Dark Reflexions
"Homesick for a place you've never been" unter die Lupe genommen
Special
DARK REFLEXIONS haben mit „Homesick for a place you’ve never been“ etwas Bemerkenswertes vollbracht – mit einer semiprofessionellen Aufnahme und einer knappen Spielzeit von zwanzig Minuten, haben sie Aufmerksamkeit geweckt. Und zwar, obwohl der Fünfer in einem Genre wildert, dass eigentlich schon bestens abgedeckt scheint. Wenn man als Redakteurin eine Band zum „Unter die Lupe“-Special bittet und auf die Nachfrage nach lustigen Anekdoten zu der Entstehung der EP die Antwort bekommt, dass dies nicht möglich ist, da die Lyrics leider alle auf negativen Erfahrungen bestehen, dann erklärt das einiges. Nämlich unter anderem, warum Sänger Michael Lapitz so markerschütternd schreit und die EP „Homesick for a place you’ve never been“ extrem ans Herz gehen.
So richtig „new“ sind DARK REFLEXIONS – bestehend aus Michael, Lukas, Benjamin, Pascal und Aaron – aber nicht wirklich. Bereits vor sieben Jahren gründete sich die Band. Sie fanden zufällig zusammen, obwohl sie doch schon alle in anderen Bands verpflichtet waren und auch die Marschrichtung Melodic Hardcore, war zuerst nicht eindeutig klar. Power Metal sollte es werden, wenn es nach Erst-Bassist Johannes gegangen wäre. Offensichtlich – und glücklicherweise – wurde er überstimmt. Aber auch die genannten musikalischen Idole führen auf eine vollkommen falsche Fährte: Bob Dylan, Jimi Hendrix, Jimmy Page und LED ZEPPELIN, nennen DARK REFLEXION ihre Idole, zumindest wenn es um die persönliche Prägung als Musiker geht.
Dass die Band musikalisch in viele Richtungen offen ist, liegt eventuell auch daran, dass sie allesamt Multi-Instrumentalisten sind. „Wir probieren uns auch gern an anderen Instrumenten und versuchen uns musikalisch ständig weiterzuentwickeln“, so erzählt Gitarrist Benjamin Gruber. Es geht also locker zu bei DARK REFLEXIONS und Kreativität wird großgeschrieben. Auch privat sind die Musiker befreundet, wohnen sogar zusammen und unternehmen viel gemeinsam. Die Motivation für DARK REFLEXIONS ist klar: „Es ist jeder einzelne Moment der uns aus dem Alltag ausbrechen lässt. Es ist die Freundschaft zwischen uns und dem was wir zusammen erleben. Und es ist vor allem der Zuspruch den wir von unseren Fans bekommen, der uns weitermachen lässt“.
Trotz dieser löblichen Einstellung, geht es ihnen natürlich wie den meisten jungen Menschen, die eine Band gründen. Benjamin schätzt die Zukunft realistisch ein: „Rockstar werden, viel Kohle verdienen und Hotelzimmer verwüsten. Nein im Ernst, natürlich wäre die Tatsache mit der Musik unseren Lebensunterhalt zu verdienen toll, aber wir sind uns im Klaren, dass dies heutzutage ein Wunschdenken ist und in den seltensten Fällen, vor allem in unserem Genre, Wirklichkeit wird. Deswegen sind wir zufrieden, wenn wir zusammen Musik machen können, neue Länder bereisen können und neue Leute treffen, die unseren Sound mögen und uns supporten“.
Viel unterwegs waren DARK REFLEXIONS schon, gerade war die Band in Osteuropa, um ihre Musik dort vorzustellen. Die Erfahrungen, die die Band dort sammeln konnte, waren sehr intensiv: „Wir haben uns entschieden, Osteuropa zu bereisen, wir wollten herausfinden, wie die Szene dort ist und wie die Leute unseren Sound da annehmen. Es wurde uns schnell bewusst, dass die Standards in den Venues in Ländern wie Tschechien, Ungarn oder Bosnien ganz anders waren als bei uns, die Leute aber umso netter und zuvorkommend waren und es wirklich geschätzt haben, dass eine Band viele Kilometer gefahren ist, um bei ihnen zu spielen“. Die Tour darf als Erfolg verbucht werden. „Für uns war diese Tour eine tolle Erfahrung, die wir immer wieder gerne machen würden auch wenn nicht immer alles so verlaufen ist, wie wir das geplant haben. Aber wann gibt’s das schon? Es war auch das erste Mal, dass wir mit einem Bus unterwegs waren der Schlafmöglichkeiten für uns alle bot und somit auch eine Probe für uns, 15 Tage lang auf engstem Raum miteinander klarzukommen, was wir aber, wie ich finde, super gemeistert haben.“
Wenn man dann nach einer anstrengenden zweiwöchigen Tour durch Deutschland, Tschechien Österreich, Ungarn, Bosnien, Kroatien, Slowenien und der Schweiz nach Hause kommt und folgende Mail im Postfach hat, dann weiß man aber auch, dass sich die Mühe gelohnt hat:
„Jungs, wollte nur mal kurz erwähnen, wie geil ich eure EP finde! Habe euch ja in Wil zum ersten Mal gesehen und Live sehr gefeiert. Das gibt es bei mir nicht oft, dass ich etwas mir Unbekanntes live auf Anhieb gut finde. Und dasselbe gilt auch bei Tonträgern, da brauche ich normalerweise einen Monat, bis ich sagen kann, ob es mir gefällt oder nicht. Lange Rede, kurzer Sinn: Ihr habt einen neuen Fan.“
Nachfolgend gibt es zu jedem Song der EP einen kleinen inhaltlichen Abriss, unsere Review zur EP „Homesick for a place you’ve never been“ findet ihr HIER:
A Beautiful Box
In „A Beautfiul Box“ geht es vor allem um das eigene Ich und die internen Kämpfe, die jeder schon mit sich selber geführt hat. Außerdem wird in diesem Song die Unmündigkeit und das Unvermögen des Menschen, sein Leben ohne Einwirkung von anderen zu bestimmen, thematisiert- siehe Immanuel Kant, „Was ist Aufklärung?“
Sind wir nur Werkzeuge einzelner Individuen die unsere Gesellschaft leiten oder besteht für uns alle die Möglichkeit, uns dem zu widersetzen und unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu leiten?
Longing for Travel
Fernweh, sowie der Wunsch dem Alltag zu entkommen, waren die Gedanken, als dieser Text geschrieben wurde. Eine Pause vom selbstverständlichen Rhythmus, bringt einem oft weiter im Leben als man denkt. Die Trennung vom eigenem Zuhause hilft einem, die Wertschätzung seiner Familie und Freunde wiederherzustellen und diese nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Ebenso ist dieser Text ein Aufruf dazu, im Leben immer vorwärts zu schauen und alles Schlechte hinter sich zu lassen. Für uns persönlich bedeuten Reisen in andere Länder auch, einigen Problemen den Rücken zu kehren und das Leben auf „Pause“ zu stellen. Durch diesen Text kam die Inspiration zu dem Titel der Schallplatte: „Homesick for a place you’ve never been“.
Dephts & Heights
Das ist wohl unser persönlichster Song, bei dem es um ein Ereignis geht, das uns alle sehr schockiert und mitgenommen hat. Ein guter Freund von uns, der eigentlich immer positiv gestimmt war und Freude am Leben hatte, hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Der Text zeigt einen Dialog zwischen ihm und dem Schreiber.
The Fall of Aletheia
„The Fall Of Aletheia“, ist unser wohl gesellschaftskritischster Song. Das heutige Leben über den Handybildschirm, der ständige Online-Status, blenden unsere Sicht auf die Wahrheit – wir werden zu gefühllosen Marionetten, zu Robotern, zu einem gefügigen Teil im System. Der Text prangert diesen „Zahnrad“-Zustand an und ruft dazu auf, sich gemeinsam aufzulehnen und für die Freiheit, sei es in Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Genderismus oder Sexualität, jedes Einzelnen einzustehen.
Notorious Liar
In diesem Text geht es um das ständige Lügen und die dummen Fehler, die in einer typischen Beziehung gemacht werden und aus denen man nie lernt. Im Grunde sind diese Zeilen nicht sehr aufregend und auch nichts Besonderes. Dennoch war es genau dieses Thema, was verarbeitet werden musste und deshalb auf Papier kam. „Notorious Liar“ handelt von typischen und alltäglichen Problemen in der Liebeswelt.
Turning the Tide
„Turning the Tide“ handelt von Freunden und Bekannten, die versuchen, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, das von Drogenmissbrauch, Depressionen und Einsamkeit geprägt ist. Es war der Versuch, sich in ihre Körper zu versetzen und vorzustellen, wie das Leben für sie ist. Deswegen ist der Text auch aus der „Ego-Perspektive“ heraus geschrieben. Es handelt sich hierbei nicht um eine Kritik an deren Entscheidungen oder einer Missbilligung ihrer Lebenseinstellung. Dabei geht es um die eigene Verarbeitung dieses Themas und den Versuch, diese Menschen besser zu verstehen.
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