Bloodflowerz
"Dark Love Poems" Listening Session

Special

Na, wenn man da mal nicht den Bock zum Gärtner macht, wenn man mich zur BLOODFLOWERZ Listening Session schickt?! Dass ich den Schrank voller Gothic-CDs stehen hab, kann ich nämlich nicht gerade von mir behaupten. Aber man ist ja neugierig und offen für Neues, und so bin ich dem Ruf ins Mastersound Studio gefolgt, um dem Stapellauf der frischen, noch warmen Langrille der Blutblumen beizuwohnen. Wie zuletzt ihre Labelkollegen END OF GREEN haben auch die BLOODFLOWERZ ihr neues Album den Geschicken von Meister Krull anvertraut, der für den nötigen Bumms aus den Boxen sorgte. Mit Birgit Muggenthaler und Anna Kränzlein, die sonst beide bei SCHANDMAUL tätig sind, hatte sich die Band darüber hinaus zwei Gastmusiker ins Studio geholt, die bei jeweils einem Track mitwirkten. Der erste Eindruck der Scheibe, die am 23. Juni erscheint, fiel nicht zuletzt aufgrund ihres Abwechslungsreichtums positiv aus. Doch lest selbst…

01. Sajida’s Song
Mit „Sajida’s Song“ haben die Blutblumen einen sehr poppigen Song mit Single-Qualitäten ausgesucht, um die Scheibe zu eröffnen. Im treibenden Uptempo, mit einer eingängigen Melodie und tanzbaren Rhythmen zielt der Track eindeutig auf die Tanzflächen des Landes ab und wird diese sicher nicht verfehlen.

02. Damaged Promises
Auch Song Nummer zwei unterstreicht die Fähigkeit der BLOODFLOWERZ, eingängige Clubhits schreiben zu können. Wenn auch nicht ganz so offensichtlich wie der Opener, entpuppt sich auch „Damaged Promises“ als poppiges Stück, das durch ein geschickt eingesetztes Keyboard, eine intuitive Melodieführung und den daraus resultierenden Ohrwurm-Chorus ähnliche Qualitäten offenbart wie „Sajida’s Song“.

03. The Last Dance
Wie der Titel schon vermuten lässt, handelt es sich auch bei „The Last Dance“ um eine sehr tanzbare Nummer, die zu Beginn mit elektronisch-maschinellem Drumming seine Tanzflächenambitionen unterstreicht. Im Verlauf des Songs verlieren sich diese jedoch und machen einer ausgeprägten Eingängigkeit Platz, dank derer „The Last Dance“ auch als Nachfolgesingle zu „Sajida’s Song“ durchgehen könnte.

04. Healing Hearts
„Healing Hearts“ ist am ehesten als etwas zu schnell geratene Powerballade zu beschreiben und setzt verstärkt auf fette Gitarren. Besonders fällt Kirstens große stimmliche Bandbreite auf, die sich in den Backing Vocals fortsetzt. Nach drei Krachern ein insgesamt eher unauffälliger Song.

05. Illusionary Fields
Was die Stimmung angeht, macht „Illusionary Fields“ ein ganz neues Fass auf. Herrschten bislang leicht verdauliche Songs vor, gibt sich „Illusionary Fields“ nun betont doomig und verbreitet düstere Atmosphäre. Sakrale Chöre begleiten den Song im Hintergrund, der in einem eingängigen, pathetischen Chorus gipfelt. Das Stück gleicht einer Wanderung durch verschiedene Stimmungen. Es beginnt düster, erhält in seinem Verlauf einen positiven Akzent, um danach zu seinem düsteren Anfang zurückzukehren.

06. Anthem For A Stranger
„Anthem For A Stranger“ ist der erste von zwei Songs auf „Dark Love Poems“, bei dem die Band mit einem Gastmusiker zusammengearbeitet hat. Im Fall von „Anthem For A Stranger“ verleiht Birgit Muggenthaler von SCHANDMAUL mit ihrer Schalmei dem Song orientalisches Flair. Trotz seines eher verhaltenen Midtempos entwickelt der Track ein treibendes Moment, wirkt dabei nicht nur aufgrund des stilfremden Instruments erfrischend und weniger poppig als seine Vorgänger.

07. Violent Voices
Leider hat „Violent Voices“ nichts mit BILLY TALENTs „Voices Of Violence“ zu tun. Punkten kann der Track aber trotzdem, denn er ist Metal. Vielleicht liegt es daran, dass man dafür Ex-Gitarrist Dani mit an Bord geholt hat? Jedenfalls gibt sich der Midtempo-Song passend zum Titel sehr riffbetont, durchschlagskräftig und energiegeladen.

08. The Fool And The King
Nach Birgit ist nun Anna Kränzlein (ebenfalls SCHANDMAUL) an der Reihe, ihren Beitrag zu „Dark Love Poems“ zu leisten. In den sonst recht treibenden Song mit seinen fetten Gitarren bringt ihre Geige eine kontrastierende, balladeske, mittelalterlich angehauchte Note ein, und weckt so Erinnerungen an frühe TRISTANIA.

09. Dark Angel
Bislang konnte „Dark Love Poems“ ziemlich konstant überzeugen. Warum man mit dem Titel von Song Nummer neun allerdings mit Anlauf ins ausgetrampeltste aller Gothic-Klischee-Fettnäpfchen springen und den unvermeidlichen dunklen Engel bringen muss, erschließt sich mir wirklich nicht. Der hätte echt nicht sein müssen, zumal der Song auch überhaupt nicht zum Titel passt. Die dunkle Angel ist hier nämlich ein Liebeslied im klassischen Sinn und stellt nicht nur aufgrund ihrer positiven Lyrics, sondern auch aufgrund ihrer frühlingshaften Stimmung einen Kontrast zum sonst vorherrschenden düsteren Moment des Albums dar. Gitarrist Jogi stellt dabei seine Begabung an den Tasten unter Beweis, trägt aber auch mit der Akustischen zur Atmosphäre dieser Ballade bei, die einmal mehr von Kirstens enormer stimmlicher Bandbreite getragen wird. Es gibt wirklich keinen Grund, warum dieser Track einen so dämlichen Titel verdient hat. Zum Glück sind Namen eh Schall und Rauch.

10. Queen Of The Freakshow
Ein eher unauffälliges Stück verbirgt sich hinter „Queen Of The Freakshow“, das hauptsächlich durch seinen von Synthie-Streichern getragenen Pathos auffällt, der die Verzweiflung des Songs zum Ausdruck bringt.

11. Cruel Game
Mit „Cruel Game“ gibt es noch einmal einen ziemlich metallischen Song auf die Ohren, bei dem Bassist Jan mit einigen beherzten Grunzern sein Scherflein zur gesanglichen Seite beiträgt. Ob man die Keyboardbegleitung wirklich braucht, hätte man sich noch einmal überlegen können, da ich glaube, dass der Song auch sehr gut (wenn nicht gar besser?) ohne funktioniert hätte und dadurch vielleicht noch eine etwas ausgeprägtere Metal-Kante behalten hätte. Dennoch entwickelt der Song eine ziemliche Dynamik, die mit einem mehr als überraschenden, sehr abrupten Ende zu einem plötzlichen Halt kommt.

12. Dead Love (A Necrology)
Ganz in der traditionellen Dramaturgie eines Albumaufbaus steht auch am Schluss von „Dark Love Poems“ eine Halbballade, die mit melancholischen, fast sentimentalen Klängen das Album noch einmal resümiert. Mit seiner Schwermut stellt der Song einen starken Kontrast zum poppig-tanzbaren Beginn des Albums dar. Damit beschließt „Dead Love“ ein Album, das so ziemlich für jede Stimmung einen entsprechenden Song zu bieten hat.

17.04.2006
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