Dark Suns
European Tour 2005 (Tourtagebuch) - Teil 1
Special
DARK SUNS – einer der Anwärter auf den Thron der deutschen Progszene – ließen sich zu einem Bericht über das eindrucksvollste Erlebnis ihrer bisherigen Musikkarriere überreden: Die Europatour mit ihren eigenen Vorbildern PAIN OF SALVATION. Uns erzählen sie über einige der schönsten Tage ihres Musikerlebens. Mal mit ihrer humorvollen Art, mal indem sie einfach ihre Gefühle sprechen lassen… jedoch stets so unmittelbar, dass man den Jungs ihr Glück schon fast mitfühlen kann, um an anderer Stelle einfach nur die Konzertbesucher zu beneiden…
European Tour 2005 ( Apr 19th – Apr 30th )
PAIN OF SALVATION + DARK SUNS
Tour-Line up POS:
Daniel Gildenlöw – lead vocals, guitar
Kristoffer Gildenlöw – bass, vocals
Johan Hallgren – guitar, vocals
Johan Langell – drums, vocals
Fredrik Hermansson – keyboards
featuring:
Rob (Tour-Manager/Merchandise)
the crew: Alfred (sound), Matt (light), Espen (stage), Kalle (stage);
Andrè (Busdriver);
www.painofsalvation.com / www.dragon-productions.com
Tour-Line up DS:
Niko Knappe – vocals, drums (+driver/merch.)
Maik Knappe – guitar, backing vocals (+driver/merch./business)
Torsten Wenzel – guitar (+driver/merch.)
Thomas Bremer – keyboards (+merch.)
Christoph Bormann – bass (+merch.)
+ Jan Stölzel – sound (+driver/merch., …)
www.prophecy.cd / www.darksuns.de
Tour – Tagebuch DARK SUNS 1. Teil: zum 2. Teil >>
1) Essen (D) / Zeche Carl – Dienstag, 19.04.
Sechs Wochen sind nun vergangen, seit dem wir wissen, mit einer unserer Lieblingsbands auf Europatour gehen zu können. Sechs Wochen voller Vorfreude und natürlich intensiver Vorbereitungen liegen hinter uns. Doch heute geht’s nun endlich los. Ein Deal des Zustandekommens unserer Support-rolle war, dass wir selber fahren müssten. Somit mieteten wir über Eurocar ein für sechs Personen angemessenes Wohnmobil der Marke Fiat (Gruppe7: „Exclusive“, max 6 Schlafplätze, Herd, Dusche, WC; 4,5t Gesamtgewicht; 8,40m Länge), welches wir schließlich gestern in Hamburg abholten, da dieses Modell regional nicht zu bekommen war. Ein echtes Hammerteil, das vor allem auch genügend Stauraum bietet, um unser gesamtes Equipment inklusive Schlagzeug angemessen verladen zu können.
Gegen 10.00 Uhr starten wir in Leipzig, Proberaum Hupfeld-Center; die Hinfahrt nach Essen dauert unerwartet lange, ca. 7 Stunden im Endeffekt, somit nutzt man die Zeit mit ersten Schlaftests während der Fahrt, wechselt Gitarrensaiten oder genießt einfach die Autobahnlandschaft Deutschlands. „Oh mann, mit Pain of Salvation“ meint man immer wieder in den erwartungsvollen Augen seines Gegenübers zu lesen; doch von Nervosität ist nichts zu spüren. Eigentlich wollten wir uns gestern noch die erschienene BE-DVD anschauen, als so eine Art interner Tourauftakt; doch die an diesem Tage chaotischen Auskunfts- und Umbauverhältnisse bei Saturn beispielsweise sowie die wetterbedingt nervenaufreibende Erstfahrt mit unserem Tourmobil von Hamburg nach Leipzig ließen uns dieses Vorhaben auf irgendwann später vertagen.
Gegen 17.00 Uhr erreichen wir den Club. Es regnet etwas. Jan, Torte und ich zünden uns die Ankunftskippe an und alle gemeinsam begeben wir uns zum Eingang, vorbei am längst bestaunten, knallroten POS Nightliner (Aufschrift RED CAR) mit getönten Scheiben und ebenso rotem Trailer. Echt fett und mit Sicherheit nicht billig. Unsere Schritte werden zusehend langsamer, wir orten die ersten POS-Plakate im Eingangsbereich; „Mist, wir stehn ja gar nich mit drauf“, „egal. Los, rein jetze“, …“geh du vor.“ „Nee du, los nun, …
Wir betreten die Auftrittshalle, POS sind alle am werkeln auf der Bühne; Daniel erblickt uns: „Dark Suns?“ fragt er in die unsere Runde; „Yeah, nice to meet you!“ … es kommt zur Begrüßung; der Reihe nach verlassen Daniel, Johan mit Mütze, Kristoffer und der andere Johan die Bühne; „Namen, die wir doch schon lange kennen“ stellen sich uns vor. Der sympathische Ersteindruck und die erfrischende Erkenntnis „So, nu geht’s los“ lassen uns etwas relaxter werden. Wir begrüßen Tourmanager Rob, unsere E-Mail Kontaktperson im Vorfeld, der gerade den Merch-Stand aufbaut; von ihm bekommen wir unsere Tourpässe und weitere Instuktionen. Fredrik nickt uns ein schüchtern wirkendes „hello“ entgegen, da er erst jetzt die Bühne verlässt, um am POS Pult einige Absprachen zu tätigen. Nun heißt es, erst einmal warten. Jan klärt erste Technikabläufe mit dem Soundmann sowie mit dem hauseigenen Techniker; ich persönlich teile den anderen meine Freude über den für uns sehr günstigen Bühnenaufbau von POS mit. (Johans Drums: schräg hinten links, Fredriks Keys: schräg hinten rechts; somit für uns die Möglichkeit, meine Drums mittig und nicht allzu weit hinten platzieren zu können, was für das Gesamtbild unserer Show sowie für die Gesangswirkung am Schlagzeug sehr günstig erscheint) Nun laden wir unser Zeug aus, naschen etwas vom Catering und machen uns dann näher mit den Clubgegebenheiten sowie dem Backstagebereich vertraut. Chris wechselt seine Bass-Saiten; Maik ist dabei, das ausgelegte Tourheft zu durchstöbern. Der parallel anlaufende und wie angekündigt zeitlich sehr umfassende Soundcheck von POS ist durchaus mit einer Wonne zu beobachten, die uns so manchen ersten Banger entlockt. Als uns dann auch noch die ersten Komplettsongs in Form von „Ashes“, „Diffidentia“ und „Dea Pecuniae“ um die Ohren fliegen, schlucken wir grinsend und im Bewusstsein, die Vorband dieses Ohrenschmauses zu sein so manche neu erzeugte Nervosität kopfschüttelnd hinunter und feiern innerlich mitsummend ab. Immer wieder vernehmen wir schmunzelnd die Einsingmomente Herrn Gildenlöws, der sich gerade an seiner bestimmt vierten Tasse Kaffee oder Tee händewärmend vom aktuellen Zeitplan überzeugt.
Viel Zeit für unseren Soundcheck bleibt heute eher nicht, und so hiefen wir unser zuvor bereits aufgebautes Drumkit, unsere Amps, Keys, … erst gegen 18.30 Uhr auf die Bühne, um dann, 5 Minuten nach erstmaligem Betreten der Stage vom Clubverantwortlichen die Frage „Wie lang braucht ihr noch? 19.00 Uhr ist Einlaß, also etwas Beeilung, bitte“ zu vernehmen. Naja, so ist das halt am ersten Tag; langes Warten und dann der Minutenstreß, doch mit altbekannter Dark Suns Geschwindigkeit schaffen wir einen zufriedenstellenen Linecheck und begeben uns beruhigt zum Vorraum, um dort unseren Labelchef Martin Koller zu bergrüßen, der, mit Hilfe zweier Mitarbeiter, unser Tour-Merchandise nach Essen bringt und der persönlich heute den ersten Dark Suns Gig überhaupt erleben wird. Ein weiterer Ansporn also für uns. Nun treffen auch einige Leipziger Kumpels und Freundinnen vor Ort ein und bedanken sich für die Gästelistemöglichkeiten. Die Zeche füllt sich zusehend. Viel Zeit zum quatschen bleibt uns nicht, oh Gott, …in 10 min fangen wir an.
19.45 Uhr: Unser Intro „Zero“ beginnt; wir bilden den internen Handkreis und begeben uns spielhungrig auf die Bühne. Ca. 400 Besucher (fast ausverkauft) bejubeln unser Herauskommen, was uns zusätzlich immer tiefer ins Introszenario eintauchen lässt. Vier Einzähler und wir rocken uns bei fettem Sound, doch rötlicher Bühnenlichtmonotonie durch „The Euphoric Sense“, dem eigentlichen „Existence“ Opener. Die überraschend positive und äußerst emotionale Resonanz beim Publikum zieht sich durch unseren gesamten 40min Gig, bestehend aus: Set A = The Euphoric Sense / Her And The Element / You, A Phantom Still / Daydream / Patterns Of Oblivion. Trotz der relativen Enge auf der Bühne, rocken wir unseren progressiv melancholischen Sound recht lebhaft gen Ohren der verträumten Zuhörer und danken vor allem Kumpel Knatz, der ab Song 2 unsere Lichtshow übernahm. Ein wirklich optimaler Auftakt für uns; mit viel Beifall verlassen wir die Stage, räumen unsere Technik nach hinten und freuen uns über diverse Zuspruchsgesten der sich bereits einspielenden POS Musiker. Doch alles geht sehr schnell, wir packen unsere Instrumente weg, ich verstaue Becken und Kessel; dann geht’s zum Merch; schnell noch was zu trinken holen; Klamotten wechseln; „Wer hat den Busschlüssel ?“; hier und da ein paar lobende Schulterklopfer; jetzt in Ruhe eine rauchen; vielleicht noch was essen?; „ja, Interview später“; „wo sind die Anderen ?“; oh mann, Pain Of Salvation fangen an; Fans schreien; „das Intro, es geht los; komm schon!; krass, keiner mehr im Flur“, „Wo ist meine Freundin ?“, „Keene Ahnung, wahrscheinlich vorne; …
Was ab nun folgte, können mit Sicherheit nur die wiedergeben, die ebenso wie wir, hier in Essen waren. Man glaubt es kaum; doch POS spielten heute Abend 2 x 90min incl. Zugaben; drei gnadenlose Lehrstunden in Sachen Spielfreude, Live-action, Charisma, Technik und unausweichbarer Emotionen. Die unzubändigende Euphorie und Ausstrahlung der Band sowie der, teilweise etwas wechselhafte, doch für mich dennoch geile Sound in Verbindung mit dem, in absoluter Höchstform singenden und agierenden Entertainer Daniel, ließen uns erneut, doch erstmals live vor Ort, der Erstklassigkeit dieser Ausnahmeband bewusst werden. Ich selber hatte POS zuvor schon einmal beim Dynamo 2002, gegen 14.30 Uhr nach Dead Soul Tribe bestaunt, kannte damals jedoch nur ihr aktuelles Werk „Remedy Lane“. Heute Abend kannte ich jeden Titel und die Clubatmo war ohnehin dank eines grenzenlos begeisterten Publikums am Überkochen. Was für eine hammergeile Show!!! Als normaler Besucher und Fan wären wir wahrscheinlich im emotionalen Vollgenuß und der komplex charismatischen Gesamtaura dieser Show mit Tränen in den Augen in die Knie gegangen; so jedoch befanden wir uns plötzlich in einer mehr beobachtenden Rolle mit manchmal unbeabsichtigten Vergleichsabsichten unsererseits, die uns ehrlich gesagt, am heutigen, ersten Abend eher kleinlaut auf unseren doch eigentlich sehr gelungenen Auftaktgig blicken ließen, da die Meßlatte nun plötzlich und über wie gesagt drei Stunden ganz, ganz oben lag.
Etwas später betrachtet man das Ganze wesentlich relaxter, freut sich über diverse Autogrammanfragen und schaut schon heute Abend irgendwie dankbar auf das Kommende zurück. Eine legendäre POS-Nacht geht zu Ende; unsere Merchverkäufe liefen top; hier noch ein Interview mit Nocturnal Hall, da noch ein gemeinsamer Plausch mit der Prophecy Crew; Jan, Chris und Bärtel haben mächtig mit dem Umsortieren und Zählen unserer Shirts, Girlies und Kapus zu tun; dann laden wir bei ziemlich beschissenem Regenwetter unser Zeug in unseren Bus, den wir übrigens „Fuchur“ (aus M.Ende’s „Die unendliche Geschichte“) tauften, wahrscheinlich wegen seiner Länge, Farbe und Frontansicht. Ein letzter Kuß der Vertrautheit und wir verabschieden unsere, extra aus Leipzig angereisten Freunde, die uns für die nächsten elf Tage alles Gute wünschen. POS beladen ihren Trailer; ein paar weitere small-talk Momente entstehen, in denen wir ihnen natürlich auch unsere Freude über die noch anstehenden acht Events mitteilen; Kristoffer besichtigt unser Wohnmobil, „skol !“ auf einen gelungenen Auftakt. Nachdem sich uns Andrè, der Fahrer des Nightliners von POS vorstellte, beschließen wir selber (mit Routenplan) nach Holland zu fahren, ohne dem RED CAR zu folgen. So trinken wir noch einige Kippen im Bus, rauchen etwas Bier und starten dann gegen 3.40 Uhr Richtung Holland. Maik und ich fahren abwechselnd, Jan geht schon mal pennen und die Andern resümieren ein wenig. Irgendwann wird’s dann schließlich stiller im Bus und wir hören nur noch die Dieselmotorgeräusche in Verbindung mit Porcupine Tree aus dem CD Player. Gute Nacht Deutschland. Danke Essen. Bis balle.
Ankunft in Zoetermeer: 6.30 Uhr
2) Zoetermeer (NL) / De Boerderij – Mittwoch, 20.04.
Gegen 13.30 Uhr erwachen wir. Torte und ich gehen erst einmal den Club besichtigen, während Jan unseren „Fuchur“ am Strom anschließt und seine Kamera checkt, die im Verlaufe dieser Tour noch echt geiles Filmmaterial aufnehmen sollte. Maik, Bärtel und Chris widmen sich der Leibesertüchtigung und gehen erst einmal joggen. Ein echt cooler Club, wie wir merken; eigener Backstage-Bereich, verspätetes Frühstück im hauseigenen Cafè, eine engagierte Clubcrew und die erste erfrischende Dusche seit Abfahrt aus LE. Tisch an Tisch nehmen dann gegen 19.30 Uhr POS und DS ihr Abendbrot zu sich: Vorsuppe, danach warmes Hauptmahl (ich glaube es war was Gyrosähnliches mit Reis u. Erdnußsoße), sehr lecker; für die Vegetarier war natürlich auch stets vorgesorgt. Der zuvor absolvierte Soundcheck ging heute bei POS recht schnell von statten und so konnten wir uns ab 18.30 einem ausgiebigen eigenen Soundcheck widmen, welcher durch die Anwesenheit eines Monitor-Soundmannes auf der Bühne sehr easy für alle Beteiligten verlief. Jan grinst nur und nach dem speziell für ihn sehr hektischen Vortag meint er entspannt „Oh mann, das wird definitiv fett“. Wir stimmen zu und feiern außerdem darüber, einen klasse Bühnensound zu haben.
20.30 Uhr: Ungefähr 500 Leute hat es heute in den Livesaal „De Boerderij“ getrieben. Dieser ist nun wahrhaft voll und wir erwarten, uns noch einmal dehnend, das Intro zu unserer ersten Auslands-Show überhaupt. Dann geht’s los.
Und erneut: Riesen Applaus beim Rauskommen; die volle Clubatmo beflügelt uns; wir spielen heute unser B – Set, bestehend aus: The Euphoric Sense / Her And The Element / Anemone / Gently Bleeding / Patterns Of Oblivion; begeisterte Holländer feiern mit den Songs ab; einige singen sogar manche Textpassagen mit und ja, ihre Begeisterung ist ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben; so taste ich mich erstmals durch die Welt der englischen Live-Ansagen, was man mir wahrscheinlich echt anmerkte; doch egal, alles in allem, so erfuhren wir danach von eigens ernannten „neuen“ Dark Suns Fans, wirkten wir sehr relaxt und routiniert spielfreudig. „You guys really rock!“, echt cool zu hören; doch besonders die Zugaberufe beim Verlassen der Bühne bestätigten unser freudiges Gefühl eine klasse 40 min Show hingelegt zu haben. So ist es; ich gehe zu Jan, um ihn zu umarmen; auch die Andern kommen hinzu; wir klatschen schwitzend ab; danach kurz was trinken, ne 20sek-Kippe und zacki zack abbauen. So rolle ich stolz meinen Drumteppich zusammen, Maik und Torte übernehmen die Merch.aktivitäten, Chris und Bärtel buckeln ihre Technik von der Bühne, vorbei an der jederzeit hilfsbereichen Clubcrew. Mission 2 erfüllt; wir packen schon mal zusammen, beladen „Fuchur“; und nun gleich wieder „de Paine“ live; was für ein Gefühl.
21.45 Uhr: Wieder ertönt das majestätische Intro; einer nach dem anderen begiebt sich auf die Bühne; Rastaman Johan H. verbeugt sich kurz vorm Publikum, was mir schon am gestrigen Abend auffiel; dann knallts; alles in Bewegung; die Lichtshow wirkt genial; POS starten ihre Show mit „Used“ von „The Perfect Element I“; danach wieder „Diffidentia“ von „Be“; echt fett, auch wenn die Gitarren etwas mehr braten könnten, …
Irgendwie schaffen wir es, uns den Klauen dieser Livemagie zu entziehen; so stehn wir nun um den gemeinsamen Merch-Stand beider Bands und plaudern mit Rob, dem supernetten Tourmanager, der parallel auch noch bei Vodaphone arbeitet und seine Managementtätigkeit mit den uns wohl bekannten Flower Kings begann, wie mir Maik, sich an den Kopf fassend berichtet. Außerdem fallen in Verbindung mit seinem Managementdasein Bandnamen wie Ritual, Paatos, Enchant und einige interessante POS-Stories passieren unsere erfreuten Gehörgänge. Dazugekommen ist nun auch die Frau des POS-Bassers Kristoffer, die uns zu einer tollen Platte gratuliert, unseren Gig echt genoß und außerdem auf das von ihr verfasste „Existence“-Review in Hollands Ardtshock-Magazin hinweist, welches sie uns am Freitag über ihren Mann zukommen lassen will. Eine sehr nette, doch vor allem attraktive Frau; da sind wir uns einig. Während ich nun am Merch stehe und die POS-Shirts genauer in Augenschein nehme, unterhalten sich die anderen Fünf mit sehr interessierten Fans, bekommen einige CDs deren eigener Musik in die Hand gedrückt und ernten nochmals Lob für eine echt rockende Support-Show. Das freut uns natürlich zu hören; doch jetzt wollen Maik, Chris und ich erst mal zurück zum Livegeschehen in den Saal, denn POS haben gerade „Falling“, den Introtrack zum Übersong „The Perfect Element“ begonnen, den wir bei dem heutigen, eher sporadischen Verfolgen dieser Show unsererseits, dennoch nicht verpassen möchten. Schade; der angesprochene Gitarrensound könnte durchaus lauter sein sowie die hier am Saalende recht zierlich wirkende Gesamtlautstärke. Naja, dennoch wirken die fünf Jungs und die von ihnen erzeugte Stimmung wunderbar emotional, menschlich und ungeheuer professionell. Torte kommt hinzu; gemeinsam singen wir den ersten Chorus mit: „Falling far beyond the point of no return …“. Chris schmunzelt freudig erfüllt, „Oh mann, da ham wir uns ja was eingeprogt!“ Wir lachen zustimmend; was für ein wertvolles Gefühl, hier dabei zu sein. Bruder Maik trommelt die progressiven Versatzstücke des nun knallenden Mittelparts in der Luft mit;…mmhh…ich liebe diesen Titel und Gott sei dank, dass wir ihn hier heut Abend noch mal genießen können; später bei dieser Tour spielten ihn POS nämlich nicht mehr; doch heute echt noch mal das volle Programm; 2 ½ Stunden mit riesiger Leinwand und tollen Fans. In der Zwischenzeit reden Jan und Bärtel mit einigen Leuten, die am Freitag nach Helmond gerne noch mal kommen wollen, um uns zu sehen. Auch ich werde später mit dieser erfreulichen Tatsache konfrontiert; Langzeit-POS-Fan Laila kauft „Swanlike“ und „Existence“, verspricht Freitag wieder da zu sein und freut sich jetzt schon darauf, beide Bands mit ihrer ganzen Familie erneut erleben zu können. „Of course we’ll sign your CDs, thank you…, we hope to be back…, take care…, thanx…“; so geht es noch eine ganze Weile nach Beendigung der POS-Show sehr warmherzig am überfüllten Merch-Stand zu. Prozentual gesehen, verlaufen unsere Verkäufe heute Abend zwar etwas niedriger als am Vortag, doch egal; die Freude über zwei erfolgreiche Auftakt-Shows inmitten unerwartet starker Begeisterung und sympathischer Euphorie, entraubt uns jeglicher finanzieller Hintergedanken. Ein schöner Tag geht vorüber; Torte und ich verweilen noch einen Moment in der nun leeren Clubhalle; resümieren schon wieder bei Coke und Fluppe; ein ungestüm wirkendes Crewmitglied sucht verzweifelt Handtücher; Maik entspannt sich mit der Musik von Bart?k im Bus; dann noch’n gemeinsamer Kiffjoint und kurze Planäußerungen für den nächsten, freien Tourtag. Amsterdam? Alles klar, …;
Daniel taumelt frisch geduscht zum RED CAR; erzählt uns, dass sie zum Day-off morgen bei Bekannten in Holland abhängen und wünscht uns schließlich „Good night; see you on friday“.
Die nun folgende nächtliche Bettenumbauaktion in unserem 8,40m Domizil haben wir alle noch als sehr chaotisch im Gedächtnis. Irgendwann gegen 3.00 Uhr war dann die verdiente Nachtruhe eingekehrt. Der erste DS Auslandsgig ist vorbei und die damit verbundenen, wunderbaren Eindrücke wiegen uns sanft in den Schlaf; wir werden uns gerne an diesen Abend zurückerinnern.
3) Day Off – Donnerstag, 21.04.
Coffee-Shops Entertainment
proudly presented Dark Suns in: „Fear and Loathing in Amsterdam“
(P.S.: Ohne Worte; auf alle Fälle der undurchsichtigste und unproduktivste Tag der gesamten Bandgeschichte 🙂 ca.? Uhr – Fahrt nach Helmond
4) Helmond (NL) / Plato – Freitag, 22.04.
Diese 9 Stunden Schlaf haben wir echt gebraucht. Noch etwas duselig, doch freudigen Mutes, heut wieder spielen zu können, wird erst einmal joggen gegangen. Danach begeben wir uns auf einen kleinen, morgendlichen Stadtgang, bei dem Briefmarken, Grillutensilien, ein Fußball und anderer, persönlicher Kram besorgt werden. Zurück auf dem Clubparkplatz angekommen, „zaubern“ wir uns bei ersten Fußballmomenten durch den sonnigen Mittag. Auch Johan H., Rob und Espen beginnen, ein wenig vorm POS Bus zu kicken. Natürlich kommt es in solch einem Augenblick zum gedanklichen Heißmachen eines unvermeidlichen „Länderspiels“; doch zum Wohle der allgemeinen Gesundheit ließ sich dann zum Glück doch niemand davon begeistern. Andrè, der auch schon für Rammstein fuhr, relaxt auf der Wiese und genießt die belebende Sonne. Jetzt können wir ausladen, gehen duschen und schließen „Fuchur“ am Strom an. Dieser Club „Plato“, mit einer Kapazität von 500-600 Leute, hat fast ein identisches Aussehen mit dem Club vom Mittwoch. Nicht unbedingt identisch zum vorgestrigen Tag sieht Kristoffer aus, der in diesem Moment die Halle betritt, schwer gezeichnet von einer Infektion am Auge, welches völlig zugeschwollen, hinter einer Sonnenbrille Schutz suchend, sich uns offenbart. Gemeinsam scherzen wir über die „wahren“ Gründe dieses „Veilchens“ und bekommen außerdem das angesprochene, holländische Metalheft von ihm; das mit dem DS Review seiner Frau. Während die Aktivitäten auf der Bühne immer mehr Formen annehmen, bauen wir im Saal schon mal mein Drumset auf, über das heut Abend eine weitere Supportband, holländishen Casual Silence nämlich, spielen werden. Diese sind einige Zeit später ebenso vor Ort und nach freundlicher Begrüßung, klärt man die notwendigen Fragen zur Techniknutzung. Der sehr sympathische und drei Sprachen mixende Manager Toon Verhappen erzählt uns so manche amüsante Insiderstory der Zufälligen Stille und stellt uns dann Celina vor, die unseren heutigen CD-und Shirtverkauf mitübernehmen sollte. Vielen Dank an dieser Stelle für die Entlastungsarbeit am Merch-Stand.
17.00-17.45 Uhr DS Soundcheck; danach gibts Abendessen im POS Backstageraum: Reis, chin.Hühnchen süß/sauer, chin.Gemüse, Obst, …( alles geliefert von ’nem Cateringservice der Stadt und „otschen kochroscho“). Da unser Backstageraum am heutigen Abend eher als ein umfunktioniertes Herrenduschklo zu verstehen ist, hielten wir uns viel mehr im POS-raum oder in der Auftrittshalle auf, wo mittlerweile um die 400 Besucher eingetroffen waren.
Dann geht’s endlich los. 20.30 Uhr beginnen Casual Silence ihren Gig. Deren Mugge ist so eine Art Symphonic Progrock mit 80er Anleihen irgendwo zwischen alte Dream Theater und vielleicht Savatage oder Ayreon. Echt gute Musiker, doch für meinen Geschmack hier und da etwas belanglos, fast langweilig. Doch die anwesende Menge spendet nach 40 Minuten zufriedenstellenden Applaus; ein rascher Umbau und der Dark Suns’sche Superspeed-Beckenwechsel ermöglichen, dass wir schließlich um 21.30 Uhr mit „Zero“ die Bühne betreten. Zu erwähnen wäre noch, dass POS Lichtmann Matt sich zuvor dazu bereit erklärte, unsere Lichtshow ab heute und für die weiteren Tourtermine mitzuübernehmen, wofür wir ihm sehr danken möchten. Zum zweiten Mal spielen wir unser A-Set; ein dankbares und sehr interessiertes Publikum, angeführt von der bereits mitsingenden Laila aus Zoetermeer und ihrem (,das sieht man gleich) Bruder, die in der ersten Reihe echt mitgehen. Leider wirkt der Rest der easy langhinwippenden 400-Mann-Masse irgendwie eher statisch und so brülle ich ihnen meine unterschwellige Verwunderung darüber, mitten ins Gesicht. Und tatsächlich, spätestens beim Ende von „Patterns Of Oblivion“ fliegen dann doch einige, ermutigte Haare. Fast routiniert könnte man meinen, rocken wir uns die Melancholie aus der Seele und genießen einfach unseren Gig, trotz einiger breiiger Soundtendenzen on stage, doch mit wiederum supergeilem Sound im Saal, dank Jan am Pult. Maik ist später nicht so angetan wie beispielsweise ich; ärgert sich sein „The Euphoric Sense“ – Gitarrensolo ein wenig verhauen zu haben; doch solche Fuckups werden noch öfters folgen und irgendwie beleben sie vielleicht auch eine Liveshow, ohne hier Dilettantismus preisen zu wollen. Shit happens und so stoßen wir gemeinsam mit Toon auf einen coolen DS Gig an.
22.35 Uhr: die sehnlichst erwarteten Headliner passieren nun schmunzelnd unser Backstage-Bad, um auf die Bühne zu gelangen. Wir wünschen viel Spaß, klatschen ab und scherzen nochmals mit Kristoffer über sein Auge. Dann erklingt das Streicher-Intro. POS beginnen ihre Show wieder mit „Used“; im holländischen Beifallgewitter folgt dann die abwechslungsreiche Songauswahl sämtlicher POS-Alben; und sie schaffen es erneut, in dem nächsten, heut erstmaligen „nur“ 90 minütigem Set alles Fühlende bedingungslos zu verzaubern. Wir verfolgen den Gig teilweise vom seitlichen Bühnenaufgang mit und filmen auch schon wieder. Was für geile Songs. Witzig war dann,ich wollte gerade duschen gehen, dass mich gegen Ende der Show der hektisch flehende POS-Kameramann fragte, ob ich Daniel meinen Haargummi leihen könnte, da er sich gerade für den letzten Song „Dea Pecuniae“ umziehe und den seinen vermisse. Selbstverständlich kein Problem; und so sang also „Mr.Money“, mit meinem Zopphalter im Haar, den gigantischen Blues-Song von „Be“, während ich mir die Haare wusch. Die Zugabe folgt: „Undertow“ und „Martius/NauticusII“; dann verbeugen sich Daniel, Kristoffer, Fredrik und die zwei Rasta-Johans nach aktionsreicher Gänsehautshow. Toon managt es dann irgendwie, die sichtlich erschöpften Gemüter der „Erlöser“ für eine weitere Zugabe zu ermutigen, da die Fanrufe noch immer gut hörbar durch die Gänge des Clubs hallen, worauf Daniel letztendlich zustimmend entscheidet: „Ok guys, here we go again!“ Alles rappelt sich hoch, ein Schluck des hiesigen Dosenbiers, den Sender des In-Ear-Monitorings wieder umgeschnallt und los geht’s. „Oblivion Ocean“, welch sanfter, doch würdiger Abschluß.
Später genießen wir die lockere Aftershow-Atmo in der nun gutgefüllten, hauseigenen Kneipenbar. Alles tummelt sich auf Höhe Merch-Stand; unsere Silberstifte wechseln hin und her; und signieren so manchen, im Booklet ersichtlichen „Existence-Schläfer“. Der echt nervenden Alk-Aura einiger lallender Suff-Rockerinnen, die mit Sicherheit über 45 sind (vom Alter her), ist dann sehr schwer zu entkommen. So will man doch lieber mit der Familie von Pianospielerin Laila weiterplaudern, die uns heute zum zweiten Mal erlebte und die uns hier, ihrer superniedlichen Musikfamilie mit Pappa an der Klampfe, Bruder an den Drums und Schwesterchen (7J.-hoffentlich bald am Gesang) vorstellt. Schön zu hören, dass es so etwas noch gibt, auch wenn’s immer mal mit den Nachbarn kracht. So möchten sie einiges über uns erfahren; man plaudert eine Weile und später verabschiedet man sich schließlich in der gemeinsamen Hoffnung, sich irgendwann bei einem zukünftigen Holland-Gig wiederzusehen. Vielen Dank an die wohl süßeste MuggerFamilie! Mit bestem „You rock!-Backstage-Englisch“ und anderen verbalen Eigenkompositionen der oralen Extraklasse verlassen wir in freudiger Partylaune den Ort des Geschehens; „Hey…, fetter Toon; …bis morgen zum Progfest in Belgien!, gute Fahrt!“; dann noch ein fast ergreifendes Pläuschen mit POS Klampfer Johan vor unserem Bus, der uns tief in die Augen schauend, folgendes mit auf den Weg gibt: “ …you know, I think you’re on the right way, …but it takes a long time;…keep on making your music, as we did it too. But, …you know,… DON’T TRY IT, …DO IT!
Nachdem POS schon gen Belgien starteten, suchten uns später zwei der bereits erwähnten Alk-Mittvierziger noch an unserem Bus heim, was man, nach solch anspornenden Zeilen gar nicht unbedingt erwähnen möchte; doch der Vollständigkeit wegen sollte wohl auch diese sehr lachhafte Stunde voller Ironie, Angst, Ekel und Jans paralleler Nudelkoch-Action angesprochen werden,…was ich hiermit getan habe. Den ulkigen Rest dieser
„Woffffferbl…“ – Unterhaltung ham wir ja auf Kassette.(Fazit: Armer Daniel!; musstes du doch auf solch einem kreppapierähnlichen Dekoltier unterschreiben; was hast du wohl empfunden oder gedacht? Ich glaube, ich weiß was: „To be truly free I’ll let it come to me, so…break me if you must…“:-) Trotz ihrer Ansage „If you say GO, I’ll be back!“, wurden wir diese reizenden Geschöpfe dann doch irgendwie wieder los. Danach lachten wir uns gemeinsam, gegen 3.00 Uhr in den Schlaf. Danke Holland, wir kommen gerne wieder!
5) Gavere (B) / Racing, Prog Fest – Samstag, 23.04.
Bärtel, Maik und Chris besorgen Brötchen aus Helmond, schicken einige Postkarten in Richtung Heimat und sind gegen 10.30 Uhr zurück am Bus. Hier wird erstmal ausgiebig gefrühstückt, bevor wir uns um 12.00 Uhr nach Belgien aufmachen. Ankunft: 15.00 Uhr. Besonders spektakulär sollte der heutige Abend jedoch nicht wirklich werden, obwohl wir im Vorfeld mit den vielleicht größten Erwartungen an dieses Prog Fest herangingen und laut heimischer Internetrecherche sogar kurzzeitig mit der Anwesenheit eines Herrn J. La Brie und mindestens 500 Besuchern rechneten. Doch weit gefehlt; gerademal um die 200 Leite waren gekommen; und das zum Samstag; eine eher entäuschende Bilanz für eine Veranstaltung mit 5 Bands und den Schwedengöttern als Mainact. Naja, egal; hier nun die heutige Reihenfolge: 18.00 Uhr Karma Depth, 19.00 Uhr Beyond The Labyrinth, 20.00 Uhr Casual Silence, 21.00 Uhr Dark Suns, 22.15 Uhr Pain Of Salvation. Soundcheckmäßig gings auch ganz schön drunter und drüber; so wollte natürlich jeder der beiden beginnenden Gruppen mit eigenem Schlagzeug auftreten, was ich bei dem linkshändigen Drummer der ersten Band noch verstanden hätte; doch es ging hin und her; CS-Manager Toon klärte schließlich das Chaos und ich stimmte zu, für heute Abend das Casual Silence Drumkit mitzunutzen, um ein viertes Set auf der Bühne zu vermeiden. So blieb unser Schlagzeug also im Bus. Nur ein kurzer Linecheck sollte uns später genügen, um ordentlichen Bums zu erzeugen. Doch zuerst gaben wir uns dem wohltuenden Naß der Clubdusche hin (selbstverständlich nacheinander!), naschten vom recht eintönigen Frühstücksbuffet und begrüßten außerdem Vera von LordsOfMetal.nl, mit der wir bereits vor ca. 7 Wochen ein „Existence“ – bezügliches Telefoninterview hatten.
Dann begannen also Karma Depth aus Belgien mit ihrer, für mich sessionähnlichen Fiedelperformance(sorry),die jedoch irgendwo noch ganz cool langhingroovte, dank des interessant zu beobachtenden Lefthanddrummers und ab und an auch sphärischen Momenten; ansonsten interessierte diese Combo nur sehr Wenige der müde wirkenden Konzibesucher, was sich leider, bei der nun folgenden Band noch verstärken sollte.
Beyond The Labyrinth; ein wild zusammengewürfelter Haufen fiedelnder Ex-Schulkameraden mit Aktionsradius Bierdeckel, die sich in ihrem eigenen Labyrinth langweiliger Songs mit „Möchte-gern-hooklines“ komplett verrannt zu hatten schienen. Der Häuptling dieses Irrgartens war zweifelsohne der GVLSB am Frontmikro („Grosser Verstimmte Luftgitarre Spielender Bär“), der zuvor schon in diversen Filmen wie
„Für eine Handvoll Prog“, „Der sich ’nen Wanst tanzt“, „jewinne du II“ oder auch in
Walt Schißneys „Prog Tales“ mitspielte. Der peinliche Höhepunkt seiner deprimierenden Entertainerrolle lag für mich in der nachträglichen, namentlichen Vorstellung seiner musikalischen Mittäter, und das zu einem Zeitpunkt, an dem der rare Mitleidsbeifall schon lange zwischen Saalmusik und erneuten Umbauaktivitäten versackt war. Oh Mann,…tut mir leid, doch das lag wirklich weit außerhalb meiner Geschmacksgrenzen.(Außerdem wollt ich schon immer mal einen arrogant lustigen Verriss schreiben.) Nehmt mich also während dieser Zeilen nicht allzu ernst; ach ja, einen Starbonus hatten Beyond the Peppermint natürlich doch: Dave Mustaine an der Gitarre.
Abendessen gab es für POS und uns in einer, nicht weit vom Club entfernten Gaststätte. Spaghetti Bolognese oder mit Spinat; so speisten wir also gemeinsam an einer 16 Personen-Tafel. Hier wird schließlich auch der flirtende Guitartech Kalle zum dark sunschen „Prof.Dr.Deepfuck“ umgetauft.
20.00 Uhr: Casual Silence hatten wiederum einen tollen Sound und gaben unter anderen vor allem die Songs ihrer CD „Once In A Blue Moon“ zum Besten, was ihnen Live echt besser gelingt als auf Platte. Diese hatten wir per CD-Tausch erstanden; doch leider waren wir uns kollektiv sehr schnell einig, dieses Album unserem CD-Player nicht so häufig zumuten zu wollen. Echt nette Typen, auch instrumententechnisch sehr fitt am Start; doch musikalisch kann man (unserer Meinung nach) mit ihrem 80er beeinflußten Mutti-Prog, weißgott niemanden mehr hinterm Ofen vorlocken. Sorry Toon, aber vielleicht geht’s ja mit dem neuen Album voran.
21.00 Uhr: Um uns hier nicht wieder als einzigst rockende Vorband hinstellen zu wollen, nun also auch mal ein DS Verriß: Heute spielten wir wieder Set B, das langweiligere Set unserer eh viel zu melancholischen Platte „ExThisTense“. Bei unserem Intro versprühten wir gerade mal soviel Gänsehautstimmung, wie der gleichnamige Titel des Intros es schon andeutet, nämlich Null. Danach stolperten wir uns durch die viel zu vertrackten Parts von „Die euphorische Sense“, „Her mit dem Elefant“, „Anneliese“ oder auch „Friendly Breeding“. Die plötzliche Soundverschlechterung war kein Zufall, denn unser Mixhase Jan war unlängst betrunken vorm Pult eingeschlafen; auch die Lichtshow hatte auf Dauer-Strobo umgeschalten, da Matt weitaus Wichtigeres zu tun hatte, z.B. atmen, blinseln, husten. Auch ich, der jodelnde Trommler konnte mit meinem „Come on,everybody!-Schulenglisch“ nicht wirklich begeistern und so entschuldigten wir uns schließlich noch kollektiv durchs Mikro für diese emotionslose 45min-Panne.
Nun sollte es jedoch wieder etwas seriöser weitergehen.(Meine ich hiermit IM TEXT? oder AUF DER BÜHNE?:-)
Unsere Merch.verkäufe liefen heute Abend prozentual gesehen viel besser als in Helmond beispielsweise, und für nur 200 Besucher wurden wir echt ’ne Menge los. POS schafften es erneut, die eher gesetzte Publikumslaune doch noch zum kochen zu bringen. Sie spielten, wie schon gestern, ihr 90min Set, welches ich größtenteils von der Empore aus verfolgte und auch filmte. Die Anderen genossen die Show (mit Topsound) vom Merch-Stand aus, man plauschte mal mit Rob, dann wieder mit Vera, Andrè oder Toon. Nach herzlichen Verabschiedungen und bei mittlerweile erhöhter Bierlaune geht der Abend dann schließlich vorüber; hier noch ein gemeinsames Foto, da noch ein dankendes Prösterchen auf einen zwar hektischeren, doch netten Abend in Belgien (auch ohne La Brie). Gegen 2.00 Uhr starten wir nach Paris. Jan, der selbstverständlich weder betrunken, noch abwesend war fährt und ich bin müder Beifahrer. Wir folgen dem POS Gefährt und kommen etwa um 6.00 Uhr in Paris an, wo sich uns einige Parkprobleme offenbaren, da wir nicht mit auf dem reservierten Nightliner-standplatz bleiben dürfen, wo Andrè schließlich kopfschüttelnd parkt. Somit suchten wir zwei Fahrenden im regen sonntag-morgendlichen Verkehrstreiben ein geeignetes Parkverbot, um wenigstens noch 4 Stunden Restschlaf zu erhaschen, was uns dann auch gegen 7.00 Uhr endlich gelang.
Gute Nacht und bis später, Paris! Flatzer…
6) Paris (F) / La Locomotive – Sonntag, 24.04.
Was für ein genialer Abend!!!
Nachdem wir gegen 13.30 Uhr beide Fahrzeuge gemeinsam leerräumten, um schnellstens die Straße vorm Moulin Rouge wieder freizumachen (Club La Loco liegt genau daneben), huckten wir sämtliche Technik durch den langgezogenen Bargang bis vor die Bühne. „Schwitz, keuch, hechel…“. Chris, der ja bereits auf der letztjährigen Amon Amarth Tour mit Dilillusion hier war, weist uns nun den Weg durch die rustikalen Gemäuer. Gleichzeitig fahren Maik und Jan unseren „Fuchur“ in ein parkfreundlicheres Gebiet, während wir unsere Taschen in den heute wieder gemeinsamen Backstageraum bringen, wo bereits Tomaten, Käse, Wurst, Bananen, … und natürlich ’ne Menge Baguettes auf uns warten. Wesentlich geschmackloser offenbaren sich uns dann zwei der sicherlich keimigsten Duschen Frankreichs; aber egal, zum eben mal schnellen Haarewaschen wirds langen. Später haben Torte und Jan bereits damit begonnen, meine Drums aufzubauen und ich geselle mich helfend hinzu; Maik wechselt seine Gitarrensaiten; Bärtel klärt die Möglichkeit, unseren Gig von zwei anwesenden Filmern aufnehmen zu lassen; danach richten wir gemeinsam mit Rob den Merch-Stand ein, trinken fleißig Wasser und verfolgen den begonnenen POS Soundcheck. Daniel, der erst kurz zuvor den Club betrat, teilt uns leicht gekränkelt seine nicht unbedingt optimale körperliche Verfassung mit, doch ist dennoch spaßig gelaunt. „700 Karten seien allein im Vorverkauf rausgegangen“ sagt er, und das es definitiv ein heißer Abend werden wird. Dies erfreut uns natürlich ungemein und so fiebern wir schon unserem Soundcheck erwartungsvoll entgegen. Kurze Zeit später ist es dann auch soweit; während sich „de Paine“ vorm Club etwas die Beine vertreten, beginnen Jan und ich mit dem Üblichen:
„Bassdrum!“,“Snare!“,“Tom1!“,“Tom2!“,“Standtom!“,“Hi-Hat!“,usw. bis wir schließlich alle Komponenten eines ausgiebigen und zufriedenstellenden Checks durchhaben und nun den ersten gemeinsamen Song anspielen können. So grooven wir uns durch die erste Strophe von „Her And The Element“, unserem bewährten Anchecktitel, als wir plötzlich sehen, wie die komplette POS Truppe vom Clubeingang zurückkommend, doch tatsächlich vor der Bühne verweilend, unseren Soundcheck willentlich beiwohnt. Oh Gott, ich glaube noch nie habe ich meine Sticks fester umkrallt und versucht, sauberer zu singen als in diesem Moment. Der Nervosität dieses Augenblickes werden wir jedoch sofort nach Beendigung des komplett gespielten Titels vollends beraubt, als POS nämlich zum kollektiven Applaudieren übergehen. Wer hätte das schon gedacht? Dieser vielleicht recht klein erscheinende, jedoch für uns sehr gänsehautwürdige Moment ließ uns noch motivierter in Richtung 20.25 Uhr schauen. Genau um diese Uhrzeit betraten wir nämlich die „Bretter, die die Welt bedeuten“. Das La Loco ist nun mit um die 900 Fans bereits prall gefüllt; deshalb starten wir auch 5 Minuten vor der eigentlich vereinbarten Anfangszeit (in vorheriger Absprache mit Rob), um in unser Set A noch „Anemone“ (vor „Patterns Of Oblivion“) mitreinnehmen zu können. Somit spielten wir also fast 50 Minuten und, das könnt ihr mir glauben, genossen jede einzelne in vollen Zügen. In einem emotionalen Bad aus Begeisterung und beinahe fanatischen Resonanzgebärden rockten wir die (bisherige) Show unseres Lebens. Die verzauberte Menge huldigte die, für unsere Verhältnisse sehr aktionsreiche Show mit diversen Mitsingeinlagen, Songtitelbrüllern und ungewohntem Blitzlichtgewitter. Nachdem die Dark Suns Aura dieses 50 minütigen Orgasmus‘ anscheinend mitten ins Herz von Paris einschlug, bedankten wir uns erstmals im Stile der Großen mit einer Arm-in-Arm-Verbeugung auf der Bühne. Danach umarmen wir uns hinter der Stage; euphorisch bewegt klatschen unsere schwitzenden Leiber aneinander und jedem von uns ist klar: das gerade Live-Erlebte könnte der wohl wahrscheinliche Höhepunkt dieser Tour für uns gewesen sein. Oh Mann, hat das Laune gemacht!
Doch jetzt heißt es erstmal, schnell abbauen und den Treppenaufgang zum Backstagebereich freiräumen, während Jan, wie zuvor ausgemacht, den CD-und Shirtverkauf übernimmt. Während wir uns umziehen und im Vorraum unsere Technik transportfertig zusammenpacken, kommt gerade Daniel vom Telefonieren zurück und meint: „Hi guys…, by the way, you sound really great.“ Als Gildenlöw-Fan schluckt man da natürlich kurz, bevor man schließlich „Thank you, nice to hear…“ erwidert und hofft, sich nicht nur in einem sehr intensiven Musikertraum zu befinden, von dem man dann plötzlich in Leipzig/Lindenau; Ecke Queckstrasse erwacht und erfahren muß, gerade den Vertrag mit Voice Of Life unterschrieben zu haben. Doch alles scheint zum Glück äußerst real. So schlingen wir einige Stücke der äußerst spät gelieferten Pizzas hinunter, um dann schnellstens zum Merch-Stand im langen Flur zu gelangen. Dort ist jedoch bereits kurze Zeit später nicht ein Hansel mehr zu sehen, da nun die POS Show beginnt. Und wieder wollen und können wir uns der nun explosionsartigen Kulisse ab Song 2 nicht mehr entziehen. So besteigen wir die schwer überfüllten seitlichen Treppenaufgänge, um optimale Sicht auf ein ebenso unvergessliches POS-Konzi zu erhaschen. Wiederum spielen die schwedischen Sympathikusse ihr 90min Set der Vortage; und das in absolut perfekter Weise, voller Spielwitz, Charm und einem Mega-Entertainer Daniel, dem man weißgott keinerlei Kränkelei auch nur anmerkt; im Gegenteil, der später erneut durchgeführte Schrei-Kontest gegen das zuvor recht erfolgreiche Essen, sprengt fast unsere Gehörgänge. 900 Franzosen schreien sich über 15 Sekunden die Seele aus dem Leib, sodass sage und schreibe 116 DB an Pegel gemessen werden. Das ist mit Sicherheit rekordverdächtig; selbst Chris, der in diesem Moment im recht weit abgelegenen Backstagebereich die Keimdusche nutzte, vernahm ein ihn beunruhigendes, dröhnendes Rauschen. Wahnsinn!!! Was für eine Show und welch ein Publikum! Hatten wir als Dark Suns doch wahrhaft gedacht, schon einiges in den 900 Seelen geweckt zu haben; doch POS zeigten uns auf geniale Art und Weise, wie viel da noch schlummerte und zur Erweckung bereit war. Mit erhobenen Händen, flehenden Gesichtern und nassen Klamotten sang der Großteil dieses Arena-Ambientes die Refrains von z.B. „Ashes“, „Inside“, „People Passing By“, „Ending Theme“, „Second Love“ oder auch Zugabe „Undertow“ bereitwillig mit.
Auch Manager Rob hatte den Merch-Stand verlassen, um dieser Show nun auch optisch beizuwohnen.
0.00 Uhr war dann leider alles vorbei; am übervollen CD-Stand drängelten sich so manche geschwächte POS-Fans den Rang ab, doch auch unsere Seite wurde erwartungsgemäß stark heimgesucht, um ordentlich Euros loszuwerden. Viele unserer CDs, Shirts und damit verbundene Autogramm-und Fotowünsche passierten die selbst erbaute Theke; und wir bedanken uns mit „Merci beaucoup!“. …In der nächtlichen Lichterpracht und bei regem Straßentreiben vorm Club, beladen wir, uns gegenseitig helfend, unsere Busse; Johan L. schenkt uns zwei der POS Backstage Weinflaschen und wird danach von uns beim rauchen gefilmt; Chris schießt Fotos, unter anderem von Daniel und mir; vorm Club verweilende Fans warten auf Plakatsignierungen und werden natürlich belohnt; der sichtlich beschwippste Drummer Johan besichtigt erstmals unseren Wohnbus; alle sind wir irgendwie am lachen; das Straßenchaos und die heranschwirrenden Discobesucher (Sonntag, 1.45 Uhr!) nervt zwar ein wenig, doch irgendwie bewegt uns dieses krasse Treiben auch; dann wird’s aber Zeit, einen geeigneten Schlafplatz außerhalb des Zentrums zu finden und somit verlassen wir hupend den Ort des Geschehens und winken der uns verabschiedenden Kulisse aus Fans, POS Leuten und einer furchteinflößenden Sicherheits-Crew. …2.30 Uhr: Am sicher erscheinenden Parkplatz angekommen, bereiten wir uns mit dem Wissen, die Hälfte der Tour überschritten zu haben, auf die Nachtruhe vor; stoßen nochmals auf einen geilen Abend an und einigen uns, das heute gespielte, und um einen Song erweiterte Set A für den Rest der Tour beizubehalten. Dabei werden wir dann fast etwas wehmütig, dem Ende dieser Tour entgegenblickend; vielleicht lag das aber auch an der dramatisch musikalischen Chill-out-Untermahlung Bart?k’s 😉
Au revoir LA LOCO! Paris rocks! …Merci beaucoup!!!