Copenhell 2023
- Ein Reisebericht

Special

Samstag, 17.06.2023

Am vierten und letzten Festivaltag ballen sich die Bands bereits am frühen Nachmittag. Nach einer ersten Station bei den kanadischen Schwarzmetallern SPECTRAL WOUND geht es zu den dänischen LIVLØS. Diese steigen hämmernd ein, und ihr moderner Melodeath sorgt für einen sich vergrößernden Pit und die ersten Crowdsurfer:innen des Tages. Das erste Tages-Highlight gibt es mit LIVLØS also schon recht früh. Wenig später beginnen FOREVER STILL ihr Set. Diese spielen viele Stücke ihres noch aktuellen 2019er Albums „Breathe In Colours“ und haben mit dem Theremin ein echtes Exoteninstrument auf der Bühne. Ihr Alternative Metal sorgt für ordentlich Stimmung im Publikum, wovon Fronterin Maja Shining sichtlich gerührt ist.

Galerie mit 24 Bildern: Livløs - Copenhell 2023

Weiter geht es mit einer Ladung lokalem Hardcore. NIGHT FEVER werden sogar als der ‚beste Hardcore‘ angekündigt und liefern auch dementsprechend ab. Überraschend früh, nämlich um 18:00 Uhr, spielen GHOST auf der Helvíti Stage. Wer sie eine Weile nicht verfolgt hat, dürfte positiv von ihren Kostümen mit Lovecraft-Vibe überrascht sein. Ansonsten ist es halt, was es ist, und funktioniert gut beim Copenhell-Publikum. Deutlich weniger Klimbim brauchen wenig später aber die Kanadier:innen SPIRITBOX, um Bewegung in die Menge zu bekommen. Vor allem im direkten Vergleich zu GHOST sind ihr Tempo und ihre Härte sehr erfrischend.

Galerie mit 27 Bildern: Spiritbox - Copenhell 2023

Eine fiese Überschneidung gibt es zwischen BLACKBRAID und GAEREA, die ein sehr ähnliches Publikum ansprechen und nur eine Viertelstunde versetzt beginnen. So reicht es nur für einen kurzen Zwischenstopp bei BLACKBRAID. Nach einem Intro mit traditionellen Trommeln bleibt von der Native-Atmosphäre allerdings nicht mehr viel übrig. Ihr recht klassischer Black Metal überzeugt aber auch so und hämmert sich angenehm in die Gehörgänge. Gleiches gilt für GAEREA, die mit ihren Post-Einflüssen und ausgefeilter Melodik noch mal einen draufsetzen und vor allem ihr aktuelles Album „Mirage“ präsentieren. Da stört auch der Regen nicht, den die Band als passendes Wetter bezeichnet. Am Ende veranstaltet das Copenhell-Publikum sogar noch einen Security-Stresstest mit Seriensurfen, und GAEREA werden als eines der Festivalhighlights verbucht.

Galerie mit 29 Bildern: Blackbraid - Copenhell 2023

GUNS N‘ ROSES sorgen mit dem Überziehen ihrer Zeit für eine Verspätung bei allen anderen Bands, denn vor Ende des Headliners darf nicht gespielt werden. So genau ist aber sowieso nicht klar, wie lange die Sets der einzelnen Bands dauern, denn Endzeiten sind in der Running Order nicht angegeben. Einen stimmungsvollen Abschluss findet das Copenhell für uns dann aber schließlich bei den dänischen KELLERMENSCH, deren Name vielleicht nicht ganz zur Ernsthaftigkeit und Melancholie der Band passt. Sie begeistern ein noch nach dem Headliner volles Infield. Auch AFSKY haben den letzten Slot des Tages und verbreiten auf der Pandæmonium Stage Düsternis einer anderen Gangart.

Galerie mit 22 Bildern: Forever Still - Copenhell 2023 Galerie mit 22 Bildern: Gaerea - Copenhell 2023 Galerie mit 29 Bildern: Ghost - Copenhell 2023 Galerie mit 16 Bildern: Night Fever - Copenhell 2023 Galerie mit 22 Bildern: Spectral Wound - Copenhell 2023

Copenhell, yay or nay?

Während des Festivals hatten wir die Gelegenheit, mit einigen dänischen Bands zu sprechen. Alle waren sich darin einig, dass das Copenhell der Place-to-be und ein wichtiger Bestandteil der Metalcommunity in Dänemark ist. Diesen Eindruck haben auch wir gewonnen. Die durchgehend sehr angenehme Atmosphäre und gute Stimmung gepaart mit dem wirklich sehr starken Lineup sind definitiv große Pluspunkte des Festivals. So lohnt sich die Reise trotz der Entfernung und der nicht wegzuredenden Kostspieligkeit. Als Stadtfestival ist das Copenhell viel einfacher zu erreichen als ein Ackerfestival, auch wenn es mit den Bussen so ein paar Problemchen gibt. Machbar ohne Zelt und ohne Auto, dafür mit vier Bühnen und groß genug für richtig starke Headliner. Dass das Gesamtpaket stimmt, steht für uns außer Frage.

Galerie mit 60 Bildern: Impressionen - Copenhell 2023

Auch wenn wir in Deutschland und näherer Umgebung mit einem Überfluss an Festivals gesegnet sind, lohnt sich ein Blick in die weitere Ferne im Falle des Copenhell also durchaus. Zum Abschluss haben wir deshalb noch ein paar hilfreiche Infos zur Logistik für euch.

Anreise und Anfahrt

Aus dem deutschen Norden kommt man gut mit dem Zug nach Kopenhagen, aus dem Süden wird es wohl ein Flug werden. Vor Ort ist man mit Zug oder Metro schnell in der Stadt und von dort aus mit einer direkten Buslinie vom Hauptbahnhof in etwa einer halben Stunde beim Copenhell. Für Tickets empfiehlt sich die Dot-App. Wie im Bericht bereits erwähnt, sollte man aber sowohl bei der Fahrt zum als auch vom Festival mit Wartezeiten rechnen. Das Fahrrad ist eine echte Alternative, allerdings sind die per App mietbaren orangenen Citybikes abends schnell weg. Die meisten Hotels vermieten zwar tageweise Fahrräder, allerdings für rund 20 Euro pro Tag. So richtig elegant lässt sich das tägliche Pendelproblem zum Festival also wahrscheinlich nicht lösen. Dies ist dem Copenhell bewusst und es postet beispielsweise auf Facebook aktuelle Infos und Tipps zur An- und Abfahrt. Schlimmstenfalls ist man in einer Stunde aber auch gelaufen.

Unterkunft und Camping

Durch die Größe des Festivals sind Teile des Campings ausgelagert. Auch hier fahren Shuttlebusse. Diese scheinen aber nicht so überlaufen zu sein, weshalb die Fahrten hier entspannter sein sollten. Ein Camp im Stil von ‚mein-Zelt-steht-schon‘ gibt es direkt am Gelände. Hier haben die Zelte sogar Licht und Strom. Da wir das Camping aber nur vom Hörensagen kennen, möchten wir hier keine allzu verbindlichen Aussagen treffen. Das Copenhell informiert ausführlich auf seiner Homepage. Hotels oder andere Unterkünfte sind in der Stadt leicht zu finden. Es macht sehr viel Sinn, auf Nähe zum Hauptbahnhof zu achten. Ein besonders schöner Stadtteil ist aber Frederiksberg. Wer mit dem Gedanken spielt, zum Copenhell zu fahren, sollte sich frühzeitig ein Zimmer reservieren. Dies ist über Buchungsportale oft mit kostenloser Stornooption möglich, sodass man auf der sicheren Seite ist.

Verpflegung

Das Copenhell bietet eine breite Auswahl an Essen und die Stände sind gleichmäßig über das Gelände verteilt. Gleiches gilt für die Bierstände, Wein ist dagegen nur an ausgewählten Locations zu bekommen. Die vegane Auswahl ist im Vergleich zu den uns bekannten deutschen Festivals ein Traum. Von 40 gelisteten Foodständen sind 19 mit veganen Optionen gekennzeichnet. Einige sind komplett vegan. Für Vegetarier:innen gestaltet sich die Essenssuche noch einfacher. Da das Festival cashless ist, geht nur Kartenzahlung. Direkt neben dem Festivalgelände gibt es aber auch den großen Streetfood-Markt Reffen, der neben einer köstlichen Auswahl auch einen Citybeach bietet. Hier ist das Essen – je nach Stand– auch spürbar günstiger als auf dem Festivalgelände.

Merch

Eine kleine Auswahl Festivalmerch gibt es bereits bei der mehrere Tage dauernden Preparty in der Stadt. Viel mehr Designs gibt es aber auf dem Copenhell selbst. Zehn Shirts, sieben Hoodies, sechs Mützen und einen Haufen anderen Kram. Wir haben zwar nicht nachgezählt, vertrauen aber auf die Info, die wir erhalten haben. Bei den Designs gibt sich das Festival sehr viel Mühe, sorgt für einen jährlich wechselnden Look und arbeitet mit Künstler:innen zusammen. Bandmerch wird separat neben der Hades Stage im Hauptbereich des Infields verkauft. Da Dänemark allgemein hochpreisig ist und das Copenhell einen Anteil von 25 % einbehält, könnte es aber günstiger sein, in den Onlineshops oder bei Konzerten der Bands zu kaufen, da diese gegebenenfalls beim Festival mit den Preisen hochgehen müssen. Besser für die Bands ist es allemal.

Money, Money, Money

Das Stichwort hochpreisig ist schon gefallen. Dies gilt für die Unterkunft in Kopenhagen, Essen in Restaurants, das Festivalticket und natürlich auch Verpflegung und Alkohol auf dem Festival. Für eine Mahlzeit kann man schon 15 bis 20 Euro rechnen, für ein Bier um die acht. Eine Modellrechnung für den gesamten Aufenthalt möchten wir hier aber nicht versuchen, denn es kommt stark auf Buchungszeitpunkte und die eigenen Gewohnheiten an. Mit Ticketpreis, einem kurzen Blick auf das Bookingportal des Vertrauens und einem Check von Restaurant-Websites könnt ihr euch aber ein ganz gutes Bild davon machen, was euch ein Aufenthalt kosten würde. Für den schmalen Geldbeutel ist der Trip sicher nichts, doch gerade als Teil eines Urlaubs schon wieder im Rahmen.

Kopenhagen & Co.

Wer vor oder nach dem Copenhell noch ein paar Tage Zeit hat, sollte definitiv noch etwas bleiben. Sehr zu empfehlen ist das Nationalmuseum mit seiner sehr coolen Wikingerausstellung oder der botanische Garten. Von Kopenhagen aus kommt man mit dem Zug aber auch leicht nach Roskilde, wo es das Wikingerschiffmuseum gibt. Nur etwa eine Dreiviertelstunde dauert die Zugfahrt nach Malmö.

Botanischer Garten Kopenhagen

Palmenhaus im Botanischen Garten Kopenhagen

In Kopenhagen gibt es einige Metalkneipen, die die Abende versüßen. Die Zeppelin Bar ist eher klassisch unterwegs, hat im Untergeschoss jedoch die Black-Metal-Höhle Left Hand Path. Am besten gefallen hat es uns aber in der Escobar, einem Ableger des Originals in Aarhus, wo feinstes Geholze lief und wo es in den Tagen vor dem Copenhell bei Vorzeigen des Festivalbändchens Bier für unschlagbare 25 Kronen (rund 3,40 Euro) gab. Auch die Spezialbiere im wechselnden Angebot können was; beispielsweise das eigens gebraute Jubiläums-IPA zum Zehnjährigen der Bar oder das 7,3%ige Reaper Chili-Stout der lokalen Mikrobrauerei To ØL.

Bild Tisch Escobar Copenhagen

Auch die Tische in der Escobar haben es uns angetan.

Noch Fragen?

Falls bei euch trotz der ewigen Länge dieses Artikels noch Fragen offengeblieben sind, haut sie gerne in die Kommentare. Wir beantworten diese nach besten Wissen und Gewissen.

Gelände - Copenhell 2023

Good bye – Copenhell 2023

Seiten in diesem Artikel

1234
03.07.2023

headbanging herbivore with a camera

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37244 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Mötley Crüe, Def Leppard, Parkway Drive, Zeal & Ardor, Iotunn, Gojira, Life Of Agony, Sleep Token, Fever 333, Møl, Ghost, Guns N' Roses, Livløs, Spiritbox, Forever Still, Spectral Wound, Night Fever, Gaerea, Afsky, Slipknot, Architects, Cabal, Defacing God und Skynd auf Tour

1 Kommentar zu Copenhell 2023 - - Ein Reisebericht

  1. metal-maniac sagt:

    Hallo metal.de,

    als passionierter Festivalgänger, der auch schon das ein oder andere Festival im Ausland besucht hat, habe ich euren Bericht voller Interesse gelesen. Danke dafür!

    Irgendwie erschließt sich mir hier leider überhaupt nicht, warum ich mir die Mühe für die lange Anreise für das Coppenhell antun soll außer ich hätte ein besonderes Interesse an Dänemark/dänischen Bands.

    – Völlig überzogene Preise: Ja, Dänemark mag generell teuer sein, aber 8 Euro für ein Bier und 25 % Aufschlag fürs Festival? Also bitte, finde ich nicht gerade unterstützenswert.
    – Umständliche Anreise jeden Tag, selbst vom Campground aus: Klar, machbar ist vieles wenn man nur will, mir würde das aber ziemlich schnell den letzten Nerv rauben.
    – Seltsame Aufteilung der Running Order: Es ist nicht ersichtlich, wann welche Band fertig ist? Und während des Headliners bleiben drei Bühnen leer nur um dann hinterher gleichzeitig bespielt zu werden? Wer denkt sich sowas bloß aus..?
    – Ziemlich viel Klimbim an Programm der mit der Musik nur noch bestenfalls am Rande zu tun hat aber dann auf der anderen Seite Mondpreise (womit wir wieder beim ersten Punkt wären)?

    Keine Ahnung, vielleicht lese ich das auch zu negativ und jeder Jeck ist anders. Ihr scheint ja trotzdem euren Spaß gehabt zu haben. Ich bin wohl generell nicht mehr die Zielgruppe für Festivals in dieser Größenordnung. Und klar sehe ich das aus meiner „deutschen Sicht“ vielleicht auch zu kritisch, in Dänemark wird es nun mal nicht die große Auswahl an Metal-Festivals geben wie hier aber irgendwie sehe ich hier überhaupt keinen Anreiz mir das auch zu geben.