Der metal.de-Adventskalender
Die 100 besten Alben des Jahres
Special
Platz 60: RUSSKAJA – No One Is Illegal
Dem Hass der heutigen Zeit kann man eigentlich nur wirklich mit einem begegnen: Liebe. Gut, man muss nicht RUSSKAJA heißen, um darauf zu kommen. Aber die Östereicher Sowjet-Ska-Punker um den charismatischen Sänger Georgij Alexandrowitsch Makazaria verleihen diesem Grundsatz ein Gesicht, das gleichermaßen Charme und Energie ausstrahlt. Und als Band mit partytauglichem Sound können RUSSKAJA ihre Botschaft auf „No One Is Illegal“ auch schmackhaft verpacken, sodass das aufmerksame Zuhören und die ausgelassene Party im gleichen Arbeitsgang absolviert werden können.
Platz 59: KAMPFAR – Ofidians Manifest
Die können das einfach. Die Black Metaller KAMPFAR können einfach so mal an die vier Jahre in der Versenkung verschwinden und dann wie aus dem Nichts zurückkehren mit einer Macht, als wären sie nie weg gewesen. Hatte „Profan“ sich erst im Nachgang als Dauerbrenner erwiesen, so marschiert auch „Ofidians Manifest“ auf den eingeschlagenen Pfaden, nicht jedoch ohne hier und da zu überraschen. Klar, KAMPFAR haben ihre Handschrift nicht abgelegt, aber ein paar ornamentale Schwünge hier und da machen schon einiges aus – und „Ofidians Manifest“ zu einem Black-Metal-Brecher, den man zwar wie auch „Profan“ erst in der Anlage reifen lassen, dann aber definitiv nicht mehr verpassen sollte.
Platz 58: BETHLEHEM – Lebe Dich Leer
Bei BETHLEHEM solle es nur noch um den Spaß an der Freude gehen. „Lebe Dich Leer“ würde in diesem Kontext wörtlich genommen also zur ausschöpfenden Auslebung der Selbst auffordern, die den Mensch dann natürlich leer, aber zuvor wenigstens noch gänzlich erfüllt zurücklässt. Stilistisch signalisieren BETHELEHEM dies jedenfalls durch ihre Rückkehr zu den eigenen Ursprüngen, weg von den Experimenten, hin zum schwarz- bzw. düstermetallischen Wahnsinn, der seine Hörer durchschüttelt und emotional zerrüttet. Der selbstbetitelte Vorgänger hat’s vorgemacht, „Lebe Dich Leer“ macht’s nach – und das keineswegs minder gut.
Platz 57: GOMORRAH – Gomorrah
Sicher heimsen die Kanadier GOMORRAH nicht den Brutalitätspreis ein mit ihrem selbstbetitelten Drittling. Dennoch bläst hier nicht nur ein technisch versierter Orkan gnadenlos durch die Boxen, es bläst ein Orkan mit dem Schlagzeugspiel eines Hannes Grossmann durch die Boxen. Gepaart mit dem scharf konturierten Gitarrenspiel des Bowen Matheson und dem Sinn für dynamisches Songwriting, in dem sich auch die ein oder andere atmosphärische Ruhepause eingefügt hat, legen GOMORRAH eines der beherzter zupackenden Death-Metal-Highlights des Jahres zu.
Platz 56: GLORYHAMMER – Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex
Der Hammer schwingt wieder, wobei der Schwungradius ein Vertrauter ist. Christopher Bowes, bekannt als Kapitän des Rum-Kreuzers ALESTORM, lässt auch in Runde drei seiner käsigen Power-Metal-Spielweise GLORYHAMMER nichts anbrennen. Die Refrains sind groß, die Riffs sind groß und die Synths sind groß. Die Geschichte hinter dem Album und hinter den illustren Charakteren der Marke Angus McFife ist so überspitzt wie bescheuert und allein dadurch charmant wie eh und je. Auch 2019 gilt im Hinblick auf GLORYHAMMER: Sind sie zu doof, bist du zu ernst. Denn man kann auch einfach mal den Nerd in sich selbst so richtig schön freilaufen lassen.
Platz 55: BLUT AUS NORD – Hallucinogen
Mit ihrem neuen Album „Hallucinogen“ haben BLUT AUS NORD ein neues, musikalisches Kapitel aufgeschlagen. Während die Band aus der Richtung experimentellen, industriellen Black Metals kommt, bewegen sich die Franzosen mit „Hallucinogen“ dem Titel gemäß in sphärischere, beinahe psychedelische Gefilde vor. Für ihre eigenen Begriffe gewiss ein Schritt hin zu konventionelleren Atmospheric-Black-Metal-Klängen liefern BLUT AUS NORD schlicht und ergreifend gute Musik ab, trotz (oder vielleicht doch gerade wegen) des möglicherweise abrupt wirkenden stilistischen Wandels.
Platz 54: BAD RELIGION – Age Of Unreason
Keine Frage – wir leben in verrückten Zeiten, in denen ein verwöhnter, rassistischer Kindskopf zum mächtigsten Mann der Welt deklariert worden ist und in denen sich besonders in Europa ein gefährlicher, politischer Rechtsruck bemerkbar macht. Das müsste doch der ideale Nährboden sein für eine neue Welle des politischen Punk Rocks, der das wütende Volk mal wieder auf die Straße holt. Nun, zumindest die alten Haudegen BAD RELIGION melden sich mit „Age Of Unreason“ zu Wort und geben ihren Senf lautstark und geistreich hinzu. Neue Probleme werden also mit dem vertrauten Sound der Punker bearbeitet. Das an sich ändert natürlich nichts an den Gebrechen unserer Zeit, doch besser von BAD RELIGION scharfsinnig kommentiert und dazu beherzt gepogt als wieder nur autogetuntes und damit fades Bootyshaking aus der Radiokonserve…
Platz 53: BATUSHKA – Panihida
Welche BATHUSHKA sind denn jetzt die Richtigen? Blickt da überhaupt noch jemand durch? Nun, die Barth-Version von BATUSHKA hatte mit „Hospodi“ bei uns im Soundcheck abräumen können, doch zogen die BATUSHKA seines ehemaligen Kollegen Krzysztof Drabikowski mit „Panihida“ qualitativ daran vorbei, wie sich langfristig herausstellen sollte. Welche der beiden am Ende die „Richtigen“ bleiben werden? Stoff für einen Krimi? Für ein Gerichtsdrama gar, dessen juristische Grundlage schon aus-, mindestens aber eingefochten wurde? Das entscheidet wohl nur die Zeit selbst…
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Tolle Sache das mit dem Adventskalender, aber das es so inkonsequent gehandhabt wird nervt schon sehr. Wenigstens am Ende des Tages, sollte das jeweilige Türchen zur Verfügung stehen, das sollte doch wohl machbar sein. Wenn nicht, dann lasst es doch einfach bleiben.
War es doch bis jetzt.
Für Leute die um 5 Uhr raus müssen endet der Tag vor 22 Uhr. Bei mir ist das zumindest so
Schon abgefahren was 2019 für ein geiles Metal-Jahr war, so sehr hat mein Geldbeutel lange nicht mehr gelitten und dieser Adventskalender belegt das mal wieder. Dabei sind einige meiner persönlichen Highlight noch nicht mal mit dabei.
Ein Freund fragte mich vor kurzem nach meinen liebsten 10 Platten von 2019.
Ich komm so grade mit 20 hin und da fällt wirklich gutes hinten runter. Reihenfolge ist mir auch unmöglich. Ich vergleich aber auch ungern Platten aus unterschiedlichen Genres miteinander.
2019 war unbestreitbar überdurchschnittlich solide. Was jetzt aber wirklich Alben für die einsame Insel sind, muss sich die nächsten Jahre herausstellen. Ich bin mit Anfangsbewertungen teilweise zu euphorisch, aber der Trend zu grundsätzlich mehr Qualität darf gerne weitergehen.
Platten aus unterschiedlichen Genres zu vergleichen ist ja auch offensichtlich Schwachsinn. Wie soll ich jetzt sagen, ob die letzte Chelsea Wolfe oder TGOO besser ist..?
Nili! Reflexion und Geschmack in einem Satz!? Was‘ da los!?
Wie gesagt: Ich hab’so meine lichten Momente..
Holla!
Eure Nummer 1 überrascht mich dann doch. Zwar habe ich die Platte schon schmerzlich vermisst, dass sie die Pole holt, hab ich dann aber doch nicht gedacht. Schick!
Bin ich zu doof um das Album zu sehen? Welches!? 😂
Zweifelsohne sind Platz eins bis drei großartige Werke, welche bei mir auch mindestens in die Top 10 gekommen wären.
Über die Reihenfolge könnte man natürlich hier und da streiten, das ist aber einfach auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Welche Alben ich 2019 noch sehr empfehlenswert finde sind:
Verheerer mit Monolith
Totenwache mit der Schwarze Hort
Sun Worship mit Emanations of Desolation
Panzerfaust – The Suns of Perdition
Denial of God – The Hallow Mass
Ich merk grad es sind doch mehr Alben als gedacht die hier nicht erwähnt wurden. Die liste könnte man noch ewig fortführen. Vielleicht komm ich später noch dazu… frohe Festtage
Ich habe gerade, du wie ich bin (Punsch!!!), der schwarze Horst gelesen. Danke für den Lacher.
Korrektur: dun
Natürlich kann man nicht mit jeder Platzierung einverstanden sein und wirklich wichtig ist das ja auch nicht, aber dass TGOO ein Siegertreppchen ergattern konnten, finde ich gut.