Copenhell 2023
- Ein Reisebericht
Special
Donnerstag, 15.06.2023
Beginn ist beim Copenhell generell 12:30 Uhr oder später. So können gerade die Angereisten noch das Hotelfrühstück genießen und dann bequem einen Bus vom Hauptbahnhof nehmen. Anders als an den Abenden scheinen die zusätzlichen ‚Copenhell 666‘-Busse allerdings tagsüber noch nicht zu fahren. Somit teilt sich das Festivalpublikum die reguläre Buslinie 2A mit den Anwohner:innen. Am Hauptbahnhof sollte man sich auf Wartezeiten einstellen, bis man in einen Bus kommt. Späteres Zusteigen kann schwierig werden. Gruppenkuscheln lässt sich nicht vermeiden.
Einiges los auf dem Copenhell
Vor Ort angekommen haben wir noch etwas Zeit, das Gelände zu erkunden. Anders als im Vorfeld erwartet, erweisen sich die Laufwege zwischen den Bühnen als gar nicht so weit. Zwischen den jeweiligen Stage-Areas findet sich dann einiges an zusätzlicher Bespaßung. Im Biergarten – effektiv das Partyzelt – ist schon tagsüber Party und Klassiker aus allen Epochen werden lauthals mitgesungen. Je später der Abend, desto mehr wird auf den Tischen getanzt, bis sich irgendwann keine Oberfläche mehr zum tatsächlichen Sitzen eignet. Etwas versteckt seitlich der Helvíti Stage befindet sich das Smadreland. In diesem Småland für Erwachsene gibt es Badebottiche à la Mittelaltermarkt, eine BMX-Strecke und eine Demolition Zone, in der man mit Beilen auf Autowracks einschlagen kann.
Ein kleines Pendant zum Heidnischen Dorf auf dem Wave Gotik Treffen bietet das Copenhell mit seinem Udgård. Dieses durchquert man als kürzesten Weg zwischen den beiden kleineren Bühnen Pandæmonium und Gehenna. Wer schließlich noch ein VIP-Ticket erstanden hat, hat Zugang zum R.I.P.-Bereich mit einem nicht ganz billigen Fine-Dining-Restaurant und einem schattigen Wäldchen, das aber nur auf den ersten Blick friedlich ist. Mit Liebe zum Detail wurde hier gruselig dekoriert, sodass ein angenehmes Halloween-Feeling aufkommt. Trotz der Kleinteiligkeit ist die Festivalkarte sehr gut lesbar und zeigt in der Copenhell-App sogar den eigenen Standort an.
Um 12:45 Uhr startet das dänische Trio DIRT FORGE auf der Gehenna Stage. Sie machen Sludge mit proggy Einflüssen und reißen gerade dafür, dass sie nur zu dritt sind, bereits am frühen Tag ein ordentliches Brett ab. Sogar ein paar Pyros sind mit am Start. Wie wir erfahren haben, ist vor allem die Gehenna Stage unter anderem dafür gedacht, kleineren dänischen Bands eine wortwörtliche Bühne vor einem neuen und größeren Publikum zu geben. Besagte Bands scheinen aber trotz ihres Status nicht von der happigen Merch-Provision des Festivals verschont geblieben zu sein, denn auf Tape geschrieben prangt an einem der Amps von DIRT FORGE „fuck your 25% merch cut“. Vor allem bei Festivals – doch nicht nur dort – mittlerweile eine gängige Praxis. Sollte eine Band auf einem Festival also keinen Merch verkaufen, könnte dies der Grund sein. Die Korrektheit des Prozentsatzes wurde uns übrigens von einer der anderen Bands bestätigt.
Ebenfalls aus Dänemark kommen ROT AWAY, die an Social Media gemessen zwar unbekannter sein sollten, aber ein größeres Publikum angezogen haben. Dies kann natürlich an der späteren Spielzeit liegen, doch sie werden satt bejubelt und ihr Name fällt oft in Gesprächen mit Künstler:innen, die wir während des Festivals führen. Das Geheimnis ist die Bandzusammensetzung, denn ROT AWAY sind quasi eine Supergroup aus Mitgliedern alteingesessener dänischer Bands. Für Freund:innen des thrashigen Hardcore auf jeden Fall eine Empfehlung.
Galerie mit 30 Bildern: Rot Away – Copenhell 2023Weiter geht es zu SLEEP TOKEN, die aktuell durchaus mit Recht ein wenig gehypt werden. Die (vermeintlichen) Identitäten der musikalisch schwer einzuordnenden Briten geistern zwar schon durch das Internet, doch der Wirkung ihrer Musik tut diese Entmystifizierung keinen Abbruch. Einzig der grelle Sonnenschein ist nicht so ganz mit der Stimmung vereinbar, und man muss natürlich auf die sehr sentimentalen Vocals klarkommen, um SLEEP TOKEN wirklich genießen zu können. Das Copenhell-Publikum ist jedenfalls Feuer und Flamme. Als Nächstes stehen bei uns LIFE OF AGONY und FEVER 333 auf dem Programm. Während FEVER 333 nach dem Motto ‚viel hilft viel‘ kalkulierte Überladung bieten, sind LIFE OF AGONY puristischer und eher im No-Frills-Stil unterwegs. Vor allem die Antidiskriminierungsmessage von FEVER 333 kommt gut an und ist unterstützenswert.
Galerie mit 24 Bildern: Sleep Token – Copenhell 2023Die großartigen GOJIRA liefern auf der Helvíti Stage par exellence ab, bevor es weiter zu MØL auf der Pandæmonium Stage geht. Die Post-Blacker dürften auch hierzulande vielen Genrefans bekannt sein. Live – und auf Promofotos – fallen sie vor allem durch ihre doch etwas unkonventionellen Outfits auf, zeigen aber gleichzeitig mit ihrer Musik und Performance auf, die unangebracht eine derart äußerliche Betrachtung ist. Als besonderes Highlight ist die eigens für einen Gastauftritt angereiste SYLVAINE für „Diorama“ mit auf der Bühne. Auf dem Album ist sie übrigens ebenfalls vertreten. Getoppt wird dies nur noch durch Sänger Kim Song Sternkopfs Crowdsurf-Einlage gegen Ende des Sets.
Galerie mit 32 Bildern: Møl – Copenhell 2023 Galerie mit 23 Bildern: Gojira – Copenhell 2023 Galerie mit 17 Bildern: Fever 333 – Copenhell 2023 Galerie mit 32 Bildern: Electric Callboy – Copenhell 2023 Galerie mit 16 Bildern: Dirt Forge – Copenhell 2023Mehr zu ...
Bands | |
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Stile | Black Metal, Death Metal, Doom Metal, Gothic / Darkwave, Hardcore / Grindcore, Heavy Metal, Modern Metal, Pagan / Viking Metal, Post-Rock/Metal, Progressive Rock/Metal, Rock, Thrash Metal |
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Hallo metal.de,
als passionierter Festivalgänger, der auch schon das ein oder andere Festival im Ausland besucht hat, habe ich euren Bericht voller Interesse gelesen. Danke dafür!
Irgendwie erschließt sich mir hier leider überhaupt nicht, warum ich mir die Mühe für die lange Anreise für das Coppenhell antun soll außer ich hätte ein besonderes Interesse an Dänemark/dänischen Bands.
– Völlig überzogene Preise: Ja, Dänemark mag generell teuer sein, aber 8 Euro für ein Bier und 25 % Aufschlag fürs Festival? Also bitte, finde ich nicht gerade unterstützenswert.
– Umständliche Anreise jeden Tag, selbst vom Campground aus: Klar, machbar ist vieles wenn man nur will, mir würde das aber ziemlich schnell den letzten Nerv rauben.
– Seltsame Aufteilung der Running Order: Es ist nicht ersichtlich, wann welche Band fertig ist? Und während des Headliners bleiben drei Bühnen leer nur um dann hinterher gleichzeitig bespielt zu werden? Wer denkt sich sowas bloß aus..?
– Ziemlich viel Klimbim an Programm der mit der Musik nur noch bestenfalls am Rande zu tun hat aber dann auf der anderen Seite Mondpreise (womit wir wieder beim ersten Punkt wären)?
Keine Ahnung, vielleicht lese ich das auch zu negativ und jeder Jeck ist anders. Ihr scheint ja trotzdem euren Spaß gehabt zu haben. Ich bin wohl generell nicht mehr die Zielgruppe für Festivals in dieser Größenordnung. Und klar sehe ich das aus meiner „deutschen Sicht“ vielleicht auch zu kritisch, in Dänemark wird es nun mal nicht die große Auswahl an Metal-Festivals geben wie hier aber irgendwie sehe ich hier überhaupt keinen Anreiz mir das auch zu geben.