sind. Im Gegensatz zu den Amerikanern gehen DYSCARNATE aber nicht ganz so technisch und auch (noch) nicht auf solch einem hohen songwriter-ischen Level zu Werke, also zieht der Vergleich nur bedingt.
Dass das UK eine Bank für stahlharten Groove ohne viel Firlefanz und mit dickem Gemächt ist, dürfte nicht erst seit gestern bekannt sein. Trotzdem schön, dass eine relativ junge Band das Heimatland des Metal wieder auf die Karte packt und genau mit dieser Spielart auftrumpft.
DYSCARNATE überrollen dich wie ein Panzer…
Persönlich hat der Rezensent nach einer Welle von progressiven und atmosphärischem Weichspül-Metal, Core-Anbiederungen und ähnlichem ein wenig die Schnauze voll. Warum nicht einfach mal wieder gepflegt sich umnieten lassen? Ohne Schnörkel, unnötige Soloausflüge oder technisches Gewichse. Andere englische Bands wie etwa SHRAPNEL mit der neuesten Platte (hier vom Kollegen Herrn Gravenhorst beschrieben) haben das auch schon nett vorgemacht. DYSCARNATE fallen gleich ohne Intro oder sonstigen überflüssigen Ballast im ersten Song „Of Mice and Mountains“ über den Hörer her. „Onwards“!-like, BOLT THROWER oder BENEDICTION lassen grüßen. Nicht unbedingt vom genauen Sound her, aber schlicht von der Energie, welche sich durch die Musik überträgt.
Das wird in den folgenden 40 Minuten nicht groß variiert. Die Riffs sind simpel, aber songdienlich und lassen auch den größten Feingeist der ein wenig was mit Metal anfangen kann wie einen Irren durchs Zimmer moshen. Die Produktion ist zeitgemäß und kristallklar, stößt aber trotzdem nicht sauer auf, sie fördert eher noch die Brutalität der Songs. Tom Whitty (Gitarre)und Al Llewellyn (Bass) teilen sich die Vocals zwischen Growls und Screams, die nicht besonders herausstechen, aber definitiv dem Aggressionspotential nicht abträglich sind. Matt Unsworth feuert die gut geölte Maschine mit Doublebass-Hagel und hin und wieder durchscheinenden Blasts solide an. DYSCARNATE pflügen also ohne Rücksicht auf Verluste durch die Botanik, Albumtitel und der Hammer auf dem Cover sind programmatisch zu nehmen („In Soviet Russia, umm GB I mean, Hammer crushes you!“). Haben sie aber neben proletarischer Aggression sonst noch was zu bieten?
… haben aber durchaus mehr zu bieten, wenn sie denn wollen
Aufgelockert wird das alles durch Breaks und Tempowechsel, längere melodische Outros („To End All Flesh Before Me“, „This Is Fire!“), Riffs die sich in die Gehörgänge fressen (Videoauskopplung „Iron Strengthens Iron“), mal einer mehr atmosphärischen Walze im Midtempo welche am Ende schön Fahrt aufnimmt („Traitors In The Palace“) oder dem sich langsam aufbauendem Closer „Nothing Seems Right“. Theoretisch können DYSCARNATE also ausbrechen aus Schema F, wenn sie denn wollen. Das ist aber nicht sehr oft und beschränkt der Fall. Zu gute halten muss man der Platte, dass sie nicht zu lang ist, denn somit vermeidet man das Ermüden ob dem Dauerbombardement, aber das wird nicht jeden überzeugen. Hier wäre mit etwas mehr Variation und vielleicht mehr Ideen definitiv mehr drin gewesen. Wer was neues für das Fitnessstudio zum Pumpen sucht, ’ne Anti-Aggressionstherapie braucht, oder sich einfach mal nur wieder umblasen lassen möchte, wird darüber aber bestimmt hinweg sehen und genussvoll „With All Their Might“ dauerrotieren lassen.
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Liebe Redaktion, wie kommt es dass euch das letztjährige ‚Album des Jahres‘, nämlich ‚Stranger Times‘ von Vulture Industries nun ein weiteres mal durch die Lappen gegangen ist? Zumal ihr ankündigende Artikel zu diesem musikalischen Juwel veröffentlicht habt.
Das grossartige ‚To The Elements‘ von Sun Of The Sleepless würde leider auch übersehen
Ich würde mal frech behaupten, euch wäre die neue CD von Leprous durch die Lappen gegangen? Ihr habt sogar ein Konzert-Report gemacht, jedoch nie ein Review von „Malina“ veröffentlicht. Bizarr?
Witzig, das sind genau die Albumreviews, die mir hier auch abgegangen sind 🙂 (Also „Stranger Times“ von Vulture Industries und „Malina“ von Leprous.) Zwei wirklich tolle Alben…
Wenigstens „Ghost Mile“ von Voyager hat es nachträglich noch reingeschafft, auch wenn ich die Kritik der Beliebigkeit nicht ganz nachvollziehen kann und den Songs einen hohen Wiedererkennungswert zusprechen würde. Musste aber vll auch einfach schnell gehen, eine Meinung abzugeben, was bei Prog leicht zu Urteilen führen kann, die man nach etwas „Reifezeit“ ganz anders sieht.
Fjoergyns „Lucifer Es“ ist euch mal sowas von durch die Lappen gegangen… selbst schuld, kann man da nur sagen.
Naja metal.de wird ja soweit ich weiß komplett ehrenamtlich, also von leuten in ihrer freizeit betrieben. Selbst schuld ist da relativ, ich schreibe selbst für ein kleines onlinemagazin und manchmal ist es halt so, dass sich für manche platten erstmal kein rezensent findet oder die in der flut von veröffentlichungen einfach untergeht. Kann halt passieren.
insert „thankyou.gif“ here 😉
Ja, und „Corpseraping Sorrow Throughout the Silence of the Northern Hemisphere“ von Frosteinlauf habt ihr auch einfach ignoriert! Dabei haben die das Jugendzentrum in Klein Schlingelsdorf gefüllt und allein da bestimmt fünf CDs verkauft. Nun frage ich mich: Wie konnte das passieren?
(Man hat übrigens nicht viel verpasst, wenn man das neue Album von Vulture Industries nicht kennt – meine Meinung.)
Danke, hab mich gut unterhalten gefühlt! :’D
man hat lediglich das Album des Jahres verpasst – meine Meinung