Das Zünftigste aus 2018:
Die 25 besten Alben des Jahres
Special
Happy New Year!
Auch 2018 haben sich unsere Redakteurinnen und Redakteure wieder durch hunderte Metal-Alben gewühlt. Mal nüchtern, mal mit Würfeln, mal mit halbem Ohr – aber selbstverständlich immer mit der alles entscheidenden Frage im Hinterkopf: „Isch des noch Metal?“
Die logische Konsequenz: Wir haben geweint, wir haben gelacht – und natürlich eine feine Liste daraus gemacht! Die metal.de-Redaktion kürt die 25 besten Alben aus Death, Black, Thrash, Epic, Stoner, Sludge, Pagan, Post, Progressive und natürlich ABBA-Metal.
Platz 25
NECROS CHRISTOS – Domedon Doxomedon
NECROS CHRISTOS verabschiedeten sich im Jahr 2018 mit dem sperrigen Dreifach-Album „Domedon Doxomedon“. Alexander Santel kämpfte sich für metal.de durch die knapp zwei Stunden Spielzeit und stellte trotz der Länge fest, dass das Album rundum gelungen ist. Von ihren Anfängen im klassischen Death Metal ausgehend, erkunden die Berliner abgrundtiefen Black Metal und niederschmetternden Funeral Doom. Ein Abschied nach Maß, mit dem NECROS CHRISTOS nach siebzehn Jahren Bandgeschichte nicht nur musikalisch Bilanz ziehen, sondern Bandleader Mors Dalos Ra in den Texten auch seinen persönlichen Glauben ausformuliert.
(Marc Thorbrügge)
Platz 24
Viele Köche verderben einen Scheiß. „Liquid Anatomy“ braucht etwas länger als sein Vorgänger „The Malkuth Grimoire“, entpuppt sich dann aber als nahezu gleichwertiger Gaumenschmaus. Der Supergroup mit Mitgliedern von OBSCURA, NECROPHAGIST, DARK FORTRESS, ABORTED und GOD DETHRONED gelingt einmal mehr ein hochspannendes Prog-Death-Meisterwerk, das obendrein natürlich hervorragend produziert ist.
(Tobias Kreutzer)
Platz 23
Drei Alben veröffentlichten ALICE IN CHAINS in ihrer Originalbesetzung mit dem inzwischen verstorbenen Sänger Layne Staley. Drei Alben erschienen nach dem Comeback mit William DuVall am Mikro. „Rainier Fog“ vervollständigte das Trio und stieß insgesamt auf positive Resonanz. In unserer Redaktion wurde das Album Soundcheck-Sieger und erfreute auch Dominik Rothe, der die Rezension schrieb. „Rainier Fog“ ist „eine klassische Grunge-Platte geworden, bei der jedem Genre-Fan das Herz aufgehen wird. Doch auch stilistisch offene Metaller dürften mit dem Album zweifellos ihren Spaß haben“, schrieb er. Hatten viele Metal-Fans vor einigen Jahren noch nur historisch bedingte Verachtung für das Grunge-Genre über, scheinen diese Gräben heute überwunden. Das liegt vor allem an Bands wie ALICE IN CHAINS, die konstant gute Musik veröffentlichen und jede Menge alten Rock-Spirit atmen.
(Marc Thorbrügge)
Platz 22
Klammheimlich hat sich FUNERAL MIST zurückgemeldet. Zumindest was PR-Gebaren angeht, war bis zur Veröffentlichung gar nichts von „Hekatomb“ zu hören. Dann war es da und tauchte 2018 in Finsternis. Arioch (u.a. MARDUK) hat sich dabei auf seine Stärken besinnt und auf jeglichen Schnickschnack verzichtet: finster, schnell und auf eine sehr eigene Weise gnadenlos.
(Jan Wischkowski)
Platz 21
ULTHA – The Inextricable Wandering
Mit einfachen Mitteln eine packende Atmosphäre aufbauen: ULTHA wissen, wie das geht und orientieren sich durchaus am klassischen Black Metal. Doch trotz der konservativen Trademarks auf „The Inextricable Wandering“, können Fans eine Mikrorevolution im ULTHA-Sound ausmachen. Dabei ist Selbstentdecken natürlich viel besser als auf jegliche Ausführungen zu achten – sehr gutes Album einer sehr guten Black-Metal-Band.
(Jan Wischkowski)
Platz 20
SLUGDGE lieben schlechte Wortspiele in ihren Songtiteln. Aber SLUGDGE lieben auch den Death Metal in seiner gröberen Form. So sehr, dass sie mit „Esoteric Malacology“ eines der abwechslungsreichsten und heaviesten Death-Metal-Alben des Genres rausgehauen haben, an dem gar nichts lachhaft ist. Über die Dad-Joke-artigen Songtitel wie „Salt Thrower“ oder „Transylvanian Fungus“ kann man sich trotzdem noch amüsieren.
(Michael Klaas)
Platz 19
PRIMORDIAL – Exile Amongst The Ruins
PRIMORDIAL machen, was PRIMORDIAL eben machen – oder doch nicht? „Exile Amongst The Ruins“ ist zweifelsfrei ein starkes Album einer Band, die an der Genre-Spitze agiert. Und doch schüren die Iren gerade im Anfangsteil hohe Erwartungen. Einflüsse von DREAD SOVEREIGN, ein gewisser Old-School-Flair und bandtypische Trademarks lassen zu Beginn die Kinnlade runterscheppern – im positiven Sinne. Dass die Jungs sich anschließend aber doch wieder auf ihre Stärken konzentrieren, enttäuscht etwas. Andererseits: So gibt’s auf „Exile Amongst The Ruins“ einiges zu entdecken.
(Jan Wischkowski)
Platz 18
WIEGEDOOD – De Doden Hebben Het Goed III
WIEGEDOOD gehörten in den vergangenen Jahren zu den größten Überraschungen im Black-Metal-Genre. Kompromisslos, aber auch melodisch walzten die Belgier alle negativen Stimmen nieder. „De Doden Hebben Het Goed III“ vervollständigte eine Trilogie, die in einigen Jahren zu den Genre-Klassikern gehören könnte. Das wird die Zeit zwar erst noch zeigen müssen, aber momentan können alle Beteiligten zufrieden mit dem Ergebnis sein. „Nach dem ersten Teil war es uns wichtig, dass ihm die anderen beiden Teile ebenbürtig sind“, erzählte uns Sänger und Gitarrist Levy Seynaeve im Interview. „Spannend zu beobachten, wie gut das funktioniert hat.“
(Marc Thorbrügge)
Platz 17
Niederschmetternde Monumental-Riffs bieten YOB auch auf ihrem Album „Our Raw Heart“, aber nicht nur das. Mike Scheidt hatte im Vorfeld der Arbeiten unter schwerer Krankheit gelitten, deren Ausgang ungewiss war. Dieses Ringen ums eigene Leben hat ihn und seine Band derart beflügelt, dass „Our Raw Heart“ zu einem der emotional durchschlagskräftigsten Doom-Alben des Jahres geworden ist.
(Michael Klaas)
Platz 16
Unabhängig davon, wo es AMORPHIS klangtechnisch hintreibt, klingt die Band letzten Endes doch immer nach sich selbst. Und auch mit ihrem neuen Album „Queen Of Time“ kommt der ikonische Sound der Band mit Hang zum Bombast letzten Endes doch einschlägig durch. Oftmals führen folkige Passagen auf die falsche Fährte, nur um dann dank des krachenden Sounds und Tomi Joutsens markigem Gesang wieder auf Kurs zu kommen. Diese Verspieltheit zeigt AMORPHIS endlich wieder mit neuer Stärke.
(Michael Klaas)
Platz 15
Der raketenhafte Aufstieg, den KHEMMIS speziell mit ihrem Album „Hunted“ hingelegt haben, hat die Band nicht davon abgehalten, letzten Endes auch auf „Desolation“ noch ganz wie sie selbst zu klingen. Der Unterschied: Die Band gibt dem NWoBHM-Anteil in ihrem Sound nun deutlich mehr Raum , wahrt sich dabei jedoch ihren Sinn für das Dramatische. Fest steht: Mit „Desolation“ führen KHEMMIS ihren Erfolgskurs fort, ohne sich zu wiederholen. Das Ergebnis: Eines der organischsten Heavy-Metal-Alben des Jahres.
(Michael Klaas)
Platz 14
CRIPPLED BLACK PHOENIX – Great Escape
Weder die Jahre noch die zahlreichen Musiker- und Sängerwechsel sind an CRIPPLED BLACK PHOENIX spurlos vorbeigegangen. Mit „Great Escape“ gelingt es ihnen aber nun endlich die frühere experimentelle Post-/Prog-Verspieltheit in ihren modernen, straighteren Rocksound zu integrieren. Mit schweren Doom-Riffs, blubbernden Synthesizern und butterweichen Schnörkelsoli von AT THE GATES-Klampfer Jonas Stålhammar ganz klar das Herbst-Highlight 2018.
(Alex Klug)
Platz 13
TRIBULATION liefern mit „Down Below“ ein Dark Metal-Album der Extraklasse ab. Die Black/Death-Metal-Tage der Band sind endgültig gezählt, „Down Below“ trumpft mit einer eingeständigen Mischung aus Horror-Soundtrack, Dark Rock und Gothic Metal auf – ohne jedoch an Härte und Durchschlagskraft einzubüßen. Erwachsen und reif klingt der Sound der Band, er bedient sich vieler bekannter Elemente und Zitate der düsteren Musik und ist dennoch frisch und unverbraucht. Hammer!
(Sven Lattemann)
Platz 12
A PERFECT CIRCLE – Eat The Elephant
14 Jahre sind eine lange Zeit. Wie langweilig wäre also bitte ein 08/15-Alternative-Metal-Album aus dem Hause A PERFECT CIRCLE gewesen? Das Kreativgespann Howerdel und Keenan wählt einen anderen Weg: Piano, Jazz-Drums und zweistimmiger Gänsehaut-Gesang der absoluten Oberklasse. „Eat The Elephant“ ist ein Album der unendlichen Tiefe geworden – nicht zuletzt, da die von vielen angeblich vermisste Gitarren-Schlagseite als nötiger Gegenpol immer noch vorhanden ist.
(Alex Klug)
Platz 11
Die US-amerikanischen Melo-Black-Metal-Senkrechtstarter UADA haben die Messlatte mit ihrem Debüt selbst ganz schön hoch gelegt – und dennoch hopsen sie mit „Cult Of A Dying Sun“ problemlos drüber. Das Grundrezept – melodische Moll-Leadgitarre über Powerchords und Uptempo-Drumming – haben sie dabei unverändert gelassen, und dennoch klingt das zweite Album der Band versierter, komplexer und vielschichtiger. UADA sind definitiv eine Band, die Black-Metal-Fans auf dem Schirm haben (und behalten) sollten.
(Stephan Möller)
Platz 10
THE OCEAN – Phanerozoic I: Palaeozoic
THE OCEAN vertonen mal wieder ganze Entwicklungsepochen. Sie dürfen das, sie können das. Mit „Phanerozoic I: Palaeozoic“ gelingt dem multinationalen Kollektiv ein schimmernder Monolith von einem Album, in dem die Schwermütigkeit von KATATONIA auf GOJIRA-Fatalismus und die Experimentierfreudigkeit von NE OBLIVISCARIS trifft. Bei allem Talent vergessen Robin Staps und seine Bande jedoch nie, mitreißende Songs zu schreiben. Auf diesem musikalischen Level ist das wohltuende Meisterklasse.
(Tobias Kreutzer)
Platz 9
Mit „The Sciences“ meldet sich die Doom-Urgewalt SLEEP nach beinahe zwei Jahrzehnten überraschend zurück. Und wie! Die Platte bringt alles mit, was sich das schleppend-schwermetallische Herz so wünscht: stampfende Grooves, kraftvolles, überzeugendes Riffing und eine beinahe unheimliche Authentizität. Das Ergebnis? Das wahrscheinlich beste Stoner-Doom-Album der letzten Jahre – und ein unglaublicher Powertrip, der einen auch ohne bewusstseinserweiternde Substanzen in andere Sphären versetzt!
(Jonas Erbas)
Platz 8
AT THE GATES – To Drink From The Night Itself
Den Wirbel um AT THE GATES konnte noch nie jemand nachvollziehen? Ich auch nicht, in den Neunzigern habe ich die Schweden irgendwie verpasst. Und da ich nicht mit den Alben aufgewachsen bin, geben sie mir jetzt auch nicht allzu viel. Doch bei „At War With Reality“ und „To Drink From The Night Itself“ ist das anders. Das sind zwei starke Werke Melodic Death Metal. Darüber kann es keine zwei Meinungen geben und wenn sich Tompa als Inspiration für die Texte des aktuellen Albums auch noch auf „Die Ästhetik des Widerstands“ des deutsch-schwedischen Schriftstellers Peter Weiss beruft, wird es großartig. „To Drink From The Night Itself“ ist nicht einfach konsumierbar und wird auch nach dem zwanzigsten Durchlauf nicht beliebig. Das ist mehr als ein Großteil der anderen Vertreter des Genres 2018 fabriziert haben. Gerne mehr davon.
(Björn Gieseler)
Platz 7
VISIGOTH haben mit ihrem zweiten Album einen zeitgemäßen Klassiker des True Metal veröffentlicht. Wer es heutzutage schafft, in dem Bereich seine Riffs frisch und modern, aber nicht anbiedernd zu gestalten, dem kann man zweifellos eine große Zukunft bescheinigen. Wenn man Songs wie „Silver And Steel‘ oder ‚Outlive Them All‘ gehört hat, weiß man genau, was ich meine. Diese Band ist hungrig und will mehr.
(Colin Büttner)
Platz 6
Wer hätte damit gerechnet? JUDAS PRIEST meldeten sich mit „Firepower“ eindrucksvoll zurück und demonstrierten eine nicht mehr für möglich gehaltene Power, die anscheinend doch noch in der Band schlummerte. Ein gutes Dutzend Stahlgeschosse luden die Veteranen, unterstützt von Gitarrist Richie Faulkner und Produzent Andy Sneap in die Büchse, trafen zwar nicht immer ins Schwarze, verfehlten aber nie die Zielscheibe. Überschattet wurde die Veröffentlichung von der Nachricht über die Parkinson-Erkrankung von Glenn Tipton. Dennoch schufen JUDAS PRIEST mit „Firepower“ ein sehr gutes Spätwerk, wenngleich dieses es nicht schafft, Magie und Klasse der alten Meisterwerke zu erreichen.
(Marc Thorbrügge)
Platz 5
CHAPEL OF DISEASE – …And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye
CHAPEL OF DISEASE legen mit „…And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye“ ein Album hin, auf dem sie klassischen Death Metal mit traditionellen Hard-Rock- und NWoBHM-Elementen kreuzen. Aus alt und alt wird in diesem Falle etwas ganz Neues, die Formel geht von vorne bis hinten auf – und „…And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye“ passt deshalb in jede Sammlung sowohl von Heavy-Metal-Traditionalisten als auch von Todesmörtel-Liebhabern.
(Stephan Möller)
Platz 4
BEHEMOTH – I Loved You At Your Darkest
BEHEMOTH haben mit „The Satanist“ ein Meisterwerk abgeliefert und kommenden Veröffentlichungen einen Bärendienst erwiesen. Denn kann darauf noch etwas ähnlich Starkes folgen? Ja und nein. „I Loved You At Your Darkest“ spaltet Fans wie Presse und findet auch bei uns viele Anhänger und gleichzeitig enttäuschte Fans. Dabei haben die Polen an ein paar Schräubchen gedreht, einige Überraschungen eingebaut und so einen würdigen Nachfolger für „The Satanist“ geliefert, der sich durchaus als ebenbürtiger Pflichtkauf erweist – aber eben nur mit etwas Liebe fürs Detail.
(Jan Wischkowski)
Platz 3
MANTAR – The Modern Art Of Setting Ablaze
MANTAR, zwei Typen aus dem hohen Norden, von denen einer inzwischen in den Sümpfen Floridas haust. Eigentlich aus der Punk-Szene stammend, konnte die Band in den letzten Jahren vor allem Metal-Fans begeistern. Entsprechend bemerkenswert fand es Sänger und Gitarrist Hanno Klänhardt, als wir ihn im September interviewten: „Als wir uns gegründet hatten, hatten wir mit der Metalszene nichts zu tun, und auf einmal stelle ich fest, dass ich gerade mit metal.de rede!“ Das dritte Album „The Modern Art Of Setting Ablaze“ überzeugte einmal mehr die Kritiker. Bei uns widmete sich Markus Endres der Scheibe und kam zu dem Schluss: „Die Zutaten sind altbekannt, die Einflüsse hörbar, aber mit ihrem dritten Album […] klingen MANTAR endgültig nach MANTAR, fern jeglichem Schubladendenken.“
(Marc Thorbrügge)
Platz 2
SULPHUR AEON – The Scythe Of Cosmic Chaos
SULPHUR AEON brachten unseren Chefredakteur zu einer Liebeserklärung, räumten den Soundcheck ab und haben sich zur Speerspitze der hiesigen Death-Metal-Szene hochgespielt. „The Scythe Of Cosmic Chaos“ zeigt, dass die Lovecraft-Verehrer ihr hohes Niveau locker halten können, ohne dabei ihre Konsequenz zu verlieren. Atmosphärisch unglaublich dicht, ist die Platte ein majestätischer Brocken, der ganz bewusst als Gesamtwerk genossen werden sollte – und das immer und immer wieder!
(Jan Wischkowski)
Platz 1
GHOST haben seit jeher Metal-Riffs und Okkult-Image mit Pop-Affinität kombiniert, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Auf „Prequelle“ allerdings perfektioniert Mastermind Tobias Forge diesen Spagat. Egal ob Disco-Rhythmen in „Dance Macabre“, schwermetallischer Hammer in „Rats“, Saxophon-Wiederbelebung mit „Miasma“ oder melancholische Pianoballade der Marke „See The Light“ – auf dem vierten GHOST-Langspieler ist jeder Song ein Volltreffer. Das absolut stilsichere Artwork setzt der perfekt durchinszenierten Rock-Oper die Krone auf.
(Dominik Rothe)