Deadlock
Musiker-Blog: Festival-Sommer im Jahr des Gorillas
Special
Exklusiv für metal.de berichtet John Gahlert, Bassist bei Germany’s Next Top Metal-Act DEADLOCK, von den Festival-Shows 2009.
Teil I „Summer Nights“
Willkommen in der ersten Runde. Der offizielle Startschuss zum ultimativen Festival-Sommer ist zwar schon ein bis zwei Wochen her, aber um mir selbst und allen Festivalbesuchern die Wartezeit bis zum „With Full Force“ zu verschönern gibt es hier nun einige (ausschließlich subjektive) Eindrücke der bereits von mir „absolvierten“ Festivals im Jahre des Gorillas.
Den Anfang macht wie schon 2008 das „Summer Nights Festival“ in Östereich. Wie startet man als „spielendes“ Bandmitglied in einen solchen Event – in meinem Fall mit einer 5-stündigen Lauerstellung auf Arbeit. Alles wie gehabt – 7:00 Uhr Arbeitsbeginn, top motiviert und gut gelaunt sitze ich vor meinem Rechner und kämpfe mich durch meinen elektronischen Posteingang…alles wie immer – nur einige Kollegen schauen komisch auf die prall gepackte Reisetasche und das „auffallend bunt bedruckte“ Party-San-Shirt, das ich trage… Schließlich kann (und will) ich nicht im bügelfreien Langarm-Hemdchen auf ein Metal-Festival fahren. 🙂 (Noch) schneller und effektiver als sonst arbeiten heißt die Devise am heutigen Tag, und mit Zeigerfall auf 12:00 Uhr sitze ich bereits im Peugeot auf dem Weg zu meinen Bandkollegen ins bayrische Nabburg – 14:00 Uhr ist spätestens Abfahrt, hieß es…insofern Knallgas und nicht so oft auf den eigenen Tacho schauen, dann klappt das.
Der DEADLOCK-Van ist bereits bis unters Dach beladen als ich (das akademische Viertel zu spät) eintreffe und alles scheint nur noch auf mich zu warten. Also einsteigen, anschnallen und…endlich Wochenende…!!! „Noch gute zwei Stunden und wir sind da…“ kommt auf die obligatorische „Wie lange fahren wir denn noch?“-Frage, die meistens schon gestellt wird, bevor der zweite Gang eingelegt wurde. Also noch genug Zeit sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten bzw. zu bringen. Schwerwiegende Fragen werden diskutiert…schwerwiegende Fragen wie „Ist der bayrische oder der thüringisch-sächsiche Dialekt schlimmer?“ – obwohl die Antwort doch klar auf der Hand liegt…hehe. Ein Blick auf das Navi meldet (einige Zeit später) noch vier km, als wir die allen bekannte Stadt Braunau durchqueren…ein Omen? In der Tat… Angekommen auf dem Festivalgelände glaub man sich inmitten eines riesigen Schlammkuchens. Hier hat wohl irgendjemand den Wettergott Iškur geärgert. Dementsprechend sehen auch die ersten Gäste, die uns über den Weg laufen, aus – aber seit wann hat schlechtes Wetter was mit schlechter Laune zu tun…“das sieht nachmittags halb sieben schon aus wie eine Riesenparty hier“.
Ganz im Gegensatz zu den hängenden Mienen der lokalen Crewmitglieder. Aufgrund eines „Jahrhundertsturmes“ in der letzten Nacht ist nicht nur das komplette Gelände durchgeweicht – auch die Main Stage musste dran glauben und wurde komplett abgedeckt und kaputtgeregnet. Alle helfenden Hände vor Ort waren somit seit Stunden mit der Wiederinstandsetzung der Hauptbühne beschäftigt. Eine der (für mich) unliebsamen Konsequenzen daraus – „Wir mussten einige Bands mit auf die zweite Bühne packen…Running Order geändert…frühere Spielzeit…kürzt mal Euer Set“…aber irgendwas ist ja immer…
In Anbetracht der Situation aber auch kein Thema für uns, die neue Spielzeit wird brav abgenickt und kurz nachdem wir unseren Merchandise zum zuständigen BVM (=Bevollmächtigter) gebracht hatten, gab es das erste kurze Meet & Greet mit einigen Stammfans, die auch aus Bayern angereist waren. Mitten im Gespräch stellen wir fest, dass wir ja auch bald schon wieder auf die Bühne müssen, also ab ins Backstage zum „Schminken und Haare machen“. Der idyllische Voralberg-Flair wurde prompt durch den Eindruck gestört, man befände sich auf einem Schülernachwuchskonzert irgendwo im Ruhrpott, da sowohl MISERY SPEAKS (die gerade Ihre Show beendet hatten) als auch NEAERA bereits vor Ort waren. Während die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS in Windeseile Ihren Bühnenumbau organisierten, um danach mit ihrem Mix aus Schlager und Grind die Massen zu bewegen, hatten wir weitere dreizig Minuten für Umarmungen und Getränke mit den o.g. Kohlekumpels aus Münster. Dann Setlist-Check, letzte Motivationsgespräche, Aufbau…Feuer Frei! 🙂
Unsere Show war trotz einiger kleineren Technikteufel ein Heidenspaß und die Summer Nights-Besucher haben den Beweis erbracht, dass man es auch in Österreich versteht ordentlich zu rocken. Vielen Dank für die coole Party!
Nach dem gemeinsamen Band-Abendessen und einer Autogramm-Stunde stiefelte ich zunächst in Richtung Main Stage, die mitterweile wieder bespielbar war. Ich hatte mir fest vorgenommen meine Thüringer-Nachbarn von DIE APOKALYPTISCHEN REITER aus nächster Nähe anzuschauen – also ab ins Zentrum der mitsingenden und herumspringenden Fans. Leider war der Sound alles andere als vorzeigbar aber „Herr Fuchs und Frau Elster“ kompensieren sowas ja spielend mit ihrer einzigartigen Performance – Mein Highlight!
Auch die Headliner SATYRICON waren einzigartig an diesem Abend…absolute Bürostuhl-Atmosphäre und in meinen Augen keinerlei Hingabe im Set – Pflichterfüllung und zu allem Überfluss auch das mächtige „Mother North“ absolut an die Wand geknallt – ich hoffe sehr, dass ich den Eindruck nach dem kommenden „Party San“ wieder revidieren kann. Mag sein, dass der eine oder andere Leser mich jetzt für unwürdig erachtet…so what…aber es war einfach nur antriebslos, was ich da sehen musste.
Der letzte Kraftakt des Festivals für mich und unserem Drummer Tobi bestand darin zwei absolut granatenvollen Fans begreiflich zu machen, dass unsere Sängerin Sabine bereits im Bus schläft und heute keine Fotos mehr machen wird:
„Dann lasst sie schlafen und wir legen uns dazu – Du machst dann das Foto…Okay?“
„Mhhh…heute nicht mehr…Vielleicht beim nächsten Mal!“
So hätte man die zwanzig Minuten Konversation zusammenfassen können – manchmal dauert’s halt etwas länger! 🙂
„Jetzt aber los, sonst stehen wir morgen immer noch hier…“ Dem Machtwort unseres Tourmanagers Stefan gefolgt traten wir in den frühen Morgenstunden die Heimreise an – ich wäre gern noch einen Tag geblieben, hätte mir gern ARCH ENEMY, SODOM und KREATOR angeschaut…aber die Pflicht ruft…
„Irgendwas ist ja immer!“
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Stile | Melodic Death Metal, Modern Metal |
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