Der erste Schuss
Mit welchen Bands hat alles angefangen?

Special

Der erste Schuss

Heiko Eschenbach – J.B.O.

Wann war dein erstes Mal?
Was haben wir gelacht! Als 1995 J.B.O. ihr Debütalbum Explizite Lyrik veröffentlichten, war im heimatlichen Frankenland über Nacht eine neue Kultband geboren. Angeführt von ihrem wegweisenden Hit Ein guter Tag zum Sterben gab es keinen Weg mehr, um der stets in rosa gekleideten Band aus Erlangen aus dem Weg zu gehen. Im Text zur eingängigen Rock-Hymne verarbeiteten die vier fortan zur Standardausstattung gehörenden Musiker geschmackvoll alltägliche Slapstick-Situationen und waren für Heerscharen (nicht nur) fränkischer Teenager plötzlich die neue Frustbewältigung. Der Rest des Albums bestand aus Cover-Versionen mehr oder weniger bekannter Rock- und Metal-Songs. Während man als 13-Jähriger den pubertär-exhibitionistischen Klamauk von Walk With An Erection cool fand, waren die kultigen Versionen von Enter Sandman (Schlaf Kindlein Schlaf), König von Deutschland und Carry On (wurde kurzerhand zur Bandhymne J.B.O.) auch völlig ohne die naive Teenager-Herangehensweise ernstzunehmenden Nummern, die ein bisschen Spaß in den tristen Alltag zurückbrachten. Die Originale hat man sich irgendwann zu Gemüte geführt, Bands entdeckt, die schon lange Geschichte geschrieben haben, und somit waren J.B.O. nicht nur für mich, sondern auch für viele Altersgenossen eine Band, die uns die Tür zum Metal mit aufgestoßen hat.

Und heute so?
Aus heutiger Sicht mag das alles ein bisschen nach Fremdschämen aussehen, und musikalisch ist die Band schon lange in der Belanglosigkeit angekommen. Wir aber hatten für zwei, drei Sommer (das Nachfolgewerk Laut! war ebenfalls nicht von schlechten Eltern) unseren Spaß, haben gefeiert, gelacht, gesungen und geheadbangt, und so mancher Schul-, Noten- und Adolszenz-Frust wurde mit Hilfe unserer treuen Weggefährten in rosa bekämpft. Und dass die Originale, an denen sich Vito, Hannes, Schmitti und Holmer damals bedienten, irgendwie alle ganz besonders Toll waren, konnten wir uns auch gerne eingestehen, wenn wir erstmal auf sie gestoßen waren. Für mich steht fest: Mitte der 90er gab es in Nordbayern keinen Jugendlichen, der J.B.O. nicht irgendwie geil fand, und die Zahl derer, die am Ende aufgrund ihrer Faszination für diese Band dem Metal verfallen waren, ist sicher jenseits des Zählbaren. Ob sinnlose Blödelei oder nicht: Für die Prägung einer (wenn auch regional begrenzten) Generation gebührt der Band auch heute noch der allergrößte Respekt.

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10.03.2014

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