Brütal Legend
Tim Schafers Liebeserklärung an den Heavy Metal

Special

Brütal Legend

Brütal Legend

Was habe ich die „Monkey Island“ Serie geliebt, an der Tim Schafer als Design-Assistent maßgeblich beteiligt war, und mit dem „Maniac Mansion“ Ableger „Day Of The Tentacle“ als Creative Director endgültig seinen Durchbruch schaffte, und mich wieder einmal tage- und sogar wochenlang vor den PC fesselte, um letztendlich alle Rätsel zu lösen und zu wissen, als einer der Ersten dieses fantastische Abenteuer bestanden und durchgespielt zu haben.

Aus England importiert – eine synchronisierte Fassung kann und möchte ich mir gar nicht vorstellen -, fesselt mich seit Tagen ein neues Abenteuer aus der Feder des Kultprogrammierers, diesmal vor der XBOX 360. Das Heavy-Metal-Adventure „Brütal Legend“. Die Story ist schnell erzählt: In der Rolle des Heavy-Metal-Roadies Eddie Riggs, benannt nach dem Maskottchen von IRON MAIDEN und Derek Riggs, dem Künstler, der Eddie entworfen hat, gesprochen von Jack Black, Schauspieler und Sänger der Band TENACIOUS D, schlägt man sich durch eine Parallelwelt mit Vulkanen, Flüssen aus Blut und jeder Menge durchgeknallter Monster. Die Menschen dieser Welt, haben den Roadie zu ihrem Retter erkoren, um die Dämonen zu bekämpfen und sie aus ihrer Versklavung zu befreien. Dabei hilft ihm zum Beispiel eine Gitarre mit besonderen Kräften, mit der er Vulkane zur Eruption oder mit einem Solo die Gesichter der Feinde zum Schmelzen bringen kann, eine Streitaxt und ein Hot Rod. Es ist quasi alles vorhanden, um eine Armee zu bilden und gegen die Dämonen letztendlich diesen einen, finalen Kampf zu führen.

Während geübte Gamer „Brütal Legend“ innerhalb von einigen wenigen Stunden durchgespielt haben, tue ich mich etwas schwerer. Als Gelegenheitsspieler sehe ich allerdings auch zu, möglichst viel von den versteckten Nebenmissionen mitzunehmen, möglichst viel Musik des imposanten Soundtracks freizuschalten – nicht alle der über hundert lizenzierten Songs von Bands wie JUDAS PRIEST, MOTÖRHEAD, BLACK SABBATH, SLAYER, RUNNING WILD und vielen anderen sind zu Spielbeginn zu hören – und die exzellente Grafik – hier wurde wirklich mit viel Liebe zum Detail gearbeitet und Klischees voll bedient – und den schwarzen Humor auf mich wirken zu lassen.

Egal ob Haupt- oder Nebenmission, als Belohnung winkt stets harte Währung. Und diese kann man nutzen, um bei OZZY OSBOURNE shoppen zu gehen – richtig, OZZY ist Inhaber einer diabolischen Autowerkstatt und versorgt einen nicht nur mit besserer Gesundheit, sondern rüstet den zunächst unbewaffneten Hot Rod auch mit Panzerung, Wärme-Lenk-Raketen und Minen aus, die im Verlauf des erbitterten Kampfes gegen Lord Doviculus (gesprochen von Schauspieler Tim Curry) und seinen düsteren Horden, die auch schonmal auf Motorrädern anrücken, um Kleinholz aus dem Hauptprotagonisten und seinem Gefolge zu machen, zu besten Diensten sein können.

Tim Schafer hat mit „Brütal Legend“ nicht nur der Heavy-Metal-Gemeinde einen großen Dienst erwiesen, sondern ein erfrischend-innovatives Spielkonzept vorgelegt, das geschickt in vorhandenen Spielegenres wildert und daraus etwas Neues zimmert. Es macht einfach riesigen Spaß, der Story zu folgen und sich am Wortwitz und Charme vieler (klischeebehafteter) Details bei Streifzügen durch die offene Welt zu erfreuen, auch wenn die Fahrten im Hot Rod nach einer Weile etwas nervig sein können.

Eigenwillig erscheint mir allerdings die Altersfreigabe in Deutschland ab 18. Zwar enthält „Brütal Legend“ eine Menge Gewalt, doch diese erfolgt im Comicgewand des Spieles und ist maßlos überzogen, stets klar erkennbar voller Ironie und mit schwarzem Humor gespickt. Sie steht damit nicht auf einer Stufe mit um Realität bemühten Shootern. Denn im Herzen ist „Brütal Legend“ eine Komödie, rabenscharz, aber auch extrem witzig, vorausgesetzt man kennt sich in dem hier in die Hände gespielten Musikgenre aus.

22.11.2009

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