Die 10 ...
No-Gos auf Festivals

Special

Festivals sind besser als der Sommer selbst. Metal-Festivals sind besser als jede Jahreszeit. Die Kombination aus Grillen morgens um 13.30 nach dem achten Bier, endlich mal normalen Leuten und natürlich Mucke den ganzen Tag regiert auf Augenhöhe mit der Kombination aus Iommi, Osbourne und Butler.

Metal-Klassentreffen sind eigentlich ein sicheres Ding. Im Prinzip jedenfalls. Denn irgendwas ist ja immer. Hier sind die 10 No-Gos auf Festivals.

Campground-Disco

Selbstverständlich sind wir alle wegen des Biers hier. Und der Musik. Aber nicht deiner! Nicht! Deiner! Du campst hier nur, du bist nicht der verdammte DJ. Und auch keine Nachtigall. Klar, so ein 10.000-Volt-Generator kann schon so einiges kompensieren, aber mindestens nachts um drei ist auch mal Sense mit dicker Hose und akustischem Schwanzvergleich! „Wir ham‘ noch lange nicht, noch lange nicht genug?“ Oh doch, mein Freund, oh doch. Sleep is the enemy? Pfff. (SLEEP!)
Amok-Anwandlungen sind nie so angebracht wie nachts um drei mit den Zähnen im Kissen, dem Pochen hinter der Schläfe und den Gedanken bei OBITUARY: „You’re Chopped in haaalf! Feel the blood spill from your mouth! Aaarrghh!“. Zumal die dunkle Gewissheit besteht: Du leidest am nächsten Morgen trotzdem nicht mehr als wir, sondern reißt die Anlage mit dem Konterbier gleich wieder auf. „Wiiir sind Verteidiger des wahren Blödsinns!“ Leute wie du haben passend auch immer den beschissensten Geschmack.
Aber sei dir sicher, irgendwann wird dir auch noch mal was aufgerissen, irgendwann, da liegt dann der Falsche im Nachbarzelt. Irgendwann.
P. S.: Es geht nur mit Gewalt. Ohrstöpsel sind die Nasenpflaster unter den Festival-Utensilien. Gar nix können die.

Das folgende Bild zeigt im Übrigen, wo und wie es richtig geht …

Karneval

Damals, als es noch keine Farben gab, nur drei Programme da waren und Wacken noch Quark im Schaufenster, damals war sowas vielleicht noch originell. Aber heute? Pflanz dir Killernieten auf die Kutte und in die Schläfe, lass dir Eddie auf die Stirn tätowieren, kämm dir vielleicht sogar die Haare – aber denk bitte nicht ans Hasenkostüm. Denk nicht dran. Leute, die so etwas machen, schicken auch ihre Kumpels als Bunny mit dem Bauchladen los und freuen sich über die originelle Idee zum Junggesellenabschied. Und die wedelnde Banane (zum Aufblasen) brauchen wir auch nicht, schon gar nicht direkt zwischen unserer Linse und Tom Araya, während der sich um die Hölle bemüht. Die verdammte Hölle!

„Ficken 1 Euro“

Klar. Je hühner die Brust, desto forscher der Slogan. Aber mal ernsthaft. Als „Comedian“ wäre euer Pappschild Mario Barth. Mit einem Hauch Fips Asmussen.
(Solltet ihr allerdings neben eurem Lager mit dem coolen Bettlaken zwischen den Autos („gABI 2017 – das war eng“) tatsächlich den lustig benannten Likör aus Jostabeeren zum kleinen Geld feilbieten, seid ihr rehabilitiert. Aber original.)

Abendliche Abreise

Das vorzeitige Verlassen des Campingplatzes ist gerade auf größeren Festivals eines der größten NO GOs, leider immer noch nicht tabuisiert und mit bisweilen verheerenden Folgen. Denn was machst du, wenn nachts um halb zwei, drei Atü auf’m Kessel und weit und breit kein Taschenlämpchen, plötzlich der große Pavillon zwanzig Meter hinter der OVERKILL-Flagge nicht mehr da ist bzw. die OVERKILL-Flagge im Grunde schon vor der letzten Kurve hätte erscheinen müssen, wo aber nichts außer dem traurigen HSV-Fetzen auf Halbmast hing, wobei der doch eigentlich neben dem PKW mit dem riesigen HELLOWEEN-Aufkleber …?! Ganz dummes Gesicht machst du dann, zumal alle, wirklich ALLE anderen um dich schon entspannt vor ihrem Zelt beim finalen Pils sitzen. Also ernsthaft: Verfrühte Abreise? Kavaliersdelikt ist was anderes …

Leben im Müll

Um die Natur geht es an dieser Stelle eigentlich nicht. Der moralische Favela-Zeigefinger bleibt ebenso unten. Die Wegwerfgesellschaft im Allgemeinen und das eigentlich nachvollziehbare Jammern der Veranstalter im Speziellen lassen uns verhältnismäßig kalt. Genauso wischen wir den Gestank weg und winken bei der Seuchengefahr ab. Aber ernsthaft, Leute: WER SOLL SICH DAS DENN BITTE ANSEHN? Da fahren wir Tag und Nacht frohen Mutes durch die Republik, euphorisiert im Zeichen des Metal, trotzen Sonne, Regen, SABATON und Ischias, tanzen Arm in Arm in Richtung Bühne … und dann liegt ihr da in eurem Pool zwischen verbrannter Thüringer, Bierdose und Klopapier … Endlich mal normale Leute? Erneut: ERNSTHAFT? Echt jetzt?

Das Panzer-Tape vergessen

Schon schwerlich tolerable Aktion, wenn es ums MARDUK-Demo geht, aber unter sicherheitstechnischen Gesichtspunkten in Gänze unverzeihlich. Denn wenn das Pavillon-Gestänge sturmgeführt erst einmal im neuen KREATOR-Vinyl der Zeltnachbarin auf der rechten Seite (schwarz-rot, limitiert, bei NB garantiert nur noch in 12 weiteren Farben (in der ersten Auflage) erhältlich) landet oder in der Ravioli-Dose, gerade angemessen angebrannt, dann ist das Geschrei groß. Haben wir alles schon gehabt. Kämen MARDUK – und da WIRD geschrien – nicht gegen an.

Flunkyball

Kleiner Scherz. Flunkyball ist geil. („Während des Spiels darf kein Bier verschüttet werden, weder durch Umkippen, Überschäumen, Kleckern oder Sonstiges. Ob durch Eigenverschulden oder Fremdeinwirkung macht keinen Unterschied, der Spieler ist für sein Bier verantwortlich.“ – Flunkyball-deutschland.de)

Public Pissing

Die Frauen kriegen es auch irgendwie ohne hin. Und schön ist das männliche Blankziehen nun wahrlich weder fürs Auge noch für die Nase und schon gar nicht für Ameise und Marienkäfer am Wegesrand. Und am gefährlichsten am Ansatz, den eigenen Lachs einfach öffentlich rauszuholen, ist das Überschreiten der zivilisatorisch schon einigermaßen sinnvollen innerlichen Scham-Schwelle. Denn wird anfangs noch verschämt die Hecke ganz hinten gewässert, geht es nach dem siebten Pils nur noch drei Schritte hinters Auto. Und spätestens wenn es an die eigene Zeltwand leise plätschert, haben wir den Salat. Doch metal.de reicht die Hand (wenngleich in dieser Situation naheliegenderweise nur metaphorisch): Statt Bier einfach mal Schnaps probieren! Das Dixi mit neuen Augen betrachten! Auf autogenes Training zurückgreifen! Es gibt ja Auswege…

Dixi-Desaster

Stichwort Dixi: Okay, ins Detail geht hier niemand. Kopfkino ist eh schon bei allen an. Wobei: Erinnert sich noch jemand an „Jackass“ mit Johnny Knoxville auf Arte …?!

Heeelga! Wackööön!

Siehe Punkt 2 und 3: Der Zug ist lange abgefahren. Wenn er überhaupt jemals da war. Zumal es unantastbare Alternativen gibt, wenn es wirklich mal raus muss beziehungsweise man sich röhrend (nicht störend!) Gleichgesinnter vergewissern möchte: „Fuckin‘ SLAYEEER“! „Angus/Thunder!“ „Pro-host!“ Und so weiter.

20.06.2017
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