Dave Correia
"Sounds Of A Playground Fading" - Interview mit dem Künstler zum Artwork
Special
Mit dem Artwork zum neuen Album von IN FLAMES, „Sounds Of A Playground Fading“, hat Dave Correia eines der bemerkenswertesten Kunstwerke der letzten Jahre erstellt, ein Artwork, das tief beeindruckt. In unserem Interview erzählt der Künstler über seine Arbeit an diesem Artwork, welche Bedeutung für ihn selbst in diesem Kunstwerk steckt und wie er als Mensch tickt.
Dave, das Artwork zu „Sounds Of A Playground Fading“, dem neuen Album von IN FLAMES, ist ganz offensichtlich sehr aussagekräftig und enthält viele Details, die es zu entdecken und zu deuten gilt. Wie hat sich die Zusammenarbeit zwischen dir und der Band ergeben?
Als Heranwachsender war ich schon immer von Artworks fasziniert, ganz besonders aber von den Artworks für Heavy-Metal-Alben. IN FLAMES höre ich jetzt seit dreizehn Jahren, und als ich gefragt wurde, ob ich nicht die grafische Umsetzung von „Sounds Of A Playground Fading“ übernehmen wolle, war ich total aus dem Häuschen und natürlich auch ein bischen nervös. Mein guter Freund Alex Pardee, der die Artworks für „A Sense Of Purpose“ erstellt hat, hat die Band auf mich aufmerksam gemacht, als die Jungs anfingen an einem neuen Album zu arbeiten. Der Rest ist bereits Geschichte.
Du hast ja nicht nur das Albumcover gezeichnet, sondern auch das komplette Inlay und verschiedene Goodies für die Deluxe-Edition des Albums designed, so zum Beispiel verschiedene Postkarten und auch ein Puzzle. Wer hatte die Idee zu all diesen Sachen? Haben dir die Jungs von IN FLAMES ihre Ideen mitgeteilt, oder wurden dir bestimmte Themen genannt, die in den neuen Songs zur Sprache kommen?
Ich hatte wirklich sehr viel Spaß an diesen Artworks zu arbeiten, vielleicht auch deshalb, weil sich die Arbeit etwas anders gestaltete als es sonst der Fall ist: Zwischen Kalifornien und Schweden liegen nunmal doch ein paar Kilomenter. (lacht) Wir waren fast täglich über E-Mail in Kontakt. Aber bevor es mit der Arbeit tatsächlich losging, wollte Anders (Anm. d. Red: Fridén), dass ich mir das Album anhöre und die Songtexte lese. Er wollte meine Sichtweise der Dinge und meine Interpretationen erfahren, bevor er mir schließlich auch seine Ideen mitteilte. Ich habe mir also ein komplettes Wochenende Zeit genommen und das Album mehrere Male gehört und mir die Texte in Ruhe zu Gemüte geführt, bis ich schließlich eine Ahnung davon hatte, wovon das Album handelt und wie ich das alles grafisch umsetzen könnte. Ich habe also Anders davon erzählt und er sagte mir, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen hätte. Er teilte mir dann noch ein paar symbolträchtige Elemente mit, die er gern in der Zeichnung sehen würde, wie zum Beispiel eine Krähe, eine Sanduhr etwa und eine Uhr, die rückwärts laufen sollte. Diese Dinge haben Anders besonders viel bedeutet, aber im Allgemeinen ließ er mir freie Hand. Auf meinen Ideen basiert letztendlich der blinde Vogel und der freiliegende Brustkorb. Und das meiste, das du im Inlay findest, basiert ebenfalls auf meiner Interpretation zu den jeweiligen Songs.
Unterhalb der Krähe, die sich selbst einhüllt oder eingehüllt ist, und ihren freiliegenden Brustkorb präsentiert, befindet sich diese rückwärtslaufende Uhr… Ich finde diese Zeichnung einfach atemberaubend! Ich bin mir sicher, das jeder eine ganz eigene Interpretation dieses Kunstwerks hat, und mich interessiert in diesem Zusammenhang, welche persönliche Sichtweise du zu deiner eigenen Arbeit entwickelt hast. Klär mich doch bitte auf.
Die Krähe auf der Uhr war wie gesagt Anders‘ Idee und er hat ganz sicher seine eigene Interpretation zu diesem Artwork. Ich kann also nicht für ihn sprechen. Mir persönlich gefallen die allgemeinen Themen dieser Zeichnung sehr, die hier zum Ausdruck kommen, wie zum Beispiel Stärke, Selbstbewusstsein, Motivation und Entschlossenheit. Auch die Botschaft, die in der Zeichnung steckt, hat eine große Bedeutung und ist besonders hervorzuheben: Nutze die Zeit, die dir gegeben ist und nimm‘ niemals etwas für selbstverständlich. Diese Botschaft hat mich sehr inspiriert und ich habe versucht immer daran zu denken, als ich die verschiedenen Zeichnungen für das Album erstellt habe.
Auf dem Artwork zur Single, „Deliver Us“, ist erneut eine Krähe zu sehen, diesmal allerdings in einer anderen Position. Welche Bedeutung hat dieses Artwork, auch in Verbindung zum Song selbst?
Meiner Meinung nach transportiert dieser Song eine sehr positive und inspirierende Botschaft. Anders gab mir einige Ideen, mit denen ich arbeiten sollte, und letztendlich kam diese Zeichnung dabei heraus. Kunst kann in unendlich vielen Möglichkeiten interpretiert werden, und ich bin mir ziemlich sicher, wenn ich dieses Thema noch einmal zeichnen müsste, dass alles wieder etwas anders ausschauen würde. Kreativität lebe und erlebe ich meistens ganz spontan, und als ich das Artwork für „Deliver Us“ gezeichnet habe, haben mich auch einige andere Dinge meines Lebens beeinflusst.
Hast du denn die Jungs schonmal persönlich getroffen, bevor oder nachdem du mit den Artworks fertig warst?
Es ist schon ein paar Jahre her, da ist die Band durch den Norden von Kalifornien getourt. Alex (Anm. d. Red.: Pardee) und ich haben uns ein paar Shows angeschaut und wir haben die Band einmal nur kurz vor einem Auftritt getroffen. Ich freue mich natürlich darauf die Jungs jetzt mal persönlich zu treffen, wenn sie das nächste Mal in der Gegend sind.
Hast du vor diesem Auftrag schon einmal für eine andere Band gearbeitet? An was arbeitest du, wenn du gerade keine Artworks erstellst?
Ich habe vorher bereits mit ein paar unbekannteren Bands gearbeitet, aber IN FLAMES war bisher die Band, mit der die Zusammenarbeit tatsächlich völlig unkompliziert war. Die Zeichnungen waren nicht gerade einfach, aber die Leute, mit denen ich zu tun hatte, waren einfach cool und ließen wunderbar mit sich reden. Ansonsten zeichne ich eigentlich jeden Tag irgendetwas. Wenn ich gerade nicht an einem bestimmten Auftrag arbeite, zeichne ich zur Übung einfach irgendetwas, was mir gerade so in den Sinn kommt. Und dann gibt es natürlich auch die ganz seltenen Momente, in denen ich zur Abwechslung gar nichts zeichne oder male, und in diesen Momenten gönne ich mir gern mal eines meiner selbstgebrauten Biere, spiele Video-Games oder schaue mir schlechte Filme mit guten Freunden an.
Was ich mich schon die ganze Zeit frage… Wenn du für einen Tag ein Gott wärst, was würdest du persönlich auf diesem Planeten ändern? Wie würde die Welt ausschauen, wenn Dave Correia für das Design verantwortlich wäre?
Hmmm… Ich denke ich würde den Menschen erlauben Teile von Tieren für sich selbst zu nutzen oder Teile auszutauschen bzw. Tiere oder ganz generell Lebewesen zu diesem Zweck zu verwenden. Zum Beispiel könntest du den Kopf eines Alligators auf den Körper eines Hundes setzen. Oder ich könnte meine eigenen Beine mit denen einer großen Spinne tauschen. Das würde nicht weh tun, nicht verletzten und auch nicht töten, sondern es wäre einfach möglich verschiedene Körperteile auszutauschen, ganz nach Lust und Laune. Ich glaube das wäre ein riesiges Spaß! Vielleicht würde ich auch Dinosaurier für einen ganzen Tag lang auf der Welt herumspazieren lassen. Das ergäbe garantiert verdammt chaotische Zustände, aber der Gedanke hat was, ich hätte sicherlich riesengroßen Spaß dabei, mir das alles mal anzuschauen… (lacht)
OK, Dave. Um zum Ende des Interviews zu kommen noch eine letzte Frage: Ich weiß, dass du total auf Horrorfilme abfährst. Wenn du eine Figur in einem Horrorfilm wärst, egal in welchem, wer wärst du?
Das ist eine großartige Frage! Ich mag die ganzen Charaktere, die Clive Barker erschaffen hat, zum Beispiel die Zenobiten oder den Candyman – das sind schon ziemlich furchterregende, teilweise echt groteske Kreaturen, aber wenn ich tatsächlich die Persönlichkeit eines Horrorfilmcharakters übernehmen könnte, dann wäre das sicherlich Ash aus den „Evil Dead“-Filmen. Ash ist humorvoll, richtig „bad-ass“ und hat eine Schrotflinte als Ersatz für eine Hand! Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass ich mir als Junge immer ein Skelett oder eine Roboterhand gewünscht habe, um die Leute zu erschrecken oder Dinge ganz einfach mit der Hand zerquetschen zu können. Wenn ich also Ash wäre, würde das alles perfekt funktionieren.
Ha Ha! Vielen Dank!
Ich danke dir. Wenn jemand weitere Fragen an mich hat, schaut mal auf meiner Website vorbei. Ich freue mich über jede Nachricht.
Dave Correia wurde in New Orleans geboren und wuchs in San Francisco auf. Seine Jugend verbrachte Correia damit, Comichefte, Videospiele und Horrorfilme, von denen er hunderte konsumierte, künstlerisch aufzuarbeiten und auf ein Blatt Papier zu bannen. Diese Zeit prägte sein Kunstverständnis nachhaltig. Seine Zeichnungen sind voller Details und kleinen Hinweisen die beachtet werden wollen. Dave Correia selbst beschreibt seine Arbeit als therapeutisch und frustrierend zugleich, aber inzwischen kann er sich keinen anderen Job mehr vorstellen, als seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.
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