Summer Breeze 2024
Dixis – mobile Sauna oder Todesfalle?
Special
Ein unerwartet seriöses „SUMMER BREEZE 2024“-Special. Oder: Essen & Getränke – Teil 2
Zunächst wollen wir eine sicher drängende Frage klären, bei der kein Gang zum stillen Örtchen Erlösung verschafft: Wie kam es zu diesem Beitrag?
Die Antwort ist so einfach wie nachvollziehbar. Ein heißer Tag auf dem SUMMER BREEZE, ein in eben jener Hitze brütendes Dixi hinter dem metal.de-Autogrammstand, eine Redakteurin, die nach weiteren Special-Ideen sucht, und ein Kollege, dessen zentrale Stärke es ist, knackige Titel zu liefern. Denn zuerst war der Titel da, dann die Suche nach Inhalt. Und wenn etwas Inhalte hat, die sonst hinten runterfallen, dann doch mobile Toilettenhäuschen auf Festivals.
Denn was reingeht („Essen & Getränke im Infield beim SUMMER BREEZE 2024“), muss schließlich in Einzelteilen auch wieder raus. Der Verdauungskreislauf des Lebens betrifft so ziemlich jedes Lebewesen dieses Planeten und damit eben auch 45.000 SUMMER-BREEZE-Gäste.
Allerdings: Wenn Pizza, Bowls, Mutzbraten oder Fritten nach Biereinlage ihres serpentinenlastigen Weges gehen, sind die mobilen Toiletten ohne Spülmöglichkeit für viele nicht die erste Gesäßwahl. Lässt es die feststoffliche Dringlichkeit zu, nehmen viele den Weg zum – zumindest auf dem Zeltareal – kostenpflichtigen Spülklosett in Kauf. Eine verständliche Entscheidung, da man den „Inhalten“ der Vorkackenden geruchstechnisch nicht allzu lange ausgeliefert sein möchte.
Hier machen das SUMMER BREEZE 2024 respektive das SANI-Team einen sehr guten Job. Sie leeren die Kunststoffhäuschen so regelmäßig, dass der „Kuss der Königskobra“ nur in bierseligen Runden als Erinnerung aus grauer Festivalvorzeit ein Thema ist (wem der berüchtigte Kuss unbekannt ist, möge seiner Fantasie etwas Raum geben, im Dixi-Loch war er nämlich nicht). Der einzige Grund zur Beschwerde durfte ausschließlich die aus dem Abpumpvorgang resultierende Geruchsbelästigung sein. An diesem partizipieren auch jedes Mal die nahe Zeltenden mit. Wo Licht ist, ist eben auch Schatten.
Die Büchse der Odeur-Pandora
Wobei Schatten dieses Jahr durchaus seine positiven Seiten hätte – nicht nur zur Vorbeugung von Sonnenbrand, sondern auch, um den Gärvorgang der Dixi-Inhalte in Schach zu halten. Das Öffnen der Dixi-Tür gleicht somit dem Öffnen der Büchse der Geruchspandora. So weht über den Autogrammstand besonders am Donnerstag allminütlich ein Todesdunst aus dem eigentlich noch gar nicht so vollen metal.de-Lokus, der sich definitiv nicht gewaschen hat. Doch wollen wir positiv denken. Wer kann schon behaupten, eine bereits durch diverse Bandmember vergül(l)dete Toilette hinter dem Stand stehen zu haben, die stets neuen Platz für den Metal-Hell-Genuss garantiert?
Aber es ist nicht für alle Uringold, was glänzt. „Fremdpisser“ haben die speziell für Rollifahrer aufgestellten barrierefreien Dixis neben den Rollstuhlplattformen leider dermaßen missbraucht, dass ein Sitzen nicht mehr möglich war. Eine bereifte – und dennoch gestandene – Festivalbesucherin verkniff sich daher einen kompletten Nachmittag und Abend lang möglichst das Trinken, um nicht genötigt zu sein, auf eben jene Toilette gehen zu müssen – was die Gefahr der Dehydration natürlich nicht verringert. Hier sollte das SUMMER BREEZE idealerweise für entsprechende Überwachung sorgen oder möglicherweise mit (unseres Wissens nach nicht vorhandenen) Zahlenschlössern nachhelfen, deren Code nur die Rollifahrer kennen. Mit den Mietklos klappt’s schließlich auch.
Prost! Auf gute Pipiqualität
Für die ausreichende Hydration der Besuchenden sorgte das Team ansonsten vorbildlich. Neben diversen Frischwasserzapfstellen finden wir an allen Toiletten einen „Urine Color Chart“. Von „Over Hydrated“ (deine Organe schwimmen schon) bis hin zu „Severe Dehydrated“ (wenn du nicht bald etwas trinkst, war’s dein letztes BREEZE), bekommen wir eine Farbhilfe zur Einschätzung unserer Pipiqualität. Unterdessen fordert der danebenstehende QR-Code auf: „Rate this shit!“ Wir fragen uns, wie viele Toilettengänger womöglich die Konsistenz ihres „Outputs“ an das Team hätten melden wollen, wenn das dahinterliegende Formular auch ein optionales Textfeld geboten hätte.
Das Orgateam hat sich derweil nicht nur auf das einfache Formular verlassen, sondern auch offenkundig die Social-Media-Kanäle gescannt. Wenn sich irgendwo eine Beschwerde zu Sauberkeit oder fehlendem fließend Wasser auftat, reagierte das Team prompt und versuchte das Problem kurzfristig zu lösen.
Was bleibt vom SANI BREEZE 2024? Auf jeden Fall die Dixis am Boden. Das war wohl der einzige Vorteil daran, dass der GUTALAX-Überraschungsgig abgesagt werden musste – die klobebrillten Tschechen mussten wegen Fahrzeugproblemen leider wortwörtlich auf der Strecke blieben. Dafür konnten alle mobilen Toiletten durchgängig ihren heroischen, beschissenen Dienst erweisen, ohne im Eifer des Moshpit-Gefechts entgegen ihrer standhaften Natur crowdsurfen zu müssen.