Die 10 ...
gefährlichsten Metal-Songs, Teil 1: Der Tormentor
Special
Der Metal ist bevölkert, eher noch: Er wird gebildet von zwielichtigen Gestalten. Es wird gemeuchelt, gequält, erschlagen, überfallen, massakriert. Es wird bekriegt, geschändet, erstochen und verwünscht. Kurzum: Es wird eine große Party gefeiert.
metal.de holt sich eine blutige Pappnase und stellt die gefährlichsten Song-Typen in einer ziemlich epischen Reihe vor. Los geht es mit dem Tormentor. Er schlägt sich bevorzugt durch die Ländereien des Thrash – aber nicht nur.
10. DESTRUCTION (Infernal Overkill, 1985)
Schmier und seine Gang haben mehr Patronengurte als Breaks am Start, das Schlagzeug klingt nach in siedendem Öl gequältem Mais … und doch: German Old School Thrash Metal rules okay! DESTRUCTIONs Tormentor jedenfalls, er war schon als kleiner Junge anders als die anderen Kinder. Und die Gesellschaft? Passiv.
„Oh little mouse – where is your head
Do you want something instead
Now little bird you see my blade
Now you see I know my trade
Tormentor!“
9. TORMENTOR (Anno Domini, 1989)
Ungern werden es ihre Mitbewerber zugeben, doch die Ungarn TORMENTOR beeindrucken. Sie heißen nicht nur TORMENTOR, sondern haben auf „Anno Domini“ auch gleich zwei Tormentoren: „Tormentor I“ und „Tormentor II“.
Geboten wird naturgemäß thrashiger Lofi-Black Metal während der ersten und heftigsten Zuckungen der zweiten Welle. Attila Csihar himself keift ins Mikro und veredelt „Tormentor II“ durch ein diabolisches Lachen, dessen sich der Behufte selbst nicht schämen würde.
„TORMENTOR – black fire
TORMENTOR – frosty winds
TORMENTOR – this time
TORMENTOR – this space
TORMENTOR – to hear that laughing voice:
‚It’s a long time you’ll get out from here‘!“
8. DEATHHAMMER (Savage Poser Hunt, 2006 / Chained To Hell, 2018)
Das Demo, auf dem dieser Tormentor erstmals besungen wurde, heißt „Savage Poser Hunt“. DEATHHAMMER wissen ihr Anliegen in filigrane Poesie zu kleiden. Ihr Anliegen, das da heißt, Poser und Christians fortgesetzt zuzusetzen. Doppelt im Visier daher gerüchteweise diverse illustre Persönlichkeiten aus Funk und Fernsehen – niemals aber unser Master of Darkness Chr. Popp. metal.de ist ein ehrenwertes Haus mit nur den truesten und niedersten Absichten.
„He’s wicked, violent and profane
Chop of their heads and eat their brains
Chaos, terror, endless disaster
All in the name of Satan, his master!
Tormentor!“
7. TYRANEX (Extermination Has Begun, 2011)
Folgende These keift Linnea Landstedt in Richtung Tatsache: Gäbe es mehr Frauen hinter dem Mikro von Thrash-Bands, dieses Genre, es wäre das gefährlichste von allen. Und da müssten dann (schon sicherheitshalber) auch wirklich gar keine großen Diskussionen mehr drüber geführt werden. In welchem Ton denn auch?
„The torturer is here again
Hunting the next prey
The cold blood creature’s out again
Tell me are you afraid
[…]
Tormentor!“
6. W.A.S.P. (W.A.SP., 1984)
Blackie Lawless ist ’84 noch nicht bekehrt und hat auch die allgegenwärtige Verschwörung im Zeichen der Unmoral noch nicht durchschaut. Er hat mehr Bock auf Sex und Gewalt und alles. Allerdings: So emotional, fast schwelgerisch, wie er sich gesanglich in den „Tormentooor“ wirft, so könnte er auch schlagend die Lasten des Rockstar-Seins besingen oder die letztinstanzliche Rettung durch Jesus. Späteres (Läuterung mit der Konsequenz der Mustainisierung) ist also in der Rückschau bereits absehbar.
Auf dem W.A.S.P.-Debüt heißt es noch nicht so ganz abgeneigt:
„I am the lord of liars
And I command the force of Fire
Tormentor!“
5. THE INFAMOUS GEHENNA (Deathkamp Ov The Skull EP, 2015)
THE INFAMOUS GEHENNA mixen Hardcore mit Black Metal und diversen weiteren Anschlägen auf den moralisch vertretbaren Geschmack. Das Ergebnis nennen sie „negative hardcore“ und bei wem da alle Alarmglocken Amok laufen, der liegt richtig: Die ebenso berüchtigten INTEGRITY sind nicht weit und auf GEHENNAs „Tormentorr“ – mit Doppel-R – sind folgerichtig INTEGRITY-„Sänger“ Dwid Hellion und deren ehemaliger Gitarrist Rob Orr (!) mit dabei. Legt gern die Ohren an oder auch das Gewehr; nützen wird es euch nichts:
„You will come to me
Though I’m not your salvation but a liar
That will lead to your demise
Come take my hand
Let my mark be your reward
I am your tormentor!“
4. SOLSTAFIR (Í Blóði og Anda, 2002)
Wer SOLSTAFIR nur mit isländischer Da-werden-sogar-supercoole-Großstadt-Agnostiker-spontan-religiös-Landschaft zum Niederknien, Perlen im Bart und leise-erhabener Folklore assoziiert, geboren aus tief empfundener Spiritualität und mutmaßlich zielend auf den Einklang von Mensch, Natur und ancient Ancestors …
Tja. Der (oder die) nehme dies: rauer, rasender Black Metal, im Kern aber dreckigster Rock’n’Roll und auch vokalisch eher Crust-Geschrei als schwarzes Gefauche. Alle Wetter. Das saß.
„Hellfire is erupting,
the day of torture is near,
sacred blood is flowing,
the Tormentor is here,
We praise the Tormentor!“
3. SLAYER (Show No Mercy, 1983)
Blasphemie: „Show No Mercy“ ist das beste Album von SLAYER. Die Herren klingen wie VENOM als Musiker, Tom Araya quietscht mit Absicht und Rock’n’Roll tropft böse aus den sehr schwarzen Rillen, den unheilvoll pulsierenden.
SLAYERS Tormentor ist das letzte Wort der gesamten Lyrics, aber allein dieser Schrei ist es wert, die dreieinhalb Minuten Stalker-Phantasie im Vorfeld aufgeregt zu überleben:
„Too late to hide
Too late to save your life …
Tormentooooooor!“
2. GWAR (Beyond Hell, 2006)
GWAR setzen der Quälerei (fast) die Krone auf, wobei sie wie gehabt längst nicht alle Zacken in selbiger haben. Doch natürlich ist genau das der Trick: Ihr catchy MOTÖRHEAD-Rocker schlägt nachhaltiger als meisten anderen aufrechten Tormentoren zu, da dem Protagonisten im Refrain unvermittelt durch einen kitschigen Wikinger-Heldenchor gehuldigt wird. Er hätte auch von KNORKATOR kommen können und geht nachgerade ärgerlich hartnäckig ins Ohr. Spaß muss sein.
„Tor…
He is Tormentor
Mentor…
Tormentor
Attack-or…
He is Attack-or
Tor-men-tor
Tor…Tor…Tor…!“
1. KREATOR (Endless Pain, 1985)
„Was ihnen an technischen Fähigkeiten fehlt, gleichen die Jungs durch Enthusiasmus und jugendliche Energie locker aus.“ Herrje. Der kleine Phrasinho darf gern auf der Tribüne Platz nehmen; zwischen „auf ihrer ersten Langrille“ und „unerreicht im Hartwurst-Sektor“.
Aber dennoch: Der hat früher mal höher gespielt – KREATOR verprügeln auf „Endless Pain“ ihre Instrumente genau genommen tatsächlich mehr als sie zu spielen. Ihr „Tormentor“ ist die pechschwarze Garagen-Version der simpelsten Tracks auf „Kill ‚Em All“ – und damit bis heute großartig, auch textlich:
„Baphomet’s calling, death is now real
Helldogs and demons waiting to kill!“
Summa summarum: „God has fell“.