Der große Monatsrückblick
Die Highlights und Gurken im Januar 2015

Special

Der große Monatsrückblick

Kleiner Einblick gefällig?

Habt Ihr Euch schon immer mal gefragt, wie der Redaktionsalltag in einem Onlinemagazin aussieht? Wo alle Kollegen über die Republik verstreut leben – und darüber hinaus? Wird alles über E-Mail geregelt, über Chat oder Autotelefon? Nein. Meistens geht es bei uns ganz traditionell zu. Aber eins ist klar: Wir geben für Euch immer alles. Und das schon morgens um halb acht:

Sieben Uhr zweiunddreißig, Telefon klingelt. Kollege Norman an der Strippe. Frühaufsteher.
– „Schon die neue SLAYER-Kollektion gesehen?“
– „Äh, wie was wer?“
– „Na, beim H&M! Die haben jetzt Hipster-Shirts mit SLAYER-Motiv…“
– „Jaaa, die hatten in den frühen Neunzigern auch Niklas Kvarforth als Kindermodel. Passt schon. Mach mal fix ’ne News draus.“

Sieben Uhr neunundvierzig, Telefon klingelt. Kollegin Tamara ist dran. Auch Frühaufsteherin.
– „Äh, hast du schon gesehen, was Norman in den News gepostet hat? H&M, SLAYER und so?“
– „Klar! Kannst du das bitte über die sozialen Netzwerke verbreiten? Dankööö!“

Sieben Uhr einundfünfzig, Telefon klingelt. Die Stimme von Kollege Jan dröhnt durch den Hörer:
– „Alter, warum ist bei dir dauernd besetzt?“
– „H&M. SLAYER.“
– „Alte Säcke.“
– „Jaaa, aber H&M hatten in den frühen Neunzigern auch Niklas Kvarforth als Kindermodel…“

Und so weiter. Übrigens: Damit Ihr regelmäßig über die Musik hinaus informiert werdet, was wir tun und denken, gibt es ab sofort die neue Rubrik „Individual Thought Patterns“, in der wir die Hosen runterlassen: Wer hat die hässlichste Frise im Metal-Biz? Welche Peinlichkeit versteckst du in deinem CD-Schrank? Und diesmal mit dabei: Dieser Metal-Modetrend ist echt fies… Was die KollegInnen Möller, Klug, Schmidt, Gräbeldinger und meine Wenigkeit zu sagen haben, könnt Ihr genau dort nachlesen.

Und damit Ihr nicht glaubt, dass der metal.de-Arbeitstag bereits um sieben Uhr einundfünfzig zu Ende ist, hier noch ein kleiner Nachtrag:

Neun Uhr vierundzwanzig. Telefon klingelt. Diesmal ist es Kollege Marek.
– „Muss ich wirklich IN LEGEND besprechen? Ich meine, so ganz ohne Gitarren und so…“
– „Na sicher, wat mutt, dat mutt.“
Undefinierbares Rasseln in der Leitung.
– „Aber wenn du magst, kannst du ja zwischendurch DISMEMBER auflegen und an einem Dan-Seagrave-Special werkeln. Würde sich ja auch anbieten.“

Was es damit auf sich hat, seht Ihr hier: Die 10 besten Death-Metal-Alben mit Cover von Dan Seagrave.

Eckart & metal.de

Mist, hier tut was nicht.Whoops! Hier sollte eigentlich ein Video- oder Audio-embed erscheinen. ...

Unbedingt hinhören! – Die Highlights im Januar

Kollege Sven Lattemann hat nicht nur einen halben Roman zum neuen Werk der Krefelder Fantasy-Experten BLIND GUARDIAN verfasst, er attestiert „Beyond The Red Mirror“ auch schwer süchtig zu machen. Kein Wunder, wie wir finden, haben die Herren doch abermals ein hochklassiges, ausgewogenes und leidenschaftliches Heavy-Metal-Album ins Rennen geschickt. Also im Prinzip alles im immer im Hause BLIND GUARDIAN. Fasn müssen das Teil im Schrank stehen haben.

Soso,…nachdem viele der alten Recken mittlerweile schwächeln, muss also eine junge Band aus den USA kommen und ihre Vorbilder daran erinnern, wie man packenden Heavy Metal spielt. NIGHT DEMON vereinen auf ihrem Debüt „Curse Of The Damned“ alles, was im Jahr 1980 eine Platte veröffentlicht hat und würzen das Ganze mit einer eigenen Note. Bei derart ausgereiften Kompositionen kann man nur den Hut ziehen und hoffen, dass sich so manch eine (verdiente) Band am Esprit von „Curse Of The Damned“ orientiert.

Wer keinen Bock mehr auf Diätcola hat und statt dessen mal wieder ordentlich abzubangen, sollte die speckige Kutte aus dem Schrank holen und das selbstbetitelte Debüt von SPITFIRE auflegen. „Spitfire“ orientiert sich an festen Größen wie JAGUAR, IRON MAIDEN, EXCITER oder AGENT STEEL und kann unseren Redakteur Markus Endres vollends überzeugen. Sollte man antesten.

Schweden mal wieder. TRIAL haben mit „Vessel“ eine richtig starke Scheibe abgeliefert. Der traditionelle, epische Heavy Metal kann von Fans der alten IN SOLITUDE und/oder PORTRAIT bedenkenlos abgegriffen werden. Die machen nichts falsch und dürfen sich an hohen Vocals, sowie atmosphärisch dunkle Melodien erfreuen. Kommt zudem via High Roller Records, was natürlich ein weiteres Qualitätsmerkmal ist.

Unbedingt hinhören! – Die Highlights im Januar

Viel Zeit ist ver- und Ex-Sänger Thebon ist gegangen. Wie präsentieren sich KEEP OF KALESSIN als Trio? Das Songwriting ist nach wie vor komplex, die Stücke sind vielseitig arrangiert. Laut Kollege Markus gehen die Norweger aber ein Stück weit epischer zu Werke. Fünf Jahre nach „Reptilian“ liefern KEEP OF KALESSIN mit „Epistemology“ ein opulentes Album ab, das durch Facettenreichtum, Virtuosität und Originalität punktet – genau genommen achtfach.

Lizard King“ von THE AUGUST. Die erste „10“ des Jahres wäre beinahe beim Kollegen Kostudis auf dem Schreibtisch verstaubt. Ist sie aber nicht. Dem Post-Rock mit Indie-Note des Fünfers aus Aschaffenburg bescheinigt der Rezensent ein beeindruckendes Niveau und ist hin und weg von der Platte: „Einfach Wahnsinn, dieses Album.“ Was das Ganze mit Jim Morrison zu tun hat, erfahrt ihr in seiner Rezension.

Die schlechte Nachricht: Die Schweizer Experimental-Krawallos KRUGER hängen die Gitarren an den Nagel. Die gute: Zum Abschied gibt’s die Band noch einmal in Bestform auf Langspieler. Mit „Adam And Steve“ besinnen sich die Herren auf ihre Stärken und servieren rohe, vertrackte Sludge-Kost der Güteklasse A. Kollege Kostudis meint: „Horns up for KRUGER – you will be missed.

Mit ihrem neuen Werk „Gehenna“ überzeugen BY THE PATIENT auf ganzer Linie! Hier gibt es extremen Metal in all seinen Facetten, wobei die Dänen besonders mit einer angenehm warmen Produktion überraschen. Zwischen Blastbeats, sägenden Gitarren und schnellem Geknüppel findet man auch einige besonders herausstechende Gitarrenmelodien. Dies alles mach aus „Gehenna“ ein beachtenswertes Werk, welches man sich mal zu Gemüte führen sollte.

Unbedingt hinhören! – Die Highlights im Januar

MARILYN MANSON meldet sich mit „The Pale Emperor“ endlich zurück – Und dabei überrascht der werte Herr mit seinem neuen Langeisen auf ganzer Linie. Stampfende Beats, bluesige Gitarren und eine fast schon reduzierte Herangehensweise machen aus diesem Album etwas ganz Besonderes.

Stil? Genre? Was ist das überhaupt für ein Krach? Die Franzosen PRYAPISME scheren sich auch auf ihrem neuen Werk „Futurologie“ einen feuchten Furz um Konventionen. Völlig verrückt, schräg und abgefahren präsentiert sich die Platte, die laut Rezensent Falk Wehmeier „das Allermeiste, das sich irgendwie als „progressiv“, „visionär“ oder „avantgardistisch“ bezeichnet, verdammt alt aussehen“ lässt.

Wie klingt es, wenn sich Mut, ein offener musikalischer Geist und scheinbar unerschöpfliche Kreativität vermischen? Für unseren Kollegen Jan liegt die Antwort irgendwo in den Songs der neuen SOLEFALD-Platte „World Metal. Kosmopolis Sud“. Und die Superlative reißen nicht ab: Ist das Frischwerk mit das Beste im experimentellen Avantgarde-Sektor? Da sollte wohl jeder mal einen Lauschangriff wagen und selbst entscheiden. Fest steht jedenfalls, dass SOLEFALD auf äußerst hohem Niveau machen, was sie wollen. Und das klingt ja schon mal interessant, oder?

PERIPHERY sind auch so eine Band, die scheinbar keine schlechten Songs schreiben kann. Den Beweis liefern die US-Amerikaner mit „Juggernaut: Alpha“ und „Juggernaut: Omega“. Knapp 81 Minuten lang lärmt sich die Truppe aus Washington durch dezent angeproggte Songs – so muss moderner Metal mit Einflüssen aus Djent, Progressive und Jazz einfach klingen. Kollege Falk Wehmeier bilanziert: „Authentizität, Integrität, Vision, Fokus auf das Wesentliche. All das macht „Juggernaut“ zu einem der ersten progressiven Highlights des noch jungen Jahres.

Unbedingt hinhören! – Die Highlights im Januar

Das Zusammenspiel von gehaltvollem Songwriting und zermürbender Dunkelheit sind nur zwei Bestandteile, welche CHAPEL OF DISEASE mit ihrem neusten Streich „The Mysterious Ways Of Repetitive Art“ als ganz besonderes Schmankerl erscheinen lassen. Dabei überzeugt die Kölner Formation auf ganzer Linie und kombiniert unterschiedlichste Facetten um daraus ein abwechslungsreiches Album entstehen zu lassen. Dies alles macht aus „The Mysterious Ways Of Repetitive Art“ ein besonderes Highlight in diesem jungen Jahr.

Für Freunde von angeproggter, avantgardistischer Mucke wurde hier ein wahres Juwel kreiert.“ Die Platte, die der Kollege Eugen Lyubavskyy meint, ist „Timelapse“ – das vierte Album der Italiener ADIMIRON. Kopflastig, heavy und sehr facettenreich – und damit ist das Teil genau das Richtige für den geneigten Prog-Freund.

Durchdachte Texte, eingängige Melodien, viel Atmosphäre, Samples, raue Gitarren, verspielte Keyboards, Chöre – Epic Black Metal. Und den spielen TEMPLE OF OBLIVION mit ihrer zweiten Scheiben „Traum Und Trauma“ nach metal.de-Bewertungskriterien im Bereich der gehobenen Kaufempfehlung. Das Konzeptalbum verwebt die Schicksale ganz verschiedener Menschen, immer mit thematischem Bezug zu Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeiten. Musikalisch gehen TEMPLE OF OBLIVION bombastisch, aber doch kompromisslos vor – den eigenen Stil immer fest im Visier.

Unbedingt hinhören! – Die Highlights im Januar

Dass sich die finnischen Klangkünstler CALLISTO fast sechs Jahre für ihr neues Werk „Secret Youth“ Zeit gelassen haben, hat sich ausgezahlt. Denn der konventionslose Post-Metal und Progressive Rock mit gehörigem Sludge- und Core-Einschlag der Band setzt Maßstäbe. Kollege Markus Endres beschreibt die Platte als „stimmiges, atmosphärisch dichtes und intensives Album„. Pflicht für alle Post-Fans!

 

ENEMY I bieten mit ihrer EP „Anywhere But Here“ eine 25-minütige Reise zwischen Dark Rock und Industrial, wobei besonders der Gesang von Rob DeVille als tragendes Element fungiert. Somit hat sich die Band mit diesem Debüt die Messlatte schon recht hoch gesteckt und man darf gespannt sein, was in Zukunft noch kommen mag.

Nach „I“ kommt „II“, dann „III“. Und dann? Logisch – „IV“. Und es ist ein verdammt starkes Album geworden, welches die Spanier TOUNDRA da vorgelegt haben. Eine eine rein instrumentale, emotional packende Reise durch Post-Rock-, Alternative- und Soundtrack-Gefilde wartet darauf, vom aufgeschlossenen Hörer entdeckt zu werden. Kollege Anton Kostudis ist beeindruckt und wagt eine Prognose: „Fesselnd, eigenwillig, großartig. Den Namen TOUNDRA sollte man für das Post-Rock-Album des Jahres zweifelsfrei auf dem Zettel haben.

Unbedingt hinhören! – Die Highlights im Januar

 

CALLEJON – diesmal wieder mit „C“ – mögen nicht jedermann Geschmack treffen. Handwerklich kann man der Truppe aber nichts vorwerfen. Denn auch auf dem neuen Werk „Wir Sind Angst“ haben die Düsseldorfer ihre Hausaufgaben gemacht und überzeugen auf ganzer Linie. Rezensentin Nadine Schmidt bezeichnet die Scheibe sogar als „Hoffnung für die deutsche Musikszene“. Die Kollegin fast zusammen: „eine glatte Eins mit Sternchen und freundlichem Mittelfinger daneben gemalt.

Ein Satz, der die musikalische Entwicklung von MARDUK prächtig zusammenfasst und zudem wie die Faust aufs Auge zur Band passt: „Ohnehin sind die Schweden längst davon weg, all ihre Kriege mit einem Frontalangriff zu gewinnen“. Gelesen in der Kritik zum MARDUK-Neuwerk „Frontschwein“ – schön gesagt, Herr Kollege! Und so wechseln sich Blizzard-Blast-Attacken mit walzenden Midtempo-Parts ab, die sich am Ende zu einem großartigen, schnörkellos brutalen Album zusammenfügen. Ganz typisch MARDUK eben!

VANISH aus Stuttgart liefern mit „Come To Wither„, dem Album zur gleichnamigen EP, ihre gerade mal zweite Full-Length-Platte ab – immerhin ist die Band bereits seit 14 Jahren unterwegs. Der Qualität der Scheibe hat die lange Wartezeit nicht geschadet – im Gegenteil. Das Teil brettert ordentlich los, bietet neben griffigen Heavy-Metal-Hooks auch das eine oder andere progressive Detail. Unseren Schreiberlin Michael Klaas hat das überzeugt: „Fast wie von selbst öffnet sich das Feierabendbierchen„. Na dann – prost!

 

BIOTOXIC WARFARE präsentieren mit „Lobotomized“ ein wunderbar schnörkelloses Werk, das Fans von OBITUARY oder ANNIHILATOR zufriedenstellen sollte. Zwar gehen die Griechen gelegentlich in eine leicht progressive Richtung, schaffen es aber trotzdem immer wieder, den roten Faden aufrecht zu erhalten. Dies macht unterm Strich aus „Lobotomized“ eine angenehm runde Sache.

Die Gurken im Januar

BLACKDIVISION zeigen auf ihrem selbstbetitelten Album wie langweiliger, spannungsarmer Industrial Rock funktioniert. Zwar konnten die Jungs für die Umsetzung ihrer musikalischen Ideen Dejan Ili? und Tony Lindgren gewinnen, aber das scheint eher Blendwerk zu sein. Unterm Strich bietet „BlackDivision“ also rein gar nichts, was einen Kauf rechtfertigen würde.

„The Cosmic Trance Into The Void“…nee, is‘ klar. Wer jetzt was richtig fieses von HIC IACET erwartet, wird mit höhepunktloser, ermüdender Musik bestraft, ob dieses gewagten Gedankenspiels. In 39 Minuten ist die Chose durch und der Hörer stellt erstaunt fest, dass die letzte halbe Stunde in Lummerland verbracht wurde. Immerhin kann der Schlusspart des Titelsongs was. Immerhin, denn sonst gibt es hier wenig spannendes Material zu hören.

Mit „Tales Of The Slenderman“ will sich Initiator Stefan Strauch in der Alternative Metal/Alternative Rock-Szene etablieren. Dass ihm dabei eher belangloses Zeug gelingt, mag auch daran liegen, dass es sich bei MONSTER IN THE BASEMENT eben nicht um eine richtige Band handelt. Laut unserem Kollegen Eugen wartet die Welt nicht auf diese Scheibe. Da mag was dran sein. Immerhin zieht der gelungene Gesang die Wertung etwas nach oben.

Sechs Scheiben auf dem Markt und kein bisschen weise? Geht nicht? Geht doch, wenn man VIGOR heißt und unserem armen Eugen mit „Play Your Part“ eine akustische Frechheit nach der anderen um die Lauscher haut. Die Krone setzt dem Ganzen aber der Gesang von Rade Kutil auf, der völlig unbeeindruckt von irgendwelchen tonalen Konventionen, knallhart an jedem Ton vorbei singt. Glaubt ihr nicht? Checkt die Band auf Youtube.

Top Ten: Diese Platten rotierten im Januar in unseren Anlagen

Florian Schörg:

Matthias Manz:

Eckart Maronde:

 

Nadine Schmidt:

10.02.2015
Exit mobile version