Die persönliche Top 10 von...
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aW, der Drummer unserer Juli-Soundcheck-Gewinner COLDCELL

Die Top 10 von aW, ColdCell

Diese Musik hatte den größten Einfluss auf meine persönliche musikalische Entwicklung

Wie man an der Songauswahl sehen wird, ist mein Musikgeschmack breit gefächert und entwickelt bzw. ändert und vertieft sich auch ständig. Insofern ist es schwierig, mich bei dieser Frage auf eine spezifische Musikrichtung festzulegen. Als Eckdaten hilft vielleicht diese Aufzählung: Mein Vater kommt aus dem Punk, mein erstes Konzert waren RAMMSTEIN zur „Mutter“-Tour. Ich hatte Schlagzeugunterricht bei einem Süditaliener, wo wir viel zu Songs von den SCORPIONS bis EROS RAMAZOTTI gespielt haben und irgendwann geriet ich via einem Kollegen am Gymnasium sowie ein mir zufällig in die Hände geratenes RockHard (wohl aufgrund eines RAMMSTEIN-Artikels) so nach und nach in die Fänge metallischer Musik. Mittlerweile spielen Genres keine Rolle mehr für mich. (Hauptsächlich) Black Metal, Electronica, TripHop, Pop, Ambient, Singer/Songwriter – in fast allen Genres finden sich Künstlerinnen und Künstler, die sich ernsthaft beseelt und authentisch ihrer Passion hingeben. Es gibt soviel gute Musik da draußen; da kann und will ich mich nicht auf einzelne Ausprägungen beschränken, sondern möglichst viel davon kennenlernen, rezipieren und Energie daraus ziehen.

Meine aktuelle Top 10

DEATHSPELL OMEGA – „Jubilate Deo (O Be Joyfvl in the Lord)“

Das Fanal orthodoxen Black Metals. Im Gegensatz zum späteren Oeuvre von DEATHSPELL OMEGA ist „Si Monvmentvm Reqvires, Circvmspice“ verhältnismässig straight und songstrukturell nachvollziehbarer gestaltet; das Album und insbesondere dieser Song mit seiner kathedralengrossen Atmosphäre, der ergreifend epischen Melodieführung im Kontrast zum stoisch vorgetragenen Gesang und der spürbaren sakralen Profundität haben für mich das Tor zu einer tieferen, ernsthafteren und brennend inspirierenden Ebene extremen Metals geöffnet. Vor Kurzem wieder einmal gehört mit dem gleichen Effekt wie beim ersten Hör: Ganzkörpergänsehaut.

ANATHEMA – „Closer“

Die Meister tiefgründiger und unkitschiger (zumindest zum Zeitpunkt von „A Natural Disaster“) melancholischer Atmosphäre. „Closer“ sticht selbst aus dem eklektischen Stil von ANATHEMA heraus, beginnt scheinbar harmlos, nur mit Synthesizer, leichtem Drumbeat und Kraftwerk-artig künstlich verfremdeten Gesang. Gerade in Bezug auf die üblicherweise gestaltende Präsenz und Wichtigkeit von Vincent Cavanaghs Stimme innerhalb des ANATHEMA-Kosmos eine spannende und mutige Herangehensweise. Die stufenweise Steigerung mit Kulmination in energisches Riffing und am Ende ausartend in lärmige Distortion definiert im Prinzip das Genre Postrock, bevor es überhaupt je so genannt wurde.

FUNERAL MIST – „A New Light“

Vertonter Wahnsinn mit aus jeder Pore triefenden Besessenheit. „Maranatha“ ist das finsterste Werk von FUNERAL MIST und stösst insbesondere gesangsmäsig in tiefste unmenschliche Gefilde vor. Was Mortuus aus seinen Stimmbändern herausholt und welche Palette an hysterisch-manischer Vokalakrobatik er abliefert, ist bis zum heutigen Tage unerreicht. „A New Light“ vereint alle Trademarks seines Schaffens in nuce: Gnadenloses Getrümmer, chaotische Gitarrensalven, die sich teils mit den Drumsbreaks um die Vorherrschaft duellieren, abartige Vocals und dazwischengeschoben sakrale Mönchschorale, welche in summa vor allem eines unterstreichen: Das hier ist todernst gemeint.

SECRETS OF THE MOON – „Here Lies The Sun“

Müsste ich mich auf eine Lieblingsband festlegen: Es wäre SECRETS OF THE MOON. Müsste ich mich auf ein Lieblingsalbum festlegen: Es wäre „Sun“. Es gibt Alben und Songs, die reissen dir von der ersten Sekunde an den Boden unter den Füssen weg und katapultieren dich mental wie emotional direkt in die Transzendenz. Im Grunde genommen ist es ein Sakrileg, einen einzelnen Song aus dem Album herausheben zu wollen; hier haben SECRETS OF THE MOON ihre Weiterentwicklung von schon jeher unkonventionellem Black Metal zu einer grungigen, rockigen (!) und was-weiss-ich-und-es-ist-auch-vollkommen-egalen Melange zur Vollendung gebracht. Phils imperfekter, aber zu jeder Sekunde vehement berührender und mitreissender Gesang löst gerade durch seine Nacktheit und Ehrlichkeit etwas ganz Spezielles in mir aus. „Here Lies The Sun“ enthält ausserdem die für mich wohl prägendste und wichtigste Textzeile überhaupt: „The slaves will be kings they‘ll be – and from ivory towers they dive – to find life – to find eternity.“

NEVERMORE – „Dead Heart in a Dead World“

„Dead Heart in A Dead World“ war strenggenommen mein erstes „richtiges“ Metal-Album und hat mich von der ersten Sekunde an umgehauen. Die Riff-Power ist schier unglaublich, dazu Jeff Loomis‘ phänomenale Abfahrten auf den Skalen, Van Williams unvergleichliche Art, die Songs mit perfekt austarierter Beckenarbeit zu veredeln – und darüber Warrel Danes fantastischer, hypnotisch-berührender Gesang mit Ausflügen in melancholische Gefilde einerseits und balancierend auf dem Drahtseil an der Grenze zur Psychose andererseits. Textlich intelligent, vielschichtig und nachdenklich – Warrel war ein wahrer Poet, dessen Tod mich nach wie vor sehr traurig stimmt. Der fragil startende Titelsong, der sich im weiteren Verlauf in einen pushenden, aggressiven Thrasher verwandelt, ist eines von 11 Highlights auf dem Album.

MINISTRY – „Just One Fix“

Beschäftigt man sich mit den Wurzeln von Industrial (Metal), gibt es zwangsläufig kein Vorbeikommen an MINISTRY. „Just One Fix“ vom Klassiker „Psalm 69“ ist eine Blaupause des Joergensschen Schaffens der sich zum damaligen Zeitpunkt auf dem Höhepunkt befindlichen Band. Musikalisch wie inhaltlich absoluter Signature Sound, hektischer Uffta-Drumcomputer, charakteristisches vorwärtspreschendes Riffing, welches Heerscharen an Bands künftig oft mehr schlecht als recht kopieren sollten, dazu Als Performance, welche man nur mit Goodwill als echten Gesang definieren kann, die aber den Song perfekt nach vorne peitscht. Die „Just One Fix“-MINISTRY waren superkreativ, hochinspiriert und ausserdem ein ernsthaft gefährlicher Haufen – und damit wichtige Pioniere für diesen Stil.

THE PRODIGY – „Break & Enter“

Bei der Stilbeschreibung von THE PRODIGY scheitern selbst die grössten Schubladen-Fetischisten. Was ja an und für sich schon mal ein sehr gutes Zeichen ist. Groove, tonnenweise Groove, Tanzbarkeit, unter die Haut und ins Mark gehende Loops, Effekte und elektronische Spielereien. Synthetische Härte. Hypnotisch mäandernde Songstrukturen. Ein Trip ohne Drogen. Energie, unfassbar viel Energie, man möchte sich die Kleider vom Leib reissen und sofort ekstatisch und unkontrolliert herumzappeln. Aufputschender Gesang bzw. Sprechgesang. „Break & Enter“ bringt mich auch an ganz schwierigen Tagen wieder auf ein akzeptables Energie-Niveau und ist ausserdem ein Garant dafür, den oftmals störrischen und dauerrotierenden Geist zu bändigen.

ASCENSION – „Deathless Light“

Musikalisch auf beeindruckend hohem Niveau, textlich-inhaltlich ernsthaft und glaubhaft sinister: Das konzeptionell dreistufig aufgebaute „The Dead Of The World“ ist für mich eines der wichtigsten Black Metal-Alben aus deutschen Landen überhaupt. Die Beschäftigung mit dem Tod ist in diesem Genre ja wahrlich keine Seltenheit; selten aber wurde die Thematik derart fesselnd und eben: ernsthaft umgesetzt. Der Quasi-Titelsong „Deathless Light“ wartet einerseits mit den finstersten Lyrics auf, die ich im Black Metal je vernommen habe, anderseits mit mächtigen Arrangements, kongenialem Drumming und einer fast körperlich greifbaren Ablehnung menschlicher Oberflächlichkeit, einer vehement vorgetragene Weltenfremde. Gerade durch die verständliche Akzentuierung entfaltet der Gesang seien volle Pracht; gegen Ende reisst ein brachial schönes Lead Wunden auf, welches an das Demo „With Burning Tongues“ erinnern lässt.

BLUT AUS NORD – „Epitome XVII“

Die „777“-Trilogie von Blut aus Nord, einem Chamäleon des französischen Black Metal-Kosmos, ist ein monumentales Meisterwerk in drei Akten, welches drei der unzähligen Spielarten dieses Ausnahmekünstlers verkörpert. „Epitome XVII“ stammt aus dem die Trilogie vollendenden „777 – Cosmosophy“, dem wohl zugänglichsten und teilweise tatsächlich (im BaN-Kontext!) relaxten, durchgehend hochsphärischen Album aus dieser Reihe. Gottgleiche, über allem schwebende Melodien und dazu ein spartanischer Zweizeiler, vorgetragen in fragilem, fast schon sich versteckenden Klargesang in einer Intensität, die mich immer wieder beinahe zusammenbrechen lässt. Die Atmosphäre insbesondere dieses Songs ist allumfassend und allergreifend.

DEVIN TOWNSEND – „Earth Day“

Noch ein Chamäleon. Es gibt kaum eine musikalische Spielwiese, welcher Tausendsassa DEVIN TOWNSEND im Verlaufe seiner Karriere nicht beackert hat. Von krankhaften Industrial-Abfahrten mit STRAPPING YOUNG LAD über countrigen Folk mit CASUALTIES OF COOL bis hin zu teilweise schwer verdaulichem Eso-Ambient-Gedöhns ist alles vorhanden. „Terria“ seinerseits ist ein atmosphärisches Meisterwerk, auf dem Devin sich sowohl stimmlich in allen Lagen austobt und dabei ein todsicheres Gespür für süchtig machende Melodien beweist, die sich vehement im Hörer festkrallen und nicht mehr loslassen. Die Produktion ist im besten Sinne überlebensgross, luftig, ultrasphärisch und mit einem Schuss Industrial versehen, vor allem, was den Schlagzeugsound angeht. „Earth Day“ ist mein persönlicher Favorit aufgrund des fantastischen Refrains sowie des gran-di-o-sen Einstieg-Arrangements. Anschnallen, festhalten und losfliegen.

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13.09.2024

"HINTER DIR! EIN DREIKÖPFIGER AFFE!" - Guybrush Threepwood

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