Caliban
"Ghost Empire" Track By Track
Special
CALIBAN, die unumstrittenen Anführer der deutschen Metalcore-Szene, sind zurück. „Ghost Empire“ heißt das neue, mittlerweile neunte Studioalbum der Jungs, die schon seit mehr als 15 Jahren für innovativen, modernen Metal stehen. Wir von metal.de hatten vorab die Gelegenheit, in das neue Werk reinzuhören, um uns einen kurzen Eindruck zu verschaffen, was „Ghost Empire“ für die Hörer bereit hält.
1.“King“
„Bow Down!“ schreit uns Fronter Andy mit voller Wucht um die Ohren, bevor losgebolzt wird. Walzend geht „King“ nach vorne, mit modernem Sound -Gewand, ultratiefen Gittaren und einem Djent-Riff, das es in sich hat. Typisch CALIBAN und doch ganz neu irgendwie. Ein grandioser Refrain, elektronische Spielereien und eine Neuerung, die genauso überrascht wie begeistert: Es sind nicht mehr nur Denis Schmidt und Marco Schaller, die sich dem melodischen Gesang verschrieben haben, nein, im Refrain klingt Fronter Andy wie ein wütender Oli Sykes und stellt seine Qualitäten in allen Lagen unter Beweis. Ein grandioser, wuchtiger Auftakt.
2.“Chaos – Creation“
Startete „King“ noch mit voll durchgedrücktem Gaspedal, nimmt „Chaos – Creation“ erstmal das Tempo raus. Walzend, fast schon doomig anmutend, bahnt sich das dicke Riff den Weg ins Ohr, Shouts wechseln sich mit gesprochenen Zeilen ab,bevor auch hier wieder ein Ohrwurm-Refrain folgt. Das klingt ungewohnt aber höchst innovativ, braucht aber vielleicht ein paar Durchläufe um richtig zu zünden.
3. „Wolves And Rats“
Die Apokalypse. Das ist der erste Gedanke als die wuchtige Soundwand von „Wolves And Rats“ auf einen zurollt. Das perfekte Zusammenspiel aus Synthies und Gitarren erinnert stark an „I Am Nemesis“ und überrascht doch wieder im Refrain mit einem Shouter in Bestform, der hier einmal mehr an BRING ME THE HORIZON erinnert, wenn er einem „This is it, the apokalypse!!“ entgegen schreit. Gänsehaut, als beim Break im Hintergrund eine Turbine hochfährt, und die Stakkato-Riffs loshämmern – was für ein Brecher!
4.“nebeL“
Einen deutschen Refrain gab es bereits auf dem Vorgänger – mit „nebeL“ hat man der Muttersprache offensichtlich einen ganzen Song gewidmet. „Das ist die Realität“ schreit es aus den Boxen, und die klingt kalt, hart und verdammt catchy. Im Refrain die Überraschung – Basti von CALLEJON gibt sich die Ehre und verpasst „nebeL“ seine eigenen Note, die aber unheimlich gut zum Sound passt.
5.“I Am Ghost“
Der Quasi-Titeltrack gibt sich keine Blöße und mosht wieder ordentlich nach vorne, Pitgefahr steht bei den heftigen Breaks ganz sicher an. Der Refrain erinnert einmal mehr an eine Band aus Sheffield, und die Gangshouts kommen richtig dick. Das Ende kommt mit Gefrickel und viel Details – hier hat der anscheinend lieb gewonnen Djent-Trend deutlich die Oberhand.
6.“Devil´s Night“
Der Song kam bereits vorab als Videoauskopplung, es hätte aber auch ein andere sein dürfen. Die Riffs kommen gut, auch das Moshpotenzial und die Shouts sind nicht zu verachten, im Vergleich zum Rest aber nur Durchschnitt. Nichtsdestotrotz bleibt der Refrain hängen und auch die Djent-Einlagen sind gut umgesetzt, gegen Ende ist Headbangen angesagt.
7.“yOUR Song“
Der Titel verrät schon für wen der Song gemacht ist, und auch der Livemitschnitt am Anfang lässt ahnen, dass das hier an alle Fans geht. Auf „Hey, Hey, Hey!“-Rufe folgt ein dicker Blastbeat und ein Mitsingrefrain der ohne Cleangesagn auskommt, dafür aber live mitreißen wird. Die Dankbarkeit für die Fans ist textlich wunderbar umgesetzt, Gänsehaut kommt bei den Breaks auf und auch die Chöre am Ende zünden gut.
8.“Cries And Whisper“
Johnny Cash stand wohl Vorbild für den Country-Auftakt bei „Cries And Whispers“, der nach einigen Sekunden von Stakkato-Riffs regelrecht zerfetzt wird. Die Schreie von Andy klingen selten verzweifelt und der Refrain sehr schmerzerfüllt. Das Thema vom Anfang wird gegen Ende noch einmal in Szene gesetzt bevor das brutale Finale folgt. Von vorne bis hinten eine einzige Abrissbirne.
9.“Good Man“
Gestartet wird ebenfalls ganz ungewohnt, mit einem ruhigen, cleanen Intro, auf das wieder heftige Riffs folgen. „Good Man“ klingt am ehesten noch nach „I Am Nemesis“, die ruhigeren Parts zeigen aber auch eine andere Seite. Passt aber recht gut, was die Gesangsfraktion hier abliefert, und zündet in Kombination mit den heftigen Breaks vor allem gegen Ende ganz schön.
10.“I Am Rebellion“
Obwohl der Titel heftiges erwarten lässt, ist „I Am Rebellion“ der bisher ruhigste Track. Das Konzept von verspielten Drums, den Keyboard-Spielereien und einem Chor im Refrain geht aber vollstens auf. CALIBAN erfinden sich mal eben kurz neu und schleichen sich mit dieser Nummer ganz verhalten in die Gehörgänge. Trotz des eher ungewohnten Soundgewandes definitiv gut gemacht.
11.“Who We are“
Jetzt darf auch die Gitarrenfraktion mal zeigen was in ihr steckt – „Who We Are“ eröffnet mit derbem Gefrickel, und auch Fronter Andy ist in Höchstform. Geradezu grandios der Moment wenn er aus voller Brust „Can you feel my heart?“ schreit, und auch der Refrain bohrt sich ins Mark. Dieser Song schreit nach Liveperfomance und könnte eine DER Bandhymnen werden.
12.“My Vertigo“
Zum Abschluss packt man nochmal einen Batzen Aggressivität oben drauf, es wird direkt heftig losgebolzt, bevor ein klassischer CALIBAN-Refrain ein wenig die Power rausnimmt. Die Riffgewitter und der stampfende Abschluss reißen es aber nochmal heftig raus und bilden einen würdigen Abschluss für „Ghost Empire“
Fazit: Auch wenn es nur ein Durchlauf war – „Ghost Empire“ reißt einen so ziemlich komplett vom Stuhl und zeigt der gesamten deutschen Szene mal wieder, warum man der Chef im Ring ist. Modern und zeitgemäß und doch unverwechselbar CALIBAN – Das ist Metalcore wie er anno 2014 klingen muss. Alle Fans sollten sich schleunigst den 24.01.2014 im Kalender anstreichen, denn dann wird „I Am Ghost“ von der Leine gelassen. Das Review zum neuen Album und ein Interview mit Drummer Patrick gibt es in Kürze hier bei metal.de!