Der Weg Einer Freiheit
Listening Session zu "Noktvrn"
Special
Gut vier Jahre ist es her, dass DER WEG EINER FREIHEIT mit „Finisterre“ ihr viertes Studioalbum veröffentlicht haben. Dass es bald ein neues Album geben wird, gab die Band bereits Ende 2020 bekannt und teilte seitdem immer mal wieder Eindrücke aus dem Studio. Am 19.08.2021 folgten dann die formelle Ankündigung und die Albumdetails. „Noktvrn“ wird am 19.11.2021 über Season of Mist veröffentlicht und bietet auf knapp 50 Minuten sieben Stücke von (vergleichsweise) kurz und knackig bis mäandernd und ausufernd.
„Noktvrn“ ist ein Themenalbum geworden, dass sich – wie der Titel erahnen lässt – mit der Nacht befasst. Inspiriert wurde DER WEG EINER FREIHEIT-Bandkopf Nikita Kamprad hierzu vom klassischen Komponisten Chopin. Dieser hatte schon beim aktuellen Album einen gewissen Einfluss, doch dieses Mal nehmen seine Nocturnen, die Nikita Kamprad allesamt auswendig kennt, einen besonderen Stellenwert ein. Die Stücke auf „Noktvrn“ haben alle einen Bezug zur Nacht und wurden ausschließlich nachts geschrieben.
Das ‚v‘ in „Noktvrn“ hat, wie DER WEG EINER FREIHEIT betonen, übrigens nichts mit dem trven ‚v‘ im Black Metal zu tun, sondern soll vor allem die römische Zahl 5 symbolisieren, da es sich um das fünfte Studioalbum der Band handelt. Die kantige Form des Buchstabens findet sich zudem im Albumcover wieder.
Tracklist:
1. Finisterre II (01:52)
2. Monument (06:46)
3. Am Rande der Dunkelheit (08:18)
4. Immortal (06:50)
5. Morgen (07:00)
6. Gegen das Licht (11:13)
7. Haven (05:45)
Gesamt: 47:44
Angesichts des bisherigen Outputs von DER WEG EINER FREIHEIT freuten wir uns natürlich riesig, als uns eine Einladung zur Listening Session in Berlin erreichte. Aufgrund der anhaltenden Coronapandemie war zuerst unklar, ob ein Treffen vor Ort tatsächlich stattfinden können würde, und die mittlerweile übliche Skepsis mischte sich zur Vorfreude. Band und Plattenfirma haben es aber möglich gemacht, und wir kamen nicht nur in den Genuss des neuen Materials von DER WEG EINER FREIHEIT, sondern auch in den eines besonders erfreulichen ‚Klassentreffens‘, das schon lange überfällig war.
An einem wechselhaften Nachmittag Ende August finden wir uns in der gemütlichen Bar Wowsville in Berlin-Kreuzberg ein. Nach der von der Verordnung und dem gesunden Menschenverstand vorgegebenen Überprüfung der Impf- und Testnachweise ist noch Zeit für ein kurzes Kennenlernen, bevor sich die Jungs von DER WEG EINER FREIHEIT auf einem Sofa in der Ecke aufreihen und die Journalist:innen ihre Stifte und Notizzettel zücken. Pünktlich zum Intro klart es draußen auf und die Sonne, die schon bald einen krassen Gegensatz zur akustischen Untermalung stellen wird, strahlt durch die großen Fenster.
Unsere ersten Eindrücke zu „Noktvrn“
„Finisterre II“, das – wie der Name vermuten lässt – an den Titeltrack und Rausschmeißer des Vorgängeralbums anknüpft, ebnet als Instrumental den Weg für den ersten Track „Monument“, in das es nahtlos übergeht. Die fast doomige Atmosphäre, die hier noch zu Anfang vorherrscht, weicht schon bald den von Blast Beats getriebenen Melodic Black-Passagen, die DER WEG EINER FREIHEIT stets zielsicher einsetzen. Im Anschluss wird es mit „Am Rande der Dunkelheit“ schwärzer, kälter und düsterer. Man könnte den Track fast für ein klassisches Black Metal-Stück halten, doch auch hier nehmen DER WEG EINER FREIHEIT an passender Stelle den Fuß vom Gas, geben der Melodik mehr Raum und bringen die für sie typischen Post-Black-Elemente mit ein.
„Immortal“ bildet dagegen in gleich mehrerlei Hinsicht einen Kontrast. Bereits sein vom Bass dominierter und sparsam mit Drums angereicherter Einstieg vermittelt einen fast loungigen Eindruck. Der anschließend einsetzende Klargesang von Gastsänger Dávid György Makó (THE DEVIL’S TRADE) hat eine ordentliche Portion Soul und ist – ein Novum für DER WEG EINER FREIHEIT – auf Englisch. In seinem Verlauf verabschiedet sich das Stück von seiner reduzierten Instrumentierung und wirkt gegen Ende – vor allem im direkten Vergleich – auf angenehme Weise kakofonisch. Nach diesem stilistischen Cut, von dem wir später erfahren werden, dass er durchaus beabsichtigt ist, geht es mit „Morgen“ weiter, das mit fast klischeehaftem Geballer startet und durch seine Entwicklung hin zum Melodischen ein fast kathartisches Ende nimmt.
Mit „Gegen das Licht“ folgt nun der längste Track auf „Noktvrn“, der gute elf Minuten einnimmt. Diese Zeit nutzen DER WEG EINER FREIHEIT für einen ausgiebigen Aufbau, den sie ganz leise mit ätherischen, fragilen Synths beziehungsweise verzerrten Gitarren beginnen und nach und nach mit weiteren Spuren anreichern. Schleichend ergibt sich so ein immer dichter werdendes Klangbild, das an Härte zunimmt, zwischendurch in Geballer ausartet, und in einem schwarz-doomigen Part kulminiert, bevor es von einer plötzlich hereinbrechenden Orgel jäh beendet wird. Fehlt nur noch „Haven“, das mit seiner helleren Stimmung und fast zerbrechlichem Klargesang – wieder auf Englisch, diesmal aber von Bandkopf Nikita Kamprad persönlich vorgetragen – das musikalische Äquivalent zum anbrechenden Morgen nach einer dunklen, kalten Nacht ist.
DER WEG DER FREIHEIT verraten mehr zum Album
Nachdem der letzte Ton verklungen ist, spenden die Anwesenden der Band wohlverdienten Applaus. Im Anschluss erfahren wir in einer Q & A-Runde sowie im Interview (folgt) weitere Details zum Album und zum Schaffensprozess. Wie üblich hat Nikita Kamprad auch für „Noktvrn“ das Schreiben im Alleingang übernommen. Diesmal wurden die Instrumente jedoch nicht auf klassische Art getrennt voneinander aufgenommen, sondern von der Band gemeinsam live eingespielt. Bei den vorbereitenden Proben dazu wurden die Stücke zuvor seziert und bis ins kleinste Detail unter allen Bandmitgliedern besprochen und weiter optimiert. So konnte Input von allen Musikern einfließen, was für die ganze Band eine sehr bereichernde Erfahrung war.
Das Cover-Artwork, das sich doch sehr von denen seiner Vorgänger unterscheidet, greift das Albumthema ‚Nacht‘ optisch auf. Der scharfe Kontrast zwischen hell und dunkel steht für den Kontrast zwischen Tag und Nacht, während das zarte Lila an das frühe Morgenlicht, das durch die Vorhänge oder Jalousien dringt, erinnern soll. Das musikalisch aus der Reihe tanzende „Immortal“ ist ganz bewusst als Break zwischen den sonst recht harten Songs platziert. Gerade aufgrund der langen Tracks beschreibt es die Band als manchmal schwierig, die Stücke in eine Tracklist zu ordnen. Wie schwer es gefallen ist, mit „Morgen“ die erste Single zu wählen, wissen wir nicht. Die Wahl ist allerdings geglückt.
In unserem Interview mit DER WEG EINER FREIHEIT, das kurz vor dem Release von „Noktvrn“ am 19.11.2021 folgt, findet ihr weitere Details und Hintergrundinformationen zum Album und Schaffensprozess sowie die ein oder andere lustige Anekdote. Als Nächstes stehen für DER WEG EINER FREIHEIT neben der Veröffentlichung von „Noktvrn“ auch einige Release-Shows an, die ihr euch schon jetzt vormerken solltet:
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Stile | Atmospheric Black Metal, Post-Black Metal |
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Wie immer. Ich kann nicht den Finger darauf legen, aber irgendwas fehlt einfach. Es klingt (für mich) zu klinisch. So stelle ich mir das vor, wenn eine KI Black Metal produzieren würde, die zwar handwerklich die Kriterien erfüllt, aber eben künstlich wirkt. Ähnlich den APOKALYPTISCHEN REITERN, wenn die sich mal an Black Metal versuchen..
@nili
Das beschreibt es ziemlich perfekt!
alles da, aber es holt mich kaum ab