Copenhell 2023
- Ein Reisebericht
Special
Mit dem Copenhell Festival in Kopenhagen hatten wir schon länger geliebäugelt. Zum ersten Mal zog es uns nun gen Norden, zur zwölften Runde des Festivals vom 14. bis 17. Juni 2023. Mit mittlerweile 38.000 Besucher:innen ist das Copenhell Dänemarks größtes Metalfestival und bietet an Bands so ziemlich alles von Newcomern zu ganz großen Headlinern. So waren beispielsweise auch schon METALLICA und IRON MAIDEN da. In den Tagen vor dem Festival gibt es zudem eine Preparty in der Stadt. Dort werden bereits die Bändchen ausgegeben, es gibt offiziellen Merch zu kaufen und es spielen Bands. Um uns die volle Ladung zu geben, sind wir also etwas früher angereist und haben uns beim Festival außerdem besonders auf dänische Bands konzentriert. Wundert euch also nicht, wenn einige große Namen nicht so ausführlich behandelt werden wie gewohnt. Über die könnt ihr anderswo genug lesen.
Das Copenhell Festival hat vier Bühnen, von denen bis zu drei gleichzeitig bespielt werden. Alle Bühnen tragen verschiedene Namen der Hölle oder Unterwelt. Von groß nach klein: Helvíti (Main Stage), Hades, Pandæmonium und Gehenna. Ein geräumiger Hügel gegenüber der beiden großen Bühnen sorgt für gute Sicht und eine gleichzeitige Ruhepause. An vier Tagen, von Mittwoch bis Samstag, spielen hier vom frühen Nachmittag bis ca. zwei Uhr morgens Bands so ziemlich aller Metalgenres. Auch wenn das Copenhell größentechnisch eher mit dem Summer Breeze vergleichbar ist, ist es für die Einheimischen das dänische Wacken.
Fotos von Andrea Friedrich.
Mittwoch, 14.06.2023
Am ersten Festivaltag werden wir beim Copenhell von Toke, der beim Festival für das Marketing zuständig ist, in Empfang genommen und erhalten zusammen mit anderen Medienvertreter:innen eine äußerst unterhaltsame Führung über das Festivalgelände. Dabei erfahren wir interessante Facts zum Event und sehen, was das Festival neben den Bands noch so alles zu bieten hat. Genaueres hierzu findet ihr auf den nächsten Seiten. Unser Rundgang endet an der Hauptbühne Helvíti, wo wir recht pünktlich zum Auftritt von MÖTLEY CRÜE aufschlagen.
Ihre nicht mehr ganz so frische Optik scheinen diese mit jungen Gogo-Tänzerinnen – Pardon, „Background-Sängerinnen“ – aufhübschen zu wollen, die zumindest gefühlt öfter auf den Leinwänden gezeigt werden als die Band selbst. Das geht jedoch ziemlich nach hinten los, denn die Zeiten solcher Inszenierungen sind nun wirklich vorbei. Von dieser anachronistischen Darbietung abgesehen läuft es zumindest musikalisch glatt, auch wenn zumindest beim Gesang mehrmals Zweifel in unserer Gruppe aufkommen, ob dieser überhaupt live ist. Mehr Indizien dagegen erreichen uns im Anschluss vom Hellfest. Vor allem im direkten Vergleich zu DEF LEPPARD, die später auf der Hauptbühne spielen werden und mit denen MÖTLEY CRÜE derzeit auf Tour sind, ist der Lack doch sehr ab.
Zwischendurch geht es für uns noch zur Gehenna Stage, wo DANCE WITH THE DEAD auf der kleinsten Bühne des Festivals eine sehr coole Show servieren. Irgendwo zwischen PERTURBATOR und LONG DISTANCE CALLING trifft ihr instrumentaler Gitarren-Synth voll ins Schwarze und sorgt für ordentlich Bewegung im Copenhell-Publikum. Dieses haben DEF LEPPARD im Anschluss für sich allein, denn während des Headliners spielen auf keiner der anderen Bühnen Bands. Einerseits können so alle die Headliner sehen, andererseits müssen danach gleich drei Bands das letzte Slot des Abends teilen. Dies führt an allen Festivaltagen zu schwierigen Entscheidungen.
Galerie mit 21 Bildern: Dance With The Dead - Copenhell 2023Nachdem DEF LEPPARD ihr Set routiniert und mit Recht gefeiert zu Ende gebracht haben, teilen wir uns schweren Herzens auf, denn für Redakteurin Angela kann es nur ZEAL & ARDOR geben, während Fotografin Andrea nicht ohne PARKWAY DRIVE kann. Wir hätten jedoch auch gerne die Dänen IOTUNN gesehen, die mit ihrer Beschreibung als ‚progressive cosmic power metal with elements of both death, thrash and black metal‘ äußerst interessant klingen und auch auf Platte gefallen haben. Hoffentlich ergibt sich hier bald eine weitere Chance. PARKWAY DRIVE veranstalten den Abriss, den man von ihnen gewohnt ist, während bei ZEAL & ARDOR eine wahre Staubschlacht im Pit ausbricht. Die Schweizer haben eine perfekte Setlist mit vielen Stücken vom aktuellen Album am Start, die an dieser Stelle ausdrücklich gewürdigt werden muss.
Galerie mit 33 Bildern: Parkway Drive - Copenhell 2023Somit ist der erste Festivaltag zu Ende und der Heimweg zurück in die Stadt steht an. Dies stellt sich aber als gar nicht so einfach heraus. An der Shuttlebus-Haltestelle finden wir eine sicher hundert Meter lange Warteschlange vor, die sich auch nicht bewegt, denn Busse sind zu diesem Zeitpunkt nicht in Sicht. Der Grund für das Chaos ist schnell ausgemacht. Die einzige Zufahrtsstraße zum auf einer Halbinsel gelegenen Festival ist von Fahrrädern und Fußgänger:innen überlaufen, sodass auch nachkommende Shuttlebusse und Taxen kaum durchkommen. Letztendlich versuchen wir es mit Mietfahrrädern, was jedoch ebenfalls schwierig ist, denn diese sind natürlich längst abgegrast. Am Ende werden wir fündig und schnappen anderen Festivalbesuchern die Räder vor der Nase weg. In diesem Fall sorry, not sorry. Die Radfahrt durch das nächtliche Kopenhagen hat übrigens einen ganz besonderen Charme und ist sehr zu empfehlen.
Donnerstag, 15.06.2023
Beginn ist beim Copenhell generell 12:30 Uhr oder später. So können gerade die Angereisten noch das Hotelfrühstück genießen und dann bequem einen Bus vom Hauptbahnhof nehmen. Anders als an den Abenden scheinen die zusätzlichen ‚Copenhell 666‘-Busse allerdings tagsüber noch nicht zu fahren. Somit teilt sich das Festivalpublikum die reguläre Buslinie 2A mit den Anwohner:innen. Am Hauptbahnhof sollte man sich auf Wartezeiten einstellen, bis man in einen Bus kommt. Späteres Zusteigen kann schwierig werden. Gruppenkuscheln lässt sich nicht vermeiden.
Einiges los auf dem Copenhell
Vor Ort angekommen haben wir noch etwas Zeit, das Gelände zu erkunden. Anders als im Vorfeld erwartet, erweisen sich die Laufwege zwischen den Bühnen als gar nicht so weit. Zwischen den jeweiligen Stage-Areas findet sich dann einiges an zusätzlicher Bespaßung. Im Biergarten – effektiv das Partyzelt – ist schon tagsüber Party und Klassiker aus allen Epochen werden lauthals mitgesungen. Je später der Abend, desto mehr wird auf den Tischen getanzt, bis sich irgendwann keine Oberfläche mehr zum tatsächlichen Sitzen eignet. Etwas versteckt seitlich der Helvíti Stage befindet sich das Smadreland. In diesem Småland für Erwachsene gibt es Badebottiche à la Mittelaltermarkt, eine BMX-Strecke und eine Demolition Zone, in der man mit Beilen auf Autowracks einschlagen kann.
Ein kleines Pendant zum Heidnischen Dorf auf dem Wave Gotik Treffen bietet das Copenhell mit seinem Udgård. Dieses durchquert man als kürzesten Weg zwischen den beiden kleineren Bühnen Pandæmonium und Gehenna. Wer schließlich noch ein VIP-Ticket erstanden hat, hat Zugang zum R.I.P.-Bereich mit einem nicht ganz billigen Fine-Dining-Restaurant und einem schattigen Wäldchen, das aber nur auf den ersten Blick friedlich ist. Mit Liebe zum Detail wurde hier gruselig dekoriert, sodass ein angenehmes Halloween-Feeling aufkommt. Trotz der Kleinteiligkeit ist die Festivalkarte sehr gut lesbar und zeigt in der Copenhell-App sogar den eigenen Standort an.
Um 12:45 Uhr startet das dänische Trio DIRT FORGE auf der Gehenna Stage. Sie machen Sludge mit proggy Einflüssen und reißen gerade dafür, dass sie nur zu dritt sind, bereits am frühen Tag ein ordentliches Brett ab. Sogar ein paar Pyros sind mit am Start. Wie wir erfahren haben, ist vor allem die Gehenna Stage unter anderem dafür gedacht, kleineren dänischen Bands eine wortwörtliche Bühne vor einem neuen und größeren Publikum zu geben. Besagte Bands scheinen aber trotz ihres Status nicht von der happigen Merch-Provision des Festivals verschont geblieben zu sein, denn auf Tape geschrieben prangt an einem der Amps von DIRT FORGE „fuck your 25% merch cut“. Vor allem bei Festivals – doch nicht nur dort – mittlerweile eine gängige Praxis. Sollte eine Band auf einem Festival also keinen Merch verkaufen, könnte dies der Grund sein. Die Korrektheit des Prozentsatzes wurde uns übrigens von einer der anderen Bands bestätigt.
Ebenfalls aus Dänemark kommen ROT AWAY, die an Social Media gemessen zwar unbekannter sein sollten, aber ein größeres Publikum angezogen haben. Dies kann natürlich an der späteren Spielzeit liegen, doch sie werden satt bejubelt und ihr Name fällt oft in Gesprächen mit Künstler:innen, die wir während des Festivals führen. Das Geheimnis ist die Bandzusammensetzung, denn ROT AWAY sind quasi eine Supergroup aus Mitgliedern alteingesessener dänischer Bands. Für Freund:innen des thrashigen Hardcore auf jeden Fall eine Empfehlung.
Galerie mit 30 Bildern: Rot Away – Copenhell 2023Weiter geht es zu SLEEP TOKEN, die aktuell durchaus mit Recht ein wenig gehypt werden. Die (vermeintlichen) Identitäten der musikalisch schwer einzuordnenden Briten geistern zwar schon durch das Internet, doch der Wirkung ihrer Musik tut diese Entmystifizierung keinen Abbruch. Einzig der grelle Sonnenschein ist nicht so ganz mit der Stimmung vereinbar, und man muss natürlich auf die sehr sentimentalen Vocals klarkommen, um SLEEP TOKEN wirklich genießen zu können. Das Copenhell-Publikum ist jedenfalls Feuer und Flamme. Als Nächstes stehen bei uns LIFE OF AGONY und FEVER 333 auf dem Programm. Während FEVER 333 nach dem Motto ‚viel hilft viel‘ kalkulierte Überladung bieten, sind LIFE OF AGONY puristischer und eher im No-Frills-Stil unterwegs. Vor allem die Antidiskriminierungsmessage von FEVER 333 kommt gut an und ist unterstützenswert.
Galerie mit 24 Bildern: Sleep Token – Copenhell 2023Die großartigen GOJIRA liefern auf der Helvíti Stage par exellence ab, bevor es weiter zu MØL auf der Pandæmonium Stage geht. Die Post-Blacker dürften auch hierzulande vielen Genrefans bekannt sein. Live – und auf Promofotos – fallen sie vor allem durch ihre doch etwas unkonventionellen Outfits auf, zeigen aber gleichzeitig mit ihrer Musik und Performance auf, die unangebracht eine derart äußerliche Betrachtung ist. Als besonderes Highlight ist die eigens für einen Gastauftritt angereiste SYLVAINE für „Diorama“ mit auf der Bühne. Auf dem Album ist sie übrigens ebenfalls vertreten. Getoppt wird dies nur noch durch Sänger Kim Song Sternkopfs Crowdsurf-Einlage gegen Ende des Sets.
Galerie mit 32 Bildern: Møl – Copenhell 2023Freitag, 16.06.2023
Der Freitag beginnt für uns nicht mit Bands, sondern mit einem Talk auf der Copenhell Con. Diese ist genau das, wonach der Name klingt: eine Convention auf dem Copenhell. Neben allerlei Brettspielen und alten Arcade-Automaten sind Talks natürlich Pflichtprogramm. Während die meisten Vorträge auf Dänisch sind, gibt es aber auch einige interessante auf Englisch. An diesem frühen Nachmittag steht das Mini-Panel „Serial Killers, Criminal Profiling and Metal Music“ an. Die dänische Psychologin und Profilerin Florence McLean hält dieses zusammen mit SKYND, deren Songs auf True-Crime-Fällen beruhen und die später noch auf der Pandæmonium Stage auftreten wird. Besprochen werden Fälle, die SKYND bereits in ihrer Musik verarbeitet hat. Der Metal an sich kommt inhaltlich nicht wirklich zur Geltung, was den Talk jedoch nicht weniger interessant macht.
Während in die ebenfalls am Freitag stattfindende Veranstaltung „The Two Faces of Corey Taylor“ kein Reinkommen mehr ist, gibt es am Samstag noch einen Talk, den wir uns anhören. „The Luciferian hoax that fooled the Vatican“ behandelt den uns bis dahin unbekannten Taxil-Schwindel. Die Darbietung der französischen Übersetzerin Aurélie Dekoninck, die Teile des Originals ins Englische übersetzt hat, ist sehr unterhaltsam und damit so kurzweilig wie informativ.
Galerie mit 33 Bildern: Copenhell Con - Copenhell 2023Doch zurück zum Freitag. Nach dem Besuch auf der Con wird es höchste Zeit, sich wieder der Musik zu widmen. Wir machen einen Zwischenstopp bei den Niederländer:innen HALIPHRON, bevor wir uns wieder den Dän:innen zuwenden und zu DEFACING GOD weiterziehen. Obwohl wir des Dänischen nur seeehr begrenzt mächtig sind, können wir der Ankündigung der Band entnehmen, dass es um Hexen und okkulte Rituale gehen wird. Das passt auch gut zur Optik und Musik der Truppe, deren handfester Black Metal mit Death-Einflüssen sehr gut reinläuft. Ein Kontrastprogramm dazu bieten RED WARSZAWA, die unsere Gruppe schnell als die dänischen KASSIERER identifiziert. Im Set haben sie auch einen Song auf Deutsch, von dem wir hauptsächlich verstehen, dass es um Aldi geht. Allein schon der Programmtext auf der Website ist ein Zitat wert:
Lange halten wir es bei RED WARSZAWA nicht aus, doch auch das Wetter treibt uns zurück in einen überdachten Bereich, denn ein bereits angekündigtes Unwetter trifft jetzt auf das Copenhell. Obwohl es im Vergleich mit zuvor durchlebten Festival-Unwettern gar nicht so schlimm kommt, wird der Hügel an der Helvíti und Hades Stage aus Sicherheitsgründen gesperrt. An der Pandæmonium Stage löst sich einer der großen Screens seitlich der Bühne, was zu einer Programmunterbrechung führt. Die ARCHITECTS werden ärgerlicherweise zum zweiten Mal abgesagt, denn bei ihrem letzten Anlauf auf dem Copenhell konnten sie ebenfalls nicht spielen. Wenig später normalisiert sich glücklicherweise der Betrieb. SKYND und CABAL starten ihr Set jedoch mit Verspätung.
Galerie mit 26 Bildern: Cabal - Copenhell 2023CABAL, ein dänisches Deathcore-Flaggschiff, kämpfen noch mit der Technik und müssen ihr Set mehrmals unterbrechen. Das ist vor allem deshalb schade, weil sie gleich mehrere Gäste auf der Bühne haben, unter anderem BAEST-Fronter Simon Olsen. Abgefeiert werden sie trotzdem, und sie liefern eine äußerst solide Performance, vor allem angesichts der für sie stressigen Situation. Kenner:innen zeigen sich allerdings geknickt, da die Band ihr volles Potenzial aufgrund der Umstände nicht ausschöpfen konnte. Zu allem Überfluss müssen sie ihr Set auch noch vorzeitig beenden, damit die Headliner SLIPKNOT auf der Helvíti Stage nebenan pünktlich loslegen können. Diese bleiben von Problemen glücklicherweise verschont und veranstalten den Abriss, für den sie bekannt und beliebt sind. Ihr in die Höhe gewachsener Bühnenaufbau beeindruckt zusätzlich.
Samstag, 17.06.2023
Am vierten und letzten Festivaltag ballen sich die Bands bereits am frühen Nachmittag. Nach einer ersten Station bei den kanadischen Schwarzmetallern SPECTRAL WOUND geht es zu den dänischen LIVLØS. Diese steigen hämmernd ein, und ihr moderner Melodeath sorgt für einen sich vergrößernden Pit und die ersten Crowdsurfer:innen des Tages. Das erste Tages-Highlight gibt es mit LIVLØS also schon recht früh. Wenig später beginnen FOREVER STILL ihr Set. Diese spielen viele Stücke ihres noch aktuellen 2019er Albums „Breathe In Colours“ und haben mit dem Theremin ein echtes Exoteninstrument auf der Bühne. Ihr Alternative Metal sorgt für ordentlich Stimmung im Publikum, wovon Fronterin Maja Shining sichtlich gerührt ist.
Galerie mit 24 Bildern: Livløs - Copenhell 2023Weiter geht es mit einer Ladung lokalem Hardcore. NIGHT FEVER werden sogar als der ‚beste Hardcore‘ angekündigt und liefern auch dementsprechend ab. Überraschend früh, nämlich um 18:00 Uhr, spielen GHOST auf der Helvíti Stage. Wer sie eine Weile nicht verfolgt hat, dürfte positiv von ihren Kostümen mit Lovecraft-Vibe überrascht sein. Ansonsten ist es halt, was es ist, und funktioniert gut beim Copenhell-Publikum. Deutlich weniger Klimbim brauchen wenig später aber die Kanadier:innen SPIRITBOX, um Bewegung in die Menge zu bekommen. Vor allem im direkten Vergleich zu GHOST sind ihr Tempo und ihre Härte sehr erfrischend.
Galerie mit 27 Bildern: Spiritbox - Copenhell 2023Eine fiese Überschneidung gibt es zwischen BLACKBRAID und GAEREA, die ein sehr ähnliches Publikum ansprechen und nur eine Viertelstunde versetzt beginnen. So reicht es nur für einen kurzen Zwischenstopp bei BLACKBRAID. Nach einem Intro mit traditionellen Trommeln bleibt von der Native-Atmosphäre allerdings nicht mehr viel übrig. Ihr recht klassischer Black Metal überzeugt aber auch so und hämmert sich angenehm in die Gehörgänge. Gleiches gilt für GAEREA, die mit ihren Post-Einflüssen und ausgefeilter Melodik noch mal einen draufsetzen und vor allem ihr aktuelles Album „Mirage“ präsentieren. Da stört auch der Regen nicht, den die Band als passendes Wetter bezeichnet. Am Ende veranstaltet das Copenhell-Publikum sogar noch einen Security-Stresstest mit Seriensurfen, und GAEREA werden als eines der Festivalhighlights verbucht.
Galerie mit 29 Bildern: Blackbraid - Copenhell 2023GUNS N‘ ROSES sorgen mit dem Überziehen ihrer Zeit für eine Verspätung bei allen anderen Bands, denn vor Ende des Headliners darf nicht gespielt werden. So genau ist aber sowieso nicht klar, wie lange die Sets der einzelnen Bands dauern, denn Endzeiten sind in der Running Order nicht angegeben. Einen stimmungsvollen Abschluss findet das Copenhell für uns dann aber schließlich bei den dänischen KELLERMENSCH, deren Name vielleicht nicht ganz zur Ernsthaftigkeit und Melancholie der Band passt. Sie begeistern ein noch nach dem Headliner volles Infield. Auch AFSKY haben den letzten Slot des Tages und verbreiten auf der Pandæmonium Stage Düsternis einer anderen Gangart.
Galerie mit 22 Bildern: Forever Still - Copenhell 2023Copenhell, yay or nay?
Während des Festivals hatten wir die Gelegenheit, mit einigen dänischen Bands zu sprechen. Alle waren sich darin einig, dass das Copenhell der Place-to-be und ein wichtiger Bestandteil der Metalcommunity in Dänemark ist. Diesen Eindruck haben auch wir gewonnen. Die durchgehend sehr angenehme Atmosphäre und gute Stimmung gepaart mit dem wirklich sehr starken Lineup sind definitiv große Pluspunkte des Festivals. So lohnt sich die Reise trotz der Entfernung und der nicht wegzuredenden Kostspieligkeit. Als Stadtfestival ist das Copenhell viel einfacher zu erreichen als ein Ackerfestival, auch wenn es mit den Bussen so ein paar Problemchen gibt. Machbar ohne Zelt und ohne Auto, dafür mit vier Bühnen und groß genug für richtig starke Headliner. Dass das Gesamtpaket stimmt, steht für uns außer Frage.
Galerie mit 60 Bildern: Impressionen - Copenhell 2023Auch wenn wir in Deutschland und näherer Umgebung mit einem Überfluss an Festivals gesegnet sind, lohnt sich ein Blick in die weitere Ferne im Falle des Copenhell also durchaus. Zum Abschluss haben wir deshalb noch ein paar hilfreiche Infos zur Logistik für euch.
Anreise und Anfahrt
Aus dem deutschen Norden kommt man gut mit dem Zug nach Kopenhagen, aus dem Süden wird es wohl ein Flug werden. Vor Ort ist man mit Zug oder Metro schnell in der Stadt und von dort aus mit einer direkten Buslinie vom Hauptbahnhof in etwa einer halben Stunde beim Copenhell. Für Tickets empfiehlt sich die Dot-App. Wie im Bericht bereits erwähnt, sollte man aber sowohl bei der Fahrt zum als auch vom Festival mit Wartezeiten rechnen. Das Fahrrad ist eine echte Alternative, allerdings sind die per App mietbaren orangenen Citybikes abends schnell weg. Die meisten Hotels vermieten zwar tageweise Fahrräder, allerdings für rund 20 Euro pro Tag. So richtig elegant lässt sich das tägliche Pendelproblem zum Festival also wahrscheinlich nicht lösen. Dies ist dem Copenhell bewusst und es postet beispielsweise auf Facebook aktuelle Infos und Tipps zur An- und Abfahrt. Schlimmstenfalls ist man in einer Stunde aber auch gelaufen.
Unterkunft und Camping
Durch die Größe des Festivals sind Teile des Campings ausgelagert. Auch hier fahren Shuttlebusse. Diese scheinen aber nicht so überlaufen zu sein, weshalb die Fahrten hier entspannter sein sollten. Ein Camp im Stil von ‚mein-Zelt-steht-schon‘ gibt es direkt am Gelände. Hier haben die Zelte sogar Licht und Strom. Da wir das Camping aber nur vom Hörensagen kennen, möchten wir hier keine allzu verbindlichen Aussagen treffen. Das Copenhell informiert ausführlich auf seiner Homepage. Hotels oder andere Unterkünfte sind in der Stadt leicht zu finden. Es macht sehr viel Sinn, auf Nähe zum Hauptbahnhof zu achten. Ein besonders schöner Stadtteil ist aber Frederiksberg. Wer mit dem Gedanken spielt, zum Copenhell zu fahren, sollte sich frühzeitig ein Zimmer reservieren. Dies ist über Buchungsportale oft mit kostenloser Stornooption möglich, sodass man auf der sicheren Seite ist.
Verpflegung
Das Copenhell bietet eine breite Auswahl an Essen und die Stände sind gleichmäßig über das Gelände verteilt. Gleiches gilt für die Bierstände, Wein ist dagegen nur an ausgewählten Locations zu bekommen. Die vegane Auswahl ist im Vergleich zu den uns bekannten deutschen Festivals ein Traum. Von 40 gelisteten Foodständen sind 19 mit veganen Optionen gekennzeichnet. Einige sind komplett vegan. Für Vegetarier:innen gestaltet sich die Essenssuche noch einfacher. Da das Festival cashless ist, geht nur Kartenzahlung. Direkt neben dem Festivalgelände gibt es aber auch den großen Streetfood-Markt Reffen, der neben einer köstlichen Auswahl auch einen Citybeach bietet. Hier ist das Essen – je nach Stand– auch spürbar günstiger als auf dem Festivalgelände.
Merch
Eine kleine Auswahl Festivalmerch gibt es bereits bei der mehrere Tage dauernden Preparty in der Stadt. Viel mehr Designs gibt es aber auf dem Copenhell selbst. Zehn Shirts, sieben Hoodies, sechs Mützen und einen Haufen anderen Kram. Wir haben zwar nicht nachgezählt, vertrauen aber auf die Info, die wir erhalten haben. Bei den Designs gibt sich das Festival sehr viel Mühe, sorgt für einen jährlich wechselnden Look und arbeitet mit Künstler:innen zusammen. Bandmerch wird separat neben der Hades Stage im Hauptbereich des Infields verkauft. Da Dänemark allgemein hochpreisig ist und das Copenhell einen Anteil von 25 % einbehält, könnte es aber günstiger sein, in den Onlineshops oder bei Konzerten der Bands zu kaufen, da diese gegebenenfalls beim Festival mit den Preisen hochgehen müssen. Besser für die Bands ist es allemal.
Money, Money, Money
Das Stichwort hochpreisig ist schon gefallen. Dies gilt für die Unterkunft in Kopenhagen, Essen in Restaurants, das Festivalticket und natürlich auch Verpflegung und Alkohol auf dem Festival. Für eine Mahlzeit kann man schon 15 bis 20 Euro rechnen, für ein Bier um die acht. Eine Modellrechnung für den gesamten Aufenthalt möchten wir hier aber nicht versuchen, denn es kommt stark auf Buchungszeitpunkte und die eigenen Gewohnheiten an. Mit Ticketpreis, einem kurzen Blick auf das Bookingportal des Vertrauens und einem Check von Restaurant-Websites könnt ihr euch aber ein ganz gutes Bild davon machen, was euch ein Aufenthalt kosten würde. Für den schmalen Geldbeutel ist der Trip sicher nichts, doch gerade als Teil eines Urlaubs schon wieder im Rahmen.
Kopenhagen & Co.
Wer vor oder nach dem Copenhell noch ein paar Tage Zeit hat, sollte definitiv noch etwas bleiben. Sehr zu empfehlen ist das Nationalmuseum mit seiner sehr coolen Wikingerausstellung oder der botanische Garten. Von Kopenhagen aus kommt man mit dem Zug aber auch leicht nach Roskilde, wo es das Wikingerschiffmuseum gibt. Nur etwa eine Dreiviertelstunde dauert die Zugfahrt nach Malmö.
In Kopenhagen gibt es einige Metalkneipen, die die Abende versüßen. Die Zeppelin Bar ist eher klassisch unterwegs, hat im Untergeschoss jedoch die Black-Metal-Höhle Left Hand Path. Am besten gefallen hat es uns aber in der Escobar, einem Ableger des Originals in Aarhus, wo feinstes Geholze lief und wo es in den Tagen vor dem Copenhell bei Vorzeigen des Festivalbändchens Bier für unschlagbare 25 Kronen (rund 3,40 Euro) gab. Auch die Spezialbiere im wechselnden Angebot können was; beispielsweise das eigens gebraute Jubiläums-IPA zum Zehnjährigen der Bar oder das 7,3%ige Reaper Chili-Stout der lokalen Mikrobrauerei To ØL.
Noch Fragen?
Falls bei euch trotz der ewigen Länge dieses Artikels noch Fragen offengeblieben sind, haut sie gerne in die Kommentare. Wir beantworten diese nach besten Wissen und Gewissen.