Costin Chioreanu
Where Purgatory Ends
Special
Das dritte Dark Bombastic Evening Festival in Alba Iulia, Rumänien, am 19. und 20. August 2011 beherbergte zum ersten Mal eine Kunstausstellung und verband einzigartige Atmosphäre und Musik mit visuellen Eindrücken in idyllischer Umgebung. Eingeladen hatte man Costin Chioreanu, der bereits für Bands wie zum Beispiel AVA INFERI, DEMONICAL, GRAVE, MAYHEM oder auch ULVER künstlerisch tätig geworden ist. Im Gepäck hatte Chioreanu dreizehn skurrile, vor allem aber nachdenklich stimmende Kunstwerke, die er gemeinsam mit Rune Eriksen (AURA NOIR, AVA INFERI, Ex-MAYHEM), Andrei Ionut (Bass) und Tudor Diaconescu (Violine) in einem eigens für diese Kunststellung angedachten Soundtrack vertonte. „Where Purgatory Ends“, so der Titel dieser Kunstausstellung, entstand über viele Monate, und gehört damit zu Chioreanus zeitlich aufwändigsten Kunstwerken.
Vom 06. bis zum 10. Oktober 2011 konnten sich nun auch Besucher in Bukarest, Rumänien, dieser audio-visuellen Ausstellung widmen. Die passenden Räumlichkeiten bot die im historischen Stadtzentrum gelegene Kunstgalerie Saint Ink. Für metal.de vor Ort, wohnte ich diesem Event bei und sprach mit Costin Chioreanu über Inhalt und Zukunft von „Where Purgatory Ends“.
Zur Eröffnung am Donnerstag, dem 06. Oktober 2011 zur frühen Abendstunde, wurde ich im Eingangsbereich der Galerie mit süffigem Schaumwein begrüßt, wie es sich für eine Vernissage gehört. Dass das prickelnde Nass in praktischen aber stilvoll ausschauenden, transparenten Plastikbechern serviert wurde, störte allerdings niemanden, denn obwohl auch zahlreiche Besucher gehobeneren Alters anwesend waren, ist die eigentliche Zielgruppe dieser Ausstellung der Extreme-Metal-Hörer und Connaisseur gediegener Kunst jüngeren bis mittleren Alters.
An den Wänden im ersten Ausstellungsraum hingen sieben zum Teil bereits verkaufte Kunstwerke in dunkelgrauer Farbe auf schwarzer Leinwand gedruckt. „Es ist mir wichtig, dass sich der Besucher dieser Ausstellung seine eigenen Gedanken macht und jedes dieser Bilder auf seine eigene Art und Weise deutet.“, sagte Chioreanu, „Dabei empfinde ich selbst das Leben eher als einen winzigen Ausschnitt einer langen Reise, die man in mehreren Formen und Zuständen durchlebt und nicht etwa im Tod endet, sondern auch darüberhinaus Bestand hat. Diese Visionen meines bisherigen Lebens und des Jenseits finden sich in diesen Bildern.“ Während Chioreanu erzählte, setzte ich mich in die Mitte des Raums und ließ die Musik, die den ganzen Abend in Dauerrotation gespielt wurde, in Verbindung mit den Kunstwerken an der Wand auf mich wirken. Diese Bilder berühren, aber man muss sich öffnen und das eigene Leben an einem vorbeiziehen sehen, um das Herzblut, das Chioreanu in Bild und Ton hat einfließen lassen, seine Ängste, Hoffnungen und Gefühle, tatsächlich erahnen zu können. „Zwei Bilder liegen mir ganz besonders am Herzen…“, Chioreanu zeigte auf das Bild mit einem Clown, „Der Clown am Fenster, das bin ich selbst. Aus einem Zimmer, das, auch wenn es offensichtlich leer zu sein scheint, bis zur Decke mit vielen Erinnerungen, Sorgen, Missgeschicken, Gedanken, Hoffnungen und manchmal auch mit Freude gefüllt ist. Viele sentimentale Schätze befinden sich innerhalb der Mauern dieses einen Zimmers, während draußen ein riesiges, offenes Feld zu finden ist. Meine Fenster haben Augen, denn ich sehe wie die Welt dort draußen ist, auch wenn ich nicht aus dem Fenster schaue.“
Chioreanu drehte sich um und ich folgte ihm nach einem kurzen Augenblick in den zweiten Ausstellungsraum, an dessen Wänden sechs weitere Kunstwerke hingen. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, auf dem frisches Gebäck in Form eines Vogels lag. „Das Gebäck ist dazu gedacht, den Besucher direkt in die Ausstellung zu integrieren.“, lachte Chioreanu und ich biss genüßlich in einen dieser köstlichen Kekse, während er fortfuhr: „Das zweite für mich ganz besondere Bild trägt den Titel „Ich nehme mir, was mir gehört“ und ist zweifelsfrei das düsterste und auch beste Kunstwerk, das ich bis zum jetzigen Zeitpunkt erschaffen habe. Es repräsentiert einen abscheulichen Moment: Die Erkenntnis, wie kraftvoll die Dunkelheit sein kann. Als Kind kannst du weder körperlich noch geistig Widerstand leisten und du gerätst in eine Art Schockzustand. Ein solcher Moment kann dich ein ganzes Leben lang verfolgen. Aber du kannst auch positive Energien daraus ziehen, zu wissen, woher du kommst und was du aus einer dieser rabenschwarzen Situationen gelernt hast. Eine Kuriosität.“ Ohne Zweifel.
„Where Purgatory Ends“ wird als nächstes am 29. Oktober 2011 in Helsinki, Finnland, stattfinden, und am 03. November 2011 in New York, USA. Weitere Ausstellungen sollen folgen.
T-Shirts und den Soundtrack zum Event im edlen Digipack können während der Ausstellungen oder über die Website von Costin Chioreanu erworben werden.
Photo used by permission. Thanks to Soile Siirtola.