Der große Monatsrückblick
Die Highlights, Gurken und Skurrilitäten im Februar 2014
Special
Die Highlights – Black, Pagan, Folk und Doom Metal
Obwohl der Februar dieses Jahr überraschenderweise etwas kürzer ausgefallen ist als andere Monate, zum Beispiel dem Januar, konnten wir euch im Bereich der dunklen und bösen Metalarten mehr Highlights bieten als in den vergangenen Monaten: Rechnet man unsere BEHEMOTH-Reviews zu den Klassikern der Band heraus, mit denen wir anlässlich deren neuen Albums unseren Backkatalog aufgefüllt haben, dann kommt man immer noch auf ganze elf ‚Tipps der Redaktion‘, die wir euch aus den Genres Black, Pagan, Folk und Doom Metal bieten konnten. Hier sind sie nochmal im Überblick:
Selten haben Schweden so norwegisch geklungen wie im Falle STILLA: Die aus Musikern von u.a. LÖNNDOM, LIK, BERGRAVEN und DE ARMA bestehende Band hat diesen Monat mit „Ensamhetens Andar“ ihr zweites Album innerhalb nicht einmal eines Jahres veröffentlicht. Das ist umso beeindruckender, da ihnen damit schon das zweite Mal ein absolut großartiges Werk und ein potenzieller Klassiker gelungen ist, der nicht nur old school klingt, sondern die Ideale der norwegischen Neunziger ins Heute trägt und sie weiterdenkt, ohne dabei aber wirklich modern zu sein.
Schwarz, schwärzer, SVARTTJERN. Die Norweger entfesseln auf ihrem dritten Album „Ultimatum Necrophilia“ ein Inferno aus klassischem ‚True Norwegian Black Metal‘, das sich vor Namen wie TSJUDER oder URGEHAL keinesfalls verstecken muss und sich vor allem nicht nur schwarz und kalt, sondern auch variabel und dynamisch präsentiert. Dunkler und psychedelischer als „Towards The Ultimate“ und angereichert mit einer dichten, morbiden Atmosphäre, ist „Ultimatum Necrophilia“ eine logische Fortsetzung zu seinem Vorgänger.
Zweimal tauchte der Name allein schon in diesem Artikel auf, aber irgendwo passt es, ihn auch ein drittes Mal zu nennen, denn über kaum ein Album aus dem Extrembereich wurde in diesem Monat so viel gesprochen wie über BEHEMOTHs zehntes Album „The Satanist“. Die Polen machen darauf einen Schritt zurück, zu den besten Trademarks solcher Alben wie „Satanica“, verbinden diese mit dem Besten ihrer späteren Alben, und gehen damit die berühmten zwei Schritte nach vorne. Genug geredet, wer es noch nicht selbst gehört hat, kann sich neben unserer Review auch in unserem „Das meint die Redaktion“-Special noch ein paar Eindrücke abholen – und sollte das Album sowieso so schnell wie nur möglich nachholen.
MOUNT SALEMs Debüt-EP „Endless“ ist zwar nicht wirklich neu (Erstveröffentlichung erfolgte im Frühjahr 2013), war aber so gut, dass sich Metal Blade Records den Amis annahm und die um zwei neue Songs ergänzte EP im Februar nochmal veröffentlichte. Und das, was es dort zu hören gibt, ist so gut, dass wir sie an dieser Stelle einfach nochmal mitaufnehmen: Okkulter Old School Doom Metal trifft klassischen Psychedelic Rock aus den Siebzigern, finstere Atmosphäre trifft warmen, stimmgewaltigen Gesang, viel Hingabe trifft einen sehr natürlichen Sound. Man darf gespannt sein, was von MOUNT SALEM noch kommen mag!
NASHEIMs Debütalbum „Solens Vemod“ im Vorbeigehen zu hören ist unmöglich – es braucht Zeit, Ruhe und Konzentration sowie mindestens zwei oder drei Durchläufe, bis es „Klick“ macht. Lässt man sich jedoch darauf ein und gibt man dem Album die Chancen, die es benötigt, dann bekommt man getragenen, detailverliebten Black Metal mit einer tollen Laut-Leise-Dynamik, der einen geradezu hypnotischen Sog entwickelt.
Okay, eigentlich weder Black noch Pagan noch Viking noch Doom Metal, aber an dieser Stelle trotzdem erwähnenswert: NEBELUNGs neues Album „Palingenesis“ ist nämlich so emotional, stimmungsvoll und dicht, dass der darauf zu hörende Neofolk was Intimität und Atmosphäre angeht so mancher Black-Metal-Band die Stirn bieten kann. Mit nur wenig Gesang und zurückhaltender Percussion, stattdessen mit viel Akustikgitarren und gelegentlich auftauchenden Streichern malt das Bonner Trio ein herbstliches Bild voller Melancholie – uns haben sie damit vollends überzeugt.
Zu „Consolamentum“, dem neuen Album der Briten THE WOUNDED KINGS, hat unser Kollege Marek ein paar Zeilen geschrieben, die so treffend sind, dass wir gar nicht erst versuchen wollen, es anders oder besser zu formulieren. Das sagt er zu dem Album: „‚Consolamentum‘, das vierte Album des britischen Zeitlupen-Adels der WOUNDED KINGS, ist anders. Es ist die unnahbare Schönheit mit der geheimnisvollen Aura und der Dunkelheit im entrückten Blick. […] Diese Art der Musik ergreift einen komplett, geht direkt ins Herz und verdrängt alles andere: klassischer Doom mit tiefen, laaangsam gespielten Riffs, melancholischen Melodien und Orgel-Untermalung, alles mollig schwarz. Über dem nächtlichen Moor hängen Nebelschwaden, frühe PARADISE LOST feiern mit JEX TOTH den schwarzen Sabbat.“
Erst hat’s lang gedauert, dann ging’s ganz schnell – sechs Jahre vergingen zwischen THE COMMITTEEs Bandgründung und ihrer ersten EP „Holodomor“, dann gerade mal eins bis zum ersten Full-Length-Album „Power Through Unity“. Und das hat’s in sich – ein fieser, schwerer Bastard aus Black und Doom Metal, der nahezu unvergleichbar erscheint und auch sonst in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich ist: von der überall nur als „international“ angegebenen Herkunft der Beteiligten über das Textkonzept (die Geschichte der Sowjetunion) bis hin zur Darbietungsweise ihrer Musik.
Und bei den Norwegern WHIP hat es noch länger gedauert als bei THE COMMITTEE: 1998 gegründet, nun erst mit dem Debütalbum „Digitus Impudicus“ hinter dem Ofen hervorgekommen. Wenigstens hat sich das Warten gelohnt, denn WHIP präsentieren auf ihrem Debüt eine räudige Mischung aus Thrash, Black und Death Metal (oder, wie es die Band ausdrückt: „violent, death-loving black-thrash“), die es in sich hat. Kurz, knackig, roh, minimalistisch – begeisternd!
Nur mit abgrundtiefen Growls, einer Gitarre, Bass und Schlagzeug entfesseln die Italiener FUOCO FATUO auf ihrem Debütalbum „The Viper Slithers In The Ashes Of What Remains“ eine Melange aus Death Metal und Funeral Doom, deren klanggewordene Schwärze und Trostlosigkeit ihresgleichen suchen, die sich aber trotz ihrer minimalistischen Ausrichtung überraschend dynamisch, vielschichtig und spannend gestaltet.
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