Die 10 ...
Zehn Bands ohne Gesicht
Special
Vorsicht, die könnten beißen! Oder blöken! Oder sonst was hinter ihren Masken anstellen. Vor einigen Tagen haben GHOST ihr neues Album „Meliora“ veröffentlicht. Verstecken müssen sich die Schweden eigentlich nicht, tun sie aber. Und sie sind beim besten Willen nicht die einzige Band, die auf ausgefallene Bühnenoutfits setzt. Wir haben für euch zehn Bands zusammengestellt, die das mit der Maskerade auf durchaus spektakuläre Weise zelebrieren. Dass es noch einige andere Combos gibt, die in diese Kategorie passen, ist klar, doch die könnt ihr dann ja gern als Kommentar ergänzen. Also: Latexmaske auf, rein ins Gummikostüm und los geht’s!
GHOST
GHOST und ihr neues Album „Meliora“ sind nicht nur der Grund für dieses Special, sondern dürfen natürlich auch aus anderen Gründen nicht fehlen. Ob das schwedische Sextett auch so groß und erfolgreich wäre, wenn die Masquerade fehlte und die Musik für sich selbst sprechen müsste … die Antwort darauf überlassen wir den Spöttern. Fakt ist aber, dass sowohl die Videos und die Promobilder als auch die Liveauftritte von GHOST gerade durch die Kostüme der Band zu einem Highlight werden. Da wäre Sänger-Papst Papa Emeritus, der von Album zu Album ein weiteres „I“ an seinen Namen hängt, gekleidet in Totenkopfmaske, päpstlicher Kopfbedeckung und Robe. Und da wären die fünf Instrumentalisten, allesamt schlicht „Nameless Ghoul“ genannt, die bis vor kurzem noch in schwarze Kapuzen und Darth-Vader-ähnliche Masken gehüllt waren, mittlerweile jedoch eher teuflische Masken tragen. Auf jeden Fall interessant, und seien wir doch ehrlich: Auch die Musik geht ganz gut in Ohr und Bein.
(Stephan Möller)
MGLA
Die polnischen Black Metaller MG?A können als eine DER Senkrechtstarterbands der letzten Jahre gelten – zumindest innerhalb der Black-Metal-Szene. Einerseits liegt das sicherlich daran, dass das Duo aus Krakau musikalisch ihre sehr eigene, eingängige, aber nichtsdestotrotz stimmungsvolle Nische gefunden hat, das es durchweg bedient. Vor allem das 2012er-Album „With Hearts Toward None“ kann mit seiner Verquickung einer einfachen Rhythmusgitarre, hypermelodischen Leads und nihilistischer Stimmung als Highlight der jüngeren Black-Metal-Geschichte gelten.
Aber ein Teil der Faszination, die MG?A ausüben, geht nicht nur auf die musikalische Qualität des Duos zurück, sondern auch auf die Art, wie sich die Band live präsentiert. Gesichter, viel Headbanging oder Stageacting sucht man bei MG?A vergebens, stattdessen sind die live zu viert agierenden Musiker komplett in Schwarz gehüllt, in Lederjacken, Kapuzen und Gesichtstücher. Besonders imposant ist es, wenn das Licht richtig fällt: Dann sieht es nämlich so aus, als wären die Kapuzen leer und formlos.
(Stephan Möller)
SLIPKNOT
Muss man zu SLIPKNOT noch viel sagen? Wem sind die Maskenmänner aus Des Moines, Iowa, denn kein Begriff? Fakt ist aber: Als Anfang der 2000er etliche Teenager (der Verfasser dieser Zeilen eingeschlossen) in Massen die CDs des Neuners kauften und sich dem Violent Dancing im Pit der Liveshows von SLIPKNOT aussetzten, lag das mit Sicherheit nicht nur an der Musik. Die fanden wir Nu-Metal-Kiddies damals auch super, keine Frage, und gerade das Debüt wirkt auch heute noch ultrabrutal und fetzig. Aber die eigentliche Faszination ging damals von den Masken aus, die nicht nur die Gesichter verdeckte, sondern jedes SLIPKNOT-Konzert noch ein Stück härter machte, da die energetische, brutale Show durch die ausdruckslose Mimik der Masken noch einmal unterstrichen wurde. Selbiges gilt übrigens für die überaus kreativ und morbide inszenierten Videoclips der Band.
(Stephan Möller)
CULT OF FIRE
Die tschechischen Melodic Black Metaller CULT OF FIRE haben sich mit ihrem letzten Album „?????? ?? ????? ????????“ tiefergehend mit der (okkulten) indischen Mythologie beschäftigt und daraus nicht nur ein enorm gutes Konzeptalbum gebastelt, sondern auch wirklich interessante Kostüme für ihre Live-Auftritte: Mit großen, überdimensionalen Spitzhüten, Roben und einem okkulten Altar auf der Bühne schaffen es CULT OF FIRE, die finstere, teils kaum greifbare Atmosphäre ihres aktuellen Albums auch live einzufangen. Dass mit solchen Hüten aber nicht viel Stageacting drin ist, sollte klar sein …
(Stephan Möller)
MILKING THE GOATMACHINE
„Mähhhhhhh“, meckert die Ziege und geht dann von der Bühne runter, weil der Gig vorbei ist. Das Wort „Goat“ ist im extremen Metal ja doch recht geflügelt. Dass sich ein paar ulkige Typen entsprechende Masken aufsetzen, um unter dem Banner MILKING THE GOATMACHINE Deathgrind zu zocken, geht aber noch eine Stufe weiter. Goat sei Dank ziehen die „Ziegen-Metaller“ diesen Stiefel, pardon Huf, aber konsequent durch. Dabei sind dann auch so lustige Pseudonyme wie Goatleeb, Goatfreed Udder und Tony Goatana entstanden. Auch die Alben klingen verwandt: „Stallzeit“ und „Goatgrind“ blöken da schon eine sehr deutliche Sprache. Ok, die Deutschen melken nicht gerade vergoldete Songstrukturen aus ihren Instrumenten, aber darum geht es auch nicht. MILKING THE GOATMACHINE liefern geradlinigen Grindcore mit Todes-Schlagseite – den allerdings sehr regelmäßig, wenn man bedenkt, dass die Truppe innerhalb von rund sechs Jahren sechs Studioalben veröffentlicht hat.
(André Gabriel)
LORDI
Mit LORDI könnte man auch direkt einen trashigen Horrorfilm drehen, denn die Band macht in Sachen Bühnenoutfit keine Kompromisse: Bei den Finnen ist von Kopf bis Fuß alles auf Monster getrimmt. Musikalisch kommen die optischen Ungeheuer gar nicht so monströs daher, da tobt man sich eher im Hard-Rock- und maximal im Heavy-Metal-Bereich aus. Hinzu kommen elektronische Klänge, die zu einer Soundsymbiose führen, die LORDI sogar den Sieg beim Eurovision Song Contest 2006 beschert hat. Damit haben die Gummifratzen bestimmt nicht gerechnet, als sie LORDI 1992 aus der Latex-Taufe hoben.
(André Gabriel)
6:33
Die Franzosen 6:33 sehen sich selbst als Schauspieler im Sinne des antiken japanischen Theaters. Ähnlich wie die Kabuki-Schauspieler ziehen die Musiker vor ihren Shows ihre Masken auf, um ihre morbiden Texte darzubieten. Erst am Ende nehmen die Musiker ihre Masken ab, um sich anschließend vor ihrem Publikum zu verbeugen.
(Michael Klaas)
GRAILKNIGHTS
Die GRAILKNIGHTS aus Hannover haben sich dem Kampf gegen das Böse in Form von Dr. Skull von Castle Grayskull verschrieben. Da macht es Sinn, dass die Band in bunten und ultrakäsigen Superheldenkostümen herumlaufen.
(Michael Klaas)
GENESIS
Ein wenig aus der Reihe tanzen GENESIS, genauer gesagt Peter Gabriel, der zu Zeiten der klassischen GENESIS-Besetzung zu bestimmten Songs immer wieder ausgefallene Kostüme getragen hatte. Sei es der Moonlit Knight bei „Dancing With The Moonlit Knight“ oder seinem ausgefallenen „Watcher Of The Skies“-Aufzug bestehend aus Fledermausflügeln am Kopf, Schwarzlicht-Schminke im Gesicht und einem kunterbuntem Cape. Nicht minder schräg ist seine Blumenmaske, die er bei Performances des legendären GENESIS-Epos‘ „Supper’s Ready“ bei dessen fünften Teil „Willow Farm“ anzog, nur um dann zu den Vaudeville-artigen Rhythmen leichtfüßig auf der Bühne herum zu hampeln und so Zeilen wie „If Winston Churchill dressed in drag, he used to be a British flag, plastic bag, what a drag“ zu singen. Das hatte dann schon etwas Monthy-Python-artiges; man muss wohl wirklich britischer Abstammung sein, um auf so etwas zu kommen. Der Part beginnt bei 13:25, Ihr seid natürlich herzlichst eingeladen, Euch den gesamten Song anzuhören.
(Michael Klaas)
GWAR
Sind das Musiker oder Endbosse in Videospielen? Letzteres wäre möglich, tatsächlich musizieren die Mitglieder von GWAR aber in Richtung Thrash Metal, Punk, Heavy Metal und diverserer anderer Subgenre. Und das schon seit 1985! Zwar gehen GWAR bei ihren Shows etwas drastischer vor als die äußerlich verwandten LORDI, Humor und Satire stehen aber im Vordergrund der Darbietung und der Texte. So agieren GWAR auf der Bühne augenscheinlich und ohrenhörlich in der Regel recht kontrovers, und dazu gehört auch das Besprühen des Publikums mit nachgeahmten Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Urin und Eiter. Da lohnt es sich doch eigentlich, selbst kostümiert und vor allem maskiert zu den Shows zu kommen!
(André Gabriel)