Cripper
Die Tourstory zum Baltikum-Abenteuer
Special
13.10.2017, Tallinn, Estland
Pünktlich um 8 Uhr sind alle auf den Beinen und halten nach Frühstück Ausschau. Fündig werden wir in einer Bäckerei schräg gegenüber unseres Hostels. Schnell werden Kaffee, Cappuccino und ein Kakao bestellt sowie die Theke mit belegten Bagels und Brötchen geplündert. Doch bevor es auf die Straßen Richtung Tallinn geht, muss das Equipment aus dem Lemmy geholt werden. Gesagt, getan. Etwas müde wird im Nieselregen angepackt und alles verstaut. Clubbesitzer Nerijus ist gerade in den Regen verschwunden, als Christian auffällt, dass sein Hoodie wohl noch im Club liegt … ein Phänomen, das uns die gesamte Tour begleiten wird. Glücklicherweise erreichen wir den freundlichen Litauer noch und sind endlich abfahrbereit.
Der Trip nach Estland ist erneut begleitet von Flachwitzen, ernsthaften Diskussionen über das gesellschaftliche Klima, die Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz und dem Versuch, die Stunden irgendwie rumzubekommen. Zwischendrin werden die schmackhaften Reste von Kalles Hack/Feta/Zucchini-Pfanne, die er wohlweislich noch im heimischen Hannover gebraten hat, brüderlich mit einem Löffel geteilt, und Jonathan erweist sich an einer Tankstelle erneut als Bier-Gourmet und entdeckt in Lettland das nächste leckere Craft-Gebräu. Erneut ist das Erstaunen groß. Während hierzulande selbst im Supermarkt locker drei Euro fällig gewesen wären, liegt der Preis hier bei einem. Aber genug geschwärmt. Am Club Tapper in Tallinn angekommen geht die übliche Routine los. Ausladen, aufbauen, Soundcheck. Björn zeigt sich ebenfalls als Gärstensaft-Kenner und begeistert mich für einheimisches Saku. Beim Kauf an der Bar zeigt sich: Estland ist deutlich teurer als die restlichen Baltikum-Staaten, vier Euro kostet der flüssige Leckerbissen. Selbiges zeigt ein Ausflug in den Supermarkt, wo die Bierpreise ungefähr deutsches Niveau haben und meist sogar knapp darüber liegen. Aber da müssen wir durch. Es ist beschlossene Sache, dass heute gefeiert wird, schließlich ist die Strecke nach Riga am Tag drauf die Kürzeste und Ausschlafen ist angesagt. Als das erste Bier getrunken, der Sound getestet und auch gegessen wurde, steht wieder Musik auf dem Programm.
Heute eröffnen SIGNS OF EXECUTION als lokaler Support. Die Tech-Death/Deathcorer erweisen sich als Entdeckung dieser Tour. Musikalisch anspruchsvoll, dürfen auch mal ein paar PARKWAY DRIVE-Leads durch das brutale Geholze und versierte Gefrickel flirren. Fronterin Meriliis holt ebenfalls einiges aus sich heraus und verleiht den Songs mit ihren finsteren Growls einen atmosphärischen Glanzpunkt, der auch von den oben an der Bühne befestigten Galgen unterstrichen wird. Die Esten sollte man auf dem Schirm behalten.
Die Stage ist heute größer, der Club auch, und so ist es wie schon im Lemmy zunächst etwas licht in den vorderen Reihen. Offenkundig kennen aber mehr Besucher CRIPPER, sodass das Publikum schnell auf Betriebstemperatur ist und schon bei „Jackhammer“ die ersten Haare und Fäuste wirbeln. Auch das Quintett scheint etwas eingespielter zu sein und nutzt gleichzeitig den zusätzlichen Platz auf der Bühne, um die Positionen hin und her zu tauschen und sich in Pose zu werfen. Saitenschwinger Christian dreht gar so auf, dass er plötzlich auf der Bassdrum von Dennis steht. Wie schon in Riga kommt auch heute Gastsängerin Mara bei „Mother“ sowie später im Set bei „7““ mit auf die Bühne und erntet dafür erneut wilden Applaus. Das Treiben ist ansteckend, und so tingeln auch an diesem Abend alle nach der Show glücklich von der Bühne in Richtung Bar.
Die Band nimmt sich außerdem viel Zeit, um mit den Fans zu plauschen und das ein oder andere Bier zu trinken. So erfahren wir, dass es ein paar Finnen gar aus Helsinki extra für die Show per Fähre nach Tallinn verschlagen hat, was die Musikergesichter zum Leuchten bringt. Als dann zu späterer Stunde noch ein begeisterter Besucher seine Kreditkarte zückt, um eine große Runde Bier zu spendieren, sind alle restlos zufrieden. Der Abend wird wie angekündigt lang.
Als „Place to be“ stellt sich ein Fenster im Treppenaufgang zum Backstage heraus. Das nicht nur als Raucherinsel dient, sondern auch zu ernsthaften Diskussionen und tief persönlichen Gesprächen einlädt. So versacken unter anderem Drummer Dennis und ich mehrere Stunden am Fenster, und nahezu jeder aus der Crew kommt auf einen Plausch vorbei. Um sieben sind auch die letzten, namentlich Dennis und Jonathan, im Bett. Die eher ungemütlichen und schmuddeligen Backstageräumlichkeiten laden zwar nicht gerade zur ausgiebigen Rast ein, erfüllen aber ihren Zweck und bieten uns den Unterboden für ein paar erholsame Stunden.
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Stile | Groove Metal, Thrash Metal |
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