Weltschmerz
Unsere liebsten Doom-Perlen

Special

SKEPTICISM – „Lead And Aether“ (Red Stream, 1998)

Hier befindet sich das Cover von SKEPTICISMs "Lead And Aether".

Musik als Dauerbegräbnis – das ist das, was die finnischen Extrem-Funeralisten SKEPTICISM mit ihrem Schaffen seit jeher ausdrücken. Das ist selbstredend erst einmal nicht schön, teilweise eine Tortur, und verlangt vom Hörer ein gewisses Maß an Hingabe. Nicht zu Unrecht haben die Finnen ihr letztes Album „Ordeal“ (zu deutsch „Qual“) genannt. Und doch: Wo Verzeiflung herrscht, da kann sich trotzdem ein leichter Silberstreif am Horizont zeigen. Ein Hoffnungsschimmer in der endlosen Leere.

Auf Album Nummer zwei, „Lead And Aether“ von 1998, kehren SKEPTICISM noch eine weitere Nuance hervor: Eingängigkeit. Das trifft besonders auf den Opener „The Organium“ zu, der mit dem Stilmittel einer (Kirchen-)Orgel spielt. Die Akkorde sind schwer, die Atmosphäre durch die schlichten Gitarrenriffs und das raunende Grunzen untergründig. Und doch haben es die Finnen geschafft, die eingesetzten Motive so weit auszureizen, dass daraus ein absolut ikonisches Lied entstand. „The March And The Stream“ greift die Stimmung auf, ist aber in der Anlage freier. In der Mitte des Stücks läutet die Gitarre sogar eine Art Break ein, und die Atmosphäre wird schwelgerischer, epischer.

Bei aller Eingängigkeit gewohnt schwerer Stoff

Trotzdem ist „Lead And Aether“ gewohnt schwerer Stoff – Musik, die teilweise eher passiert, als dass sie vorangetrieben wird. Nur um dem Hörer im nächsten Moment das Gefühl zu vermitteln, dass die Musiker jede einzelne Note mit Bedacht wählen. Das mag am unorthodoxen Schlagzeugspiel liegen: Lasse Pelkonen benutzt statt der sonst im Metal üblichen Drumsticks Mallets, Klöppel, die jeden einzelnen Schlag zu einer untergründigen Angelegenheit machen. Was im übrigen auch für den tiefen und tonlosen Gesang von Matti Tilaeus gilt.

Sofern man auf den Massengeschmack pfeift und ausgetretene und breite Pfade meidet, ist natürlich das Gesamtwerk von SKEPTICISM einen Blick wert. Als Einstieg eignet sich indes „Lead And Aether“ wohl am besten, gerade wegen der genannten Eingängigkeit. Wer einmal den Weg ins Innere von „The Organium“ gegangen ist, findet schwer wieder hinaus – trotz aller Qual und Tortur.

(Eckart Maronde)

Das folgende Video stammt von „Ordeal“, gibt aber auch einen Eindruck.

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22.05.2017

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13 Kommentare zu Weltschmerz - Unsere liebsten Doom-Perlen

  1. Mikka sagt:

    Auf die Serie freue ich mich. Natürlich werden es auch Genres sein, die ich nicht auf dem Plan habe oder Alben, die ich noch nie angetestet habe – aber die Inspiration, dies nach dem Lesen doch zu tun, ist mir sehr willkommen.

    Bei Doom fallen mir noch ELECTRIC WIZARD, OPHIS und AHAB ein, die ich noch als gute Vertreter im Gedächtnis habe. Habe das Genre lange lange nicht mehr gehört. Vielleicht mal wieder einlegen.

    Und ‚Black Earth‘ von BOHREN AND THE CLUB OF GORE hat mich damals auch durch den jazzigen Einschlag umgehauen. Verdammt gute Musik zum Ausruhen!

  2. Doomo Regato sagt:

    Es wird natürlich für jeden die eine oder andere Band geben, die in der Liste schmerzlich vermisst wird.
    Für mich sind es ESOTERIC, die zum besten gehören, das es im Doom gibt und natürlich das erste CATHEDRAL Album!!!
    AHAB und FOREST OF SHADOWS dürfen auch nicht fehlen, ebenso PROCESSION.

  3. Sane sagt:

    Mir fehlen eindeutig die großartigen omega massif.
    Ein doom special ohne candlemass versteh ich auch nicht..
    Und snail fehlen!
    Ausserdem gehören da ja wohl auch kyuss rein, doom beschränkt sich nicht auf Beerdigungen und Langsamkeit.
    Also wie immer alles falsch 😉

  4. bRANdon sagt:

    Also eigentlich fehlen hier die deutschen UNDERTOW!
    Zugegebener Maßen nicht „NUR“ Doom….. ABER – warum in die Ferne schweifen wenn das Gute liegt so nah 😉

  5. Peter sagt:

    Die liebsten Doomperlen und kein Ahab? Kann ich nicht nachvollziehen, zumal gerade das letzte Album in Sachen Technik und Konzept Maßstäbe gesetzt hat.

  6. Bulli sagt:

    Dass ihr Band XYZ nicht drin habt, geschenkt. Aber ein Doom-Special ohne eine einzige halbwegs traditionelle Doom-Band? Lauter Grenzgänger und teilweise nicht mal das (da kann Rumpelmöller sagen, was er will).

    „Eigentlich hab ichs ja nicht so mit Doom.“ Kostudis trifft es auf den den Punkt.

    1. Marek Protzak sagt:

      Der nächste Teil „Unsere liebsten Doom-Perlen. Klassisch | Episch | Zu spät geboren“ kommt ja noch. Immer mal langsam.

      1. Bulli sagt:

        „Immer mal langsam.“

        Well played! Aber ja, Schande über mein Haupt, ein aufmerksamer Leser der Einleitung wäre auch selber darauf gekommen, dass da noch was kommt.

      2. Sane sagt:

        Im Tempo lasst ihr euch wohl vom doom inspirieren..
        Wann kommt denn hier der nächste Teil?

  7. Sane sagt:

    Schade dass es keine Antwort,geschweige denn einen weiteren Teil gibt.
    Auch wenn es vielleicht hauptsächlich Gemecker war gab es doch hier einen regen Austausch und das kann von meiner Seite gerne mehr auf metal.de werden.

    1. Alex Klug sagt:

      Ola! Sorry, vercheckt. Das wird noch etwas dauern, auf jeden Fall nach der Festivalsaison. Passt auch besser zur Jahreszeit. 😉 Danke fürs Lob!

      1. Sane sagt:

        Ja passt besser in den Herbst, ausserdem ja wohl auch wie Arsch auf Eimer dass das doom special ein wenig auf sich warten lässt 😉

      2. Sane sagt:

        Über welche Festivalsaison sprechen wir denn hier?
        Über die wirklich letzte Stones Tour?