D-A-D
Studioreport D-A-D
Special
Die bedeutendste Rockband Dänemarks ist? Falsch! Zumindest, wenn Du, lieber Leser, soeben VOLBEAT gedacht hast. Die Begründer des Elvis Metal mögen zwar aktuell der dänische Exportschlager schlechthin sein – haben sie doch selbst in den ach so wichtigen USA durchschlagenden Erfolg -, aber ob sie den Erfindern des Cowpunk D-A-D den Rang ablaufen können, das wird sich erst noch zeigen.
Seit mehr als 25 Jahren sind D-A-D bereits im Geschäft, der offizielle Bandgeburtstag ist der 3. März 1984 und der Geburtsname DISNEYLAND AFTER DARK. 1989 wurden zwar keine Ringe getauscht, aber ein Vertrag unterschrieben, der zur Namensänderung führte – ein internationaler Plattenvertrag mit Warner. Die verschwägerte Walt Disney Company hatte wohl Angst vor der Dunkelheit, vielleicht aber auch einfach keinen Humor, und drohte auf Grund der unliebsamen Namensverwendung mit einer Klage. Die Band beugte sich dem Druck und kürzte den Namen zu D.A.D. (ab 1995 D:A:D geschrieben, inzwischen internetfreundlich D-A-D). Anders als die Bindung mit Warner ist der Geburtsname jedoch beständig und noch immer nicht vollkommen von der Bildfläche verschwunden. Abgesehen von der linguistischen Beschneidung gab es in der Bandgeschichte nur einen augenfälligen Einschnitt, als Drummer Peter Lundholm Jensen 1999 die Sticks niederlegte und noch im selben Jahr Laust Sonne seinen Platz einnahm. Die Saitenfraktion ist noch heute mit den Musikern der ersten Stunde besetzt: Jesper Binzer (lead vocals, backing vocals & guitar), Stig Pedersen (bass, backing vocals & vocals) und Jacob Binzer (guitars, piano & backing vocals).
Zehn Alben haben D-A-D bisher veröffentlicht, mehrere Welttourneen hinter sich, und auch mit über 40 Lebensjahren rocken die vier Herren live gewaltig. Am 31. Oktober 2011 wird Album Nummer 11 in Dänemark veröffentlicht, Deutschland wird voraussichtlich ein oder zwei Monate später dran sein. Da es eines der Kennzeichen von D-A-D ist, immer wieder neue Elemente in ihre Musik und Show einfließen zu lassen, stellt sich natürlich die Frage, womit die vier Herren diesmal überraschen werden. Geht das überhaupt noch, über 25 Jahre nachdem Stig und Jesper beschlossen, die Band zu gründen? Die Antwort auf diese Frage erhielten wir Anfang Mai, als Jesper, Jacob, Stig und Laust zu einem exklusiven Studiotermin luden.
Drei Songs spielen uns Band und Produktionsteam vor, drei Songs, die sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium befinden. Reicht das, um sich ein Bild von einem Album zu machen? Im Fall von D-A-D durchaus. Schon der erste Song drückt kraftvoll aus den Studioboxen: Ein klassischer First Take, die Gesangslinien noch ohne die endgültigen Texte, und auch der Titel steht noch nicht fest. Das, was wir gerade gehört haben, sind die „10% pure Inspiration und Kunst des Songs“, wie Jesper es sehr schön ausdrückt. Es folgen Song zwei und drei, die schon etwas weiter in der Entwicklung sind, aber noch genauso mitreißen wie der erste. Es wird mit jedem Takt schwerer, im bequemen Bürostuhl still zu sitzen: Der Kopf nickt, der Fuß wippt, Konzertfeeling setzt ein. Wie kann das sein?
Die Erklärung findet sich m. E. in der Aufnahmetechnik von D-A-D. Während viele Bands jedes Instrument separat einspielen und sich vom Klick den Takt diktieren lassen, spielen D-A-D alle Instrumente zusammen ein, ohne Klick. Brauchen sie auch nicht, mehr als 25 Jahre gemeinsame Bühnenerfahrung reichen vollkommen aus, um – zu neudeutsch – absolut tight zu sein. Das Ganze unter den wachsamen Augen und Ohren von Produzent Nick Foss, der schon „No Fuel Left For The Pilgrims“ (1989), „Riskin‘ It All“ (1991), „Simpatico“ (1997), „Everything Glows“ (2000) und „Soft Dogs“ (2002) produzierte.
Wie üblich bei D-A-D gibt es auch 2011 Neuerungen, ohne jedoch den typischen D-A-D-Sound zu verlieren. So hebt Stig hervor, dass er dieses Album auf einem viersaitigen Bass eingespielt hat.
Blasphemie?
Evolution!
Nach 28 Jahren am zweisaitigen Bass wollte Stig im Studio einfach mal etwas Neues ausprobieren. Liebhaber seiner extravaganten Instrumente brauchen aber keine Angst haben, live wird Stig weiter seine Zweisaiter spielen, und es ist bereits ein neues Modell im Bau, das er mir begeistert beschreibt. Auf den Sommerfestivals wird Stig den Neuen noch nicht dabei haben, aber zum Albumrelease und zur Europatour – geplant für Februar 2012 – wird der weiße Plexiglasbass in Form ei… Ach, lasst Euch überraschen!
Wer sich schon darauf freut D-A-D auf den Sommerfestivals zu sehen und auf neue Songs hofft, den muss ich leider enttäuschen. Die Band hat sich entschlossen, das klassische Festival-Set zu spielen, vielleicht kommen ein paar ungewöhnliche alte Songs dazu, aber definitiv nichts vom neuen Album. Die vier haben sich darauf geeinigt abzuwarten, damit nicht schon Monate vor Veröffentlichung Live-Mitschnitte der Songs im Internet zu finden sind. Einfach ein bisschen geheimnisvoll sein, damit das Album eine Überraschung für die Fans ist.
Ein paar Details gibt es aber schon noch zum neuen Album zu erzählen:
Während die Band für das 2008er Album „Monster Philosophy“ eine Auswahl von 25 Songs hatte, aus der eine ausgewogene Mischung von Balladen, Midtempo und schnellen Songs gewählt wurde, war die Grundauswahl diesmal deutlich kleiner. Viele Songs wurden schon im Voraus verworfen und nur an denen weiter gearbeitet, die stilistisch zusammen passen. Es gibt sozusagen einen stilistischen roten Faden, was mich nach den drei gehörten Songs auf ein rockiges, druckvolles Album hoffen lässt. Und tatsächlich wird es diesmal nur eine Ballade geben, das wird dafür aber eine Richtige – „langsam und sehr traurig, ein sehr schöner Song“, wie mir Stig versichert. Insgesamt orientieren sich D-A-D diesmal ein bisschen in Richtung Southern Blues, die Markenzeichen der Band – Jespers unverkennbarer Gesang und der typische Gitarrensound – bleiben aber unüberhörbar.
Eine weitere Neuerung werden die verhältnismäßig vielen Songs mit Klavierstücken sein. Sowohl Laust als auch Jacob sind sehr gute Klavierspieler und durften sich diesmal bei mehreren Songs am Tasteninstrument austoben – an einem echten Flügel, keinem Keyboard, wie Stig betont und damit einen weiteren Pluspunkt für das Album bei mir einfährt.
Ob und wie die Klavierstücke live umgesetzt werden, ist noch offen. In der Vergangenheit haben D-A-D bereits Passagen in ihre Shows eingebaut, bei denen Laust Klavier spielte und Jesper dazu sang. „Das ist eine schöne Pause, wenn nach all der lauten Musik plötzlich eine fantastische Ballade kommt und es danach laut weiter geht.“ Vielleicht dürfen wir also auch im Februar 2012 Laust oder Jacob live am Klavier erleben, eine kleine Pause vom Erwarteten genießen. Vielleicht habe ich diese Möglichkeit mit meinen Worten aber auch verbaut…
„Always do what people don’t expect!“ (Stig Pedersen)
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Stile | Alternative Rock, Hard Rock, Rock |
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