Der große Monatsrückblick
Die Highlights, Gurken und Skurrilitäten im Januar 2014
Special
Ist es wirklich wahr? Kaum hat man den Silvesterkater auskuriert und den letzten selbstgebastelten China-Böller D gezündet, ist der Januar auch schon pulverisiert und passé. Aber das ist schließlich auch ein gutes Zeichen: Die Zeit verging wie im Flug, denn langweilig war der Januar sicherlich nicht – immerhin durften wir bereits die ersten Highlights des Jahres feiern. Allerdings mussten wir auch einigen Tieffliegern ausweichen, geistigen Dünnpfiff ertragen und Bekehrungsversuchen widerstehen … und dann wollte ex-MACHINE HEAD-Basser Adam Duce auch noch die Buchhaltungsunterlagen seiner ehemaligen Kapelle durcharbeiten. Alles klar, ne?
Das alles und noch viel mehr … kurz: alles Wichtige, Unwichtige, Erwähnenswerte und Bizarre findet Ihr auf den nächsten Seiten. Viel Spaß beim Durchklicken!
Die Highlights – Black und Doom Metal
Ist ja fast schon eklig, wie penetrant man im Dezember und zu Neujahr immer mit Lichter- und Sternenglanz gefoltert wird. Glücklicherweise gibt es noch Bands, die sich davon nicht beirren lassen und auch weiterhin den düsteren Tönen hingeben. Die Januar-Hightlights im Black und Doom Metal:
Nicht nur ein erstes Monats-, sondern auch ein erstes Jahreshighlight gab es für Freunde von atmosphärischem, melodischem und folkig angehauchtem Black Metal gleich Anfang Januar: Die süddeutschen WALDGEFLÜSTER veröffentlichen mit „Meine Fesseln“ ihr drittes Album, das unseren Kollegen André beeindruckt hat.
Drei Jahre nach dem Vorgänger „The Sun I Carried Alone“ veröffentlichen die norwegischen Black Metaller ISKALD ihr viertes Album „Nedom Og Nord“, das wieder alle Trademarks der Band vereint: eiskalte Atmosphäre, klirrende Melodien, dunkler Grundtenor. Dabei ist ein Album herausgekommen, das anspruchsvoll und auch ein wenig sperrig ist, das die Mühe wegen seines vielen Hymnen aber definitiv lohnt. Markus Endres attestiert: bärenstark!
Wer sich gefragt hat, was Ex-TROUBLE-Sänger Eric Wagner seit seinem Ausstieg im Jahre 2008 so tut, der wurde im Januar endlich erleuchtet: Mit dem selbstbetitelten Debütalbum erschien nämlich das erste Lebenszeichen seines neuen Projektes BLACKFINGER. Das lebt in erster Linie von Erics charismatischem Gesang und den musikalischen Einflüssen seines ehemaligen Arbeitgebers, ist aber alles in allem ein richtig gutes Album geworden, das es durchaus mit TROUBLE aufnehmen kann.
Die zwei größten polnischen Extreme-Metal-Bands sind? Genau: BEHEMOTH und VADER. In diese Reihe gesellen sich nun deren Landsleute NORTHERN PLAGUE, die sich auf ihrem Debütalbum „Manifesto“ nicht nur exakt in der Schnittmenge dieser beiden Größen bewegen, sondern auch mit deren Qualität mithalten können. Ein drückendes, vernichtendes Schlachtwerk mit beachtlichem Tempo, ordentlich Härte, gleichzeitig aber auch mit einer Menge Atmosphäre.
Das Hamburger Duo MANTAR hat mit seinem selbstbetitelten 7″-Debüt bereits für Aufmerksamkeit im kleinen Kreise sorgen können, doch die EP war zu streng limitiert, als dass die Qualitäten des wilden Black-Metal-/Doom-Metal-/Sludge-/Punk-Mischlings sich auch außerhalb von Insiderkreisen herumsprechen konnten. Mit dem ersten Album in voller Länge, „Death By Burning“, soll das nun geändert werden, und zum Glück ist das Debüt genauso gut geworden, wie die Single – eine intensive und brutale Reise in tiefste Abgründe, die jeglicher Form von Wohlfühlmusik, positiver Stimmung und vor allem Schubladendenken den Mittelfinger zeigt.
Irgendwie keine logische Struktur, ein roter Faden aber dennoch zu erahnen. Irgendwie zu rockig für Black Metal, aber irgendwie auch schwarz wie die Nacht. Oft harmonisch, dann aber wieder völlig abgefuckt. HAIL SPIRIT NOIRs zweites Album „Oi Magoi“ zeigt die Griechen von ihrer stärksten Seite – ein faszinierendes, forderndes, unterhaltsames und gewissermaßen sogar eingängiges Album.
Vor 13 Jahren ließen die Briten SOLSTICE das letzte Mal etwas von sich hören – und nun erscheint die neue EP „Death’s Crown Is Victory“. Diese scheint zwar mehr oder weniger nur ein Appetithappen für das kommende Album zu sein, an dem die Band momentan werkelt, aber sie lässt trotzdem schon wahre Größe erkennen, sodass Kollege Meul feststellen muss: „Beeindruckender als SOLSTICE mit „Death’s Crown Is Victory“ kann man sich kaum aus der Versenkung erheben […]“
Die Highlights – Modern Metal, Metalcore, Rock
Ging das vergangene Jahr verhältnismäßig ruhig zu Ende, durften die Modern Metaller im Januar gleich mehrere Highligts feiern:
Den Anfang machten am 10.01. die Jungs von ESKIMO CALLBOY, die mit ihrem zweiten Album „We Are The Mess“ mal wieder die Szene aufmischten. Der Mix aus harten Tönen und spaßigen Elektro-Sounds bietet auch diesmal wieder genug Zündstoff für Diskussionen und mindestens genauso viel Party-Potential. Im Interview erzählten uns die Jungs dann noch höchstpersönlich, was sie eigentlich antreibt.
Obwohl CALIBAN bereits zu den „alten Hasen“ im Geschäft gehören, zeigten sie uns Ende Januar nochmal, wer der Chef im Ring ist: „Ghost Empire“, das bereits neunte Album der Band, überrascht mit vielen Neuerungen, elektronischen Einflüssen und Ohrwürmern am Fließband. Das stößt nicht nur auf positive Reaktionen – Drummer Patrick und den andern Jungs scheint das aber relativ egal zu sein.
Die LIVING DEAD LIGHTS gehören zwar noch zu den Newcomern, begeistern unsere Redakteurin Nadine mit ihrem Debut „Black Letters“ aber so sehr, dass sie dem Album gleich noch ein Special widmet, in dem die Jungs selbst ihr Album auseinander nehmen. Hier sollte man auf jeden Fall dranbleiben!
SMOKE BLOW sind echte Hardcore-Legenden. Mit seinem Projekt ERIK COHEN schlägt deren Fronter Jack Letten aber gänzlich andere Wege ein, und liefert ein durch und durch gelungenes Deutschrock-Album ab, das unsere Redaktion begeistert.
Die Highlights – Death Metal, Dark Metal, Gothic Metal
Auch im Todesblei-Segment hielt der Januar die ein oder andere Überraschung bereit. Das Spektrum der Veröffentlichungen ist diesmal enorm breit, weswegen im ersten Monat des Jahres 2014 jeder auf seine Kosten gekommen sein sollte.
Ob das Debüt der Jungs aus Andernach das Zeug zum Klassiker hat, kann man diskutieren. Fakt ist aber, dass die Rheinländer FIVE DOLLAR CRACKBITCH mit Sicherheit einen der coolsten Bandnamen da draußen haben. Dass sie auch musikalisch einiges draufhaben, beweist der Fünfer auf „Dehumanization“ eindrucksvoll. Kollege Fred Freundorfer zieht jedenfalls ein ziemlich eindeutiges Fazit: „Macht richtig Laune das Teil!“
Unser Chefredakteur legt sich fest: „20th Adversary Of Emptiness“ ist eine Veröffentlichung, in der eine Menge Herzblut steckt. Neben dem einzigen vollständigen Album der finnischen Tech-Deather DEMILICH enthält das Release eine Menge an hochwertigem Bonusmaterial. Neben allen Demo-Recordings wie unter anderem „The Four Instructive Tales… Of Decomposition“ oder „The Echo“ enthält das Package auch die drei letzten Songs aus den Sessions 2006. Obendrauf gibt es ein informatives und aufwendig gestaltetes 40-Seiten-Booklet. Herr Maronde zieht entsprechend folgendes, sachliches Fazit: „20th Adversary Of Emptiness“ ist durch Aufmachung und Umfang für Sammler und Liebhaber eine lohnenswerte Sache – wer hingegen nur einen Einblick in das musikalische Vermächtnis von DEMILICH haben möchte, dürfte mit der günstigeren Wiederauflage von „Nespithe“ besser bedient sein.“
Die Finnen RE-ARMED haben mit ihrem Zweitwerk „Rottendam“ einen Thrash-/Death-Kracher erster Güte abgeliefert, der Rezensentin Anne zu Lobesstürmen hinreißt: „Was RE-ARMED an Fingerakrobatik gepaart mit unbändigen Aggressionen bieten, ist gigantisch und schlichtweg der Soundtrack zu deinen finstersten Alpträumen.“ Die erbarmungslose Performance des Fünfers lässt die Kollegin entsprechend folgendes Fazit ziehen: „Oh ja, „Rottendam“ ist definitiv nur ein Urlaubsort für Selbstmörder.“ Sind sie zu hart, bist du zu schwach – Vorsicht ist also geboten.
Lange war nichts von den Portugiesen zu hören, nun kommen sie urplötzlich mit ihrem dritten Langeisen „Antithetical“ um die Ecke – und was für einem! Gemeinsam mit Über-Drummer Dirk Verbeuren (SOILWORK, SCARVE) haben MALEVOLENCE ein äußerst abwechslungsreiches und letztlich überzeugendes Album aufgenommen, dass „Fans von schwedischem und amerikanischem Death Metal gleichermaßen zufriedenstellen wird“, wie Rezensent Tobias Kreutzer urteilt.
Die Londonder Formation LVCIFYRE hat mit ihrem Zweitwerk ein variables, aber auch atmosphärisch mächtiges Album vorgelegt, das den Kollegen Patrick Olbrich zu Beifallsstürmen hinreißt. Verschachtelt, geheimnisvoll und brachial – „Svn Eater“ ist ein wahrer Hassbrocken, der es dem Hörer nicht immer leicht macht. Entsprechend bilanziert Kollege Olbrich: „“Svn Eater“ ist eines der spannendsten Rätsel unsäglicher Dunkelheit zum neuen Jahr.“
Die Highlights – Heavy, Power und Thrash Metal
In einer schnelllebigen Zeit wie der heutigen, freut man sich über konstant gute Arbeit besonders. Das schwäbische Metallkommando PRIMAL FEAR haben mit „Delivering The Black“ eines des besten Alben ihrer siebzehnjährigen Karriere vorgelegt. Für Traditionsmetaller gibt es kein Argument, das Album nicht zu kaufen, meint Redakteur Colin.
Redakteur Markus attestiert den New Yorker Epic-Doom-Metallern REALMBUILDER eine hohe Authentizität und Leidenschaft für den Metal. So muss das sein. Die Zielgruppe hat den Bleistift schon gespitzt und schreibt sich “Blue Flame Cavalry” auf den Einkaufszettel.
Die Israelis HAMMERCULT legen in nur drei Jahren Bandgeschichte mit “Steelcrusher” bereits ihr zweites Album vor. Dabei ist nicht nur das Tempo, das das Quintett vorlegt, respektabel. Auch die enorme Qualität des Albums kann überzeugen. “In der großen Masse der Bands, die sich dem Sound der Achtziger verschrieben haben, sind HAMMERCULT eine willkommene Frischzellenkur.”, stellt Redakteur Michael völlig korrekt fest.
Es muss nicht immer ein Label hinter einer Band stehen, damit sie eine gute Leistung erbringt. Ganz im Gegenteil. Die Würzburger WILD ZOMBIE BLAST GUIDE haben mit ihrem zweiten Album “Salute The Commander” ein starkes Brett aus Hardcore und Thrash Metal erschaffen, der für Freunde eines wilden Pits vor der Bühne genau das richtige Futter ist.
Die Highlights – Post-Rock/-Metal, Avantgarde, Experimental, Prog
Das immer noch ziemlich junge Jahr hat Freunden experimenteller Klänge bereits das ein oder andere Schmankerl geboten. Interessant ist dabei vor allem die enorme Bandbreite der Releases – von Djent über Post-Rock bis hin zu äußerst extremen Stoff gibt es alles im Angebot.
Frankreich. Mal wieder. Diesmal die wunderbaren CELESTE, die sich für ihr aktuelles Werk „Animales“ – ganz untypisch – einfach mal Zeit gelassen haben. Dass man genau das der neuen Scheibe anhört, bringt Rezensent Jan Wischkowski so auf den Punkt: „Fakt ist jedenfalls, dass CELESTE im Vergleich zu ihren ersten Alben spürbar daran gefeilt haben, ihre Anliegen mit deutlich facettenreicheren Methoden durchzusetzen – und das gelingt ihnen zweifelsfrei.“
Bleiben wir in unserem Nachbarland: Stephane „Neige“ Paut, einer der bedeutendsten Freigeister der Gegenwart, hat mit „Shelter“ ein ALCEST-Album vorgelegt, über welches geteilte Meinungen herrschen. Das vierte Studioalbum der Franzosen kommt merklich zurückhaltender daher, besitzt laut Rezensent Anton Kostudis aber durchweg Klasse. Als „musikalischen Schatz“ bezeichnet der Kollege die Platte, die – trotz der unterschiedlichen Rezeption – in unserem Monatsrückblick natürlich nicht fehlen darf.
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Mit ihrem zweiten Album „Your Wandering Ghost“ konnten die aus Toulouse stammenden Post-Metaller ETHERSENS unseren Redakteur Falk Wehmeier überzeugen. Stilistisch bewegt sich die Truppe irgendwo zwischen HYPNO5E, THE OCEAN, ISIS und OBSCURE SPHINX, legt dabei aber das nötige Maß an Eigenständigkeit an den Tag. Kollege Falk betitelt die Scheibe folglich als „erste faustdicke Überraschung des gerade angebrochenen Jahres“.
Weiter nach Belgien: Auch die Experimental-Metaller WE ALL DIE (LAUGHING) haben uns im Januar mit einer starken Platte überrascht. Rezensent Fred Freundorfer bilanziert: „Mit „Thoughtscanning“ haben WE ALL DIE (LAUGHING) alles gesagt, was einen Menschen beängstigen oder bedrücken könnte und Worte nicht auszudrücken vermögen. Es sind sehr fordernde, einsame und intime 33:07 Minuten, die sich ein Freund extremster Musik
vorstellen kann.“
„Man nehme ein bisschen Screamo, Hardcore, eine ordentliche Portion MESHUGGAH und eine gute Handvoll von HACRIDEs Düster-Epos mit einer kleinen Prise Post-Rock-Soundeinlagen und man findet sich bei A DISTANT CALM wieder.“ So beschreibt Kollege Fred Freundorfer die Musik der US-Amerikaner, die im Janaur ihre zweite EP „Traits Of A Saint“ vorlegten. Im Verlauf der äußerst unterhatsamen 17 Minuten werden sowohl variantenreiche Gitarrenleads, als auch fette Grooves und große Melodien. Entsprechend euphorisiert ließ sich Kollege Fred zu einer „unbedingten Kaufempfehlung“ hinreißen.
PERIPHERY haben ihre Klasse nun schon mehrfach unter Beweis gestellt und zählen mittlerweile zu den wichtigsten Vertretern im Bereich des modernen, experimentellen Metals. Mit ihrer „Clear EP“ wagen die US-Amerikaner nun ein Experiment: Jedes der vier Bandmitglieder schrieb für die Platte einen Song. Das Resultat? Klingt selbstverständlich hervorragend. Aber mal ehrlich – PERIPHERY traut man es irgendwie auch nicht zu, dass sie mal eine wirklich schwache Platte verzapfen. Kollege Fred Freundorfer meint: „Dieser leider viel zu kurze Silberling hat eine Intensität verglichen mit dem Moment, in dem man ein großes Brett auf sich zukommen sieht. Ach ja, das Brett hat eine unglaublich tolle Maserung. BÄM!“
Die wichtigsten News im Dezember
Neuigkeiten, Neuigkeiten, Neuigkeiten gab es auch wieder im Januar – angefangen mit zwei Hiobsbotschaften: MOTÖRHEAD müssen ihre diesjähre Europatour absagen und ORPHANED LAND-Gitarrist Yossi Sassi verlässt die Band. Als Ausgleich für zumindest letztere News kann jedoch gelten, dass SLIPKNOT-Drummer Joey Jordison die „Gerüchte“ dementiert, er wäre raus aus der Band – drei Wochen, nachdem diese bekanntgeworden waren.
Ansonsten sind die News im Januar einmal mehr von neuen Bestätigungen für die Sommerfestivals dominiert. So bestätigt das Rockharz Open Air gleich fünf neue Bands, während das Party.san Open Air auf vier Bestätigungen kommt. Den Vogel schießt jedoch das Brutal Assault ab, dass im Januar gleich in vier Wellen neue Bands bestätigt (erste Welle, zweite Welle, dritte Welle, vierte Welle). Weitere Bands gab es auch auf dem Rock’n’Heim, die mit PLACEBO, BILLY TALENT und den Beatsteaks gleich mehrere kommerzielle Höchstkaräter bestätigen. Das Hell Over Hammaburg hingegen muss leider einen der Headliner streichen: SELIM LEMOUCHI & HIS ENEMIES müssen absagen, als Ersatz kommen BEEHOVER in die Hansestadt.
Und was braucht man, um im Sommer Festivals spielen zu können? Richtig: neue Alben. Und die wurden im Januar en masse angekündigt – die Meganews ist an dieser Stelle natürlich, dass AT THE GATES endlich ein Comebackalbum einzutrümmern gedenken, aber auch andere namhafte Bands kündigen neue Werke an, nämlich METALLICA, MACHINE HEAD, DEN SAAKALDTE, JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE und die US Black Metaller WOLVES IN THE THRONE ROOM. Bei anderen hingegen bleibt es nicht bei Ankündigungen, sondern es wird schon deutlich konkreter: SONATA ARCTICA veröffentlichen die Tracklist von „Pariah’s Child“ und auch LACUNA COIL geben neue Details zu ihrem kommenden Album „Broken Crown Halo“ bekannt. Von OPETH gibt es hingegen noch nichts wirklich Konkretes, aber immerhin ein paar Äußerungen des Frontmannes Mikael Åkerfeld zur Ausrichtung des neuen Werkes. Und zu guter Letzt gibt es kein neues Album, aber einen Namenswechsel: Die schwedischen Death-Metal-Pioniere ENTOMBED ändern ihren kultigen Namen in ENTOMBED A.D..
Die Gurken im Dezember
Eine Menge Highlights hat uns der Januar also beschert – aber wo leckeres, fettes Essen ist, da ist auch die Scheiße nie weit. Ladies and Gentlemen, die Rohrkrepierer im Januar:
Die Vocals dünn, das Songwriting lahm und austauschbar, der Sound matschig und flach – WINTER STORMs Album „Within The Frozen Design“ wird dem tristen Coverartwork auch musikalisch gerecht. Leider. Zumindest muss Rezensent Florian Schörg noch einschränken: „Die Scheibe ist einfach vollkommen egal, richtig unterirdisch ist keines der zwölf Stücke geraten – wenigstens das kann man WINTER STORM letztlich noch zugute halten.“
Neu aus dem metal.de-Verlag: „Die Leiden der jungen Rezensentin Anne. Ein Logbuch in zwei Akten.“ Kleine Leseprobe gefällig? „3 Minuten: Ich habe Angst, im Dunkeln allein zu sitzen. Setze mich zur Sicherheit auf die Katze.“ Oder: 14 Minuten: „‚Black Industrial, Dark Drones, Odd Electronic Loops and Feedback tones all mixed with Occult Vocals and Sinister Hymns‘ soll das also sein, ah ja, verstehe. Entscheide mich, Kaffee zu kochen. Kann eine lange Nacht werden.“ Oder: „32 Minuten: Meine Katze versucht, sich zu erhängen.“
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Eine Band, die versucht, „Narrow“ auf „Pharaoh“ zu reimen, oder ein christlicher Kommentator unter der Review, der unseren ehrenwerten Chef zu bekehren versucht – was davon mehr Trashfaktor hat, darüber können wir gerne streiten. „No More Hell To Pay“, das neue Album der christlichen Melodic Rocker STRYPER, klingt aber trotzdem, wie der Stuhlgang eines republikanischen Südstaaten-Sherriffs riecht, und verdient sich seine drei Punkte nicht unbedingt durch die musikalischen Qualitäten, sondern durch drei ganz andere Faktoren. Wir zitieren aus Maronde, Kapitel 1, Vers 23:
- Die Musiker wissen, in welche Richtung sie ihre Instrumente halten müssen.
- Sie haben noch keine Stadionhymne für Borussia Dortmund geschrieben.
- Drummer Robert Sweet kommt mit seiner ozonlochfördernden Frisur garantiert nicht in den Himmel.
Black Metal aus eigener, labelfreier Herstellung muss sicherlich nicht immer ganz glatt und perfekt klingen – aber was das Ein-Mann-Projekt ARILLUS (ehemals FORSETI) auf seinem Debütalbum „Nacht“ präsentiert, das geht auf keine Kuhhaut mehr, sodass Kollege Möller feststellen muss: „ARILLUS‘ ‚Nacht‘ ist – so leid es mir tut, das über ein junges Projekt sagen zu müssen – mitunter das Schwächste, was ich seit längerer Zeit aus dem Black-Metal-Bereich gehört habe.“ Und wir kriegen hier so einiges zu hören!
Zwar haben die franösischen Power Metaller STONECAST den ehemaligen MANOWAR-Trommler Rhino mit an Bord, und der kann auch sicherlich ein paar gerade Takte heraushauen – aber die windschiefe Hütte, die der Rest der Band auf dem soliden Fundament aufbaut, droht schon beim ersten Windhauch gen Blashyrkh gepustet zu werden. Erinnern wird man sich in dem Fall wohl höchstens an die vielen Unzulänglichkeiten und Stümpereien, mit denen STONECASTs zweites Album „Heroikos“ gespickt ist.
Wir würden an dieser Stelle eigentlich gerne ein paar witzige Zeilen zu DEATHCRUSHs Album „Collective Brain Infection“ schreiben – aber Kollege Christoph macht das in seiner Review schon so hervorragend, dass wir das eh nicht mehr toppen können und deshalb ihm das Feld überlassen:
„‚Collective Brain Infektion‘ – oder: der blutarme Bodensatz aus dem Füllhorn der talentfreien Nachahmer der bereits überflüssigen Nachahmer; Death Met … äh Plastic mit wenig Seele und ähnlich wenigen erträglichen Momenten. Erquickender als der Konsum dieses unverschämten Zeiträubers dürfte es sein, zwei Kilogramm Kartoffeln zu schälen, sich die Haare am Hinterteil zu kämmen oder den Versuch zu unternehmen, einem einäugigen Eichhörnchen das Einrad-Einparken beizubringen.“
PLACENTA selbst bezeichnen die Musik, die sie auf ihrem neuen Album „Missgunst und Neid“ spielen, als „Honic Melonic Death Metal“ – mehr muss man ja eigentlich nicht mehr sagen. Oder, um die Worte unseres Kollegen André zu benutzen: „‚Missgunst Und Neid‘ klingt wie etwas, womit junge Mädels abgeholt werden sollen, die ganz viel für Screamo-Zeugs übrig haben und Tokio Hotel inzwischen als out betrachten.“
VEIL OF DECEPTION würden mit ihrem kreativ betitelten Debütalbum „Deception Unveiled“ gerne zeigen, dass Metal aus Österreich es wert ist, ihm einen Lauscher zu leihen. Zum Glück kommen aus unserem Nachbarland aber noch ein paar sehr viel bessere Bands, sonst wäre das keine allzu gute Werbung für die dortige Metalszene gewesen.
Und sonst so? Die Metal-Skurrilitäten und -Witzigkeiten im Dezember
Vielen ist es bei dieser Nachricht kalt den Rücken herunter gelaufen: Die umstrittenste deutsche Rockband BÖHSE ONKELZ beendete im Januar das Rätselraten und überrascht Fans wie Kritiker mit der Nachricht von einem Comeback. Skurril, wenn man überlegt, mit welchem Tamtam sich die Band 2005 verabschiedete.
Adam Duce, Ex-Bassist von MACHINE HEAD, fand es wohl nicht so lustig, dass er die Band im letzten Februar verlassen musste, und verklagt nun seine ehemaligen Mitstreiter. Auszüge aus der Anklageschrift lauten wie folgt:
„Nachdem er ungeachtet der Millionen, die die Band verdient, nur einen sehr geringen Anteil erhielt, forderte der Kläger die Buchhaltungs-Akten zu den Touren an und ging diese durch. Der Kläger stellte fest, dass (der Manager der Band) Joseph W. Houston, Robert Flynn und PFM (Provident Financial Management) die ganze Reise über Geld verschwendet hatten, ohne den Kläger bei der Mehrzahl der Entscheidungen über diese ‚Ausgaben‘ einzubeziehen.“