Die 10 ...
10 laute Rock-Duos, die man kennen sollte
Special
IRON MAIDEN brauchen auch keine drei Gitarren. Das wissen sie auch selber, aber sind halt nett zu Mr. Gers. Okay, zwei Gitarren brauchen sie schon. Aber die Folgenden brauchen bloß zwei Person‘. Und da dies bemerkenswert ist und es zudem viele dieser lauten Duos auch live schaffen, mit nur zwei Personen einen amtlichen Rock-Orkan zu entfachen, seien an dieser Stelle einige von ihnen gewürdigt. MANTAR (s. oben) sind dabei. Auf der Strecke bleiben diesmal zum Beispiel FAUSTCOVEN, ANAAL NATHRAKH, SUNN O))), GOUGE, BÖLZER, URFAUST oder auch die IRON DOGS. Aber so ist das eben.
MANTAR
Ich möchte nicht sein:
Das Schlagzeug von MANTAR-Drummer Erinc. Es wird verprügelt wie kaum eines.
Eine Hexe auf einem MANTAR-Konzert. Gitarrist und Sänger Hanno skandiert mit psychopathischem Chris-Spencer-Blick „Burn the witches – one by one!“ und die Menge jubelt. Immer und überall. Aber Hexen gibt es ja gar nicht.
Einer von jenen, die versäumen, die Kunde zu verbreiten.
Daher Folgendes: Das Bremer Duo MANTAR (türkisch für „Pilz“) haben alle Freundinnen und Freunde der dunklen und lauten Tonkunst schleunigst zur Kenntnis zu nehmen, wollen sie sich nicht später Vorhaltungen machen (lassen). Gefauchte Vocals, meist langsam bzw. wuchtig im Midtempo rausgekloppte, aber immer auf dem Sprung befindliche Riffs und ein unfassbar druckvolles, sehr akzentuiertes Schlagzeugspiel ergeben in griffige Songs gegossen bei MANTAR eine akustische Attacke, die ihresgleichen sucht. Die Band konfrontiert dich auf ihrem Debüt „Death By Burning“ mit Songs, welche mal schleppend („White Nights“), mal rasant („The Stoning“) die Atmosphäre des Black Metal mit der Wucht des Doom und einer scharfen Noise-Rock-Kante verbinden und ohne jede dramaturgische Schwäche auskommen. Live ist das Duo ein Erlebnis, ackert, kämpft und ballert sich durch die eigenen Stücke. Der Schwall aus Schweiß, Gift, Galle und (Herz-)Blut, der sich bei den Konzerten des MANTAR kaum metaphorisch über das Publikum ergießt, wäscht die vom alltäglichen Soundbrei zugekleisterte Seele frei und zeigt jedem, dessen Instinkte noch halbwegs intakt sind: So muss das! Rock gehört gelebt und nicht einfach gespielt. Genau diese fanatische Hingabe, diese mitreißende Energie perlt tatsächlich auch aus den Rillen von „Death By Burning“ und ist neben songschreiberischer Klasse wohl das entscheidende Element, was MANTARs Erste in so vielen Listen des vergangenen Jahres weit nach vorne gebracht hat. Das kunstvoll abgründige Cover-Gemälde veredelt diese beste Platte des Jahres 2014. Welt!
BEEHOOVER
Weil es so schön war und BEEHOOVER ohnehin ständig auf Achse sind, hier ein Zitat aus einem Konzertbericht: „Zwei leicht übergewichtige Typen mit Vollbart sitzen nebeneinander barfuß auf der verkleinerten Bühne. Und was machen sie? Rocken. R-O-C-K-E-N! Ohne Scheiß, während des Auftritts der Paarhufer/Bienensauger-Männer lache ich innerlich wiederholt diverse sehr harte und sehr echte Metal-Brigaden mit ihren drei Gitarren und acht Bassdrums aus, wie sie den pulsierenden Kern des Rock ’n‘ Roll vor lauter Boxentürmen nicht sehen, während der Post-Doom-Noise-Bastard BEEHOOVER neben übersichtlichem Schlagzeug nur einen Bass braucht, um 250 Leute in Fahrt zu bringen. Unwiderstehlich wird der natürliche Auftritt dadurch, das echtes musikalisches Können auf großen Einsatz trifft, hier wird Musik hochkonzentriert und an körperliche Grenzen gehend erschaffen. Das Schlagzeug wird anspruchsvoll, aber durchgängig auf höchstem Energielevel regelrecht verkloppt und nach einigen Songs spritzt der Schweiß bei jedem Schlag in alle Richtungen. Und der Viersaiter trumpft ständig parallel sowohl als glühend heiße und voluminöse Rhythmus-Maschine wie auch als fesselnder Melodieführer auf. Ergänzt durch aus dem Herzen gebrüllte Vocals bleiben keine Fragen offen.“ Ihr letztes Album „The Devil And His Footmen“ ist voller smarter Ohrwürmer. Und das übrige Schaffen BEEHOOVERs ist auch super. Im Ernst.
RABID BITCH OF THE NORTH
Eine Burg zu verteidigen, das ist eine diffizile Angelegenheit. Gleich zwei sichern zu müssen, das ist nur von den Besten zu bewerkstelligen. Unter Gesichtspunkten der Ehre kann letzteres aber sowohl unvermeidlich als auch reizvoll sein. RABID BITCH OF THE NORTH aus Belfast stellen sich dieser titanischen Aufgabe allenthalben mit durchgedrücktem Kreuz resp. erhobenem Schwert – kongenial vom 4-jährigen Cousin des Sängers im Artwork ihres Debüts „Defending Two Castles“ umgesetzt. Ihr angemessen rumpelnder, fixer NWOBHM-Stoff mit leichter Speed-Metal-Kante inklusive hohen Kreischgesangs, eines sehr präsenten Basses und eines engagiert vorwärts hoppelnden Schlagzeugs geht die Sache jedenfalls sehr offensiv an. Angriff ist eben die beste Verteidigung. Das ist nicht neu oder originell. Aber das SOLL eben nicht neu sein und auch nur begrenzt originell. Die drei Songs auf „Defending Two Castles“ dürften jedem aufrechten Verteidiger des Kauz-Kingdoms jedenfalls ordentlich die Klinge polieren. Ähm. Denn wären 3 INCHES OF BLOOD MANILLA ROAD, sie klängen wohl wie RABID BITCH OF THE NORTH. Da werden wohl noch so einige Schlachten von Nordirland aus geschlagen werden…
WITCHING ALTAR
T. Witchlover – Bass, Sermons and Smoker of the Seventh Joint
Peter Vitus – Guitars and Bong Hits of Mayhem
Welcher Art mag die Musik solcher Menschen sein? Kleiner Tipp: Auf dem ersten Demo „Vol 1. – Goat“ werden PENTAGRAM (US) gecovert, auf der jüngsten Single „Ironsides“ sind es REVEREND BIZARRE. Größerer Tipp: „Alright now!“ Na? Genau. Hier wird sortenrein der alten Schule des Doom gehuldigt, trifft im Sinne der Genannten viel SABBATH auf ordentlich SAINT VITUS (man höre das Anfangsriff von „Tower Of The Black Wizard“!). Das Songwriting ist so vorhersehbar wie gelungen, die sechs meines Wissens bisher existierenden Stücke gekonnt arrangiert und mit Überzeugung dargeboten. Vereinzelte (herrliche) Orgelpassagen sowie häufiger Sprachsamples lockern die professionell aus den Boxen dröhnende Huldigung der Langsamkeit auf. Das Debütalbum „Ride With The Devil“ sollten sich alle vom majestätischsten aller Metal-Genres Entflammten jedenfalls mal auf die Liste setzen.
TENACIOUS D
„You can’t kill the metal
Metal will live on
Punk Rock tried to kill the metal
But they failed as they were smite to the ground
New Wave tried to kill the metal
But they failed as they were stricken down to the ground
Grunge tried to kill the metal
They failed as they were thrown to the ground
No one can destroy the metal
The metal will strike you down with a vicious blow
We are the vanquished foes of the metal
We tried to win for why, we do not know
New Wave tried to destroy the metal
But the metal had its way
Grunge, then tried to dethrone the metal
But metal was in the way
Punk Rock tried to destroy the metal
But metal was much too strong
Techno tried to defile the metal
But Techno was proven wrong
Metal, it comes from Hell.“
Von daher (und obwohl Punk eigentlich nicht gedisst gehört und Veteranen schon gar nicht): D.O.A.? DIO, ey!
CROSS VAULT
Hm. Woran erkennt man Doom? Daran, dass der Drummer zwischen zwei Schlägen Bier holen kann. Doch ach! Schneller als ich waren CROSS VAULT dann doch noch – zu M. und N. gehören neuerdings auch noch B. sowie auf der Bühne L. und F. Erwähnung soll ihr Schaffen hier dennoch finden, wir sind hier ja nicht beim Glücksrad, könnten nicht weiter entfernt sein! Denn deutlicher und ehrwürdiger als mit dem Cover von „Footprints“ der erfgreifenden WARNING (UK) kann man mit dem zerfressenen Zaunpfahl nicht winken: Hier gibt es Doom der melancholischsten, der sehnsuchtsvollsten Sorte. Verlust, Vergänglichkeit und Abschied können im Prinzip kaum unmittelbarer verhandelt werden als durch diese Mischung von hymnischen Zeitlupen-Riffs, melodisch-sehnsüchtigem Gesang und ebensolchen Melodien. An die Intensität und außergewöhnliche Klasse Patrick Walkers (nach WARNING aktuell 40 WATT SUN) kommen CROSS VAULT natürlich noch nicht ganz heran, aber ihr Debüt „Spectres Of Revocable Loss“ ist schon ein ziemliches Highlight. Mit dessen Stücken auf den Ohren ist der (emotionale) Herbst bzw. Winter immer griffbereit, falls der Frohsinn mal Überhand zu nehmen droht. Und was wir hier auch haben, ist ein weiterer Beweis dafür, dass die einheimische Metal-Szene wächst und gedeiht.
DYSE
So. Bevor wer meckert, dass DYSE vielleicht genial, aber niemals Metal seien, erstmal dies (#roadmovie #headbangingaction #fuckyeah #uarrgh):
Nachdem das geklärt wäre, sei eingeräumt, dass der Noise-Rock, wie ihn Jari Rebelein und André Dietrich produzieren, natürlich an den Nerven zerren kann mit all seiner Distortion, dem Gefiepe, den schrägen Ideen. Es sei aber noch entschiedener darauf hingewiesen, dass routinierte Freunde des Krachs bereits kurz nach Erstkontakt garantiert alsbald zum absolut großartigen, in und durch Mark und Bein gehenden Kern aus purem ROCK vordringen und dieser genialen Combo und ihrem Schaffen verfallen werden. Und wenn sie die beiden dann erstmal ent- (die ersten 30 Sekunden) sowie begeistert (den ganzen Rest) live erlebt haben, ist es eh geschehen. Bei DYSE wird sogar eine menschliche Beat Box cool. Mindestens alle drei Alben der beiden sind Pflicht.
Und versprochen, wer nach dem sehr eigenen Beginn der folgenden „Spinne“ durchhält, wird durch ein überdimensionales Riff belohnt, dass es eine Freude ist.
LA CASA FANTOM
Lars und Bard wohnen im norwegischen Wald, sie machen gewollt unterproduzierten Krach mit geschickt eingeflochtenen Melodien und Fröhlichkeit ist es nicht, was sie auf diversen Tonträgern seit über eine Dekade verbreiten. Doch – Herr im Himmel – Lars und Bard spielen gar keinen Black Metal, nicht mal Metal im engeren Sinne. Was die beiden oft D.I.Y. nur mit ordentlich verzerrtem Bass, Gesang und Schlagzeug produzieren, ist vielmehr jene vokalisch wütende, durch die Saiten doomige bis crustige und die Melodien emotionale Metal-Punk-Variante, die auch gut ins Rooster von Alerta Antifascista passen würde. Diese Musik kann bei aller transportierten Dunkelheit doch immer akustische Lebenshilfe in Zeiten existenziellen Zweifels leisten. Oder einfach niveauvoll unterhalten. Danke dafür, LA CASA FANTOM. Und wer möchte, bekommt viel ihrer Musik auf Bandcamp für lau.
DARKTHRONE
(Credit: Fenriz)
Fenriz und Nocturno Culto, sie sind einen langen Weg gekommen seit den frühen 90ern. Von finsterem Death Metal über diverse Klassiker des sehr echten norwegischen Black Metal zum rauhen Zitaten-Metal der letzten Jahre ist alles dabei. Meine persönlichen Favoriten:
a) „Panzerfaust“ (1995) Dieses Album ist die vertonte Warnung davor, was passiert, wenn man sich im nordischen Winter aus Verzweiflung und Abscheu der Menschheit als solcher gegenüber (und weil nichts anderes mehr da ist) das Frostschutzmittel mit seinem Panzer teilt und dann zu den Instrumenten greift. Dann fabriziert man Riffs, die scharfkantig-rostzerfressen, aber quälend langsam die Nervenstränge, diese Achillesferse des Auditoriums, aufrauen – so lange, bis diese mit einem kleinen Knall nonchalant reißen und man als vormals zivilisierter Humanist mit verzerrter Miene Richtung Himmel die fuckin‘ Hordes Of Nebulah anbrüllt. Wohl nicht gesund, aber dennoch…
b) Fenriz‘ Audio-Kommentar zu diversen der eigenen Alben, vor allem der jüngeren: „Die Snare hier ab Minute drei klingt GENAU SO wie die auf „Throwing Up“ von VIOLENT PUKE (den Brasilianern, nicht den Chilenen!) in der DEMO-VERSION. Und das Riff danach klingt wie das von MULLET BULLETs einziger 7″ (B-Seite!), wenn man es auf 45 rpm abspielt.“
c)“The Winds They Called The Dungeon Shaker“
ARABROT
Diese Band ist widerlich. Das hier zu sehende Video zu „Solar Anus“ ist verstörend nihilistisch, aber vielleicht gerade dadurch Kunst. Suff, Satan, (Selbst-)Zerstörung. Am Ende machen sie mit 4 Promille den Jägermeister-Tell. Konsequent ist das schon. Nur kaum zu ertragen. Kinder, SO nicht. Nicht mal im Ansatz. In Norwegen haben ARABROT den Metal-Grammy gewonnen.