Der Weg Einer Freiheit
Russland-Tourblog

Special

Teil 2

Ich öffnete meine Augen am frühen Morgen und sah einen wunderschönen Sonnenaufgang durch die stark verdreckten Scheiben unseres recht kalten Vans. Jura, Basser von Drauggard und gleichzeitig unser Fahrer, brauchte eine Pause und parkte den Bus auf dem Standstreifen oder besser gesagt auf dem verstaubten Feldweg direkt neben der Autobahn an einer Bushaltestelle mit Zebrastreifen! Ja, in Russland gibt’s Zebrastreifen auf der Autobahn! Mit einem Schmunzeln schlief ich wieder ein und wachte gegen 10 Uhr in Nizhny Novgorod vor einer Baracke auf, die wohl unser Hostel sein sollte. Ich freute mich auf ein gemütliches Bett und siehe da, Jura öffnete die Tür, alles war topmodern und typisch russisch kitschig dekoriert und wir wurden von einer netten jungen Russin empfangen, die sich als die Haushälterin entpuppte. Wir schliefen eine Weile, erholten uns von der Nachtfahrt, aßen eine Kleinigkeit und fuhren dann zur Location.

Der Weg Einer Freiheit

Das Schlagzeug … oh man, hahaha. ALLES kaputt! Die erste Tom, durchgerissen. Die 2. Tom mit Kratern im Fell und das Resofell fehlte komplett. Das Highlight war wohl das Resofell der Kick: mehrfach eingerissen und wieder geflickt, ein Traum. Zusätzlich fehlte mir immer noch meine Fußmaschine und meine Snare. Glücklicherweise lieh mir aber Lorenz sein Equipment. Cooler Typ mit lustigem südösterreicher Dialekt und ein sehr fähiger Schlagzeuger. Beim Soundcheck gab’s wieder ordentlich Stromschläge über die Mikrofone, was mich hinter dem Schlagzeug sehr amüsiert hat. Die Gitarrenamps waren diesmal recht gut, ein Mesa Triple Rectifier inkl. Box und ein Ibanez Röhrenamp. Sehr unfair wenn man sich meine Sowjet-Panzersperrenschießbude so anschaut. Nach dem Soundcheck gingen wir in einen Supermarkt, in dem ein paar wilde Vögel herumzwitscherten und kauften eine Flasche Wodka und ein paar Bier.

Der Weg Einer Freiheit

Drauggard und die erste Band haben gute Shows abgeliefert und dann ging es endlich an unseren Gig. Wow! Zu meiner Verwunderung kannten die Leute sogar ein paar Textzeilen und gingen richtig gut mit unserer Musik mit und ab und an haben uns ein paar Russen einen Wodka hingestreckt. Bei der Zugabe („Ruhe“) fiel dann meine Ersatzfußmaschine auseinander, also musste ich alles mit Rechts spielen bis das Bein brannte! Ganz nach russischer Tradition: ALLES EGAL! Nach der Show wurde ich auf einen Shot eingeladen … ein „Shot“ – ein verdammtes WASSERGLAS voll von diesem verdammt kompromisslosen, klaren russischen Wässerchen. Runter damit, noch eins, noch eins, NOCH EINS. Der Typ konnte kein Wort Englisch und so kommunizierten wir eben mit Wodka und Gebärden. Nach dem Load-out noch schnell Giuli von einem russischen Mädchen weggerissen, dann ging’s ins Auto, wo sich direkt vor uns ein paar Einheimische ordentlich auf die Mütze gegeben haben. Dann ab ins Hostel und dann die Überraschung!

Der Weg Einer Freiheit

Dmitrys Handy klingelte, russische Wörter flogen durch den Bus, klang mal wieder, als ob sie streiten würden. Nach dem Telefonat drehte er sich zu uns und sagte, dass unser Gepäck im Flughafen hier in Nizhny Novgorod angekommen sei! Jura, Giuli, Nikita und ich fuhren sofort los. Auf dem Parkplatz noch schnell ein paar Kicks mit Giuli ausgetauscht und dann ging’s rein und tatsächlich, in dieser Baracke von Flughafen, unsere Koffer! Giuli und ich waren überglücklich, unser Equipment wiederzuhaben und das feierten wir im Hostel mit ein paar von diesen „Shuuuuts“ wie die Russen zu sagen pflegen. Sascha, Niki und Lorenz waren schon mit dem durchweg jungen Hostelpersonal kräftig am feiern. Wir musizierten, Sascha sang sogar etwas gebrochen Russisch, unterlegt von einem dezenten iPad-Drum-App-Blast.

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Gegen vier Uhr bin ich dann zufrieden in mein Bett gefallen, bereit für das nächste Abenteuer in Arzamas!

Text: Tobias (Schlagzeug)

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16.04.2014

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3 Kommentare zu Der Weg Einer Freiheit - Russland-Tourblog

  1. Kazanian sagt:

    Schöner Tourbericht bisher! Sehr interessant ist der Hunger der Fans nach der Musik. Hier ist man ja leider zu häufig allzu satt und kann nur noch schwer die Leidenschaft empfinden, die einen irgendwann mal zu dieser Musik gebracht hat – bin gespannt was es noch zu erzählen gibt.

  2. johannes sagt:

    Was für eine Tour!! Wann kommt der Film zur Tour in die Kinos??
    Aber im Ernst: Super Bericht zu einem super spannenden Projekt. Wir brauchen mehr Pioniere wie euch, die mit ihrer schwarzen Kunst Basisarbeit leisten. Und der Wodka als Lohn sei euch gegönnt!
    Haut rein, weiter so!

  3. Mathias sagt:

    Danke für den super-interessanten und kurzweiligen Tourbericht. Ich musste schon ab und zu schmunzeln.