Cathedral
Ein Abschied in Würde
Special
Wie schon seit geraumer Zeit bekannt sein sollte, hat sich die britische Doom-Institution CATHEDRAL dazu entschlossen sich aufzulösen. Bereits im Dezember des letztens Jahres spielte die Formationen ihre letzte Show in London, hat ihre Klientel zuvor jedoch sehr wohl noch wissen lassen, dass man ihr auf jeden Fall noch ein letztens Studioalbum kredenzen werde. Dieses wurde auf den unmissverständlichen Titel „The Last Spire“ getauft und steht dieser Tage zur Veröffentlichung an. Dass es den Fans damit leichter fällt, den Abschied der Band aus der Szene hinzunehmen, darf jedoch durchaus bezweifelt werden, schließlich konnten die Herren ein letztes Mal unter Beweis stellen, welch‘ wuchtige, massive Epen sie zu komponieren im Stande sind und lassen uns in ihrer letzten „Messe“ mehr oder weniger die musikalische Essenz ihrer Karriere – konzentriert und verpackt in brandneue Schmankerl – vernehmen.
Doch, so schwer es uns allen auch fallen wird, sich daran zu gewöhnen, dass wir diese Band in Zukunft als verlässliche Lieferanten von knietief in düsteren Lava-Sounds verankerten, aber dennoch zumeist von einer fast schon elegant tänzelnden Lockerheit und Leichtigkeit dominierten Songs verlieren werden, die Erinnerung an CATHEDRAL wird immerzu bestehen. Retrospektiv betrachtet muss man den Herrschaften, die sich 1990 unter der Ägide von Sänger Lee Dorrian zusammengetan haben, fraglos zugestehen, mit zu den wichtigsten Vertretern jener Bands zu zählen, die das Vermächtnis der frühen BLACK SABBATH verwalteten. Diese wurde von den Coventry-Boys jedoch mit einer eigene Note versehen, wodurch CATHEDRAL in späterer Folge durch das Adaptieren diverser anderer Zusatzstoffe in ihr Klangbild eine Vorreiterrolle für jene Sounds einnehmen konnten, die man heutzutage als Stoner Rock zu schätzen weiß.
Der Beginn der Karriere war jedoch von deutlich härteren und düsteren Sounds geprägt, denn die zu Beginn vom erst kurz davor bei NAPALM DEATH ausgestiegenen Lee, dem bis zuletzt bandtreuen Gitarristen Garry „Gaz“ Jennings, sowie Bassist Mark Griffiths (der in den späteren 90er Jahren mit YEAR ZERO einige Alben eingespielt hat), dem bis Mitte der 90er zum Line-Up zählenden zweiten, in jener Zeit auch bei den Fun-Thrashern ACID REIGN aktiven Gitarristen Adam Lehan und Drummer Mike Smail (der sich übrigens seit geraumer Zeit – wie schon vor 20 Jahren – wieder bei PENANCE betätigt!) intonierten Tracks auf dem ersten Langeisen „Forest Of Equilibrium“ (1991) enthielten zwar reichlich intensive Lava-Sounds, waren jedoch nicht zuletzt durch Stimme von Lee eindeutig dem Doom/Death zuzuordnen. Lee konnte sich bekanntermaßen aber nicht nur als Musiker einen Namen machen, sondern auch als „Business-Man“, gründete er doch nahezu zeitgleich mit der Band sein Label Rise Above Records, welches uns auch heute noch mit erfrischenden Sounds zu erfreuen weiß.
Dennoch ist die Frühzeit von CATHEDRAL von einer überaus fruchtenden Liaison mit Earrache Records geprägt und das nicht bloß, weil jene Plattenfirma mehrere Scheiben der Band in Umlauf brachte, sondern auch, weil eine der bis heute wohl legendärsten Gastspielreisen des extremen Metal überhaupt – die „Gods Of Grind“-Tournee, die CATHEDRAL zusammen mit CONFESSOR, ENTOMBED und CARCASS quer durch Europa tingeln hat lassen – unter der Obhut von Earache über die Bühne(n) ging und allen involvierten Parteien zahlreiche Fans bescherte. Unter anderem auch den Schreiber dieser Zeilen, der sich dieses Package im damals innig geliebten „Zweitwohnsitz“, dem Wiener „Rockhaus“, nicht entgehen lassen durfte. Ich kannte das Debütalbum zwar, muss aber zugeben, dass mich die Jungs erst durch ihre Live-Präsenz zum Fan-Boy werden haben lassen. Fotos dieses Gigs habe ich zwar leider nicht, da ich damals noch keinen Fotoapparat besaß, immerhin aber hatte ich in jener Phase ein „Autogramm-Büchlein“, das ich in meiner „Jungspund“-Konzert-Besucher-Phase so ziemlich jedem unter die Nase hielt, der irgendwo auf den Brettern stand. An die überaus prächtige Stimmung auf den Brettern wie auch im Club erinnere ich mich aber ebenso noch heute, wie auch an das auf jener Tour herrschende freundschaftliche Verhältnis unter den Bands, das wohl auch diese Doppelseite meines „Büchleins“ perfekt ausdrückt:
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Stile | Doom Metal |
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