Dead
30. Todestag: Zwischen Nachruf und Mythos
Special
Kaum ein Sänger, nicht nur in der Metal-Szene, sondern auch in der gesamten Musikwelt, wurde nach seinem Tod so sehr ausgeschlachtet wie Dead. Diese Formulierung ist sicher nicht pietätvoll, beschreibt die Vorgänge aber leider zutreffend. Nach Deads Tod fand MAYHEM-Gitarrist Euronymous die Leiche, machte Fotos, manipulierte dazu offensichtlich den Fundort und klaubte nach eigener Aussage einige Schädelsplitter auf. Gemeinsam mit der Geschichte, dass Dead sich aus Verzweiflung über die zu soft gewordene Metal-Szene das Leben nahm, schickte er die Knochen mitsamt den Fotos um die Erde. Ein Foto des Leichnams fand besondere Verbreitung, da es als Cover eines Bootlegs herhalten musste.
Bilder und Geschichten, die um die Welt gehen
Pelles Tod wurde von Euronymous als Marketing-Gelegenheit begriffen, die erfolgreich genutzt wurde und bis heute nachwirkt. Das Image des misanthropischen und kompromisslosen, alles “untrue” verachtende Black-Metal-Fanatikers, das Euronymous um den toten MAYHEM-Sänger spann, prägte als Vorbild (und Klischee) lange Zeit die Innen- und Außenwahrnehmung der Szene und ist noch immer nicht ganz verschwunden.
In den vergangenen 30 Jahren weichte dieses starre Bild immer mehr auf. Dennoch bleibt es weiterhin verzerrt und auch geheimnisvoll, lässt Spielraum für die eigene Rezeption. Das Internet ist voll von den verschiedensten Ansätzen, die Persönlichkeit von Dead zu entschlüsseln oder doch zumindest nach den eigenen Vorlieben zu deuten. Es finden sich Foren-Beiträge, die Dead wie oben beschrieben huldigen, Tumblr-Blogs in denen Fanart im Manga-Stil geteilt wird, oder Youtube-Videos, in denen der Geist des Sängers beschworen werden soll.
Das Konterfei des Sängers ziert zahllose offizielle und inoffizielle Veröffentlichungen, die stets begehrt und schnell vergriffen sind. Jeder greifbare Sound-Schnipsel ist inzwischen verwertet worden, jede Interview-Zeile exegetisch gelesen worden. Die Merch-Maschinerie brummt, könnte man anmerken.
Was bleibt?
Wichtiger ist jedoch die Feststellung, dass Dead nicht nur aufgrund der Vermarktung seiner Person immer noch relevant ist. Mit seinem Gesangsstil und seinem Bühnenauftritt drückte er den gerade entstehenden Death- und Black-Metal-Szenen Skandinaviens seinen Stempel auf. Neben dem Image war es eben auch die Qualität seiner Kunst, die sich durchsetzte.
Auch 30 Jahre nach seinem Tod fasziniert Dead noch immer. Dadurch werden zwangsläufig Klischees aufgewärmt, Artikel wie dieser geschrieben und Platten nachgepresst. Der Grund dafür sollten aber nicht die Umstände seines Todes oder mutmaßliche Motives seines Selbstmordes sein, sondern seine Taten zu Lebzeiten. Entsprechend schließen wir mit einem passenden Zitat des Buchautoren und Weggefährten Daniel Ekeroth aus seinen Anmerkungen zur MORBID-Compilation “Year Of The Goat”:
“Though much moronic and vile speculation, abuse and assumptions has surrounded the whereabouts of his suicide, it shouldn’t be seen as anything else as a personal tragedy and a bitter loss for us all.”
(MT)
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Stile | Black Metal, Death Metal |
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> Mit seinem Gesangsstil und seinem Bühnenauftritt drückte er den gerade entstehenden Death- und Black-Metal-Szenen Skandinaviens seinen Stempel auf.Neben dem Image war es eben auch die Qualität seiner Kunst, die sich durchsetzte.<
*ÄHEM* *räusper* *hust*
Das entspricht zwar nicht dem, was ich geschrieben habe, aber die Kommentarfunktion ist wohl Mayhem-Fan..
*ÄHEM* rückwärts: MEHÄ*
Ist reine Geschmackssache (wie alles), ich kann der OUT FROM THE DARK durchaus etwas abgewinnen.
Und MORBID, so verkehrt klingt das nicht (auch, wie immer, Geschmackssache).