Der große Monatsrückblick
Die zehn besten Alben im April – Monatsrückblick, Highlights und Gurken

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Der große Monatsrückblick

Liebe Leser,

häufig werden wir gefragt, wie denn unsere Bewertungen, seit jeher Teil einer jeden Rezension auf metal.de, zu verstehen sind. Da gibt es mal 8 Punkte, mal 9, dann wieder 7 und kaum einmal eine 10. Und die Lieblingsplatte hat läppische 5 Pünktchen abbekommen. Heikle Sache. Und deshalb höchste Zeit, um ein wenig Licht in den metal.de’schen Punktedschungel zu bringen.

Doch bevor wir uns dieser Übersicht widmen, wollen wir einen Leser zu Wort kommen lassen, der eine Rezension wie folgt kommentierte:

„Wenn der Autor schreibt, dass das Album rockt und Spaß macht, warum bekommt es denn dann keine 10 Punkte?“

Gute Frage, aber darauf wird es auch eine Antwort geben. Noch eine Zuschrift, diesmal per Mail und von einer Band:

„Wir haben 4.000 Euro in die Scheibe gesteckt und uns richtig viel Mühe gegeben, und ihr speist uns mit 5/10 Punkten ab?“

Schweinerei, soviel ist klar. Und da wir uns schon in den argumentativen Niederungen eingefunden haben, ziehen wir das Feld ganz einfach von hinten auf.

Aber jetzt seid Ihr im Bilde. Um es nochmal auf den Punkt zu bringen: Unser Wertungssystem ist linear, kennt keine halben Punkte, und gewürfelt wird bei uns auch nicht. Geht natürlich auch nicht, denn dann müssten wir auf eine 12-Punkte-Skala aufstocken und bei 2 Punkten beginnen – und das würde sich spätestens dann rächen, wenn wir wieder mal mit einem STRIBORG-Album bemustert werden.

In diesem Sinne,

Eckart & metal.de

 

ABORTED – „Retrogore“

„The Necrotic Manifesto“, „Termination Redux“, „Global Flatline“ – geschenkt! ABORTED sind und waren schon immer ein Garant für erstklassigen Death Metal. Daran ändert sich auch mit ihrem im April erschienenen neuen Streich „Retrogore“ nichts. Prügel, Atmosphäre, technische Versiertheit – hier bleibt kein Auge trocken. Man bekommt eben das, was man von den Belgiern erwarten kann.

FALLUJAH – „Dreamless“

Verschnörkelt, elegant und tiefgründig. So präsentieren sich FALLUJAH auf ihrem neuen Progressive-Meisterwerk „Dreamless“. Die Platte erfüllt dabei die Erwartungen, welche der Vorgänger weckte, mühelos. Zudem überzeugt das Album mit unglaublicher Dynamik und einer hervorragenden Produktion. Fazit: klare Kaufempfehlung!

MISTUR – „In Memoriam“

Das Warten hat sich gelohnt, sagt Kollege Jan. Wer sich musikalisch also zu großflächigen Wäldern, ausladenden Fjordlandschaften und verschneiten Bergen entführen lassen will, sollte zwingend in das Zweitwerk von MISTUR reinhören. Sieben Jahre haben die Norweger für „In Memoriam“ benötigt, deren Songs eine klare Verbindung zu WINDIR hören lassen, dabei aber immer so eigenständig sind, dass MISTUR keineswegs in deren Schatten agieren.

FILTER – „Crazy Eyes“

FILTER lassen das Mittelfeld des Industrial-Alternative-Metals erneut klar hinter sich und katapultieren ihren Sound mit „Crazy Eyes“ ganz locker in die heutige Dekade. Dabei wirkt „Crazy Eyes“ dennoch so charmant und im positiven Sinne altbacken wie eh und je. In diesem Sinne eignet sich der neue Streich von FILTER bestens als Soundtrack für die Fahrt zum ersten Festival des Jahres. Sollte man mit dem grungigem Elektroflair der Neunziger jedoch nichts anfangen können, sollte man die Finger von „Crazy Eyes“ lassen.

CULT OF LUNA & JULIE CHRISTMAS – „Mariner“

CULT OF LUNA und Ex-BATTLE OF MICE-Sängerin JULIE CHRISTMAS. Eine spannende und durchaus gewinnbringende Liaison, deren Resultat sich „Mariner“ nennt. Vieles klingt naturgemäß anders, vieles klingt aber auch genauso gut wie gewohnt. Schwedens Post-Metal-Könige können eben machen, was sie wollen. Am Ende steht dennoch immer ein überzeugendes Musikwerk. Stark und überraschend!

OCTOBER TIDE – „Winged Waltz“

Lust auf grimmige Schwermut und tiefe Seelenpein? OCTOBER TIDE scheinen musikalische Experten auf diesem Gebiet zu sein. Und so haben die Schweden auch mit „Winged Waltz“ einen Doom-Death-Monolith erschaffen, der sowohl anspruchsvoll als auch tiefschwarz tönt. Der eckig und kantig ist, der feine Gitarrenharmonien und schleppende Riffmonster gekonnt vereint.

THE 69 EYES – „Universal Monsters“

Vampire und die, die es noch werden wollen, aufgepasst! Die Helsinki-Vampire THE 69 EYES beglückten ihre Anhängerschaft im April mit einem mehr als soliden Stück Gothic Metal namens „Universal Monsters“. Jyrki singt auf gewohnt gehobenem Niveau, die Gitarrensolos klingen fantastisch, die Atmosphäre ist dicht, ergo: Diese Platte sollte man unbedingt einmal antesten. Also, ihr Geschöpfe der Nacht – helft THE 69  EYES, den Nachthimmel erneut blutrot zu färben.

DESASTER – „The Oath Of An Iron Ritual“

DESASTER sind eben DESASTER. Punkt? Eigentlich schon, denn auch auf dem achten Album bietet das Quartett altbewährte Kost. Der Black Thrash Metal der Koblenzer ist nach wie vor ruppig, verzichtet aber keinesfalls auf die gewisse Portion Melodik. Für Fans ist „The Oath Of An Iron Ritual“ also ein Pflichtkauf, alle anderen sollten die seit 20 Jahren auf hohem Niveau agierende Band spätestens jetzt mal antesten.

IHSAHN – „Arktis“

Wem IHSAHN mit „Das Seelenbrechen“ zu unzulänglich geworden ist, der darf sich freuen: Der aktuelle Streich „Arktis“ besinnt sich angenehm auf frühere Werke. Immerhin gibt es wieder einige konventionelle Songstrukturen zu hören. Durch die Trademarks, die IHSAHN prägen, sticht „Arktis“ auch in Zeiten vom überladener progressiv-extremer Musik aus der Masse heraus. „Arktis“ bietet neun anspruchsvolle Tracks, die IHSAHN vielseitiger denn je zeigen. Für „Das Seelenbrechen“-Verächter wieder geeignet, für ewig gestrige Verfechter von „In The Nightside Eclipse“ erneut ungeeignet.

DEFTONES – „Gore“

Auch nach 30 Jahren im Business zeigen DEFTONES der Konkurrenz, wie harte Gitarrenmusik mit Tiefgang funktioniert. Wobei „hart“ im Falle der neuen Scheibe „Gore“ gar nicht mal zutrifft. Denn die Kalifornier gehen sich auf ihrem neuen Werk aufgeräumter und nachdenklicher als in der Vergangenheit zu Werke. Die Platte ist dennoch großer Sport, auch wenn sie dem Hörer einige Zugeständnisse abverlangt.

Die Gurken im April

ULAN BATOR – „Abracadabra“

Fehlende Songstrukturen, fehlendes Hitpotential. Im Grunde startet das aktuelle ULAN BATOR-Album „Abracadabra“ atmosphärisch. Im weiteren Verlauf entpuppt sich die Platte allerdings als lupenreiner Rohrkrepierer. Die Stimme von Sänger Amaury Cambuzat würde sicher zu spannendem Experimental Rock passen – auf „Abracadabra“ trifft diese Beschreibung aber keineswegs zu.

GERYON – „The Wound And The Bow“

Ein gutes Konzept ist nicht immer ein Garant für gute Songs. Das beweist das Duo GERYON mit seinem neuen Album „The Wound And The Bow“. Verarbeitet wird das Konzept über den mythischen Bogenschützen Philoktetes und dessen stinkende Wunde. Das ist sicher mal etwas anderes, scheitert jedoch an der langweiligen Umsetzung der Songs. Nur mit Bass und Schlagzeug können GERYON nicht überzeugen und sollten sich überlegen, in Zukunft wieder eine Gitarre mitspielen zu lassen oder Synthesizer fest in den Sound zu integrieren.

GROOVENOM – „Pink Lion“

So erzwungen, wie die Wannabee-Szene-Outlaw-Attitüde von GROOVENOM erscheint, so wenig aufregend gibt sich das neue Album „Pink Lion“. Man holt die Deathcore-Kids ab, zieht ihnen ein paar bunte Tierkostüme über und lässt sie in einer ziemlich miesen Kirmestechno-Großraumdisco abspacken. Im Endeffekt wirkt „Pink Lion“ wie die schlechte Kopie einer schlechten Kopie der Kopie. Fehlende Songdynamik, schlechter Gesang – hier sitzt einfach nichts. Erfolgreich ist eben derjenige, der den Trend erfindet oder am besten kopiert. Beides schaffen GROOVENOM zu keiner Zeit.

Top Ten: Diese Platten rotierten im April in unseren Anlagen

 

Alex Klugster:

El Papa Maronde:

Rumpel Møller:

15.05.2016
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