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Steel mit Stil: Die 10 härtesten Songs der Welt
Special
Steel mit Stil – die 10 härtesten Songs der Welt
Härte ist keine Frage des Riffs oder der Produktion, sie ist allgemein keine Frage des Sounds. Härte ist eine Frage der Einstellung. Härte kommt von innen, Härte ist eine Frage des Spirits. Wir sind der Speerspitze dieser Härte duch schwarzen Wind und Feuer nachgejagt – und haben sie nach zähem Ringen mit stählernem Herzen jenseits des Königreichs aus Stahl gefunden: in einem Dungeon in Singapur.
Bitteschön: Die 10 härtesten Songs der Welt!
1. STEELHEART: Steelheart (Tangled In Reins / 1992)
Was wäre es, wenn „Heart of Steel“ mit „Running Free“ gekreuzt und gleichzeitig alles Lendenschurzige bzw. Kindergarten-Monsterige eliminiert würde? Genau. Die ultimative Teenage-Warrior-Ausbruchs-Hymne wäre das. Bitteschön: „Steelheart“. Von STEELHEART. Am Anfang jaulen die Gitarren auf, als stünde Valentino Rossi vervielfacht und voller Koks sowie wilder Entschlossenheit an der Startlinie von Paris-Dakar. Während sich Sohnemann und sein Dad dann in der Eingangsstrophe stakkatomäßig gegenseitig Vorhalten machen (Flasche wichtiger als ich/nie Liebe gezeigt vs. lange Haare/nix drauf/Muttersöhnchen), knattern die Klampfen wie ein Feuerross auf Shell V-Power, das nur mit Mühe im Zaum gehalten werden kann. Und als Junior in Persona Michael Matijevics die Hutschnur endgültig geht und er nach 73 Sekunden glockenhell „I´ve got a Steeeeeelheart“ brüllt, wird das Stahlross von der Kette gelassen und es gibt kein Halten mehr: Der Song nimmt Fahrt auf und auf Ampeln und Ähnliches garantiert keine Rücksicht mehr, denn: „I’m a one man army, a two man fight I got a steelheart and I’ll die for my right I’m a one man army, a two man fight I got a steelheart and I’ll die I’ve been sleeping in the doghouse, I shower in the rain I fought through all the fire, no no no I feel no pain So take me as I’m now, I’m down and easy to fight I’ve grown stronger than a pit bull’s bite You can throw me down and kick me, but you’re never gonna see me run I’ll pick myself right back up and load my guns. “ Goil. Dass auf dem Album anschließend die reumütige Ballade „Mama Don´t You Cry“ inklusive Kinderchor kommt, darf hier ausgeblendet bleiben.
2. MEDIEVAL STEEL: Medieval Steel (Medieval Steel EP / 1984)
„Beyond the sands of time within the realm of the lion, there’s a land where life and death are ruled by steel. Out of this land five conquering heroes arose to make their stand. Throughout their journey they staked their claim that they were the warlords by the name… Medieval Steel. “ Kennen wir ja alle, das alltägliche Löwenhöhlen-Stahl-Poblem. Nach diesem Intro bleiben deshalb natürlich keine Fragen offen. Außer vielleicht, warum diese Memphis-Mittelalter-Crew nicht über den 80er-Geheimtipp für KIT-Experten hinausgekommen ist. Hymnen wie diese hätten sich Conan, Spartakus und die Ritter der Tafelrunde in unity zur Einreitmelodie gewählt. Besonders geil: Nachdem der Signature-Song durchgängig eine epische Midtempo-Hymne par excellence ist, setzen die Jungs zum Schluss nochmal zum Trab an und Sänger Bobby haut eine Kopfstimmen-Sirene raus, die Herrn deFeis geradewegs aus dem Sattel kippen lassen würde.
3. SAXON: Battalions Of Steel (Into The Labyrinth / 2009)
Das Glockenschlags-Intro mit den Keyboard-Chören aktiviert Hirn, Zwerchfell und Löwenherz stilsicher: Nightwish vereinigen sich im Morgengrauen, den polierten Tomahawk unterm Arm, mit den barbarischen, dennoch edlen Horden aus Ronja Räubert… Aragorns Geblüt. Um zu ziehen gegen das Böse. Flecktarn in irgendeinem Wüstenstaub fernab der Zivilisation ist allerdings auch nicht abwegig. Das Tolle nämlich ist: Ob der geneigte Hörer nun bevorzugt rostfrei bemuskelt durchs Auenland Richtung Donnerkuppel conaniert, während sein Lendenschurz sich mehr schlecht als recht der titanischen Aufgabe stellt, die ihm anvertraute Männlichkeit unterm Saum zu halten, oder er lieber als idealistisch adrenalinierter Angehöriger moderner Armeen des Guten seinen Panzer im Sinne von Freiheit und Demokratie im Herzen der Unmenschlichkeit inhumane Kollateralschäden vermeiden lässt – beides funktioniert passgenau. Eine Pathos-Hymne mit doppelter semantischer Einsatzbereitschaft, so was lobe ich mir.
4. KISSIN‘ DYNAMITE: Steel Of Swabia (2008)
‚Stahl von Sabia. Genauer: Diebstahl von Sabia. Und zwar – für die Historiker-Nerds, diese seltene Spezies unter uns Metallern – nicht der Raub der Sabianerinnen. Sabia ist schon selbst die Täterin. Macht sie Sylvie den Rafael abspenstig. Und die Welt hält den Atem an. Eine Dreiecksgeschichte epochaler Größe und Tragik. Wie die zwischen Claudia, Martina und Stefan Effenberg. Oder die zwischen Siegfried, Roy und dem Tiger, der Roy nur retten wollte. Oder, aus dem Kosmos der Musik, Kevin Russell, dem unglaublich ehrlichen Straßenrock und dem W. Ähm. Da ist ja tatsächlich noch ein W mit drin: Swabia. Hä? Stahl von Schwaben? Sind die nicht ganz dicht? Was soll das denn sein? Cool?
5. ICY STEEL – I See Steel (Icy Steel / 2007)
Die Story hinter dieser Hymne hat es in sich: Der Blacksmith Of The North hat bereits eine ganze Reihe an Schwertern geschmiedet, um damit so einiges in Schnee und Eis klarzustellen zu lassen und stellt sich das alles gerade noch mal vor – was nicht so ganz ohne ist. Der Subtext sieht genauso aus. Musikalisch beginnt es standesgemäß mit Schlägen auf den Amboss und dem Peitschen des eisigen Nordwinds, daraufhin tanzt Luca Turilli mit mittleren BATHORY nach drei Pullen billigen Pathos´ mit groben Koordinationsproblemen und doch erhaben die Heldenpolka am Rande der Eisscholle. Aber ach? Die Jungens kommen aus Sardinien? Und die Vocals sind gar nicht in Alt-Isländisch? Beim Teutates, da denk´ ich doch Spontan eher an Sonnenbrand und… Eis am Steel? Passt. Die Jungs zeigen allen anderen eiskalt die lange Nese…
6. DIE KRUPPS – Rings Of Steel (I / 1992)
DIE KRUPPS, die kurz darauf Lee Altus mit an Bord hatten, hauen elektro-metallisch einen raus. Und die drei Stahlringe stehen symbolisch für die Wahrheit, das Schöne und das Gute. Mag ja sein. Aber womit hält ein harter Krupp seinen Stahl wohl glänzend?
a) Mit Ommas Taschentuch,
b) einem Hauch der Liebe oder
c) Wileda?
7. SÜDKURVE DER PORTLAND TIMBERS: He’s Got The Whole Jail Up His Ass (Heimspiel gegen Vancouver / 2008)
Wodurch unterscheidet der Mensch sich vom Tiere? Durch die Kultur – beispielsweise den Fußball. Die hier vorgestellte homophob-klischeehafte Abwandlung eines alten Traditionals war dem bei Vancouver zwischen den Pfosten stehenden Torwart freundlicherweise zugedacht. Man mag zurecht davon ausgehen, dass 15.000 Helden der Hochkultur gepflegt die Pfanne heiß haben, aber beachtlich ist das Objekt ihres Chants allemal: Dieser deutsche, mitunter ziemlich langhaarige Torwart war nicht nur auf allen Kontinenten als Profi aktiv, sondern auch für fünf Monate in Singapur im Knast – er hatte in einigen vermeintlich verschobenen Partien „auffallend gut“ gehalten. Und er war in England auf dem Platz klinisch tot, hat in Teheran vor 100.000 gespielt und in Malaysia mit Songs von MARUSHA angegeben. Tja, Freunde. DAS ist hart, das ist… Lutz PFANNENSTEEL! Ähm. Pfannenstiel.
8. IRON DOGS – Kingdom Of Steel (Free and Wild / 2013)
Nackt im Schnee, die wallende Mähne rot wie das Blut an Körper und Klinge, die Zähne gefletscht, die Häupter der Feinde auf dem Ast am Wegesrand. Und das alles mitten auf dem Cover; ihre Vorgängerin auf dem Debüt der IRON DOGS hatte noch Wölfe dabei. Wie dem auch sei, der Job als Band-Maskottchen soll eh‘ nur das Sprungbrett für eine Karriere im Charakterfach sein. Wer Quorthon und die Rote Zora so anmutig mit billiger Erotik zusammenbringt, braucht sich im rumpelnden, truen Kauz-Königreich des Stahls vor niemandem zu verstecken. Spaß muss sein.
9. Venom – Riddle Of Steel (The Waste Lands / 1992)
„We – as Venom – wanted to make a difference. To make the ultimate metal band, to have a bigger pyrotechnics show than Kiss, wear more leather and studs than Priest, have darker and more satanic music and lyrics than Sabbath, make more mayhem than the dirtiest punk bands… To bet he ultimate. “ (Cronos)
By 1992 you were not even in the band, punk! (Mantas)
This is not music. (George W. Bush)
Das hier ist keine Musik. (Theodor W. Adorno)
Das hier ist auch keine Filmmusik. (Rainer W. Fassbinder)
Venom haben mich stark beeinflusst. Weniger musik-ästhetisch als vielmehr hinsichtlich ihres ganzen rebellischen Habitus. Und „Riddle Of Steel“ im Speziellen stellt in seiner nur vermeintlich simplen, indes mehrfach (pseudo-)ironisch gebrochenen resp. metatextuell gespiegelten textlichen Offensive ein bewundernswert prototypisches, wenn nicht gar das herausragende Beispiel für postmoderne Verbindlichkeit dar – ohne sich natürlich auf diese, obzwar naheliegende, Deutungsvariante reduzieren zu lassen. (Sido)
„Riddle Of Steel“ – mehr Netto vom Brutto geht nicht! (Guido Westerwelle)
Mein Gott. Zum Glück bin ich nicht die von Mantas… (Anne Sophie Mutter)
Venom haben viel für Satan und Co. getan. Das muss man ihnen lassen. (Silvio Berlusconi)
Egal ob „Waste Lands“ oder „Battles In The North“; Hauptsache Venom. (Andi Möller)
Mantas hatten wir auch schon mit auf Tour. (H. P. Baxxter)
Musikalische Defizite hin oder her – das darob mit schiefer Naht gefertigte Wams ist nur scheinbar eine Zwangsjacke. In Wirklichkeit ist es ein pechschwarzer Panzer. Läuft auf Bier und feuert mit Blut. Keine natürlichen Feinde. Natürlich nicht. (Metal Power Mag / Germany)
Die ham dochn Ei am Wandern! (Josef Ratzinger)
Wer lacht, kriegt gescheuert! (Helge Schneider)
Dito. (Quorthon)
Das komplette Genre des Mittelalter-Märchen-Metal hätte es auch ohne VENOM gegeben. Seien es nun BLIND GUARDIAN, MOTTENWAMS, SUBWAY TO SALLY, SCHANDMAUL, DANCING DRUID oder wir: Unsere Einflüsse liegen definitiv eher bei Tolkien, Vadder Abraham oder auch Walther von der Vogelweide. (Das letzte Einhorn/ IN EXTREMO)
WIEVIELE Patronengurte tragen die da? Fuckin‘ awesome! (Ursula von der Leyen)
10. MANOWAR: Black Wind, Fire and Steel (Fighting The World / 1987)
Natürlich müssen MANOWAR das letzte Wort haben; genauer gesagt Eric Adams. Der beendet seinen Vortrag an dieser Stelle nämlich mit einem Steeel-Schrei von dreißig Sekunden. Phänomenal. ANAL CUNT schaffen in dieser Zeit ein halbes Album. Ich möchte behaupten, dass es sich hierbei nicht nur um den härtesten, sondern auch den coolsten Metal-Scream aller Zeiten handelt (Platz 2: Jon Oliva: Ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-ah-aaaaah-hahahahaha! (Hall Of The Mountain King/Hall Of The Mountain King/1987), Platz 3: T. Angelripper: Böähh! (Sepulchral Voice/In The Sign Of Evil/1984)). Das nimmt ihm niemand mehr. Die weitere Bewertung der Truppe im Allgemeinen und deren Chancen auf Valhalla kann hier nicht vorgenommen werden. Diese hat an anderer Stelle zwischen Odin/Thor, Götz K. und dem einen rechtschaffenen Typen von ATLANTEAN KODEX ausdiskutiert zu werden.