Die 10 ...
zum Teil härtesten und bösesten Weihnachtssongs der Welt

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Die 10 ...

Hand aufs Lebkuchenherz (bevor es sich die anderen schnappen): Wer glaubt, „Santa“ sei nur rein zufällig ein Anagramm von „Satan“, der glaubt auch daran, dass der Mensch auf dem Mond gelandet ist. Nachdem der Kollege Colin im vergangenen Jahr einige Äxte von Weihnachtsalben gewürdigt hat, gibt es daher nun die eingedampfte Version: Die 10 zum Teil härtesten und bösesten Weihnachtssongs der Welt. Na ja.

1./2. KING DIAMOND – (No Presents For) Christmas (The Puppet Master/2003, NPFC 7″/1985)

Ehre, wem Ehre gebührt: Der diamantene König reüssiert gleich zu Beginn mit einem Doppelschlag. Das spätere „Christmas“ ist dabei nur ein hinterhältiger und mit vergiftetem Puderschnee veredelter Metalsong mit Hitpotential:

Richtig fies ist aber der Klassiker. „No Presents For Christmas“ bricht rücksichtslos sinnvolle Tabus und schafft es so wie kaum ein anderes Stück der Populärkultur, zum bösartigen Verführer der ohnehin latent halbstarken Jugend zu werden – als wenn es nicht sowieso jedes Jahr schlimmer würde. Eingebettet in traditionelles (und unschuldiges) Liedgut, werden verdienten Helden des Kinderzimmers sowohl Ignoranz als auch Alkoholismus untergejubelt:

„There’s no presents not this Christmas

There’s no presents

Tom and Jerry drinking sherry

They don’t give a damn…“

Santa fehlen seine Helfer.

Die zynische Konsequenz: Große Kinderaugen füllen sich mit Tränen und die Welt mit Kälte.

 

 

3. ROB HALFORD – Get Into The Spirit (Winter Songs/2009)

Die Youtube-Gemeinde sagt:

„Xmas metal, you just can’t go wrong with that!“

„Imagine the kids come at your door and sing this song…“

„Lol, man that’s so real. I love this comment. I just imagined it and was like: OH! Hell yeah!“

Und tatsächlich: Der Metal God haut zwischen Heiligem Geist, Schlittenfahrt und Double Bass ordentlich einen raus. Wer will ihm das verargen? HÄ? Soll bloß kommen…

 

 

4. HAUST– No Christmas (Black Hole X-Mas 7″/2011)

Wenn der Duft von Zimt auf Menschlichkeit trifft und sich das Leuchten von Lametta mit Herzenswärme vermischt, dann entsteht daraus diese ganz einzigartige Weihnachts-Atmosphäre, die einen wohligen Schleier der Friedlichkeit über alles legt und Jung wie Alt ein selig-entrücktes Lächeln ins Gesicht zaubert. Diesem heiligen Zauber der Weihnacht kann sich auch eine Bande derangierter norwegischer Teenager mit gestörter Vorstellung von Anstand und Moral nicht entziehen:

 

 

5. SPINAL TAP – Christmas With The Devil (Christmas With The Devil 7″/1984)

Ähm… Folgendes:

„The elves are dressed in leather

And the angels are in chains

(Christmas with the Devil)

The sugar plums are rancid

And the stockings are in flames

(Christmas with the Devil)

There’s a demon in my belly

And a gremlin in my brain

There’s someone up the chimney hole

And Satan is his name The rats ate all the presents

And the reindeer ran away

(Christmas with the Devil)

There’ll be no Father Christmas

‚Cause it’s Evils holiday

(Christmas with the Devil)

No bells in Hell No snow below-

Silent Night, Violent Night

So come all ye unfaithful

Don’t be left out in the cold

You don’t need no invitation, no…

Your ticket is your soul.“

 

 

6. GWAR – Stripper Christmas Summer Weekend (Stripper Christmas Summer Weekend 7″/2009)

Oderus Orungus ist von uns gegangen. Das ist schlecht für diesen Planeten und generell. Aber GWAR leben und ihre Message leuchtet weiterhin. Und weithin – durch den gern übersehenen Stern „Stripper Christmas Summer Weekend“ zum Beispiel bestimmt bis ins Morgenland. Der Chef der Scumdogs klingt hier fast wie ein lakonischer Kory Clarke, es gibt crunchy Riffs, Oh Yeahs und Handclaps – alles also, was für die Jukebox eines orthodoxen Sommerweihnachtsstripperwochenendes gebraucht wird. Und GWAR sind ohnehin als Punk-Rock ’n‘ Roller am besten. Fürchtet euch nicht.

 

 

7. TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA – Christmas Canon Rock (The Lost Christmas Eve/2004)

Wenn irgendwer Weihnachten kann, dann das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, dieses Kitsch-Methadon für SAVATAGE-Junkies auf Entzug. Und ich spreche hier nicht von jenem verstörenden Wir-sind-alle-nett-und-andächtig-Weihnachten. Ich spreche hier vom richtigen, vom echten Weihnachten wie es einmal gedacht war: Vom Coca-Cola-und-Andrew-Lloyd-Webber-real-emotions-Weihnachten. Aber mal ohne Scheiß: Das hier ist natürlich vollkommen over the top, aber wenn das Songwriting-Dream-Team aus Paul O’Neill und Jon Oliva eins kann, dann ist es, die ganz große Geste effektvoll auf die Bühne bringen. Leider geil.

 

 

8. OKKULTOKRATI – All I Want For Christmas Is Glue (Black Hole X-Mas 7″/2011)

Ob Hobbes, Locke, Rousseau oder Kant der Okkultokratie das Wort geredet haben? Nö. Aber eine solche hätte unbestreitbare Vorteile, vor allem in ästhetischer Hinsicht: An jedem Sonntag würden sich alle Würdenträger des Staates mit einer Tüte Klebstoff über dem Kopf und im Übrigen als Nocturno Culto verkleidet in ihrer je eigenen entweihten Sakristei hinterm Gartenhäuschen brüllend auf die nächsthöhere chaosmagische Ebene meditieren. Und so in ihrer Gesamtheit der perfekten Allokation der unheiligen Ressourcen allwöchentlich ein nicht unbedeutendes Stück näher kommen.

 

 

9. WHIPLASH – I Hate Christmas (Whiplash/1996)

Und jetzt alle: „I hate Christmas, you hate Christmas, we all hate Christmas, Christmas SUCKS!“

Wobei: Lebkuchen, Glühwein, Tannennadelduft, einen neuen Plattenspieler, Zimtsterne, Weihnachten in Bullerbüh, leuchtende Kinderaugen, Schlittenfahren, Bratäpfel, Weihnachtsferien und das letzte Türchen mit dem großen Schoko-Santa mag ich schon.

 

 

10. KOMMANDO SONNE-NMILCH – Es gibt keinen Weihnachtsmann (Hässlich Und Neu/1999)

Eine gewisse Antipathie gegenüber dem Hippie als solchem ist zumindest vorderhand nachvollziehbar. Gerade die Vorstellung, man würde mittels Lichterkette oder Feder im Haar irgendwen nachhaltig beeindrucken, kann routiniert als naive bis feige Weltfremdheit abqualifiziert werden. Andererseits erzeugt Gewalt Gegengewalt und die Gefahr, in reaktionäre Klischees zu verfallen (kein Badewasser, kein Kamm, kein Bock etc.), ist groß. Man sollte also nicht gleich Diverses mit dem Bade ausschütten, lieber Jens Rachut! Und denkt vielleicht auch mal jemand an die Kinder?

17.12.2014
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