Bolt Thrower
Der Diskografie-Check

Special

Bolt Thrower

BOLT THROWER gelten nicht umsonst als eine der einflussreichsten Death-Metal-Bands aller Zeiten. Im Laufe ihrer knapp 30-jährigen Karriere haben die Briten bahnbrechende Alben am laufenden Band veröffentlicht – seien es Werke wie „War Master“, „Those Once Loyal“ oder „In Battle There Is No Law!“. Jeder Death-Metaller, der nur ansatzweise etwas auf sich hält, muss diese Geschosse kennen. Besteht bei Euch Aufholbedarf? Kein Problem! In unserem BOLT THROWER-Diskografie-Check habt ihr die Möglichkeit, die Karriere der Band Revue passieren zu lassen. Also: Ab in den Panzer und rein ins Getümmel!


In Battle There Is No Law! (1988)

Darf’s genau dasselbe wie immer sein, nur ein bisschen roher? Seien wir ehrlich: BOLT THROWER haben sich zwar (Satan sei Dank) nie großartig verändert, aber so roh, rappelnd und kompromisslos wie auf ihrem legendären 1988er-Debüt „In Battle There Is No Law!“ waren sie danach nur noch selten. Bevor das jemand falsch versteht: Sie waren immer geil. Immer. Aber so geil roh … nö, später nicht mehr. Ein Album voller brutaler Brachialhits, voller Härte, Genickbruch-Groove und einfach as Todesblei as it can get! Würden wir hier im Special Noten verteilen: Dieses Teil wäre eine 10/10. Punkt!

Sammlungswürdig? Ja, ja, JA, verdammt!

Anspieltipps: Alles. Das ganze Album. Von vorn bis hinten und dann gefälligst noch mal!

(Stephan Möller)

Realm Of Chaos (Slaves To Darkness) (1989)

Die beste Musik – die, die richtig was kann, weil sie zuerst da war, weil sie Maßstäbe gesetzt hat – die altert nicht. „Realm Of Chaos“ glänzt auch heute wie neu. BOLT THROWER machen 1991 mit ihrem zweiten Album einen im Nachhinein DM-historischen Schritt in Richtung ihres Signature-Sounds. „In Battle There Is No Law“ war das wilde, archaische Gemetzel mit Hieb- und Stichwaffen, „Realm Of Chaos“ ist der gnadenlose, der entfesselte und permanente Einsatz einer Batterie an Feuerwaffen.

Nun eindeutig im tiefergelegten Death Metal angekommen, konfrontieren BOLT THROWER das geneigte Auditorium mit dem später noch modifizierten Prototyp ihrer charakteristischen Wall Of Sound, mit dieser gnadenlosen Feuerwalze, dieser tödlich groovenden, alles zermalmenden Riff-Wand, an der man die Truppe bis heute blitzschnell erkennt.

Natürlich gibt es Bands, welche die musikalischen Extreme in Sachen Geschwindigkeit, Drastik der Lyrics, Atonalität etc. deutlich weiter ausreizen. Innerhalb des mehr oder minder klassischen Rocksongs stellen BOLT THROWER mindestens ab „Realm Of Chaos“ aber das Nonplusultra in Sachen Heavyness dar. Und: Sie schreiben einfach packende Hits. Der frontal attackierende Death Metal auf „Realm Of Chaos“ ist nicht nur mit scharfen Crust-Splittern versetzt und mit doomigen Slowmo-Passagen zusätzlich verbleit, er besitzt auch eine ganze Batterie an Hooks.

Sammlungswürdig? Es handelt sich um eine Platte von BOLT THROWER.

Anspieltipps: Besonders die zweite Seite der Platte ist eine für die Ewigkeit: Das unfassbare, dreckig-schwere wie schleifend-melodische Eingangs- bzw. Hauptriff von „World Eater“ zum Beispiel gehört zu den beeindruckendsten Momenten des gesamten Genres. Auch „Drowned In Torment“ hat eine süchtig machende, vedrehte Akkordfolge untergejubelt bekommen, der sich – natürlich unter anderen ästhetischen Vorzeichen – auch Trey Azagthoth rühmen würde. Und der folgende Titelsong… na ja. Unfassbar. Dazu kommt dann insgesamt betrachtet… Aber was schreibe ich hier? Ist doch eh‘ Allgemeinwissen. 

(Marek Protzak)

War Master (1991)

Nachdem sich BOLT THROWER auf ihren bisherigen zwei Veröffentlichungen noch eher im Bereich Grindcore beheimatet gefühlt hatten, gab es 1991 das volle Death-Metal-Brett auf die Ohren der Fans. Nach kurzem, unheilverkündenden Intro walzte der musikgewordene Panzer zum ersten Mal in Breitwandsound über die Hörerschaft hinweg. Die Briten hatten das Tempo zugunsten fetter, die Nackenmuskulatur direkt herausfordernder Riffs in ihren Kompositionen weitgehend gedrosselt. Dass sie mit dieser Entscheidung goldrichtig lagen, bewiesen sie mit Songs wie „Afterlife“, dem Opener „Intro… Unleashed (Upon Mankind)“, dem Hit „Cenotaph“ oder „What Dwells Within“ eindrucksvoll. „War Master“ enthält erstmals die heutigen Stärken der Band und lässt keine Missverständnisse aufkommen, wohin der Weg von BOLT THROWER in Zukunft führen würde. Ein optimal passendes Cover-Artwork rundet die Scheibe gelungen ab.

Sammlungswürdig: Definitiv.

Anspieltipps: „Cenotaph“, „What Dwells Within“ und „Afterlife“.

(Colin Büttner)

The IVth Crusade (1992)

Auch auf die Gefahr hin, dass das jetzt fast bizarr wirkt, aber: Der vierte Kreuzzug –  mit Historiengemälde und ohne Fantasy auf dem Cover – klingt in seiner Gesamtheit noch etwas schwerer, noch düsterer, etwas langsamer und irgendwie wummernder als seine Vorgänger. Als ob sich über die ohnehin schon dunkle, steinharte Wand an Riffs eine bass-dunkle Welle tiefschwarzer Lava ergossen hätte. „The IVth Crusade“ nimmt mit einem ganz eigentümlichen Groove gefangen, entwickelt zusammen mit dem ratternden Schlagzeug und den etwas saubereren Leads einen ganz eigenen Sog. Und nimmt damit eigentlich überhaupt keine Gefangenen. BOLT THROWERs Vierte ist ein Monolith, der Faszination über die gleichzeitige Abbildung von Entschlossenheit und Verzweiflung auf dem musikalischen Schlachtfeld ausübt – und wohl das Death-Metal-Album, das ich (bis jetzt) am häufigsten gehört habe.

Sammlungswürdig? Es handelt sich um eine Platte von BOLT THROWER.

Anspieltipps: „Spearhead“. Und der Rest.

(Marek Protzak)

…For Victory (1994)

Welches ist das beste BOLT THROWER-Album? Ist es „…For Victory“? Nun, darüber lässt sich trefflich streiten. Allerdings haben die Briten mit ihrem 1994er-Werk ein bombastisches Album abgeliefert. Das ist ein unumstößlicher Fakt. Der im Vergleich zu früheren Werken geschmeidigere, eingängigere Sound war damals und ist heute eine Wucht. Die typischen BOLT THROWER-Trademarks kommen auch auf „…For Victory“ zum Tragen und machen dieses Album bis heute zu einem der besten Death-Metal-Alben aller Zeiten. Obgleich man das eigentlich zu jedem Album der Engländer sagen könnte.

Sammlungswürdig? Ich verweise auf den Kollegen Protzak.

Anspieltipps: „War“, „Remembrance“, „When Glory Beckons“, „…For Victory“, „Graven Image“, „Lest We Forget“, „A Silent Demise“, „Forever Fallen“, „Tank“, „Armageddon Bound“. Huch…

(Fabian Schneider)

Mercenary (1998)

Ganze vier Jahre hatten sich BOLT THROWER für den Nachfolger von „…For Victory“ Zeit gelassen. Im schnelllebigen Business hat das schon für so manche Band das Aus bedeutet und auch die Briten hatten aus kommerzieller Sicht den Anschluss etwas verloren. Umso erfreulicher war es da, dass sich die Band allen Unkenrufen zum Trotz nicht auflöste und zudem mit „Mercenary“ ein imposantes Statement zur Lage der Death-Metal-Nation beitrug. Gleich der Opener „Zeroed“ machte allen Kritikern klar, dass mit BOLT THROWER noch immer gerechnet werden musste. Hochmelodisch und mit intensiven, alles niederwalzenden Riffs ausgestattet, schickte das Quintett brutale Songs wie die Hymne „No Guts, No Glory“, „Laid To Waste“, das beinahe doomige Titelstück oder „Powder Burns“ ins Rennen, denen zumindest im Jahr 1998 keine andere Band das Wasser reichen konnte. Zugegeben, der Sound ist auch heute noch gewöhnungsbedürftig, aber darüber kann man getrost hinwegsehen, wenn Karl Willets einem voller Hass den Schlachtruf „No Guts, No Glory“ entgegen brüllt.

Sammlungswürdig: Unbedingt!

Anspieltipps: „No Guts“, „No Glory“, „Mercenary“ und „Zeroed“.

(Colin Büttner)

Honour – Valour – Pride (2001)

BOLT THROWER wollten sich selbst nie weiterentwickeln und einfach das machen, was sie am besten können: brutalen, drückenden und zwingenden Death Metal. Man könnte also sagen: Wo BOLT THROWER draufsteht, da ist BOLT THROWER drin! Immer! So auch beim 2001er-Album „Honour – Valour – Pride“. Bereits der fette Opener „Contact Wait Out“ überrascht zum Anfang der Platte mit einem bedrückenden, düsteren Riff, bis der Hörer kurz darauf von der typischen Riffwand, für die die Band bekannt ist, überrollt wird. Ohne Zweifel spielt auch „Honour – Valour – Pride“ eine würdige Rolle im Katalog der Briten.

„Honour – Valour – Pride“ bietet unzählige Killersongs. Angefangen beim genannten Opener über das teuflisch groovige „Inside The Wire“ oder das über alles erhabene „Valour“ – meine Fresse, selbst heute kann man sich der Faszination dieses Albums nicht entziehen.

Sammlungswürdig? Ich verweise auf meinen Verweis auf den Kollegen Protzak.

Anspieltipps: „Contact Wait Out“, „Inside The Wire“, „Valour“ – ach, eigentlich alles. Haben BOLT THROWER jemals einen schlechten Song geschrieben?

(Fabian Schneider)

Those Once Loyal (2005)

Nach vier Jahren Wartezeit veröffentlichten BOLT THROWER 2005 ihr bis dato letztes Album „Those Once Loyal“. Das Besondere daran: Nachdem Dave Ingram seinen Posten als Sänger aufgrund persönlicher und gesundheitlicher Gründe aufgegeben hatte, konnte die Band erneut Karl Willetts für den Gesang rekrutieren.

Und was für ein Monstrum „Those Once Loyal“ geworden ist! Man höre sich Songs wie „The Killchain“ an. Alter Finne. Lässt diese Band eigentlich jemals Raum für Zweifel?

So ist es auch kein Wunder, dass die Briten laut eigener Aussage der Meinung sind, mit „Those Once Loyal“ das ultimative BOLT THROWER-Album geschrieben zu haben. Dieses konnten sie mit dem neuen Material, an welchem sie arbeiten, nicht übertreffen und so steht bis heute in den Sternen, ob und wann ein neues BOLT THROWER-Album kommen wird…

Sammlungswürdig? Ich verweise auf meinen Verweis auf meinen Verweis auf den Kollegen Protzak.

Anspieltipps: „The Killchain“, „Granite Wall“ „Anti-Tank (Dead Armour)“…ach, hört euch einfach die ganze verdammte Platte an. Das Ding ist komplett geil.

(Fabian Schneider)

13.12.2015
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