Der metal.de-Adventskalender
Die 100 besten Alben des Jahres
Special
Platz 70: AVATARIUM – The Fire I Long For
Da haben AVATARIUM dieses Jahr aber wieder ein höchst wohlschmeckendes Album kredenzt! „The Fire I Long For“ setzt die Veränderung, die schon auf „Hurricanes And Halos“ Einzug gehalten hat, fort. Die Psychedelik ist angenehm unter den Doom gehoben worden, ohne das eine der beiden Seiten die andere überlagert. Und das Sahnehäubchen ist ein nahezu perfekter weil warmer Sound, den Marcus Jidell der Band und damit nicht zuletzt auch seiner Frau Jennie-Ann Smith auf den Leib geschneidert hat.
Platz 69: WHITECHAPEL – The Valley
Durch’s finstere Tal wandelten sie und fanden zu aller Überraschung – huch? – Melodien! Nein, WHITECHAPEL sind nicht weich geworden, sondern arbeiten die Kraft der Melodien in ihren nach wie vor brutalen Sound ein, um ein emotional vielseitiges Album mit tragischem Hintergrund zu erschaffen. „The Valley“ kann also mehr als nur WHITECHAPEL-typisch die Matte glatt fönen. Dem Namen gemäß kann einem die Tiefe der Platte schon mal schwer im Magen liegen – und das im besten Sinne der Worte.
Platz 68: FULL OF HELL – Weeping Choir
Abrissbirne können FULL OF HELL – das müssen sie niemandem mehr beweisen. Tun die US-Amerikaner natürlich trotzdem mit „Weeping Choir“, dessen Grind-Anteil für sich genommen schon ein zackig-wüstes Ausrufezeichen darstellt. Mit drei „Longtracks“ ergänzen FULL OF HELL ihre stilistische Bandbreite jedoch auf mitunter überraschende Weise, sodass Neugier in jedem Falle belohnt wird. Voraussetzung ist natürlich, dass man das ein oder andere Veilchen abkann.
Eine ziemliche Watsche haben sich FULL OF HELL ja jüngst selbst eingefangen – eine, die man keiner Band wirklich gern wünscht. Und doch passiert’s leider immer wieder…
Platz 67: IMPLORE – Alienated Despair
Wer seinem Weltschmerz Luft machen will, kommt in diesem Jahr nur schwer an IMPLORE vorbei, die mit „Alienated Despair“ klangliche Wuttherapie mit garantiert kathartischer Wirkung zelebrieren. Der Dampfhammer überrollt seine Hörer einfach, nimmt sie mit und schleift sie mit Elan über den Asphalt. Das alles ohne Intro, ohne höfliches Anklopfen und ohne Umwege. Doch die Therapie hilft: Nach getaner Arbeit hinterlassen IMPLORE nur Schutt, Asche – und ausgelaugte aber glückliche Seelen, die erst einmal vom Schmerz befreit sind. Zumindest, bis es sie nach der nächsten Runde „Alienated Despair“ dürstet.
Platz 66: EXHORDER – Mourn The Southern Skies
So kann man sich nach über zwanzig Jahren explosiv zurückmelden: Die legendären EXHORDER kehren mit ihrer Marke Thrash auf „Mourn The Southern Skies“ mächtig zurück. Sie haben Wut im Bauch, Dampf unterm Kessel und richtig Bock, euch ihre Riffs um die Ohren zu hauen. Heftige Knüppelattacken und torfige Südstaaten-Grooves geben sich die Klinke in die Hand, als wären EXHORDER nie weg gewesen.
Platz 65: KADAVAR – For The Dead Travel Fast
Graf Dracula wäre stolz auf die Berliner Bartmänner KADAVAR, die sich auf „For The Dead Travel Fast“ von dieser Horror-Ikone haben inspirieren lassen. Obwohl das Album mit „The End“ beginnt, kommt kein zombifizierter Jim Morrison aus dem Sarg gekrochen, wobei das sicher auch interessant klingen könnte. Doch das ist hier natürlich nicht der Fall: Die düstere Stimmung und eine gespenstische Klangkulisse arbeiten mit dem Songwriting zusammen, das dem Trio nach wie vor leicht von der Hand geht. KADAVAR bleiben am Ball – und ihr okkulter Antik-Fuzz-Rock auch im Jahre 2019 eine verlässliche Bank.
Platz 64: CRYPT SERMON – The Ruins Of Fading Light
CRYPT SERMON machen ziemlich schnell klar, was hier abgeht. Die Trackliste verrät die Marschrichtung dank schlagwortlastiger Titel wie „Christ Is Dead“ und „Enslave The Heathens“ recht transparent und zeigt zugleich auf, dass „The Ruins Of Fading Light“ eine (un-)heilige Zone frei von neumodischen Experimenten ist. Das moderne Großstadtleben eignet sich halt auch nicht wirklich gut als lyrische Grundlage für Epic Doom, weshalb CRYPT SERMON auch keine neuzeitlichen, urbanen Sophistereien anstrengen, sondern lieber bei einer mittelalterlich-sakraler Nomenklatur bleiben. Passt auch besser zu den wuchtigen Riffs. Amen.
Platz 63: DOWNFALL OF GAIA – Ethic Of Radical Finitude
Ihr abgestecktes Weidegebiet zwischen Crust, Sludge und Post-Black Metal reißen DOWNFALL OF GAIA mit „Ethic Of Radical Finitude“ natürlich nicht ein. Vielmehr weiten sie die stilistische Einzäunung etwas weiter aus, wobei man sich vor allem an deren Eckpfeilern, den Polen zwischen Ruhe und Aggression, zu schaffen macht. Keine Neuerfindung, aber eine Steigerung und Verfeinerung: „Ethic Of Radical Finitude“ zeigt DOWNFALL OF GAIA vielleicht stärker denn je.
Platz 62: SINMARA – Hvísl Stjarnanna
Dass SINMARA nicht nur aus Island stammen, sondern auch zum Teil prominente Lokal-DNA in Form von ALMYRKVI-, SLIDHR- und SVARTIDAUÐI-Mitgliedern im Bandgefüge aufweist, lässt wenig Zweifel daran, was sich auf „Hvísl Stjarnanna“ abspielt. Der Black Metal ist dunkel und verziert mit gar charmant-dissonanter Orthodox-Ornamentik – im Norden nichts Neues. Dass SINAMARA hier mit offenen Karten spielen, zeigt umgekehrt aber ihr Selbstbewusstsein, das alles andere als unangebracht ist und durch „Hvísl Stjarnanna“ lautstark untermauert wird.
Platz 61: DARKTHRONE – Old Star
Über Trueness im Black Metal lässt sich ja viel herumphilosophieren. Doch man muss DARKTHRONE einfach eine grundlegende Aufrichtigkeit und Leidenschaft zu ihrem Black Metal attestieren. Anno 2019 immer noch auf dem von „The Cult Is Alive“ eingeschlagenen Pfad unterwegs machen vor allem die tiefer im Doom steckenden Nummern heuer einiges her, doch auch große Riffmonster mit etwas mehr Hummeln im Hintern gibt es zu bestaunen. Und selbst wenn „Old Star“ etwas Füllmaterial zwischen die Fugen gekittet bekommen hat, kann man Fenriz und Nocturno Culto einfach nicht böse sein – weil es letzten Endes doch auf diese charmante Weise nach DARKTHRONE klingt.
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Tolle Sache das mit dem Adventskalender, aber das es so inkonsequent gehandhabt wird nervt schon sehr. Wenigstens am Ende des Tages, sollte das jeweilige Türchen zur Verfügung stehen, das sollte doch wohl machbar sein. Wenn nicht, dann lasst es doch einfach bleiben.
War es doch bis jetzt.
Für Leute die um 5 Uhr raus müssen endet der Tag vor 22 Uhr. Bei mir ist das zumindest so
Schon abgefahren was 2019 für ein geiles Metal-Jahr war, so sehr hat mein Geldbeutel lange nicht mehr gelitten und dieser Adventskalender belegt das mal wieder. Dabei sind einige meiner persönlichen Highlight noch nicht mal mit dabei.
Ein Freund fragte mich vor kurzem nach meinen liebsten 10 Platten von 2019.
Ich komm so grade mit 20 hin und da fällt wirklich gutes hinten runter. Reihenfolge ist mir auch unmöglich. Ich vergleich aber auch ungern Platten aus unterschiedlichen Genres miteinander.
2019 war unbestreitbar überdurchschnittlich solide. Was jetzt aber wirklich Alben für die einsame Insel sind, muss sich die nächsten Jahre herausstellen. Ich bin mit Anfangsbewertungen teilweise zu euphorisch, aber der Trend zu grundsätzlich mehr Qualität darf gerne weitergehen.
Platten aus unterschiedlichen Genres zu vergleichen ist ja auch offensichtlich Schwachsinn. Wie soll ich jetzt sagen, ob die letzte Chelsea Wolfe oder TGOO besser ist..?
Nili! Reflexion und Geschmack in einem Satz!? Was‘ da los!?
Wie gesagt: Ich hab’so meine lichten Momente..
Holla!
Eure Nummer 1 überrascht mich dann doch. Zwar habe ich die Platte schon schmerzlich vermisst, dass sie die Pole holt, hab ich dann aber doch nicht gedacht. Schick!
Bin ich zu doof um das Album zu sehen? Welches!? 😂
Zweifelsohne sind Platz eins bis drei großartige Werke, welche bei mir auch mindestens in die Top 10 gekommen wären.
Über die Reihenfolge könnte man natürlich hier und da streiten, das ist aber einfach auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Welche Alben ich 2019 noch sehr empfehlenswert finde sind:
Verheerer mit Monolith
Totenwache mit der Schwarze Hort
Sun Worship mit Emanations of Desolation
Panzerfaust – The Suns of Perdition
Denial of God – The Hallow Mass
Ich merk grad es sind doch mehr Alben als gedacht die hier nicht erwähnt wurden. Die liste könnte man noch ewig fortführen. Vielleicht komm ich später noch dazu… frohe Festtage
Ich habe gerade, du wie ich bin (Punsch!!!), der schwarze Horst gelesen. Danke für den Lacher.
Korrektur: dun
Natürlich kann man nicht mit jeder Platzierung einverstanden sein und wirklich wichtig ist das ja auch nicht, aber dass TGOO ein Siegertreppchen ergattern konnten, finde ich gut.