Der erste Schuss
Mit welchen Bands hat alles angefangen?
Special
Frederik Pankalla – Rhapsody
Wann war dein Erstkontakt?
Als ich 2002 zum Metal gekommen bin, ging die „Power Of The Dragonflame„ von RHAPSODY gerade durch alle Medien. Die Band hatte damals bereits mehrere Alben veröffentlicht und sich eine beachtliche Fanbase erspielt, dementsprechend gab es sie auch in jedem größeren Musikladen. Fußnote: Damals hat man CDs noch im Laden gekauft. Gut daran war, dass man vor Ort reinhören konnte, und der CD-Kauf so zu einem Ritual mit sakralen Zügen würde. Aber Alben, die nicht zum Bestand gehörten, mussten umständlich bestellt werden, was in einer Zeit vor Amazon und EMP.de längst nicht so viel Spaß gemacht hat, wie heute. Jede Metalband konnte sich daher freuen, in einem kleinstädtischen Elektromarkt ausgestellt zu werden.
Was hat dich an der Band fasziniert?
High-Speed und Orchester waren schon immer eine explosive Mischung gewesen. Als ich zum ersten Mal gehört habe, wie das epische Intro von „In Tenebris„ in das Opening-Riff von „Knightrider Of Doom„ überging, war ich für die Band bereits komplett verloren. Was umso kurioser war, da die frühen RHAPSODY längst noch nicht die Songwriter-Qualitäten hatten, wie man sie etwa von BLIND GUARDIAN-Veröffentlichungen dieser Zeit gewohnt war. Böse Zungen behaupten, dass RHAPSODY sich ihren Perfektionismus auf diesem Album exklusiv für den fantastischen Abschlusssong „Gargoyles – Angels Of Darkness„ aufgehoben hatten.
Rückblickender Schämfaktor?
Der orchestrale Metal hat sich in den letzten 10 Jahren extrem weiterentwickelt. Langhaarträger, die die „Wishmaster„ von NIGHTWISH damals als „extrem klassisch„ empfanden, entstammten einer Zeit, in der man die grobkörnige Playstation-Grafik von FIFA 2000 noch als fotorealistisch empfand. Das soll aber keine Entschuldigung sein. Wie konnte uns damals nicht auffallen, dass Fabio Lione den schlimmsten italienischen Akzent der ganzen Toskana hatte? Warum klang der Erzähler so, als hätte er beim Sprechen grundsätzlich Klöße im Mund? Und welcher Mensch empfand es jemals als gute Idee, MANOWAR-Anleihen in den einen Bandsound hineinzuarbeiten? Dazu kam: RHAPSODY war immer schon eine Band gewesen, die man nie stolz den Freunden vorgespielt hatte. Dafür enthielt der Sound zu viele peinliche Elemente, die man nur heimlich gut finden konnte. Insbesondere die auf diesem Album erstmals aufgetretenen Rondo-Veneziano-Anklänge. Für Hauspartys musste das RHAPSODY-Regal daher mit JUDAS PRIEST-Platten nicht älter als „Painkiller„ abgedeckt werden.
Welchen Song der Band würdest du Metal-Rookies für den Einstieg empfehlen?
RHAPSODY haben sich durch aktuelle Veröffentlichungen wie „From Chaos To Eternity„ oder „Ascending To Infinity„ längst Denkmäler gesetzt, die ihre alten Alben muffig und unperfekt klingen lassen. Aber auch in dem Frühwerk finden sich großartige Songs. Allen voran der erwähnte 20-Minüter „Gargoyles – Angels Of Darkness„. Wer damit nichts anfangen kann, muss weiter JUDAS PRIEST hören.
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