Darkthrone
2x volle Breitseite (Meinungen der Redaktion)

Special

Einmal mehr sträuben sich die Norweger mit ihrem aktuellen Output „Dark Thrones And Black Flags“ gegen die Erwartungen ihrer alten Fans und setzen erneut auf die Vermischung von schmutzigem Rock mit Black Metal. Dass dadurch allerdings nicht nur einhellige Begeisterung entsteht, ist in den folgenden zwei weiteren Meinungen der Redaktion nachzulesen.

Kreativ schon lange am Ende

Beim Thema DARKTHRONE wird in den letzten Jahren immer wieder eine angebliche „Fuck-Off-Attitüde“ betont. Und viele wollen – seit die Band sich regelmäßig zum Clown macht – auch festgestellt haben, wie unglaublich authentisch die Norweger sind. Diese Denke kann ich nicht nachvollziehen. Was genau ist daran „Fuck Off“, ein paar alte Fans zu verprellen, wenn man gleichzeitig ein Vielfaches an neuen Kunden unter den Rock-Hard-Lesern gewinnt? Was das Thema Authentizität betrifft, nun, die hemmungslose Selbstdemontage war sicher beim ersten Mal ganz witzig. Und vielleicht auch beim zehnten Versuch. Mittlerweile ist das Getue rund um DARKTHRONE allerdings nur noch „spastic, lame, and weak“. Hinzu kommt, dass eine professionelle Strategie zur Vermarktung von DARKTHRONE im dritten Jahrtausend wohl so ziemlich genauso aussehen würde wie das momentan Gebotene. Ironisierung und Old School sind letztendlich die einzigen Dinge, die einer Band mit DARKTHRONEs Geschichte bei der Altersvorsorge helfen können.

Wie? Ich sage zu wenig zur Musik? Ernsthaft? Selbst DARKTHRONE äußern sich in Interviews kaum zur Musik, sondern halten nur Vorlesungen über den „wahren“ Heavy Metal. Warum also soll ich mich großartig zur Musik äußern, wenn die selbst der Band völlig egal ist? Nun ja, vielleicht kann ich soviel verraten, dass das „Fuck Off“ der Band ohrenscheinlich zumindest dem eigenen Schaffen gilt. „Dark Thrones And Black Flags“ ist ein abgestandener Mix aus Punk, Thrash, Heavy Metal, ein bisschen ISENGARD und ein ganz klein wenig DARKTHRONE. Kreativ ist das Duo sowieso schon lange am Ende, und die neue Scheibe ist halt bloß ein weiterer Output mit Blick aufs Rentenalter, auch wenn das bei Norwegens Sozialsystem etwas redundant erscheint.

Wie gesagt, eigentlich ist die Musik egal. Hauptsache „ironisch“ und „old school“ und „authentisch“ und „Metal“. Das alles sind DARKTHRONE ohne Frage. Ob nun mit oder ohne Anführungsstriche, ist reine Ansichtssache.

Erik 3 / 10

Geht lieber in die Kirche

Nach den ersten, recht verheißungsvollen Gitarrentönen des neuen DARKTHRONE-Albums horchte ich unwillkürlich auf, klang es doch zunächst nach einer amtlichen Portion schmutziger Dunkelheit. Schnell wurden mir jedoch die Augen oder besser gesagt Ohren geöffnet und es entpuppte sich ein weiteres, grauenhaft schlechtes Konzept, mit dem sich die beiden Ex-Black-Metal-Helden Fenriz und Nocturno Culto seit einigen Alben einen neuen Namen machen wollen, bzw. bereits gemacht haben.

Wie schon auf „The Cult Is Alive“ (2006) und „F.O.A.D.“ (2007) werden hier Rock-Riffs mit fast schon alberner Black-Metal-Attitüde beseelt, um es der Musik entsprechend ganz bescheuert auszudrücken. Es regiert simpler Rotz-Sound, Feeling, welches vor 35 Jahren vielleicht gewirkt hätte und eine Gesangsleistung, die kaum noch als solche zu bezeichnen ist.

Zwischendurch gibt es sogar Versuche richtig zu singen, was jedoch bereits im Ansatz misslingt und schnell wirklich mehr als dezent an den Nerven nagt. Die Nackenhaare stehen steif. Auch das handelsübliche Gekrächze klingt nicht mehr gemein oder rotzig, sondern einfach nur flach und ungekonnt. Zugegeben sind ein paar Riffs ganz nett und besitzen einen unterschwelligen Rock-Faktor, aber um Himmels Willen doch nicht in dieser Form und Umsetzung! Entweder richtig oder gar nicht, aber doch nicht solch halbgares Zeugs, Leute!

Die Qualität fehlt von vorne bis hinten. Der Sound riecht nach frischer Gülle, die Gitarren dabei nach einer dicken Rostschicht auf den Saiten und das Schlagzeug nach Miss-Marple-Würfelhusten. Ich weiß absolut nicht, was DARKTHRONE sich und der Metal-Gemeinde seit ein paar Jahr beweisen wollen, aber ernst meinen können die das doch absolut nicht, egal ob sie selbst auf diesen altmodischen Kram stehen oder nicht.

Meine verstorbene Katze ist jedenfalls mehr Black Metal als dieser Blödsinn hier. Und wer meint, dass dieses durch und durch subjektive Review bescheuert ist, sollte sich mal die äußerst mies gespielte Grütze auf dem ‚hochkarätig‘ betitelten „Dark Thrones And Black Flags“ anhören, dann erst kann er wirklich lachen… GALLHAMMER rules oder: Geht lieber in die Kirche, da isses spannender…

Sickman 3 / 10

08.11.2008
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