Die 10...
Entscheidungshilfen für ein Sabbathjahr
Special
1. BROWNOUT: Brown Sabbath
Quentin Tarantino schnappt sich Carlos Santana, schmuggelt ihm einen Zettel in den Slip, mischt ihm was Synthetisches in den Tequila, brüllt ihm ins Ohr: „Du bist Charles Manson, mach was draus!“, setzt ihn in den verbeulten Chevy und ab geht es in durch die Wüste, aus den Boxen wabern HAWKWIND „Live From Tijuana“ in der Hot-Chili-Mariachi-Edition, Endstation ist die Satan’s Lounge in Birmingham, der Fahrstil ist halsbrecherisch und abgeklärt in einem und der exponierte Bläser- macht diesem Satz hier ein Ende. Und auf dem Zettel steht: „Lassir malnpaar ORDENTLICHE Koteletten wachsen. Das kriegen ROCKET FROM THE CRYPT ja wohl auch hin!“
„Gesundheit! Einhalt!“ möchte man rufen. Doch das kommt eben dabei raus, wenn sich eine funky psychedelic hard rockin‘ Bigband wie BROWNOUT aus Texas des schwarzen Sabbats annimmt und das Ergebnis ohne Vorwarnung auf den bleichgesichtigen, überforderten Rezensenten aus der deutschen Provinz loslässt: stammelnde Begeisterung. Denn den Kollegen gelingt das nüchtern betrachtet eigentlich Unmögliche: Sie mischen diversen Klassikern BLACK SABBATHs eine ordentliche Ladung staubiger musikalischer Sonne unter – und machen sich damit NICHT des Frevels schuldig. Nicht so nüchtern betrachtet passen nämlich ein Bläsersatz, federnde Percussion und lateinamerikanische Rhythmen wunderbar zu bleischweren, dunklen Doom-Riffs, wenn man die Operation bei aller Verwegenheit nur respektvoll genug angeht – und etwas von Songwriting bzw. flüssigem Re-Arrangement versteht.
BROWNOUT erfüllen diese Voraussetzungen. Sie verunstalten die Songs nicht zum Selbstzweck bzw. wegen des Effekts bis zur Unkenntlichkeit, wie dies zum Beispiel KNORKATOR immer wieder gern tun. Die Männer aus Texas behalten den Kern des jeweiligen Songs, so zum Beispiel das Jahrhundertriff in „Black Sabbath“, bei, variieren aber oft das Tempo, lassen zentrale Melodien von Metal-fremden Instrumenten wie eben dem gemeinen Blechgebläse übernehmen und addieren diverse loungige Passagen. Faszinierenderweise bleibt so bei komplett anderer Grundstimmung der jeweilige Song für den Kenner stets würdevoll erkennbar. Lediglich „Iron Man“ wird nach dem Eingangsriff deutlich auf links gedreht, aber auch diese Neu-Variante ist gelungen und geht ins Knie.
Das ist cool im Wortsinne, dabei heiß wie die Hölle – und deutlich mehr als ein einmalig lustiger Spaß. Sehr empfehlenswert. Wirklich jetzt.
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