Dornenreich
Listening-Session zu "Flammentriebe"
Special
Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus, so auch im Falle von DORNENREICH. Deren kommendes, inzwischen siebtes Album „Flammentriebe“, welches im Februar 2011, passend zu ihrem 15jährigem Bandjubiläum, veröffentlicht wird, wirft einen enorm langen, dunklen Schatten. Um diesen zu durchdringen und erste Höreindrücke zu vermitteln, luden Prophecy Productions ins beschauliche Mellrichstadt in Unterfranken ein, wo sich die Klangschmiede Studio E befindet. Dort fanden mit Markus Stock zwischen Juli und September 2010 die Ausarbeitung und die Aufnahmen für „Flammentriebe“ statt. Natürlich wollte ich mir dieses Ereignis keinesfalls entgehen lassen und fuhr also Richtung Norden. Mellrichstadt ist natürlich nicht zu vergleichen mit der Alpenmetropole Innsbruck, der Heimat der Tiroler, mit ihrer majestätischen Bergwelt und den dunklen Wäldern. Doch auch diese Gegend in Unterfranken hat ihre Reize, mit schöner, ruhig gezeichneter Landschaft, und Mellrichstadt selbst mit seinen schmucken, ursprünglichen Fachwerkhäusern. Dort angekommen, machte ich mich auf die Suche nach dem Studio. Wie sich herausstellte, ist die Klangschmiede Studio E auf dem Gelände des Beschussamtes untergebracht. Auf das neue Werk DORNENREICHs war ich schon sehr gespannt, hieß es doch bereits im Vorfeld, dass es sich hierbei möglicherweise um das letzte Album auf Basis einer Metal-Instrumentierung handeln könnte. Auch war die Rede davon, dass die neuen Stücke wieder auf einem Black-Metal-Fundament fußen. Bevor wir allerdings weitere Informationen zu „Flammentriebe“ von der Band vor Ort erhielten, wurden uns die acht neuen Stücke im Studio vorgespielt.
1. Flammenmensch
Album Nummer 7 beginnt ruhig und sanft mit Akustikgitarre. Eviga haucht und flüstert. Unvermittelt setzten verzerrte, sägende Gitarren ein mit wuchtigem Schlagzeugspiel und donnernden Doublebass, eine bedrohliche Atmosphäre baut sich auf, der Song peitscht gnadenlos, teilweise mit Blast Beats, und dabei doch dynamisch nach vorne. Die charismatischen Screams Evigas thronen über der Mauer aus direkt riffenden Gitarren, welche nur von einem kurzen akustischen Intermezzo unterbrochen werden. Ein wahrhaft dominantes Stück puren, schwarzen Edelstahls mit abruptem Ende!
2. Der wunde Trieb
Nun ist es an der Violine, den Anfang zu machen. Alleine spielt Inve, ehe E-Gitarre, Bass und Schlagzeug wieder wuchtig im Midtempo einsetzen. Die wunderschöne Melodieführung bleibt allerdings bei der Violine. Das Stück wird schneller und wechselt ins Uptempo, mit sägenden Black-Metal-Riffs und interessanten Schlagzeugfills. Wieder gibt es einen Wechsel hin zu stampfendem Rhythmus, welcher teils vertrackt gespielt wird. Und wieder ist da diese herrliche Geigenmelodie. Nachdem das letzte Wort gesagt ist, kommt abermals ein Wechsel zu sehr schnellen Blast Beats und einer Klangwand aus Gitarren und Violine, welche eine schöne Symbiose miteinander eingehen. Mit akustischen Klängen endet das recht progressive „Der Wunde Trieb“.
3. Tief im Land
Nach einer akustischen Einleitung baut sich das Stück mit stampfendem Rhythmus, sägenden Gitarren und Doublebass-Wirbel auf. Die Violine stimmt eine traurige Melodie ein. Im Zwischenstück flüstert Eviga, ehe direkt riffende Gitarren bis zum Ende präsent bleiben.
4. Wolfpuls
Auch „Wolfpuls“ beginnt mit Akustikgitarre und Violine, ehe direkt riffende E-Gitarren auf einem Midtempo-Fundament folgen. Die Violine ist weiterhin präsent, nach einem kurzen Zwischenspiel von Akustikgitarre und Violine führen uns DORNENREICH in die Abgründe des Black/Doom Metals mit langsamen, zähen Riffs und beklemmender Atmosphäre. Einem weiteren akustischen Intermezzo folgt die Melodieführung durch die Violine, während rhythmische Riffs als Basis dienen. Diese verschiedenen Wechsel finden ihre Wiederholung, so dass „Wolfpuls“ nicht nur abwechslungsreich, sondern auch äußerst dynamisch und spannend gestaltet ist. Dies wird auch am Ende deutlich, erst kommt ein akustischer Ausklang, alles verstummt, ehe es noch einmal in die Vollen geht mit lauten, melodischen E-Gitarren, Violine und viel Doublebass.
5. Wandel Geschehe
Nach 2 akustischen Takten folgen langsame, sägende, dabei aber sehr bedrohlich aus den Lautsprechern kriechende Riffs, schleppendes Schlagzeugspiel, Screams und düstere Violinenklänge. Nach einem Break ertönen Akustikgitarre und Violine, unterbrochen von einem Midtempo-Part. Der Black Metal geht weiter, die Schreie gehen unter die Haut und berühren in der Seele. Wiederrum akustisch klingt das Stück aus, jedoch immer wieder auf- und abbauend, lauter und leiser werdend, ehe die letzten Klänge verstummen.
6. Fährte der Nacht
Hier stehen am Anfang die sägenden Gitarren alleine, ehe das intelligente Schlagzeugspiel einsetzt. Nach einem Break spielen Schlagzeug und Violine alleine. Inve zaubert aus seinem Instrument eine sehr einprägsame, schöne Hookline. Direkt riffende Gitarren wechseln sich mit akustischen Intermezzi und sägenden Riffs ab. Nach einigen Wechseln werden die Instrumente leiser, lediglich die Violine bleibt auf Lautstärke und spielt bis zum Ende dann alleine.
7. In allem Weben
Akustikgitarre und Violine machen den Anfang, ehe rhythmisch riffende Gitarren und das wuchtig aufspielende Schlagzeug im Midtempo folgen. Bass, Schlagzeug und Stimme sind für kurze Zeit alleine, dann setzen alle Instrumente wieder ein. Das Stück wird schneller bis hin zu Blast Beats und sägenden Gitarren, auch die Violine spielt sehr schnell, ehe ein Break die Geschwindigkeit unterbricht. Langsam, geradezu schleppend geht es weiter, um sich immer stärker aufzubauen. Die verschiedenen Wechsel wiederholen sich jeweils noch einmal.
8. Erst deine Träne löscht den Brand
Sehr langsam kriechen die akustischen Töne von Gitarre und Violine aus den Studiolautsprechern. Obwohl wuchtiges Schlagszeugspiel dazu einsetzt, bleiben die Klänge akustisch und laden zum Träumen ein. Doch langsam baut sich das Stück immer weiter auf, es wird schneller und lauter, ehe nach einem Break unvermittelt alles verstummt. Es geht wieder leise weiter, das Schlagzeug setzt laute Akzente durch einzelne Beckenschläge. Im getragenen Rhythmus stimmen melodisch riffende Gitarren ein, die Violine spielt sehnsuchtsvolle Harmonien, das Ganze ist wirklich sehr intensiv. Nach einem Break ertönt die Akustikgitarre alleine. Gegen Ende flüstert Eviga 2 Sätze alleine, plötzlich setzen alle Instrumente laut wieder ein, ehe diese wieder leiser werden und ausklingen.
Nach diesem ersten Höreindruck waren sämtliche anwesenden Journalisten erst einmal platt. „Flammentriebe“ ist sehr dicht, intensiv, mit sehr vielen Details, welche auf den Hörer einprasseln. Dabei dissonant und harmonisch zugleich. Die Texte wirken düsterer als jemals zuvor, das organische Schlagzeugspiel ist viel abwechslungsreicher gestaltet als auf den letzten Alben. Keine Frage, DORNENREICHs neuestes Werk ist ein feuriges, stürmisches Manifest des Black Metals, züngelnd, brodelnd, authentisch, dramatisch, facettenreich, vielfältig, zupackend, mystisch, leidenschaftlich bis zur Ekstase. Das hochemotionale „Flammentriebe“ erscheint mir als Brücke zwischen „Her von welken Nächten“ und „Durch den Traum“. Ganz groß!
Eviga, Inve und Gilvan ließen sich im Anschluss noch einige Details entlocken, welche wir euch hier nicht vorenthalten wollen. So wurden während des Kompositionsprozesses viele Arrangements aufgebaut, um diese danach teilweise wieder zurückzubauen. Die Suche nach den Texten gestaltete sich dieses Mal schwieriger als jemals zuvor, so war auch die Musik schon deutlich vor den Texten fertig. In diesen sehr dramatischen Texten ist das „Ich“ dem „Du“ gewichen, wobei das Symbol des Kreises noch immer präsent ist. Die Texte wiederrum halfen bei der Suche nach den passenden Geigenklängen. Während der Klangsuche wurde viele verschiedene Geigen ausprobiert, um die richtige Klangfarbe zu finden. Bei der Vorbereitung im Studio wurden dann die einzelnen Violinenparts bis zur Perfektion probiert, die Aufnahme entstand dann allerdings in einem Take, um die Dramaturgie zu halten. Für die ordentliche Gitarrenwand sorgten indes nicht 15 übereinanderliegende Klampfen, sondern lediglich 3 Rhythmus-Gitarren mit verschiedenen Einstellungen bei den Aufnahmen. Die Produktionszeit betrug in der Summer 20 Tage, verteilt auf verschiedene Sessions. Weitere Details erfahrt ihr rechtzeitig hier bei metal.de im Interview mit DORNENREICH.
Die Zeit bis zur sehnsuchtsvoll erwarteten Veröffentlichung wird mir unendlich erscheinen.
„Als Leben mehr als Dasein hieß, als eine Hand den Sternen wies.“
DORNENREICH, „Reime faucht der Märchensarg“
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Stile | Black Metal, Post-Rock |
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